Odyssee durch (Polit-) Magazine von ARD und ZDF

Politmagazine - das einstige Tafelsilber der öffentlich-rechtlichen Anstalten - verkommen nach Ansicht von Medienexperten zusehends zu Verbrauchermagazinen und erreichen nach einer Studie zum Thesenjournalismus bei sämtlichen Leistungskriterien kaum mehr als 30 Prozent Zustimmung. Was ist passiert und wie lässt sich der Bedeutungsverlust aufhalten?
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Maren
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Odyssee durch (Polit-) Magazine von ARD und ZDF

Beitrag von Maren »

Die Politikmagazine in ARD und ZDF seien zu unpolitisch und kämen mit ihren Beiträgen meist zu spät - das war das Fazit einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Die Sendungen berichteten zu häufig über Einzelschicksale, ohne deren gesellschaftliche Relevanz deutlich zu machen, heißt es dort.

Der Spagat zwischen dem "Einzelschicksal" und der gesellschaftlichen Relevanz dürfte jedoch bei den meisten Themen zu bewältigen sein. Der Bericht über Patienten, die sich in deutschen Krankenhäusern mit multiresistenten Keimen infiziert haben, lässt Rückschlüsse auf Standards des Hygienemanagements in Krankenhäusern zu und könnte den Bogen zur allgemeinen Sparpolitik an den denkbar ungünstigsten Stellen schlagen, um sich umgehend die persönlich Verantwortlichen in Politik und Verwaltung vorzuknöpfen.

Das "Einzelschicksal" um die Pleite des kleinen Bio-Milchbauern, nebst Verlust von Haus und Hof bis hin zur eidesstattlichen Versicherung, dem Gang zum Jobcenter und dem jähen Ende gesellschaftlicher Reputation könnte ehrgeizige Reporter dazu veranlassen, die Gründe für den Preisverfall und die Folgen für die heimische Argrarwirtschaft zu kommunizieren - das Aussterben von Gewerken und Regionen inbegriffen.

Nahezu jedes Thema, welches zunächst "Einzelschicksale" beleuchtet, hat in einer demokratischen und solidarischen Gesellschaft Auswirkungen auf die Allgemeinheit. So auch das folgende "Einzelschicksal", welches auf dem ersten Blick lediglich eine private Tragödie umreißt, jedoch auf drastische Weise die auf Verschleppung getrimmte Schadensregulierungspolitik von Versicherungen und Berufsgenossenschaften beschreibt, juristische Ungerechtigkeiten gegenüber dem (hier extrem wohlhabenden) Unfallverursacher, sowie Fragen gutachterlicher Neutralität und Dokumentation beleuchtet und somit in ihrer Brisanz in jedem Fall gesellschaftliche Relevanz aufweist.

Folgendes Schreiben mit der Bitte um Befassung ging an:

Frontal 21
Panorama
Fakt
Monitor
Kontraste
Umschau
Report München
37 °

Sehr geehrte Damen und Herren,

uns ist ein Schreiben eines Zuschauers zugegangen, in welchem ein ziemlich tragisches Schicksal beschrieben wurde. Da innerhalb Ihres Formates oft brisante Begebenheiten geschildert werden, in deren Verlauf die jeweiligen Verursacher von Katastrophen deutlich besser wegkommen als die Opfer, möchte ich mich mit der Bitte um Befassung an Sie wenden.

Der Zuschauer wünscht sich sehr, dass das Schicksal seiner Familie in der Öffentlichkeit aufgearbeitet wird und damit auch der Familie ein Stück Gerechtigkeit und Seelenfrieden wiederfährt.

Die Eltern des Zuschauers haben am 28.06.1971 einen 100% fremdverschuldeten Autounfall mit schweren Dauerschäden erlitten. Er selbst war als einziger Sohn damals 6 Wochen alt. Der Unfall hat bei seinem Vater einen GDB von 100% und bei der Mutter von 60%, insbesondere als Folge einer Gehirnquetschung, hinterlassen. Die Schadensregulierung des Unfalls ist bis heute nicht abgeschlossen. Insbesondere gegenüber der Berufsgenossenschaft laufen sozialgerichtliche Verfahren im Bezug auf die Anerkennung von Folgeschäden.

Gegenüber dem extrem wohlhabenden Unfallverursacher sieht sich die Familie außerstande Gerechtigkeit zu erlangen.

Bei der Mutter des Zuschauers ist trotz eines intern vorliegenden Schriftsatzes der LBG gegenüber dem Landesversicherungsamt zur Anerkennung des Unfalls als Wegeunfall der Unfall bis heute nicht als Wegeunfall anerkannt.

