Verlorene Realitätswahrnehmung

Quelle Beitragsbild: Scott Ritter Ron Paul Institute, s.u.: Screenshot der Rede auf Youtube
Scott Ritter, ein ehemaliger US-Geheimdienstoffizier und UN-Waffeninspektor im Irak, hielt bereits im Juni 2022 eine Rede vor dem Ron Paul Institute for Peace and Prosperity in Houston. Dabei stellte er die These auf, dass das Ego des US-Präsidenten Schecks im Namen seines Landes ausstellt, welche das Land nicht einlösen kann.
Er zeichnet dabei nicht nur die Naivität der amerikanischen Bevölkerung nach, sondern auch die grobe Fahrlässigkeit, mit welcher die Politiker zu Werke gehen: riskieren sie doch zum einen aufgrund akuter Vernachlässigung der militärischen Kampfkraft eine klare Niederlage auf dem Gefechtsfeld, zum anderen einen direkten Weg ins nukleare Inferno. Und diese These hat 7 Monate später nichts von ihrer Dringlichkeit verloren, eskaliert der Westen doch die Lage mit immer weiteren, qualitativ höheren Waffenlieferungen.
Dieses Video zielte auf die US-Bevölkerung und Politiker ab, man kann es aber auch 1:1 auf europäische und deutsche Politiker, Experten und Meinungsmacher anwenden. Aktuellstes Beispiel dazu ist die Sendung von Anne Will vom 29. Januar 2023, in der man nicht das Zündeln mit dem Feuer erkennt, sondern einzig wie in den letzten Monaten in allen politischen Debatten nur einen Wettlauf sieht, wer dem Ukrainer schneller etwas liefert. Scholz als Prügelknabe für die anderen Parteien und die Medien, welche in nahezu kindlicher Ignoranz verkennen, wie sie unser Land geradewegs in einen Krieg mit einer Atommacht verstricken. Unsere Waffen werden am Ausgang des Konflikts nichts ändern, aber sie werden den Blutzoll Russlands erhöhen, und vor allem das ist es, was uns in den Krieg direkt einbeziehen wird.
In einer netten Analogie zitiert Ritter, der hier aus rein amerikanischer Sicht die Lage anspricht, zunächst eine Zeile aus dem Hollywood-Reißer „Top Gun“, als sich der kommandierende Offizier den Draufgänger Maverick zur Brust nimmt und meint (1.45 min):
Son, your ego is writing checks your body can‘t cash!
Mein Sohn, dein Ego stellt Schecks aus, die dein Körper nicht einlösen kann!
Ritter gab damals schon Biden – der so wie viele unserer gegenwärtigen Politiker niemals im Militär war – den Ratschlag, sich nicht wie Maverick zu fühlen und zu handeln, denn die Realitäten sehen gänzlich anders aus. Während Olaf Scholz noch meint, wir stehen an einer „Zeitenwende“, sagt Ritter ganz klar: wir reden hier nicht über eine Transformation der geopolitischen Geschichte Europas (3.00 min):
If this thing goes south, we don‘t wake up tomorrow!
Wenn das Ding daneben geht, werden wir morgen nicht mehr aufwachen!
Im Folgenden eine Übertragung der wichtigsten Punkte dieses Videos ins Deutsche, mit freundlicher Genehmigung des Sprechers:
Die gegenwärtigen Regierungen und Menschen haben einfach die Lektionen aus den 80gern des letzten Jahrhunderts verlernt: Thermonuklearer Krieg ist eine Realität. Und diese Realität kann das Ende der Menschheit bedeuten, jeglicher Menschheit.
Nicht für alle im selben Augenblick. Jene, die augenblicklich im nuklearen Feuer verdampfen, haben dann wohl Glück, denn für den Rest bedeutet es Hunger und Strahlentod. Das wird in keinem Fall angenehm, aber immer final, für jeden.
