Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

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Maren
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Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

Beitrag von Maren »

08.12.2016

Programmbeschwerde: Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 17305.html
http://www.tagesschau.de/ausland/aleppo-501.html

Sehr geehrte Damen und Herren des NDR-Rundfunkrats,
sehr geehrter Herr Intendant Marmor,

ARD-aktuell macht sich vor der absehbaren und verdienten Niederlage noch einmal vollkommen kritik- und rückgratlos zum Sprachrohr des westlichen Kriegsbündnisses gegen Syrien. Während die syrische Armee im eigenen Land das tut, was jede Armee jedes souveränen Staates auch tun würde, nämlich ihre Städte von Terroristengesindel, ausländischen Söldnern und Dschihadisten zu befreien, übernimmt die Tagesschau uneingeschränkt Sprache und Aussagen einer das Völkerrecht und das Völkerstrafrecht missachtenden Bellizisten-Allianz. In diesem Duktus befreit die Armee Aleppo nicht von einer internationalen Mördererbande, sondern „erobert es zurück“, von den „Rebellen“, versteht sich. Die 20-Uhr-Tageschau meldet am 7.12.16 unreflektiert wie eh und je

Sechs westliche Staaten haben die Angriffe (sic!) der Syrischen Regierung (sic!) auf Aleppo scharf verurteilt .... Die USA, Kanada, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien kritisieren in ihrer gemeinsamen Erklärung auch, dass Russland und der Iran das syrische Regime unterstützen....

und unterlässt ein weiteres Mal jeden Hinweis darauf, dass die genannten sechs Staaten unter Bruch des Völkerrechts selber in Syrien bombardieren bzw. dem kriminellen Bombardement militärisch und logistisch assistieren; die Tagesschau erinnert nicht daran, dass diese unheilige Allianz das internationale Terroristenpack berät, anleitet und mit Nachschub versorgt; verschweigt geflissentlich, dass jetzt auch Kairo sich mit Damaskus verständigt hat und ägyptische Hubschraubereinheiten an der Seite der syrischen Armee gegen die Terroristenbande kämpfen. Lieber lässt die Hamburger Redaktion ihren Kairo-Korrespondenten Alexander Stenzel aus West-Aleppo schwadronieren, wegen der heftigen Bombardierungen sei es

„...nur eine Frage der Zeit, bis Ost-Aleppo komplett folgt. Das sagen selbst Oppositionsaktivisten.“

Und während sich der mit Propaganda ohnehin schon vollgepumpte Zuschauer das Tagesschau-Synonym für islamistische Kopfabschneider – nämlich „Oppositionsaktivisten“! – noch auf dem Trommelfell zergehen lassen muss, maximiert die Hamburger Redaktion auf tagesschau.de im Internet die westliche Desinformation. Unter den Titeln

Feuerpause gefordert - Warum Weiterkämpfen sinnlos ist
Stand: 07.12.2016 17:27 Uhr

verzichtet sie auf notwendige Sachinformation, zum Beispiel darüber, dass das syrische und das russische Militär den Terroristen seit Wochen zwei Fluchtwege freihalten, über die sie unbewaffnet jederzeit gefahrlos abziehen könnten; dass sich bereits etliche hundert – allein an diesem Tag 108 – ergeben haben und bis auf wenige Ausnahmen von der syrischen Regierung sofort amnestiert wurden; dass Russland die Bevölkerung Ost-Aleppos seit Wochen mit umfangreichen Nahrungsmittellieferungen versorgt und mobile Lazarette für sie eingerichtet hat; dass die syrische Armee die Trinkwasserversorgung für Ost-Aleppo wiederhehrgestellt hat usw. usw. Stattdessen verbreitet die Redaktion die Propaganda der Dschihadisten, leitet eine agitatorische Entgleisung ihres Korrespondenten mit der Bemerkung

„Sofortiger Waffenstillstand für Aleppo ... Auch die Rebellen im Ostteil verlangen eine Feuerpause. Carsten Kühntopp über Assads brutale Kriegstaktik ...“

ein und erlaubt ihm tatsächlich, statt journalistisch sauberer Befunde schäumende Hetze abzusondern. Sein Erguss wäre schon als Kommentar unsäglich und überschritte wegen spekulativer Maßlosigkeit und Unsachlichkeit selbst die für Meinungsäußerungen geltenden Grenzen des im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Erlaubten. Doch die Hamburger Redaktion gibt den Beitrag auch noch als „Meldung“ aus. Nachfolgend ist er komplett zitiert, die Hervorhebungen (außerhalb der Zwischentitel) haben wir vorgenommen.

Von Carsten Kühntopp, ARD-Studio Kairo
Ostaleppo steht vor dem Fall. Seit 2012 ist dieser Teil der einstigen Wirtschaftsmetropole in der Hand der Aufständischen. Nun ist es wohl nicht mehr eine Frage von Monaten oder Wochen, sondern nur noch von Tagen, bis die Rebellen dort geschlagen sind und die Stadt wieder vollständig in der Hand von Machthaber Bashar al Assad ist.

Das Tempo, in dem die Aufständischen in den vergangenen Wochen Wohnviertel um Wohnviertel an die Assad-Einheiten verloren haben, ist überraschend. Kaum jemand hatte damit gerechnet, dass ihr Widerstand gegen die Angreifer (sic!) auf einmal so schnell kollabieren würde. Denn es ist nur wenige Monate her, dass es den Rebellen gelang, eine schmale Bresche in den Belagerungsring zu schlagen. Da sah es auf einmal so aus, als würden sie es schaffen,Assad eine empfindliche Schlappe zuzufügen.

