Folgender Schriftwechsel bezieht sich auf diesen Post:
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft - und klären auf.
Sehr geehrte Frau Mikich,
vielen Dank für Ihre freundliche Antwort vom 23.9.2015.
Es freut mich, dass ich Sie in der Art und Weise Ihrer Berichterstattung bestärken konnte, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass insgeheim meine Hoffnung darin bestand, den Verantwortlichen einen, zumindest sehr kurzen Moment der Selbstreflektion der bisher gelieferten Ukrainekonfikt-Berichterstattung zu ermöglichen. Ich bin als Ingenieur in einem gänzlich anderen Arbeitsumfeld tätig, nichtsdestotrotz gehört es zu meinen, und den meiner Arbeitskolleginnen und Kollegen unverzichtbaren Eigenschaften, uns in regelmäßigen Zeitabständen, und eigentlich auch permanent, selbstkritisch zu hinterfragen, ob unsere Arbeit nicht weiter verbessert werden kann. Dies ist unser eigenstes Interesse und wird aber zusätzlich noch von unserem Arbeitgeber so verlangt und nicht selten stoßen wir auf Punkte und Arbeitsabläufe wo wir feststellen müssen, hier können und müssen wir uns weiter verbessern.
Dies ist elementar für uns, stehen wir doch in ständiger Konkurrenz mit anderen Betrieben, die gleiche oder ähnliche Produkte auf den Markt bringen. Zusätzlich dazu gibt es in regelmäßigen Zeitabständen Audits und auch externe Berater werden von unseren Konzernleitern immer wieder eingeladen, um unsere Arbeitsabläufe kritisch zu hinterfragen und eventuelle Fälle von Betriebsblindheit aufzuzeigen, und fast immer können auch hier Punkte entdeckt werden, die anschließend intern genauestens überprüft und besprochen werden. Wir Mitarbeiter haben vor solchen Abläufen keine Angst, im Gegenteil, wir wissen, dass es zu nichts anderem dient, als unsere Konkurrenzfähigkeit zu erhalten und sogar auszubauen. Außerdem unverzichtbar ist in unserem Unternehmen die sog. Fehlerkultur. Davon ist niemand frei, selbst unsere eigenen Chefs nicht. War Fehlerkultur früher ein Begriff den man fast ausschließlich in der Pädagogik und den Wirtschaftswissenschaften antraf, ist er heute in großen technischen Betrieben ebenfalls gang und gäbe.
Und so denke ich, ist es beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen der Programmbeirat, der diese von mir geschilderten Aufgaben übernimmt und was dieser im Juni 2014 festgestellt hat, war nun etwas, was in allen Unternehmen wo Menschen arbeiten alltäglich und nicht ungewöhnlich ist.
Lässt man sich darauf nicht ein und geht dabei sogar noch in Abwehrhaltung, ist das unsouverän und noch schlimmer, für das Unternehmen kurz- aber auch langfristig kontraproduktiv.
Sie werfen dem Film "Ukrainian Agony" Einseitigkeit vor. Dies ist zutreffend. Genauso zutreffend, wie dies in vielen Fällen bei Ihrer Berichterstattung und der Ihrer Moskaukorrespondenten im Ukrainekonflikt bisher der Fall war und ist. Jedem aufmerksamen Zuschauer ist dies nach Abgleich mit anderen Nachrichten, die nicht vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen ARD/WDR/NDR u.a. stammten aufgefallen, längst vor dem Programmbeirat der ARD.
Ihr Zitat aus Ihrer Antwort:
" Unabhängige Berichterstattung gehört zu den Grundsätzen unserer Korrespondenten. Sie lassen in ihren Reportagen beide Seiten des Konflikts zu Wort kommen."
Das ist eine glatte Lüge. Die andere Seite des Konflikts finden Sie ausschließlich in dem Film "Ukrainian Agony - Der verschwiegene Krieg". Natürlich bin ich mir dessen bewußt, dass Sie versuchen, mich für genauso dumm zu verkaufen, wie Sie dies mit den Zuschauern versuchen. Sie haben sich weder den Film angeschaut, noch das Antwortschreiben an mich selber verfasst, sondern nur im Vorbeigehen Ihre Unterschrift darunter gesetzt.