Man muss diese Situation ernst nehmen, richtig ernst. Man kann sich über Biden lustig machen, doch er ist der oberste Befehlshaber der US-Truppen, der die USA in Europa in Dinge verwickelt hat, die sehr bedenklich sind. Seine Aufgabe ist es eigentlich, die Verfassung der Vereinigten Staaten gegen alle Feinde zuhause und im Ausland zu verteidigen – einen Schwur, den er wie viele andere abgelegt hat. Und nun hat er die USA in Europa in Dinge verwickelt, die wirklich sehr bedenklich sind.
Es gibt da die NATO, gegründet 1949 zu Beginn des Kalten Krieges als – nach außen hin – Defensivbündnis. Der Auftrag war, Westeuropa vor jeder möglichen Aggression der Sowjetunion und anderer osteuropäischer Staaten zu beschützen. Man dachte und propagierte, die Sowjetunion wolle den Rest Europas überrennen, selbst wenn das niemals der Realität entsprach. Die NATO basierte stets auf dieser falschen Annahme. Ungeachtet dessen war die NATO für Jahrzehnte Dreh- und Angelpunkt für Amerikas Engagement in Europa.
Zu Beginn der 90ger Jahre verschwand die Sowjetunion von der Bildfläche und damit auch jegliche Notwendigkeit, dass die NATO weiter gebraucht wurde. Der vermeintliche Gegner war weg, die NATO wurde nicht mehr gebraucht, doch anstelle sie aufzulösen, wurde seitens der USA sogar die Erweiterung gefördert. Und die Aufgabe wurde – wenngleich nicht öffentlich – umdefiniert: von einer Organisation, die auf die Verteidigung Westeuropas ausgelegt war, wurde sie zu einem Instrument um Europäische und Transatlantische Macht auf den gesamten Globus auszuweiten. Aus dem Defensivbündnis wurde eine offensive, auf Regimewechsel im Ausland ausgelegte Allianz. Man muss sich nur das Eingreifen der NATO erinnern und nach Jugoslawien (Kosovo / Serbien) und den Kosovokonflikt schauen, auf Libyen, Afghanistan, den Irak. Die NATO wurde zum Problem.
Was ist die NATO? Wir nennen es eine Militärallianz. In den 70ger und 80ger Jahren war die NATO ein wirkliches Bündnis von militärischen Kräften. Die USA hatten zu diesem Zeitpunkt gut 300.000 Militärangehörige in Europa stationiert. Eine der besten Streitkräfte, die die Welt jemals sah. Eine Truppe, die durchaus in der Lage dazu war, einen großangelegten Bodenkrieg in Europa zu führen. Zu führen und zu gewinnen, denn sie waren gut ausgerüstet, organisiert und trainiert. Ritter meint, da er einer von ihnen war, weiß er wovon er spricht, sagt aber zugleich, dass man zum Glück nie herausgefunden hat, ob diese These stimmt.
Dann war der Kalte Krieg vorbei. Von da an schaute man in den 90gern auf die Dividenden des „Erreichten“ auf politischer Ebene, aber die militärische Überlegenheit trat in den Hintergrund. Man klopfte große Sprüche, man klopfte sehr große Sprüche, aber man war nicht mehr derselbe.
Bereits 1998 war das Militär nicht mehr das, was man einst war. Die Zahlen hatten rapide abgenommen. Schon 2003 hatten die USA genug Ressourcen, um gegen die vergleichsweise schwache irakische Armee zu bestehen. Die Logistik war zeitweise so dünn, das man vor der Besetzung Bagdads eine „Operationsbedingte Pause“ einlegte, da der Nachschub einfach nicht hinterher kam. Wenn der Iraker nur halb so gut gewesen wäre, wie die USA es gedacht hatten, hätten sie den Krieg nicht gewonnen, zumindest nicht in der dafür angesetzten Zeitspanne. Man waren einfach nicht mehr gut genug.