Assads mittelalterliche Kriegstaktik (sic!)

Doch dann kam es ganz anders. Der Grund: Seit Monaten ist Ost-Aleppo von der Außenwelt abgeschnitten, es gibt kaum noch etwas zu essen und zu trinken, unablässig greifen Kampfflugzeuge an, begleitet von einem ebenso pausenlosen Artilleriebeschuss, Krankenhäuser und Kliniken wurden gezielt angegriffen und beschädigt oder zerstört. Das zermürbt auch den erfahrensten Bewaffneten, der in Ostaleppo Widerstand leistet. Und es macht das Leben für jeden in der Enklave zur Hölle.

Diese Kriegstaktik Assads ist mittelalterlich, wie die Vereinten Nationen immer wieder beklagten. Sie ist fürchterlich brutal, sie verstößt gegen die Menschenrechte, zeigt jetzt aber Wirkung. Die Unterstützung durch Russland und Iran hat Assad einen entscheidenden Vorteil gebracht, den er voll ausspielt.

Die Rebellen haben Aleppo verloren

Mitten zwischen den Fronten steckt die Zivilbevölkerung fest, mehrere Zehntausend Menschen, die entweder nicht fliehen wollen oder nicht fliehen können. Dass die Rebellenenklave, in der sie leben, immer kleiner wird, ist wie die buchstäbliche Schlinge, die sich immer weiter zuzieht - mit jedem Tag, den die Gefechte andauern, wird sie enger und enger.

Das Schicksal von Aleppo hat sich entschieden und ist nicht mehr zu ändern. Die Opposition (sic!) hat diese Stadt verloren. Die Aufständischen haben keine Möglichkeit mehr, militärisch das Blatt noch zu wenden. Weiterer Widerstand gegen die Assad-treuen Einheiten ist deshalb zwecklos.

Gewiss: Niemand weiß, was den Menschen in Ostaleppo bevorstünde, wenn die Rebellen jetzt aufgäben. Folter, Verschleppung, Racheakte - das ist nicht auszuschließen. Als gesichert darf jedoch gelten, dass Assad gnadenlos weiterbombt, wenn die Aufständischen weiterkämpfen. Das Leben von Zehntausenden ist dann in Gefahr. Deshalb müssen die Rebellen in Aleppo nun aufgeben. Das schulden sie den Zivilisten, in deren Mitte sie leben und kämpfen.

ARD-aktuell hat die Kommentarfunktion zu dieser „Meldung“ noch gleichentags geschlossen, da niemand sie genutzt hat. In der Tat, jeder Kommentar dazu erübrigt sich. Wir legen deshalb Programmbeschwerde ein.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 8. Dezember 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 8. Dezember.2016 kritisieren Sie erneut die Syrien-Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Kühntopp_geschwärzt.pdf
(1.8 MiB) 867-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
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Maren
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Re: Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde : 8.12.16 - Antwort 12.1.17

Sehr gehrte Damen und Herren des Rundfunkrates,

erstaunlich: Herr Dr. Gniffke behauptet tatsächlich, über den syrischen Bürgerkrieg objektiv berichtet zu haben, obwohl er ständig bestätigt hatte, sich fast ausschließlich aus der Quelle des Coventry-Kleiderhändlers der Syrischen Beobachtungsstelle bedient zu haben. Wie verlogen muss man sein, von Objektivität des eigenen Nachrichtenangebots zu faseln, obwohl man erst kürzlich eingeräumt hatte, man müsse auf terroristennahe Quellen – wie das AMC – aus Mangel an besseren Informationsquellen zurückgreifen.

Als wie beschämend realitätsfern erweist man sich, wenn man "Weißhelmen“ lobhuldete, die von sich behaupteten, sie hätten häufig unter Lebensgefahr „mehr als 60 000“ Verwundeten gerettet– wenn sich nun herausstellt, dass diese Typen kaum ein Bewohner in Ost-Aleppo als Retter kannte und die nach der Befreiung spurlos verschwunden sind (mit den von ihnen eingesackten fast 100 Millionen Dollar Spenden)?

Wie verkommen muss man sein, um in Deutschland als Terroristen geltende Verbrecher in Aleppo als "Rebellen" zu verharmlosen?

Es hat wenig Sinn, Dr. Gniffke darauf aufmerksam zu machen, dass er mit dem von ihm gespielten Propaganda-Part längst nicht mehr überzeugt. Seine fehlende Einsicht bestätigt letztlich seine journalistische Bösartigkeit und die Unfähigkeit, öffentlich-rechtliches Programm verantwortlich zu gestalten.

Wir jedenfalls sehen uns mit unserer Kritik in allen Punkten bestätigt. Die ARD hat sich unter der Führung Dr. Gniffkes in fataler Weise mit Terroristen gemein gemacht und sie sogar mitfinanziert. Eine schändliche Informationspolitik ist das,weit ab vom journalistischen Berufsethos, in der Grauzone zur Strafbarkeit (Unterstützung ausländischer terroristischer Vereinigungen,§129 StGB) und bar jeden menschlichen Anstands.
In diesem Sinne bleibt nur, die Stellungnahme als inakzeptabel zurückzuweisen.

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
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Re: Propaganda und Hetze statt Information über Aleppo

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf unsere Programmbeschwerde vom 8.12.16 hatten wir Ihnen zuletzt am 12.1.17 mitgeteilt, dass die NDR-Stellungnahme uns nicht überzeugt. Soweit wir es übersehen, hat es danach keine weiteren Aktivitäten gegeben.
Wir bitten deshalb um eine Sachststandsmitteilung.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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