Arbeitsbedingungen im ÖRR
Verfasst: 9. April 2014, 16:46
Ich möchte als Gebührenzahler nicht nur keine Intellektuellen Flachzangen als Moderatoren bezahlen, sondern mit meinen Gebühren auch den "Basisarbeitern" eine menschenwürdiges Leben ermöglichen.
Deshalb möchte ich auf den Facebook Beitrag eines Kameramanns hinweisen:
"Heute mal etwas aus ganz eigener und rein beruflicher Sicht.
Auf Grund der extrem miesen Lage der Freelancer in TV-Bereich möchte ich mit einem offenen Brief auf unsere Lage aufmerksam machen.
Ich möchte hier keineswegs eine Disskusion über die GEZ vom Zaun brechen, die ich im übrigen befürworte.
Hier gehts um die Damen und Herren, die dafür sorgen, dass man was hört, das ganze im rechten Licht steht, die Klamotten passen, bei Bedarf auch die Kulisse nach was aussieht, die das ganze letzendlich ins Bild setzen, und last but not least der arme Mensch, der das Ergebnis dann zu einem sendefähigen Beitrag umbaut!
Kurzum...die Base !!!
Mein Name ist Christian Beer, ich bin freier Kameramann und Cutter. Ich lebe mit meiner Familie in Thüringen.
Seit dem Jahre 1995 arbeite ich hauptberuflich in der Medien-und TV-Branche.
Ich bin als Kameraassistent, Kameramann ,Cutter und Bildmischer im Live-und EB-Bereich tätig.
Von 1995 bis 2004 war ich fest angestellt in einer TV-Produktionsfirma in Arnstadt/Thüringen.
Seit 2004 bin ich freiberuflich hauptsächlich im Landesfunkhaus Thüringen (MDR) und dem Landesstudio des ZDF in Erfurt als Kameraassistent/Kameramann und seit 2006 ausschließlich als Kameramann tätig.
Wie in Thüringen so üblich, wurde ich als solcher nur über freie Produktionsfirmen, die Technik und Personal für die TV-Sender vorhalten, eingekauft.
Damalige Tagessätze lagen bei 130/150,- zzgl. MwSt. für den Ton-Assistenten,
Kameramann 180/200,- zzgl. MwSt. für volle Schichten. (10h+0,5h Pause)
Diese Sätze standen wohl seit 1996 bis heute fest im Raum.
Daran wurde wenig geändert. Das Auskommen war schwer, aber man konnte davon
leben. Es war ein monatliches Pensum von 20-25 Drehtagen nötig, um den Monat als erfolgreich bezeichnen zu können.
Feiertags-und Sonntagszuschläge wurden gezahlt, allerdings unter dem von den Sendern angg. Tarif.
Dank einer guten Akquise und dem Wohlwollen der freien Producer erreichte ich dieses Pensum häufig.
Die meisten Aufträge konnte ich über die MCS generieren.
Trotz Sie eine direkte „Tochter“ des MDR ist, muss man sie ebenso als Freie
Produktionsfirma auf dem Markt betrachten.
Die Arbeit machte Spaß und gab mir Würde und Freude am Job.
Damals schon sehr auffällig war die Starre in den Tagesgagen.
Inflationsraten und Anpassungen durch Preissteigerungen wurden stets und geflissentlich ignoriert. Ein Umstand, der mich da schon erheblich störte.
Im Jahre 2011 brachen die Umsätze, hauptsächlich durch den von M.Kirchhoff
ausgelösten Betrugsskandal im KIKA völlig zusammen.
Der KIKA produzierte praktisch ein 3/4 Jahr gefühlt nicht, und war durch die
Untersuchung der Kommission des MDR als Rechnungsfrühende Anstalt völlig paralysiert.
Gerüchteweise hörte man damals auch, dass der Intendant des MDR, Herr Dr. Udo Reiter den von Kirchhoff veruntreuten Betrag auch sofort aus dem künftigen Etat des KIKA gestrichen hatte.
Dr. Reiter wusste offensichtlich nicht um die Produktionsbedingungen des KIKA unter
Kirchhoff, die zum Teil katastrophal waren, und hätte somit viele, trotzdem hoch
motivierte, Mitarbeiter für das Unvermögen eines Einzelnen bestraft.