Gestatten Sie mir hier nur auf die offensichtlichsten und wichtigsten Punkte einzugehen. Bei den Protesten auf dem Maidan in Kiew, beginnend im November 2013, größtenteils von friedlichen Studenten und anderen Teilen der Bevölkerung, kamen nach ein paar Wochen immer mehr rechtsradikale Elemente hinzu, die sich auch gar nicht die Mühe machten ihre Gesinnung zu verbergen, im Gegenteil, sie wurde sogar offen zur Schau gestellt.
Es gab rechtsradikale Parolen, den Hitlergruß zwischen den Rechtsradikalen und denen auf dem Podium auf dem Maidanplatz, entsprechende Kleidungsstücke und nicht wenige große Banderaplakate. Ebenso gingen die gewalttätigen Demonstranten sogar mit Bulldozern gegen die Berkut-Polizei vor, die weiterhin ruhig blieb.
Dies in den Beiträgen der ARD-Moskaukorrespondentin Golineh Atais alles nicht zu zeigen, war schon eine Kunst. Der Höhepunkt wurde erreicht, als am 22.2.2014 das Maidan-Massaker stattfand, das in entsprechenden Beiträgen Golineh Atais ausschließlich von Ex-Präsident Janukowitsch' Berkut-Polizei verübt worden war. Gegenteilige Meldungen wurden von der ARD/WDR als "russische Propaganda" oder Verschwörungstheorien abgetan.
Doch andere, unabhängige Beobachter zeichnen hier ein gänzlich anderes Bild.
Hierzu Ina Kirsch:
"Zur Person: Ina Kirsch ist Unternehmensberaterin und eine intime Kennerin der Ukraine. Die deutsche Sozialdemokratin, die 13 Jahre lang im Europäischen Parlament arbeitete, war bis zum letzten Jahr Direktorin des European Centre for a Modern Ukraine (ECFMU). Die Organisation, die ihren Sitz in Brüssel hat, wurde 2011 gegründet, um im Zuge der EU-Annäherung der Ukraine für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Kiew und Brüssel zu sorgen."
"Was ist am Unabhängigkeitsplatz wirklich geschehen? Ina Kirsch über die vielen Fehler, die zu der schweren Ukraine-Krise führten." (...)
Was sich auf dem Maidan vor einem Jahr abgespielt hat, ist bis heute nicht ganz geklärt. Erst kürzlich erschienen in der BBC und im "Spiegel" Berichte, die die offizielle Version, wonach allein Janukowitschs Spezialeinheit "Berkut" an dem Massaker schuld war, bezweifeln. Sie waren in dieser Zeit in Kiew. Wie haben Sie die dramatischen Tage erlebt?
Ich bin am 18. Februar nach Kiew gereist. An dem Tag gab es einen Marsch aufs Parlament, die Lage eskalierte. Protestler warfen Brandsätze aufs Büro der regierenden Partei der Regionen, es gab dort zwei Tote. Die Demonstranten wurden auf den Maidan zurückgedrängt, es kam zu Schießereien und Toten.
Wie haben Sie den ominösen 20. Februar erlebt, den Tag, an dem das Blutbad stattfand, das zum Umsturz führte?
Es war eine eigenartige Stimmung. Seit November waren immer Berkut-Leute vor unserem Hotel. Die waren am Morgen des 20. Februar plötzlich weg. Ich wollte dann ins Hotel "Ukraina" auf den Maidan hinunter und lief regelrecht in die Berkut-Polizisten hinein, die sich Schießgefechte mit den Maidan-Leuten lieferten.
Auf welcher Seite standen Sie?
Ich kam aus der Richtung der Präsidialadministration, stand also auf der Seite der Berkut. Geschossen haben beide Seiten. Von wem es ausgegangen ist, konnte in diesem Moment niemand sagen. Auch die Polizisten von Berkut wussten nicht, woher die Schüsse kamen. Das geht aus deren Kommunikation hervor. Die mussten das erst einmal feststellen und suchten nach Scharfschützen. Andrij Schewtschenko, ein Abgeordneter der Partei Timoschenkos, der auf dem Maidan eine führende Rolle gespielt hat, hat sehr klar gesagt, die Polizisten seien damals zu ihm gekommen und hätten gesagt: Jemand schießt auf uns, mach doch was!