Etwas anderes geschah nach dem 11. September: man konzentrierte sich auf Konflikte mit geringer Intensität. Kriege in Afghanistan und dem Irak, Kriege, in denen man nicht mit zehntausenden Truppen und massiver bodengestützter Kampfkraft zu Felde zieht. Man ging mit geringer Truppenzahl auf Patrouille, vielleicht mal eine Kompanie oder gar ein Bataillon, letztlich auf begrenzte Kampfhandlungen ausgelegt. Aber man hatte vergessen, wie man „richtige Kriege“ führt. Es wurde nicht trainiert und wenn man dafür nicht trainiert, kann man einen Kriegnicht durchführen. 20 Jahre hat die USA das Militär vernachlässigt und die Zeiten, wo man sich mit jedem messen konnte sind vorbei.
„Once no-one could stand toe-to-toe with us, and again, I just saying that as somebody who was there. Thank goodness nobody tested us, sometimes when you get too cocky, you pay a little bit of a price. But we were cocky because we were good and we were good because we were trained.“
„Einst konnte niemand mit uns mithalten, und wieder sage ich das nur als jemand, der dabei war.Gott sei Dank hat uns niemand getestet, manchmal zahlt man einen Preis dafür, wenn man zu übermütig wird.Aber wir waren übermütig, weil wir gut waren, und wir waren gut, weil wir trainiert waren.“
Das Militär von heute ist ein Nebenprodukt von 20 Jahren der Vernachlässigung und kann keinen großangelegten Bodenkrieg in Europa führen! Und doch positioniert Biden die USA in eine Situation, wo sie wohl einen großangelegten Bodenkrieg in Europa führen müssen.
„Ladies and gentlemen, if we fight the Russians, we will loose. And we will loose hands down, it won‘t even be close.“
„Meine Herren und Damen, wenn wir jetzt gegen die Russen in den Krieg ziehen, werden wir verlieren. Wir werden sang- und klanglos verlieren, es wird nicht einmal knapp ausgehen.“
NATO existiert faktisch nicht mehr, nur noch als Organisation. Zu Ritters Zeiten gab es die Britische Rheinarmee (British Army on the Rhin), 80.000 Mann, bestens trainiert. Heutzutage hat das Vereinigte Königreich gerade einmal 80.000 Mann in ihren gesamten Streitkräften.
Stellt man den Briten heute die Aufgabe, eine voll ausgerüstete Brigade aufzustellen, um sie nach Irland oder Europa zu schicken, werden sie das nicht können. Das Gleiche gilt für die Franzosen oder die Deutschen . Niemand kann dies mehr tun.
Wenn man unseren Medien und Experten glaubt, sind die russischen Truppen nur stümperhafte Versager, die nicht kämpfen können, die nahezu nichts richtig machen können. Die wurden nördlich von Kiew vermöbelt, der „Ghost of Kiev“ hat all ihre Flugzeuge abgeschossen, die 13 Marines haben die Schlangeninsel ganz allein gehalten.
Dem ist jedoch nicht so. Die russische Armee gehört zu einer der besten und professionellsten Armeen der Welt. Warum? In den 20 Jahren, in denen die USA und die NATO ihre Ressourcen verschwendeten, um Ziegenhirten und Aufständische im Irak und Afghanistan zu jagen, haben die Russen sich darauf fokussiert, UNS zu bekämpfen. Nicht, weil sie es wollen, aber weil wir eine Politik verfolgt haben, welche sie in eine Ecke gedrängt hat, in der sie keine Wahl hatten.
Im Jahr 2008 führte Russland einen kurzen, 5 Tage dauernden Krieg gegen Georgien. Es gab einen russischen Sieg, aber es war vergleichsweise knapp. Denn die Georgier waren einige Jahre lang von US Marines ausgebildet worden und ihre Taktiken mit kleinen, schnellen Einheiten, waren exzellent. Die Russen wurden davon völlig überrascht, immer wieder geschlagen, ausmanövriert und kamen damit nicht klar. Sie waren im Vergleich langsam und träge. Also brachte man Artillerie und schwere Waffen heran, arbeiteten sich durch und behielten so letztlich die Oberhand.