Weiter begann auch im Frühjahr 2011 die Jagt der BfA auf Freiberufler zur Generierung von Beitragszahlern in die staatliche Rentenkasse.
Manch Producer ließ sich von der BfA einschüchtern und beschäftigte "freie
Mitarbeiter/Freiberufler" nur noch "auf Lohnsteuerkarte".
Finanziell gesehen für uns alle eine absolute Katastrophe, da viele Kollegen, sowie auch ich selbst mehrere Auftraggeber hatten, somit man für einen AG auf LSK1,für alle weiteren auf LSK6 hätten arbeiten müssen.
Bei den in Thüringen gängigen Honoraren ein unhaltbarer Zustand!!!
ZDF wie MDR/KIKA waren und sind nach wie vor davon betroffen.
Durch die im KIKA Skandal bedingten Umsatzeinbrüche und Aberkennung der
Freiberuflerschaft durch die BfA maximierte sich der Umsatzverlust.
Mein Steuerberater und auch das Finanzamt waren durch diese Situation überfordert, da es aus deren Sicht keinerlei rechtliche Grundlage für dieses Verhalten der BfA gab.
Dazu sei auch erwähnt, das wir zwar "via Lohnsteuerkarte" beschäftigt wurden, also nach BfA "Arbeitnehmerähnlich", jedoch keinerlei Rechte (bezahlten
Urlaub/Weihnachtsgelder/Leistungsprämien) eines Arbeitnehmers hatten.
Auch trugen wir ja nach wie vor das alleinige Unternehmerische Risiko, eine
Beschäftigungsgarantie oder ähnliche Zusagen gab es nicht.
Ich bemühte mich damals auch, für die Tage der "Nichtbeschäftigung" Arbeitslosengeld zu beziehen, da ich ja auch Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einzahlte.
Dieser Rechtsanspruch wurde anfänglich von der ARGE bestätigt, jedoch vor der ersten Auszahlung widerrufen, mit der Begründung, "Ich stünde dem Arbeitsmarkt nicht stet zur Verfügung." Auf die Frage, warum ich dann Beiträge einzahle, bekam ich zur Antwort, dass dies nicht deren sondern mein Problem sei.
Nach der Beantragung des Statusfeststellungsverfahrens nach Sozialgesetzbuch, nach einigen, eher als windig zu bezeichnenden, Ablehnungen durch die BfA und
Widersprüchen durch meinen Anwalt, gab die BfA nach Androhung einer Klage auf, und bestätigte meinen mir zustehenden Status als Freiberufler wieder.
Das ganze Verfahren zog sich über fast 18 Monate hin.
Auch hier, bis in den aktuellen Zeitraum hinein geführte Gespräche, führten zu keinerlei Anpassung der Tagesgagen, noch führten sie zu einer regelmäßigeren und planbaren Beschäftigung.
Im Gegenteil! Durch das 2013 neu eingeführte Rankingverfahren in der Auftragsvergabe, ist es dem MDR gelungen noch mehr Unfrieden und Misstrauen in die Thüringer Branche zu bringen.
Der seither vorherrschende Zustand ist eines öffentlich rechtlich geführten Senders nicht würdig und erinnert eher an Drückermethoden und Erbsenzählerei.
Gefragt sind die niedrigsten Preise, weder Talente und Begabungen werden hinterfragt.
Die Aufträge werden weniger, die Gagen/Honorare bleiben auf dem Stand von 1996!
Vielen freien Mitarbeitern wurde im Laufe der Zeit dadurch die Lebensgrundlage
entzogen. Im Gegenzug dazu erwarten die Sender/AG von uns Kreativität, Professionalität und eine schnelle und korrekte Arbeitsweise.
Man erwartet von uns, dass wir einen Sender/AG in der Öffentlichkeit vor Ort - auf Dreh, bei den Zuschauern auch repräsentieren!
Dabei wissen viele von uns nicht einmal wirklich, wie es morgen, geschweige denn
kommende Woche oder gar kommenden Monat weiter geht!
Die Wenigsten sind in der Lage, ihre Familie würdig zu ernähren!
An Urlaub oder gestaltete Freizeit mit Familien oder einem sozialen Umfeld gar nicht zu denken!
WAS muss sich ändern?