Wenn es so war, dass nicht allein Berkut verantwortlich war, sondern andere Scharfschützen: Wer könnten diese Schützen gewesen sein?
Es gibt einen Untersuchungsbericht. Der wird aber nicht veröffentlicht, weil darin Unangenehmes über Andrij Parubi, den nationalistischen Kommandanten des Maidan, stehen könnte. Das würde sich auch mit dem decken, was die BBC jetzt veröffentlicht hat: Dass nämlich die Schüsse aus dem Konservatorium und dem Hotel Ukraina gekommen sind. Das Konservatorium aber war unter vollständiger Kontrolle des Maidan. Und im Ukraina, das am 20. Februar zu einem Maidan-Lazarett wurde, nächtigten die westlichen Journalisten. Niemand kam ins Ukraina, ohne dass die Maidan-Leute das bemerkt hätten.
Soll das heißen, dass die Verantwortlichen für das Massaker nicht die Leute von Janukowitsch waren?
Zumindest nicht am Beginn. In den Medien war nach den Ereignissen von Snipern der Janukowitsch-Regierung die Rede, die von der Nationalbank aus geschossen hätten. Das war auch der Fall, aber erst am Nachmittag. Die Schießereien gingen aber schon am frühen Vormittag los. Die Ukrainer fragen, wenn etwas passiert, immer nach dem möglichen Nutznießer einer Situation. Das war nicht Janukowitsch.
Gibt es Indizien für andere Täter?
Es gibt mittlerweile genug Untersuchungsberichte, es tauchen viele Fragen auf. Warum sägt man beispielsweise Bäume ab, an denen man sehen kann, dass die Einschusslöcher aus einer anderen Richtung kamen? Es gibt Berichte amerikanischer ballistischer Experten, die sich die Einschusswinkel angesehen haben, auch auf den Schilden der Maidan-Kämpfer. Es wurde in deren Rücken geschossen. Dort waren allerdings keine Berkut-Einheiten. Wer geschossen hat, kann man nicht sagen, ich weiß es auch nicht. Aber es muss jemand gewesen sein, der ein klares Interesse an einer Eskalation hatte. Also nicht Janukowitsch, der sich ja nicht selbst stürzen wollte."
(...)
Außerdem:
Euromaidan & Crimea
Fast permanent wurde auch in der ARD/WDR von der russischen Aggression in der Ostukraine gesprochen, bei fast jeder Gelegenheit. Bevor eine Gesprächsrunde, z. B. im Presseclub begann, sprach Jörg Schönenborn bei seiner Einleitung schon davon. Dieser Fakt wurde nie aufgegriffen: 15.4.2015,
Beginn der Anti-Terror-Operation
Danach gab es verschieden Massaker in der Ostukraine. Ein Flugzeugangriff auf mehrere Häuser in Lugansk am 2. Juni 2014, dort mit rund einem Dutzend toten Zivilisten wurde auch von der OECD so
an die Öffentlichkeit transportiert, tauchte aber in der Berichterstattung der WDR/ARD nicht auf.
Genauso wenig wie das
Massaker in Mariupol am 9. Mai 2014 mit bis zu dutzenden Erschossenen. Der Film trägt nicht umsonst den Titel "Der verschwiegene Krieg".
Keine Nachrichten sind selbstverständlich auch Nachrichten.
Bei dem grausamsten Massaker in Odessa, am 2.Mai 2014, hieß es dann lapidar, dass Gewerkschaftshaus sei "irgendwie" in Brand "geraten". Von denen in vielen Videos belegten Grausamkeiten wird nichts gezeigt, die vorangegangenen Straßenschlachten, die man den Prorussen und Anti-Maidan-Aktivisten anlasten wollte, wurden ausführlich thematisiert. Nicht nur ich bin der Ansicht, dass ich monatlich eine stolze Summe an Gebühren für das öffentlich rechtliche Fernsehen bezahle, dann erwarte ich aber auch, dass die Hintergründe und Fakten solch eines Massakers wie in Odessa recherchiert werden.