Doch sie bemerkten das Problem, welches selbst eine kleine Armee darstellte, die nach NATO-Standard ausgebildet war. Wenn man gegen die NATO selbst in Feld zöge, würde man sicher den Kürzeren ziehen. Deshalb änderten sie zwischen 2008 bis 2014 ihre gesamte Militärplanung. Man erinnere sich an 2014 und die „Grünen Männer“ auf der Krim. Diese Grünen Männer waren das neue Gesicht der russischen Armee. Berufssoldaten. Keine Wehrdienstleistenden, sondern professionelle Soldaten, die man in Amerika Freiwillige nennt. Die Russen sind da etwas ehrlicher, es geht ums Geldverdienen. 70 % des heutigen russischen Militärs besteht aus Berufssoldaten und sie sind ziemlich gut darin, was sie tun. Nicht nur was kleine Einheiten angeht, sondern auch größere Truppenteile. Seit 2016 – dank unserer Politik – brachte die russische Armee alte Einheiten des Kalten Krieges zurück, wie die 1. Gardepanzerarmee, die 20. Rotbanner-Gardearmee. Das waren Armeen, die im Kalten Krieg existierten und deren einziger Zweck es war, durch die Verteidigung der NATO zu brechen, ins Hinterland einzudringen und dort alles zu vernichten: Großangelegter Bodenkrieg!
Diese Armeen wurden reaktiviert, existieren, sind organisiert und ausgerüstet. Darauf ausgelegt, großangelegten Bodenkrieg in Europa zu führen. Warum wissen wir das? Weil wir es gerade sehen.
Wir können hier über die Ukrainer reden so viel wir wollen. Sie hatten eine der größten Armeen in Europa, eine der am besten ausgerüsteten Armeen in Europa, eine der am besten trainierten Armeen in Europa, eine der kompetentesten Armeen in Europa. Das war die ukrainische Armee, von der ich hier spreche, die jederzeit jede andere Armee der NATO problemlos hätte besiegen können, mal abgesehen von den USA und vielleicht der Türkei. Alle anderen hätten keine Chance gegen die Ukrainer gehabt, so gut waren sie.
Und dennoch hat Russland sie vernichtet, endgültig.
Das bedeutet nicht, dass Russland keine Verluste hat! Wenn jemand in den Boxring mit einem Schwergewicht steigt, dann bekommt man etwas ab. Und das kann sehr weh tun. Die Ukrainer sind gut, waren in der Lage dazu, schwere Treffer zu landen und das haben sie getan. Die Russen sind nicht perfekt, sie machten Fehler und haben den Preis dafür bezahlt. Doch ist es eben ein Kennzeichen für eine professionelle Organisation, dass man lernt, sich anpasst und dann weiter macht.
Natürlich wird gesagt, dass die russischen Offiziere nicht gut wären, doch ich sage Ihnen, die Bataillonskommandeure der russischen Armee da im Kampfgebiet gehören zu den besten Kommandeuren, die die Welt je gesehen hat. Mit den Truppen vollbringen sie wahre Wunder und amerikanische Kommandeure sollten studieren, was die Russen da tun. Wie man von der Kampflinie aus anführt, ständige Operationen für 100 Tage in Folge. Und dadurch wird man besser, nicht schlechter. Das zeichnet eben einen Profi aus.
Russland wird siegen, und zwar ohne große Probleme. Da gibt es nichts, was diesen Ausgang ändern kann. NICHTS!