Der Unfall hat leider auch sehr schwere traumatische Reaktionen ausgelöst, weshalb der Zuschauer sich Ende 1999 aus seinem Elternhaus zurückgezogen hat. In nahezu jedem Gespräch mit seinem Vater geht es um den Unfall, die Folgen und darum zu Lebzeiten noch Gerechtigkeit zu erfahren.

Die Eltern des Zuschauers haben vor dem Unfall eine landwirtschaftliche Direktvermarktung betrieben, wodurch gut verdient wurde. Der Unfall hat es leider unmöglich gemacht, die Direktvermarktung fortzuführen, wodurch sehr große finanzielle Einbußen entstanden. Letztlich wurde die gesamte Landwirtschaft aufgegeben. Dass der Unfall auch extreme wirtschaftliche und soziale Folgen hinterlassen hat, ist bis heute in keinster Weise gewürdigt worden.

Die Familie steht völlig allein vor den Scherben ihres Lebens und sucht auf diesem Weg nach Unterstützung.
Bei Interesse Ihrerseits, sich dieser Geschichte - auch im Hinblick auf die Rolle der Berufsgenossenschaften - anzunehmen, würde ich für Ihre Redaktion den Kontakt zu der Familie anbahnen.

Ich würde mich über ein entsprechendes Feedback sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Maren Müller
Vorsitzende
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Maren
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Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren der "Ständigen Publikumskonferenz",

vielen Dank für Ihre Mail! So tragisch der von Ihnen geschilderte Fall auch ist - leider berichten wir in der Regel als politisches Magazin nicht über Einzelfälle, auch aufgrund unserer sehr begrenzten Sendezeit (alle 3 Wochen je 30 Minuten). Unser Schwerpunkt liegt in der Aufarbeitung von strukturellen Problemen. Wir sehen aus diesen Gründen keine Möglichkeit für eine Berichterstattung bei PANORAMA.

Wir bitten um Ihr Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen,

NDR/ARD
Panorama
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Maren
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Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

haben Sie vielen Dank für Ihre freundliche E-Mail und das Vertrauen in unsere Arbeit, das Sie uns auf diesem Wege entgegenbringen. Ich habe mir den von Ihnen aufgegriffenen Fall angeschaut und kann verstehen, dass und warum Sie sich für die Familie verwenden. Die politischen Magazine der ARD haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder kritisch mit dem Handeln der Berufsgenossenschaften bei schweren und schwersten Unfällen sowie Berufskrankheiten befasst. Auch Versicherungen agieren vielfach, wie Sie bestimmt schon mehrfach der Berichterstattung entnehmen konnten, nach der Devise: "Schadensbegrenzung durch Aussitzen".
Für unsere Sendung erscheint mir der Fall jedoch nicht geeignet, da es sich angesichts des Zeitraums, über den sich die Auseinandersetzung in vielen Instanzen hinzieht, um einen nach unserer Erfahrung doch sehr speziellen und komplexen Einzelfall handelt. Gern nehme ich jedoch Ihren Brief zu unseren Unterlagen und würde Sie informieren, falls wir einen Anknüpfungspunkt in einem ähnlich gearteten Zusammenhang finden.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an unserer Arbeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen.
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Maren
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Antwort report MÜNCHEN

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse an unserer Sendung report MÜNCHEN.

Ich habe diese an unsere Sendungsplaner weitergeleitet. Die sehen sich die Sache mal genauer an.
Sollten wir zu dem Entschluss kommen, einen Beitrag zu diesem Thema zu machen, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen.

Bitte schreiben Sie uns wieder, wenn Sie Fragen oder Anregungen zu unserer Sendung haben.

Mit freundlichen Grüßen

Bayerischer Rundfunk
Floriansmühlstr. 60
80939 München
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Maren
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Antwort MONITOR

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihr Schreiben, das wir mit Interesse gelesen haben. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Ihnen aufgrund der Vielzahl von Zuschriften, die uns täglich erreichen, nicht individuell antworten können.

Sie können aber versichert sein, dass die Redaktion jeden Brief und jede Mail aufmerksam liest und jeden Themenvorschlag sorgfältig prüft, ob er sich für eine Berichterstattung in der Sendung MONITOR eignet. Da MONITOR nur alle drei Wochen maximal vier Beiträge senden kann, sind wir in der Redaktionskonferenz gezwungen, eine Auswahl zu treffen. Das fällt uns nicht immer leicht.

Sollten wir Ihren Vorschlag aufgreifen, setzen wir uns natürlich mit Ihnen in Verbindung. Möglicherweise eignet sich Ihr Thema aber auch für ein anderes Format, etwa für eine regionale Sendung oder ein Wirtschafts- oder Verbrauchermagazin.