1.Wenn man Qualität erwartet, muss diese auch entsprechend honoriert, und nicht mit einem Salär auf dem Stand von 1996 bedacht werden.
2.Bei Einsparmaßnahmen wird wieder, wie schon so oft, am Kern eines TV/Radio-
Senders, am Programm ansich gespart. Das muss aufhören!
Es gibt einen Sendeauftrag, keinen Verwaltungsauftrag!
3. Das Herz und die Seele jedes TV/Radio-Senders sind Kreativität und Intuition seiner Mitarbeiter, egal ob „fest“ oder „frei“.
Die Motivation und der Spaß am Job ist maßgeblich für gute, qualitativ hochwertige
Sendungen. Gute Sendungen werden, wie wir ja alle wissen, entsprechend vom Zuschauer in Form von Quoten und positivem Feedback honoriert.
Das kann aber nur von Menschen erbracht werden, die den Kopf dafür auch frei haben, motiviert sind, und nicht überlegen müssen, wie es in der kommenden Woche weiter gehen soll, oder ständig Bedenken und Angst haben, Ihren ohnehin schon wackligen Job zu verlieren!
Von Motivation und dem Bewusstsein einer die Verantwortung gegenüber den freien
Mitarbeitern ist wenig bis nichts zu spüren.
Sie werden als Notnagel eingesetzt. Von Planbarkeit und einer daraus resultierenden
spürbaren Lebensqualität kaum eine Spur.
4. Eine EINEINdeutige Klärung des Status gegenüber der BfA nach geltendem Gesetz!
Das, was die BfA als Gründe für eine Aberkennung der Freiberuflerschaft anführt, sind lediglich Regeln der BfA, kein deutsches Gesetz.
Wenn wir schon als Freiberufler ohne Verträge für die AG/Sender arbeiten, dann sollte uns mindestens dieser Status erhalten bleiben, und das entsprechend dem Stand von 2014 honoriert werden!
Weil WIR tragen ebeso wie die Producer das wirtschaftliche Risiko,letztendlich egal ob auf Lohnsteuerkarte oder freiberuflich!
Fazit aus den letzten Jahren für mich ganz persönlich und auch aus meiner höchst
subjektiven Sicht:
Der Beruf als Kameramann ist für mich mehr Berufung als Beruf, das steht für mich fest. Ich habe meinen Job immer geliebt, und aus diesem Grund sicher auch viel zu viele Abstriche gemacht.
Die Leidtragenden an dieser Situation sind in erster Linie meine Familie, die zu 100% von meinem Einkommen abhängig ist.
Nach 10 Jahren als freiberuflicher Kameramann muss ich ganz eindeutig sagen, dass es unter den gegebenen momentanen Bedingungen nicht möglich ist, davon zu leben noch eine Familie zu ernähren!
Gespräche mit Kollegen in ähnlichen Situationen bestätigen das. Meine Lage ist kein
Einzelfall!
Die Bezahlung und der Umgang mit freien Mitarbeitern jedes Gewerkes erinnert eher an das Dasein eines Tagelöhners, als an hochgradig spezialisierte Profis der Branche, die oftmals auf Grund ihrer Flexibilität im Beruf die stärkste Säule eines Radio/TV-Senders darstellen.
Jeder Sender sollte sich schleunigst darüber klar werden, wo er ohne freie
Mitarbeiter stünde.
Auch habe ich in den letzten Wochen festellen müssen, dass es vielen freien Kollegen regelrecht peinlich ist, über dieses Problem zu reden. Man hört nur hinter vorgehaltener Hand davon.
Viele haben Angst, die ohnehin wenigen Aufträge auch noch zu verlieren.
Sicher auch ein Umstand, der Preisdrückereien Vorschub leistet.
Es bedarf dringendst einer vollen Überdenkung und Überarbeitung der
Arbeitsbedingungen und Honorare aller Gewerke.
Es ist allerhöchste Eisenbahn, hier stehen die Existenzen der „Freien“ auf dem Spiel!
Wenn die Medienlandschaft in Thüringen wieder kreativ, bunt und innovativ werden soll, dann muss dringend etwas geschehen.
Unter den momentan herrschenden Umständen wird das aktuelle Konstrukt in Kürze
zusammenbrechen und der Medienvielfalt des Freistaates einen schwerern Imageverlust zufügen.