Stattdessen ist jeder Bürger der an der Wahrheit interessiert ist froh, dass freie deutsche Journalisten hier die Arbeit der eigentlich dafür Zuständigen übernehmen. Das Modell crowdfunding hat sich längst bewährt.
"Warum verschwanden auch nach dem 2. Mai noch viele Menschen, die den 2. Mai überlebt hatten?"
"6 Augenzeugen, Verwandte und Beteiligte kommen in dem Film zu Wort.Viele wollen nicht erkannt werden sie haben Angst vor der Verfolgung durch ukrainische Behörden. Zehn Personen sind in Haft, 14 Personen stehen unter Hausarrest, davon kein Einziger der zu den Angreifern des Hauses gehörte - sondern jene die das Camp vor dem Gewerkschaftshaus verteidigen wollten."
Offiziell gab es 46 Tote. Inoffiziell dürften es mehr als doppelt soviele gewesen sein. Der Grund: ab 50 Toten wäre es ein Genozid gewesen. Spurensicherung gab es ebenfalls nie. Es wird kolportiert, dass die Kiewer Behörden Beweise zum Maidan- und Odessa-Massaker vernichtet hätten. So wie Sie dem Film "Ukrainian Agony" Einseitigkeit vorwerfen, müssen auch Sie bzw. die Moskaukorrespondenten mit diesem Vorwurf leben.
Jetzt fühlen Sie mal, wie es den vielen Menschen geht, die die Ukrainebeiträge des WDR, der ARD, u. a. als einseitig kritisieren. Laut einer Umfrage des NDR haben fast zwei Drittel der Deutschen kein Vertrauen in die Ukraine-Berichterstattung. Beispiele der Einseitigkeit findet man bei "Ukrainian Agony" ebenso wie bei Ihren Beiträgen. Sie schreiben, Sie geben auch der anderen Stimme Raum in Ihren Beiträgen. Ja, aber ausschließlich Pro-Kiew-Stimmen. Der freie Journalist Mark Bartalmei gab Kiew-kritischen Stimmen Raum.
Eine Sache haben sowohl das öffentlich-rechtliche Fernsehen, als auch die sog. Leitmedien unterschätzt. Die Rolle des Internets. Ein Freund von mir sagte schon vor rund 18 Jahren zu mir, dass das Internet eine weitere industrielle Revolution, in diesem Falle eine digitale, darstellen wird. Ich hatte z. B. jederzeit die Gelegenheit auf die Homepage der OSCE zu gehen und zu überprüfen, ob und wie die Beschüsse der Anti-Terror-Operation oder die der Separatisten abgelaufen sind. Gerne möchte ich die Darstellungen, wie sie auch in der ARD/WDR getätigt wurden, hier mit den Worten von STERN-Chefredakteur Hans-Ulrich Jörges klar machen:
Bei seinem Zwischenruf vom 7.5.2015 schrieb Jörges im STERN-Print unter anderem:
"(...)Umso beschämter war ich, als ich nun,
im Ukrainekonflikt, lesen, sehen und
hören musste, wie unbefangen junge
Kollegen über einen neuen Krieg gegen
Russland schwadronierten. So einseitig,
so geschichtslos, so propagandistisch hatte
ich das für undenkbar gehalten. Vorneweg
jene, die für Aufklärung stehen wollen,
Reporter öffentlich-rechtlicher Sender.
Die ukrainische Armee und deren
rechtsradikale Freiwilligenverbände waren
kaum eine Betrachtung wert. Wenn
Separatisten auf zivile Ziele feuerten, gab
das Anlass zur Empörung. Wenn Granaten
in Donezk einschlugen, dem Zentrum der
Separatisten, blieb ungenannt, wer sie
abgeschossen hatte. Erst um Mitternacht
bei Arte sah man, dass auch die "prowestlichen"
Rebellen in Kiew bewaffnet waren
und auf dem Maidan schossen. (...)"
