Aus Respekt vor den Opfern der grausamen Anschläge von Paris hat die ARD die Premiere der „Tatorte“ mit Til Schweiger auf das kommende Jahr geschoben. Es passe einfach nicht in diese Wochen, eine Krimireihe zu zeigen, in der es auch um einen terroristischen Angriff geht. Soweit die Begründung, die halbherzig daherkommt, da sowohl ARD als auch ZDF seit dem Anschlägen in Paris nicht damit fertig werden, das Publikum mit Terror"experten", Terrorberichten, Terrormärchen, Terrortalks und Terrorwarnungen zu belästigen und sich dabei noch einbilden, dass eine komfortable Mehrheit diese Programmentscheidungen als wünschenswert empfindet.
Ein paar Tage später war es eine angemessene Entscheidung pro Krimi, wenn ein Stadion in Hannover wegen akuter Terrorgefahr geräumt wird? Merkürdig. Und noch merkwürdiger das Gebaren der Sender an diesem Abend.
Wie man es auch dreht und wendet, die krampfhaft um Empathie und Respekt bemühten Programmentscheider müssten - wenn sie ehrlich wären - jeden zweiten Tag das Programm ändern, denn der weltweite Terror, die Polizeigewalt, die Kriege um Ressourcen und Religionen fordern ununterbrochen Opfer, deren Würde mit Füßen getreten wurde/wird. Die Ungleichgewichtung von Menschenleben durch Politik und Medien ist Rassismus pur und es wird Zeit, dass angesichts der gängigen Sonderbehandlung und Sonderwürdigungen ein Exempel statuiert wird. Vielleicht eine Grundsatzentscheidung zum medialen Umgang mit der Würde der Opfer von Kriegen und Terror vor einem hohen Gericht?Was möchte man im Fernsehen sehen, wenn ein Stadion in Hannover wegen akuter Terrorgefahr geräumt wird? Die Antwort von ARD und ZDF: Krimis. Die Öffentlich-Rechtlichen haben an diesem denkwürdigen TV-Abend versagt.
Der Autor des eingangs verlinkten Textes „Nach den Pariser Anschlägen: Zensiert sich das Fernsehen selbst?“ hat bei der ARD um eine Stellungnahme gebeten. Fragen und die Antworten: Programmänderungen nach den Terroranschlägen in Paris – Das sagt die ARD