Christian Beer
freier Kameramann/Cutter
Eigentlich hat der Gebührenzahler da eine Verantwortung, wer hat da eine Idee, wie das zu befördern wäre?
Deshalb möchte ich auf den Facebook Beitrag eines Kameramanns hinweisen:
"Heute mal etwas aus ganz eigener und rein beruflicher Sicht.
Auf Grund der extrem miesen Lage der Freelancer in TV-Bereich möchte ich mit einem offenen Brief auf unsere Lage aufmerksam machen.
Ich möchte hier keineswegs eine Disskusion über die GEZ vom Zaun brechen, die ich im übrigen befürworte.
Hier gehts um die Damen und Herren, die dafür sorgen, dass man was hört, das ganze im rechten Licht steht, die Klamotten passen, bei Bedarf auch die Kulisse nach was aussieht, die das ganze letzendlich ins Bild setzen, und last but not least der arme Mensch, der das Ergebnis dann zu einem sendefähigen Beitrag umbaut!
Kurzum...die Base !!!
Mein Name ist Christian Beer, ich bin freier Kameramann und Cutter. Ich lebe mit meiner Familie in Thüringen.
Seit dem Jahre 1995 arbeite ich hauptberuflich in der Medien-und TV-Branche.
Ich bin als Kameraassistent, Kameramann ,Cutter und Bildmischer im Live-und EB-Bereich tätig.
Von 1995 bis 2004 war ich fest angestellt in einer TV-Produktionsfirma in Arnstadt/Thüringen.
Seit 2004 bin ich freiberuflich hauptsächlich im Landesfunkhaus Thüringen (MDR) und dem Landesstudio des ZDF in Erfurt als Kameraassistent/Kameramann und seit 2006 ausschließlich als Kameramann tätig.
Wie in Thüringen so üblich, wurde ich als solcher nur über freie Produktionsfirmen, die Technik und Personal für die TV-Sender vorhalten, eingekauft.
Damalige Tagessätze lagen bei 130/150,- zzgl. MwSt. für den Ton-Assistenten,
Kameramann 180/200,- zzgl. MwSt. für volle Schichten. (10h+0,5h Pause)
Diese Sätze standen wohl seit 1996 bis heute fest im Raum.
Daran wurde wenig geändert. Das Auskommen war schwer, aber man konnte davon
leben. Es war ein monatliches Pensum von 20-25 Drehtagen nötig, um den Monat als erfolgreich bezeichnen zu können.
Feiertags-und Sonntagszuschläge wurden gezahlt, allerdings unter dem von den Sendern angg. Tarif.
Dank einer guten Akquise und dem Wohlwollen der freien Producer erreichte ich dieses Pensum häufig.
Die meisten Aufträge konnte ich über die MCS generieren.
Trotz Sie eine direkte „Tochter“ des MDR ist, muss man sie ebenso als Freie
Produktionsfirma auf dem Markt betrachten.
Die Arbeit machte Spaß und gab mir Würde und Freude am Job.
Damals schon sehr auffällig war die Starre in den Tagesgagen.
Inflationsraten und Anpassungen durch Preissteigerungen wurden stets und geflissentlich ignoriert. Ein Umstand, der mich da schon erheblich störte.
Im Jahre 2011 brachen die Umsätze, hauptsächlich durch den von M.Kirchhoff
ausgelösten Betrugsskandal im KIKA völlig zusammen.
Der KIKA produzierte praktisch ein 3/4 Jahr gefühlt nicht, und war durch die
Untersuchung der Kommission des MDR als Rechnungsfrühende Anstalt völlig paralysiert.
Gerüchteweise hörte man damals auch, dass der Intendant des MDR, Herr Dr. Udo Reiter den von Kirchhoff veruntreuten Betrag auch sofort aus dem künftigen Etat des KIKA gestrichen hatte.
Dr. Reiter wusste offensichtlich nicht um die Produktionsbedingungen des KIKA unter
Kirchhoff, die zum Teil katastrophal waren, und hätte somit viele, trotzdem hoch
motivierte, Mitarbeiter für das Unvermögen eines Einzelnen bestraft.
Weiter begann auch im Frühjahr 2011 die Jagt der BfA auf Freiberufler zur Generierung von Beitragszahlern in die staatliche Rentenkasse.