Und auch abseits des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und der sog. Leitmedien liest man es:
"Fast noch schlimmer empfinde ich das Versagen der deutschen Leitmedien, welche diese Politik nur einseitig begleiten und propagandistisch unterstützen, statt seriös und möglichst objektiv zu recherchieren und zu berichten. Man könnte mittlerweile meinen, unsere Medien- und Meinungsmacher verstehen sich in der Ukraine-Krise als eine Art "Zentralorgan u. Pressestelle der Bundesregierung".
Was für die US-Medien gilt, ist für die deutschen Mainstreammedien und das öffentlich-rechtliche Fernsehen leider ebenso gültig:
12.6.2015 by Robert Parry
“The U.S. House of Representatives has admitted an ugly truth that the U.S. mainstream media has tried to hide from the American people – that the post-coup regime in Ukraine has relied heavily on Nazi storm troopers to carry out its bloody war against ethnic Russians, reports Robert Parry.”
Wurde der Mord an dem russischen Oppositionellen Boris Nemzow fast wochenlang in jeglicher Hinsicht zur fast endlosen Hetze an der russischen Regierung genutzt, wurden die ganzen, äußerst mysteriösen "Selbstmorde" von ukrainischen Oppositionellen gar nicht und die Ermordung der ukrainischen Oppositionellen Oleg Busina, Sergej Sukhobok, Olaga Moroz und Oleg Kalashnikov gar nicht, oder nur in einem Kurzbeitrag der Tagesschau auf dem darauffolgenden Tag gezeigt.
Die später inhaftierten Rechtsradikalen wurden durch Kautionszahlungen wieder freigelassen.
Anton Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums hatte Anfang des Jahres im Internet Adressen von Oppositionellen veröffentlicht und dazu geschrieben:"Each beast will get what they deserve". Nach den Morden wurde diese Seite vom Netz genommen. Einzig von Spiegel-online Korrespondent Benjamin Bidder wurde in einem Beitrag etwas näher darauf eingegangen.
Die auch schon von deutschen Medien zitierte Kiewer Menschenrechtlerin Tatjana Montjan hat es vorrausgesagt.
Hörenswert dieses Interview:
In weiten Teilen der Ukraine sind viele Oppositionelle inhaftiert worden. Ex-Janukowitsch-Vertraute, Politiker, Journalisten und viele, die nicht in diesen von Kiew/Poroschenko angeordneten Krieg ziehen wollten. Ein Beispiel von vielen:
"Ukrainischer Geheimdienst verhaftet ukrainischen Journalisten"
oder
"Gefangene haben keine Rechte.""Die Justiz in Odessa geht brutal gegen Oppositionelle vor, vor allem gegen Aktivisten der Antimaidanproteste." Rund 60 Inhaftierte dort.
Die Ukraine ist zum gefährlichsten Land für Journalisten geworden.
Auf die 1,2 Millionen Flüchtlinge nach Russland und die rund eine Million ukrainischer Binnenflüchtlinge wird in der Berichterstattung ebenfalls nicht eingegangen.
Mein nächster Punkt den ich gerne ansprechen möchte ist:
"Die Story im Ersten: Todesflug MH17"
27.04.2015 | 44:04 Min. | UT | Verfügbar bis 27.04.2016 | Quelle: Das Erste
"In einer groß angelegten investigativen Recherche haben sich Reporter von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung auf Spurensuche begeben und neue Ergebnisse zutage gefördert. Sie sprachen mit Augenzeugen an der Absturzstelle, internationalen Ermittlern, Militärexperten, Politikern und Geheimdienstvertretern. Und trafen die Hinterbliebenen der Opfer. In ihrer umfassenden TV-Dokumentation geben sie Antworten auf bislang ungeklärte Fragen."
Das Narrativ in diesem Film lautet, die Russen hätten die BUK-Rakete, die für den Abschuss verwendet worden ist, von Russland in die Ukraine transportiert und die Abschussrampe anschließend wieder zurück. Beweisen sollten dies Fotos, die von Russland gefälscht worden sein sollten. Darin beruft man sich auf eine angeblich unabhängige Recheregruppe namens Bellingcat. Doch selbst der Entwickler der Fotosoftware, die von Bellingcat für die angebliche Analyse verwendet wurde sagt, mit seinem Programm könne so eine Aussage überhaupt nicht gemacht werden. Einzig und allein
Spiegel online veröffentlichte anschließend
ein Interview mit einem Bildforensiker und ein Entschuldigungsschreiben des zuständigen Chefredakteurs, dass hier die journalistische Sorgfaltspflicht nicht eingehalten wurde.
