Wahlsendung Russland – Programmbeschwerde

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Wahlsendung Russland – Programmbeschwerde

Beitrag von Maren »

To: weltspiegel@daserste.de
Subject: Wahlsendung Russland – Programmbeschwerde

Sehr geehrte Damen und Herren,

sicherlich ist Ihnen der wenig schmeichelhafte Begriff "Schweinejournalismus" bekannt, der in der schreibenden Zunft als sarkastisches Mittel verwendet wird, wenn ein Artikel auf plumper Hetze, Verunglimpfung und Meinungsmanipulation basiert. Auf genau dieses Niveau hat sich leider die gestrige Weltspiegel-Sonderausgabe zur Präsidentschaftswahl in Russland begeben!

Denn Ihre sich seit jeher durch ausgeprägte Putin-Phobie auszeichnenden "Starkorrespondenten" Lielischkies, Atai oder Virnich ließen leider nichts unversucht, ein totales Zerrbild der Lage im russischen Riesenreich zu vermitteln, ohne letztendlich umhinzukommen, die ungebrochen starken Sympathien des weitaus größten Teils der russischen Bevölkerung für Putin einräumen zu müssen. Da hilft es auch nichts, auf den angeblichen "Erlöser" Nawalny und dessen ach so schlimmes Schicksal zu verweisen, der aufgrund einer Vorstrafe nach russischer Gesetzeslage nicht kandidieren darf! Glauben Sie allen Ernstes, er hätte als Präsidentschaftskandidat auch nur den Hauch einer Chance gegen den amtierenden und mit großer Mehrheit im Amt bestätigten Präsidenten gehabt? Die im Gespräch mit Ihren Korrespondenten zu Wort gekommenen Oppositionellen, allesamt völlig unbekannte, offensichtlich eingefleischte Putinhasser, waren das schmückende Beiwerk Ihrer erneuten Propagandaschau.

Und was den berechtigten Hinweis auf stattgefundene Wahlmanipulation betrifft: Wer sagt Ihnen, dass diese zugunsten von Putin stattfand? Denn warum sollte jemand, dessen im Vorhinein feststehender haushoher Sieg gleich zu Beginn von Ihnen thematisiert wurde, auf solch lächerliche Methoden angewiesen sein? Normalerweise greift man zu derartigen Mitteln, wenn der Wahlsieg in Gefahr ist, oder? Ihre Versuche, den Aufruf des Wahlvolks zur Stimmabgabe als Wahlbeeinflussung zu interpretieren, ist obskur! Tun unsere Parteien denn etwas anderes? Und noch etwas ganz Entscheidendes: Die Wahlbeteiligung auf der Krim war verhältnismäßig hoch wie auch der für Putin abgegebene Stimmenanteil. Wenn die dortige, angeblich annektierte Bevölkerung unter dem bereits seit vier Jahren andauernden russischen Joch ernsthaft leiden würde, hätte sich doch wohl ein anderes Bild ergeben! Was hält Ihre Edelkorrespondenten, die ja bereit sind, wenn es dem beabsichtigten Zweck dienlich ist, auch mal durch Schlammlandschaften zu waten, eigentlich davon ab, eine unvoreingenommene Reportage über das Leben auf der Krim "unter russischer Fremdherrschaft" zu senden? Das wäre doch mal etwas wirklich Interessantes und Aufschlussreiches!

Zusammenfassend kann ich nur aufrichtig bedauern, was aus Ihrem ehemaligen Qualitätsmedium geworden ist!

Mit weiterhin freundlichen Grüßen

und Hoffnung auf baldige Einsicht in notwendiges Umdenken,

Reinhard Sichert
Magdeburg
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Maren
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Re: Wahlsendung Russland – Programmbeschwerde

Beitrag von Maren »

Subject: Weltspiegel Russland

Lieber Herr Sichert,

es tut uns leid, wenn ihre Wahrnehmung des Weltspiegels die ist, dass Sie glauben, wir hätten eine Sendung gegen das Land gemacht. Dies war nicht unsere Absicht. Die Sendung beinhaltet Kritik, aber auch positive, zukunftsorientierte Beiträge, sie lässt die Menschen zu Wort kommen, die sich von Putin viel erhoffen und zeigt in verständnisvoller Weise die Herausforderungen dieser großen Nation. Genau das, eine Sendung zu Russland, die vielfältige Aspekte berücksichtigt, war unser Anliegen und ist auch von vielen Menschen so wahrgenommen worden, die sich dafür bedankten, überraschende Geschichten zu sehen.

Mit bestem Gruß

ARD/WDR Fernsehen
Programmgruppe Zeitgeschehen, Europa und Ausland
Redaktion Weltspiegel
Redaktionsleitung „WDR weltweit“
Appellhofplatz 2
Filmhaus, OG 9, Raum 913
50667 Köln
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Maren
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Re: Wahlsendung Russland – Programmbeschwerde

Beitrag von Maren »

To: gremienbuero@wdr.de
Subject: Fw: Weltspiegel Russland

Sehr geehrte Mitglieder des WDR-Rundfunkrates,

nachfolgend übermittele ich Ihnen zuständigkeitshalber die Antwort der Redaktion Weltspiegel auf meine Programmbeschwerde vom 19.03.2018.

Die Rückmeldung der Redaktion erachte ich leider als nicht ausreichend und bitte ausdrücklich darum, dass sich das Aufsichtsorgan Rundfunkrat mit der Angelegenheit befasst.

Gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit noch einen Hinweis zu meiner Kritik:

Es ist mir wichtig zu betonen, dass die Zuschrift einen Tag nach der Russland-Sondersendung des Weltspiegels verfasst wurde, über dessen inhaltliche Gestaltung und Auswahl der Beiträge ich sehr verärgert war. Daraus resultiert meine teils drastische Wortwahl, die aber nichts an der Tatsache ändert, dass die Sendung m.E. nicht beabsichtigte, ein objektives Bild Russlands vor der Präsidentschaftswahl zu vermitteln, sondern darauf abzielte, Russland als tief gespaltenes Land zwischen Reichtum und tiefster Armut als Resultat einer seit Jahren verfehlten Politik des “starken Mannes” Putin darzustellen, der durch Unterdrückung der zerstrittenen Opposition und politische Verfolgung und Ausschaltung seines angeblichen Hauptwidersachers Nawalny für die Wähler notgedrungen die einzige wählbare Alternative darstellte.

Dass ein von der breiten Masse der Bevölkerung als erfolgreich betrachtetes Staatsoberhaupt durch dessen automatisch starke Medienpräsenz generell von seinem Amtsbonus zehrt und oppositionelle Kandidaten mit wenig Rückhalt in der Bevölkerung auch für die Medien unterinteressant sind, ist keine russische Besonderheit.

Mit Bitte um Antwort verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Reinhard Sichert
Magdeburg
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