Manch Producer ließ sich von der BfA einschüchtern und beschäftigte "freie
Mitarbeiter/Freiberufler" nur noch "auf Lohnsteuerkarte".
Finanziell gesehen für uns alle eine absolute Katastrophe, da viele Kollegen, sowie auch ich selbst mehrere Auftraggeber hatten, somit man für einen AG auf LSK1,für alle weiteren auf LSK6 hätten arbeiten müssen.
Bei den in Thüringen gängigen Honoraren ein unhaltbarer Zustand!!!
ZDF wie MDR/KIKA waren und sind nach wie vor davon betroffen.
Durch die im KIKA Skandal bedingten Umsatzeinbrüche und Aberkennung der
Freiberuflerschaft durch die BfA maximierte sich der Umsatzverlust.
Mein Steuerberater und auch das Finanzamt waren durch diese Situation überfordert, da es aus deren Sicht keinerlei rechtliche Grundlage für dieses Verhalten der BfA gab.
Dazu sei auch erwähnt, das wir zwar "via Lohnsteuerkarte" beschäftigt wurden, also nach BfA "Arbeitnehmerähnlich", jedoch keinerlei Rechte (bezahlten
Urlaub/Weihnachtsgelder/Leistungsprämien) eines Arbeitnehmers hatten.
Auch trugen wir ja nach wie vor das alleinige Unternehmerische Risiko, eine
Beschäftigungsgarantie oder ähnliche Zusagen gab es nicht.
Ich bemühte mich damals auch, für die Tage der "Nichtbeschäftigung" Arbeitslosengeld zu beziehen, da ich ja auch Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einzahlte.
Dieser Rechtsanspruch wurde anfänglich von der ARGE bestätigt, jedoch vor der ersten Auszahlung widerrufen, mit der Begründung, "Ich stünde dem Arbeitsmarkt nicht stet zur Verfügung." Auf die Frage, warum ich dann Beiträge einzahle, bekam ich zur Antwort, dass dies nicht deren sondern mein Problem sei.
Nach der Beantragung des Statusfeststellungsverfahrens nach Sozialgesetzbuch, nach einigen, eher als windig zu bezeichnenden, Ablehnungen durch die BfA und
Widersprüchen durch meinen Anwalt, gab die BfA nach Androhung einer Klage auf, und bestätigte meinen mir zustehenden Status als Freiberufler wieder.
Das ganze Verfahren zog sich über fast 18 Monate hin.
Auch hier, bis in den aktuellen Zeitraum hinein geführte Gespräche, führten zu keinerlei Anpassung der Tagesgagen, noch führten sie zu einer regelmäßigeren und planbaren Beschäftigung.
Im Gegenteil! Durch das 2013 neu eingeführte Rankingverfahren in der Auftragsvergabe, ist es dem MDR gelungen noch mehr Unfrieden und Misstrauen in die Thüringer Branche zu bringen.
Der seither vorherrschende Zustand ist eines öffentlich rechtlich geführten Senders nicht würdig und erinnert eher an Drückermethoden und Erbsenzählerei.
Gefragt sind die niedrigsten Preise, weder Talente und Begabungen werden hinterfragt.
Die Aufträge werden weniger, die Gagen/Honorare bleiben auf dem Stand von 1996!
Vielen freien Mitarbeitern wurde im Laufe der Zeit dadurch die Lebensgrundlage
entzogen. Im Gegenzug dazu erwarten die Sender/AG von uns Kreativität, Professionalität und eine schnelle und korrekte Arbeitsweise.
Man erwartet von uns, dass wir einen Sender/AG in der Öffentlichkeit vor Ort - auf Dreh, bei den Zuschauern auch repräsentieren!
Dabei wissen viele von uns nicht einmal wirklich, wie es morgen, geschweige denn
kommende Woche oder gar kommenden Monat weiter geht!
Die Wenigsten sind in der Lage, ihre Familie würdig zu ernähren!
An Urlaub oder gestaltete Freizeit mit Familien oder einem sozialen Umfeld gar nicht zu denken!
WAS muss sich ändern?
1.Wenn man Qualität erwartet, muss diese auch entsprechend honoriert, und nicht mit einem Salär auf dem Stand von 1996 bedacht werden.