Viele Menschen sagen, dass wäre doch eine Selbstverständlichkeit, doch dieser Meinung bin ich gar nicht. Gerade in der mit Propaganda überladenen Ukraineberichterstattung wäre dies ein Zeichen der journalistischen Souveränität der ARD/WDR gewesen, dies ganz genauso zu praktizieren.
Wie schon angesprochen, ist das Internet in der heutigen Zeit zu einer nahezu unermesslichen Fundgrube geworden, zum Teil auch für kurioses. So findet man auf einem Facebook-Eintrag ein Schreiben aus Kiew in deutscher Sprache, worin sich der Schreiber beklagt, in Talkshows und Gesprächsrunden gäbe es bei uns in Deutschland zu wenige proukrainische Stimmen. Das Schlussresümee des Schreibens lautet dann:
" Mit Paul Ronzheimer (BILD), Konrad Schuller (FAZ) und Golineh Atai (ZDF) haben wir aber starke Stimmen in Deutschland". Bis auf die Zuordnung zu einem Sender genau richtig.
Ebenso kurios war, als man am Tag vor dem Moskaubesuch Merkels zum 70. Jahrestag des russischen Gedenkens über den Sieg gegen den Hitlerfaschismus den ehemaligen FOCUS-Moskau-Korrespondenten Boris Reitschuster ganz aufgeregt und hektisch im Internet herumfragen entdeckte, was für eine Möglichkeit es denn gäbe, Udo Lielischkies schnellstmöglichst zu kontaktieren damit bei der Pressekonferenz von Putin und Merkel dieser ja auch die "richtigen" Fragen stellt. Auf keinen Fall sollte er laut Reitschuster nach den amerikanischen Militärtausbildern in der Westukraine fragen, was er dann ja auch nicht tat.
Ebenso war es sehr erhellend, von Beginn des Ukrainekonfliktes an, die Twitter-Beiträge von Golineh Atai zu lesen. Schnell erkannte man eine innige Twitter-Freundschaft zwischen ihr und einem der größten Anti-Russland bzw. Anti-Putin-Hetzer deutscher Journalisten, Julian Hans von der SZ. Da Julian Hans auch immer wieder Moskaureisen macht, kann man sich bestens ausmalen wer dann kontaktiert wird. Und so ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass der ganz
spezielle Sprachgebrauch den die SZ in ihrem Bellizismus pflegt von Golineh Atai übernommen wird. Als vor ein paar Monaten im Zuge der russischen Gegensanktionen illegal eingeführte Lebensmittel vernichtet wurden, übernahm Atai flugs z. B. die absonderliche SZ-Formulierung
"Hinrichtung westlicher Lebensmittel".
Hiermit möchte ich zum nächsten Punkt kommen. Bis heute wird in der Ukraine-Berichterstattung mit aller Macht versucht, jeglichen vorhanden US-Einfluss auf den Ukraine-Konflikt vollkommen auszublenden, obwohl er eigentlich sogar die Hauptrolle spielt. Das begann bereits auf dem Maidan mit der maßgeblichen Rolle von Victoria Nuland, die vor Ort Brötchen verteilte und mit der Rolle John Mc Cains. Fast jeder kennt das "Fuck the EU" und "Yats muss es werden" von Nuland. So war es, so ist es. Lassen Sie mich hierzu den
renommierten Ökonomen Prof. Max Otte, deutsch-US-amerikanischer Ökonomen, zitieren:
Vor ein paar Wochen sagte der ehemalige, für die Ost-Erweiterung zuständige
EU-Kommissar Prof. Günter Verheugen:
"Wenn die USA bereit seien, die Ukraine als 51. Bundesstaat aufzunehmen – bitte schön. Aber einen »Marshallplan« für die Ukraine zu propagieren und zu erwarten, dass Brüssel das Geld (300 Milliarden Euro) dafür bereitstelle, das gehe nicht."