In jedem Fall bedanken wir uns auf diesem Weg für das Interesse an unserer Sendung und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

Redaktion MONITOR
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Maren
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Antwort Fakt

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Vertrauen in unsere Sendung. Aufgrund der Vielzahl von Anfragen zu unserer Sendung hat sich die Beantwortung verzögert. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Ihre Ausführungen zum Problem der Familie haben wir interessiert zur Kenntnis genommen und innerhalb der Redaktion besprochen. Aus unseren Sendungen wissen Sie, dass wir zum jeweiligen Thema nur begrenzt Probleme und Anregungen aus der Zuschauerpost berücksichtigen können. Wir sind daher gezwungen, aus den vielen Zuschriften eine Auswahl zu treffen. Gegenwärtig sehen wir leider keine Möglichkeit, Ihr Anliegen in unserem Magazin aufzugreifen. Vielleicht können unsere Kollegen der „Umschau“ weiterhelfen. Hier deren E-Mail-Adresse: umschau@mdr.de .

Wir würden uns freuen, wenn Sie dennoch auch unsere nächste FAKT-Sendung im ARD-Programm einschalten und verbleiben

mit freundlichen Grüßen

Ihre FAKT-Redaktion
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Maren
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Antwort Umschau

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Ihre Informationen über das Schicksal der Familie haben wir interessiert zur Kenntnis genommen und möchten uns herzlich dafür bedanken. Um einschätzen zu können, um was ganz konkret es im Fall der Familie geht, würden wir Sie bitten, uns weitere Informationen zukommen zu lassen. Bitte mit einer Angabe, wie wir die Zuschauer gegebenenfalls kurzfristig erreichen können.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre

Umschau Redaktion

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Re: Odyssee durch (Polit-) Magazine von ARD und ZDF

Beitrag von Maren »

Die Redaktion der Umschau hatte in der Zwischenzeit Kontakt mit dem Zuschauer, der umfangreiches Material zum Unfallgeschehen und diverse relevante Dokumente einreichte. Bislang ist jedoch keine weitere Zusage oder Absage erfolgt.

Die Formate Frontal21 und 37° wurden nochmals angeschrieben.
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Maren
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Re: Odyssee durch (Polit-) Magazine von ARD und ZDF

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 10.09.2015 an das ZDF, mit dem Sie an Ihren Themenvorschlag vom 16.06.2015 erinnern.

Wir bedauern, Ihnen erst heute antworten zu können, da Ihre Schreiben an unterschiedliche Stellen im Haus zur Bearbeitung weiter gegeben wurden.

Die von Ihnen angesprochenen Redaktionen „37 Grad“ und „Frontal21“ haben zwischenzeitlich entschieden, über den von Ihnen beschriebenen Fall nicht zu berichten.
In unseren Redaktionen gehen täglich unzählige Themenvorschläge unterschiedlichster Art ein. Neben klassischem PR-Material, Pressemitteilungen u. ä. wenden sich auch viele Privatpersonen mit Vorschlägen an das ZDF. Sie werden redaktionell geprüft. Ob ein Thema weiterverfolgt wird, entscheidet die jeweilige Redaktion.
Unter den Hinweisen, die uns erreichen, sind oft auch persönliche Hilfegesuche, in denen Zuschauer die Hoffnung zum Ausdruck bringen, eine Medienberichterstattung könne Ihnen etwa in einer persönlichen Notlage oder in einem Fall von erlittenem Unrecht weiterhelfen. So bedauerlich dies in jedem Einzelfall sein mag, ist es nicht möglich und auch nicht die Aufgabe von Fernsehredaktionen über alle Einzelschicksale zu berichten, die auf diese Weise an sie herangetragen werden.

Mit freundlichen Grüßen
B2B
_______________________________________

ZDF
Business-to-Business
55100 Mainz

E-Mail: b2b@zdf.de
Web: zdf.de

Mit dem Zweiten sieht man besser
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Maren
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Re: Odyssee durch (Polit-) Magazine von ARD und ZDF

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre Nachfrage. Aufgrund der Vielzahl von Anfragen zur Sendereihe sind bedauerlicherweise Verzögerungen bei der Bearbeitung aufgetreten - bitte entschuldigen Sie.

Wir haben uns den gesamten Fall mit unseren Fachautoren noch einmal angesehen. Gern würden wir den Fall aufgreifen. Dass ein Betroffener über einen derart langen Zeitraum um sein Recht kämpft, wie es Herr Lübke tut, ist äußerst außergewöhnlich. Doch leider können wir Ihnen und Herrn Lübke keine positive Nachricht geben. Der Fall erscheint uns derart komplex, dass wir uns nicht in der Lage sehen, diesen in einem Magazinstück von ca. 7 oder 8 Minuten Länge umsetzen zu können.

Wir bedauern, Ihnen und Herrn Lübke keine andere Nachricht geben zu können.

Bleiben Sie unserer Sendung bitte auch weiterhin gewogen.


Mit freundlichen Grüßen

Ihre
Umschau Redaktion
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