2.Bei Einsparmaßnahmen wird wieder, wie schon so oft, am Kern eines TV/Radio-
Senders, am Programm ansich gespart. Das muss aufhören!
Es gibt einen Sendeauftrag, keinen Verwaltungsauftrag!
3. Das Herz und die Seele jedes TV/Radio-Senders sind Kreativität und Intuition seiner Mitarbeiter, egal ob „fest“ oder „frei“.
Die Motivation und der Spaß am Job ist maßgeblich für gute, qualitativ hochwertige
Sendungen. Gute Sendungen werden, wie wir ja alle wissen, entsprechend vom Zuschauer in Form von Quoten und positivem Feedback honoriert.
Das kann aber nur von Menschen erbracht werden, die den Kopf dafür auch frei haben, motiviert sind, und nicht überlegen müssen, wie es in der kommenden Woche weiter gehen soll, oder ständig Bedenken und Angst haben, Ihren ohnehin schon wackligen Job zu verlieren!
Von Motivation und dem Bewusstsein einer die Verantwortung gegenüber den freien
Mitarbeitern ist wenig bis nichts zu spüren.
Sie werden als Notnagel eingesetzt. Von Planbarkeit und einer daraus resultierenden
spürbaren Lebensqualität kaum eine Spur.
4. Eine EINEINdeutige Klärung des Status gegenüber der BfA nach geltendem Gesetz!
Das, was die BfA als Gründe für eine Aberkennung der Freiberuflerschaft anführt, sind lediglich Regeln der BfA, kein deutsches Gesetz.
Wenn wir schon als Freiberufler ohne Verträge für die AG/Sender arbeiten, dann sollte uns mindestens dieser Status erhalten bleiben, und das entsprechend dem Stand von 2014 honoriert werden!
Weil WIR tragen ebeso wie die Producer das wirtschaftliche Risiko,letztendlich egal ob auf Lohnsteuerkarte oder freiberuflich!
Fazit aus den letzten Jahren für mich ganz persönlich und auch aus meiner höchst
subjektiven Sicht:
Der Beruf als Kameramann ist für mich mehr Berufung als Beruf, das steht für mich fest. Ich habe meinen Job immer geliebt, und aus diesem Grund sicher auch viel zu viele Abstriche gemacht.
Die Leidtragenden an dieser Situation sind in erster Linie meine Familie, die zu 100% von meinem Einkommen abhängig ist.
Nach 10 Jahren als freiberuflicher Kameramann muss ich ganz eindeutig sagen, dass es unter den gegebenen momentanen Bedingungen nicht möglich ist, davon zu leben noch eine Familie zu ernähren!
Gespräche mit Kollegen in ähnlichen Situationen bestätigen das. Meine Lage ist kein
Einzelfall!
Die Bezahlung und der Umgang mit freien Mitarbeitern jedes Gewerkes erinnert eher an das Dasein eines Tagelöhners, als an hochgradig spezialisierte Profis der Branche, die oftmals auf Grund ihrer Flexibilität im Beruf die stärkste Säule eines Radio/TV-Senders darstellen.
Jeder Sender sollte sich schleunigst darüber klar werden, wo er ohne freie
Mitarbeiter stünde.
Auch habe ich in den letzten Wochen festellen müssen, dass es vielen freien Kollegen regelrecht peinlich ist, über dieses Problem zu reden. Man hört nur hinter vorgehaltener Hand davon.
Viele haben Angst, die ohnehin wenigen Aufträge auch noch zu verlieren.
Sicher auch ein Umstand, der Preisdrückereien Vorschub leistet.
Es bedarf dringendst einer vollen Überdenkung und Überarbeitung der
Arbeitsbedingungen und Honorare aller Gewerke.
Es ist allerhöchste Eisenbahn, hier stehen die Existenzen der „Freien“ auf dem Spiel!
Wenn die Medienlandschaft in Thüringen wieder kreativ, bunt und innovativ werden soll, dann muss dringend etwas geschehen.
Unter den momentan herrschenden Umständen wird das aktuelle Konstrukt in Kürze
zusammenbrechen und der Medienvielfalt des Freistaates einen schwerern Imageverlust zufügen.
Christian Beer
freier Kameramann/Cutter
Eigentlich hat der Gebührenzahler da eine Verantwortung, wer hat da eine Idee, wie das zu befördern wäre?