Der US-General Ben Hodges hat Tapferkeitsmedaillen an verwundete ukr. Soldaten verliehen. Selbst George Friedman sagte, dazu hätte er überhaupt keine Legitimation gehabt. Jeder Bundesbürger, der auch mit seinen Steuergeldern die an die Ukraine gehenden Darlehen finanziert, ist daran interessiert.
Desweiteren muss ich Sie mit folgendem konfrontieren. Es hieß ja bisher immer, das öffentlich-rechtliche Fernsehen sei die 4. Gewalt im Staate, gemeint ist hiermit ja bekanntermaßen die Korrektivfunktion. Diese wurde im Ukrainekonflikt jedoch nahezu vollkommen ausgeblendet. Wenn ich die Berichte der Moskau-Korrespondenten aus der Ukraine gesehen habe und später dann die Pressekonferenz der Bundesregierung, so war das im Großen und Ganzen dasselbe,
obgleich die Fakten vor Ort sich durchaus konträr darstellten.
Ich muss sagen, dass das soweit geführt hat, dass durch diese Art der Berichterstattung, die Anti-Terror-Operation Kiews, die durch den Einsatz von Mehrfachraketenwerfern, Streu- und Phosphorbomben auch ganz maßgeblich gegen die Zivilbevölkerung gerichtet war, eine öffentliche Legitimation bekommen hat, mit verheerenden Auswirkungen. Ich kann es nicht belegen, aber aus meiner Sicht ist es nicht unwahrscheinlich, dass eine offene und ehrliche Berichterstattung über diese Anti-Terror-Operation, die zum Teil durch den Einsatz der vorher aufgezählten, geächteten Bomben, es zu einer Änderung dieses Krieges, mit der teilweisen Verschonung ziviler Opfer gekommen wäre.
So ging ein Schreiben am 9. Juli 2015 eines freien deutschen Journalisten direkt an Frau Merkel. Darin werden vollkommen ungeschönt die Kriegszustände vor Ort geschildert. (Mir liegt dieses Schreiben vor) Fast vier Monate lang führte Merkel kein Gespräch mehr in Form einer Telefonkonferenz mit Francois Hollande und Poroschenko und am 10 Juli 2015, also genau einen Tag später, veröffentlichte die Bundesregierung folgendes:
"Presse- und Informationsamt der Bundesregierung"
Freitag, 10. Juli 2015
Pressemitteilung: 255
Ausgabejahr: 2015
Bundeskanzlerin Merkel telefoniert mit Präsident Poroschenko und StaatspräsidentHollande
Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Seibert, teilt mit:
"Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und dem französischen Präsidenten François Hollande telefoniert.
Das Gespräch konzentrierte sich auf den Stand der Umsetzung des Minsker Maßnahmenpaketes. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass verstärkte Anstrengungen zur vollen Umsetzung des Waffenstillstandes und des Rückzugs schwerer Waffen erforderlich sind. Präsident Poroschenko unterstrich seine Bereitschaft, eine Deeskalation rund um Shyrokyne zu erreichen sowie eine Übereinkunft über den Rückzug von Waffen mit weniger als 100 mm Kaliber zu schließen.
Zu beiden Vorhaben stellte er seine Pläne vor, die von der Bundeskanzlerin und dem französischen Präsidenten begrüßt wurden. Der französische Präsident und die Bundeskanzlerin würdigten die von Präsident Poroschenko angestoßene Verfassungsreform mit dem Ziel einer Dezentralisierung der Ukraine in Einklang mit dem Minsker Maßnahmenpaket und unter Bezugnahme auf den Sonderstatus bestimmter Gebiete der Donezker und Lugansker Verwaltungsgebiete im Verfassungsentwurf."
Verwenden Sie bei Reportagen aus anderen Konfliktgebieten sonst auch gerne mal kurze Sequenzen von youtube-Videos um umfassend zu berichten, verzichteten Sie aus Gründen der Opportunität im Ukkaine-Konflikt darauf.
Bestens sichtbar z. B. in diesem viereinhalbminütigem Video.
Ich selbst befinde mich, wenn nichts dazwischenkommt, im letzten Drittel meines Lebens. Mut macht mir, dass Umfragen zeigen, dass junge Leute im Alter von 14 bis 29 Jahren zwar durchschnittlich immer noch die meiste Zeit tagsüber beim Fernsehen verbringen, der zeitliche Anteil des Internets aber immer mehr zunimmt. Eine weitere Emanzipation vom Fernsehen weg zu mehr selbstständigem Denken dürfte hiermit vorprogrammiert sein, was ich für den geistigen,
humanistischen und moralischen Zustand unserer Gesellschaft wichtig finde. Außerdem finden auch in Gesellschaft und selbst in Parteien diejenigen stärkere Stimmen, die eine finanzielle und steuerliche Besserstellung von freien Journalisten fordern und solche, die sich mit dem Mittel des crowdfunding finanzieren.
Sog. Leitmedien, die besonders durch einseitige und tendenziöse Ukraine-Russlandberichterstattung aufgefallen sind, wie die FAZ, die WELT/Springer oder die SZ, haben überduchschnittliche Auflageneinbußen, angefangen von 8,5 % bis über 12 %. Die FAZ soll angeblich sogar 200 Stellen langfristig abbauen müssen. Das Handelsblatt beispielsweise, dass ausgewogen über den Ukrainekonflikt berichtete, hat sogar, entgegen dem Trend, 2,5 % zugelegt.
Die Berichterstattung der Moskau-Korrespondenten der ARD wäre dann in Ordnung, wenn so ein Bericht von Golineh Atai oder Udo Lielischkies einmal im Weltspiegel gesendet werden würde:
"Wenn Kinder zu Soldaten gemacht werden"
18.08.2015 | 06:11 Min. | Verfügbar bis 18.08.2016 | Quelle: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
"Die ukrainische Organisation "Rechter Sektor" bringt Kindern den Umgang mit Kriegswaffen bei. Sie werden systematisch eingesetzt - mitten in Europa. Ein Zivilisationsbruch."
Ich wäre dann der Erste, der Golineh Atai oder Udo Lielischkies eine ausgewogene Berichterstattung attestieren würde.
Folgende Zitate möchte ich im Gesamtkontext gesehen, hier gerne anführen:
Peter Scholl-Latour:
“Das größere Problem sind Fabriken der Desinformation, ob sie sich nun in North Carolina, London oder Israel befinden. Die zielen auf Deutsche und europäische Medien. Und das klappt. Von der TAZ bis zur WELT – ein Unisono, was die Ukraine betrifft. Oder Syrien: wir leben mit so vielen Lügen”
Klaus Bednarz:
"Der Zuschauer ist längst nicht so dumm, wie viele Verantwortliche in diesem System vielleicht glauben"
Für die unaufgeforderte Rücksendung der DVD bedanke ich mich. Da die Veröffentlichung des ganzen Films im Internet noch aussteht, gibt es noch viele Interessenten, die diesen Film gerne sehen möchten.
Was doch ganz stark auffällt, im Vergleich zu der Zeit zum letzten Jahreswechsel z. B. , dass die Kommentare und die Kommentarspalten der ganzen Internet-Nachrichtenportale nun ziemlich anders ausschauen, was ein eindeutiges Zeichen ist, dass immer mehr Menschen die Wahrheit im Ukrainekonflikt erkannt haben und erkennen. Das ist für mich unheimlich tröstend. Der Wahrheit fühle ich mich verplichtet und am Ende hat noch immer die Wahrheit gesiegt.
Mein Gesamtfazit: Der Programmbeirat hat seine Kritik zurückhaltend formuliert.
Sollte die Möglichkeit bestehen, würde ich Sie in ein paar Jahren gerne nochmal kontaktieren.
Grüßen Sie bitte auch Herrn Buhrow nochmals ganz herzlich von mir.
Mit freundlichen Grüßen,
XXXXXXXX
zur Kenntnis
Frau Mechthild Weißer (Leiterin der Geschäftsstelle)
ARD-Programmbeirat
Arnulfstr. 42
80335 München
ARD-Programmbeirat
Spiegel online
Telepolis/Heise
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Human Rights Watch
Greenpeace
Reporter ohne Grenzen
Amnesty International
AG Friedensforschung
Frau Tatjana Komerova
*Der Name des Einsenders ist der Redaktion bekannt.