Aber es gibt ein Problem. Wir können die Kosten für Russland sehr teuer machen. So teuer, dass es letztlich schmerzhaft wird. Und machen wir sie zu teuer, dann haben wir das, was man einen „Wendepunkt im Spiel“ nennt. Und wir sind dabei, diesen Punkt zu erreichen, denn wir geben der Ukraine Waffen, welche den Ausgang des Krieges nicht ändern werden. HIMARS-Raketenwerfer werden das nicht tun, M777-Haubitzen mit Excalibur-Lenkgeschossen werden das nicht tun, und auch keine HARPOON-Anti-Schiffraketen.
Aber diese Waffen werden Russen töten. Sie werden Russen in großer Anzahl töten, was Russland daran hindern wird, den Krieg in einem angemessenen Zeitraum zu beenden. So wird der Konflikt verlängert, der Preis, den Russland zu zahlen hat, wird sehr hoch sein, der Preis der Ukraine sogar noch höher.
Daher an all diese Leute mit ihren Ukrainefahnen: haut ab!
Wenn ihr euch um die Ukrainer sorgt, um die Humanität, dann würdet ihr dafür sorgen, dass der Krieg noch heute zuende ist! Denn was zwischen jetzt und dem unvermeidlichen Ende des Konflikts passieren wird ist, dass zehntausende weiterer Ukrainer sterben werden, die ukrainische Infrastruktur zerstört wird.
Doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste, was passieren kann. Denn das wäre, wenn Russland meint, dass Amerika zu weit gegangen ist. Deshalb muss man endlich verstehen, dass das in der Ukraine aus russischer Sicht kein Krieg ist. Es ist eine Spezielle Militäroperation. Will heißen, Russland führt eine Art Strafexpedition durch, um die Ukraine für 8 Jahre Gewalt gegen die ethnisch-russische Bevölkerung im Donbass zur Rechenschaft zu ziehen. Dies ist kein Eroberungskrieg, kein Krieg um Vorherrschaft.
Es gab da diesen Feldzug gegen Kiew, keine Frage, doch dies war einzig ein strategisches Manöver, um das Schlachtfeld zu formen und die 80-100.000 ukrainischen Truppen, die zu diesem Zeitpunkt den Donbass bedrohten, von dort wegzubekommen. Der Preis, den sie bezahlen, ist recht hoch.
Wir sehen das als einen Krieg an. Der US Defence Secretary sagte öffentlich, der Zweck der USA hier ist, Russland auszubluten. Und zwar so sehr, dass die Kosten so hoch sind, dass sie nie wieder in der Lage dazu sein werden Europa zu bedrohen. Was meint man wohl, was ein Russe dazu sagt, wenn er das hört?
Lassen Sie mich kurz über Quasem Souleimani reden. Er war der iranische General, der den irakischen Aufständischen Waffen und Training zukommen ließ, während wir ihr Land besetzt hielten. Ihm wurde daher der Tod von 500 bis 600 amerikanischen Soldaten angelastet. Und wir hassten ihn so sehr, dass wir ihn umbringen ließen. (Anm. des Übersetzers: Drohnenangriff 2020 auf den Flughafen Bagdad auf Befehl von Trump, wenigstens 4 weitere Todesopfer)
Ich sage Ihnen: jetzt sind wir Quasem Souleimani und wir tun genau das, was Quasem Souleimani damals uns antat. Jetzt ist Russland der Gegner und es zahlt einen höheren Preis. Wir schaffen Zorn, Verbitterung und Groll. Und dann kommt der Zeitpunkt, wo man eine Linie überschreitet und dann kommt es dazu, dass sie Raketen über die Grenzen der Ukraine hinaus schießen werden. Auf amerikanische Ziele, auf NATO-Ziele … und dann reden wir über einen wirklichen Krieg. Einen Krieg, den wir nicht gewinnen werden.
Joe Biden, du unterzeichnest Schecks, die Amerika nicht einlösen kann. Und das ist ein Fakt!
Die USA „kämpfen“ ja einen Zweifrontenkrieg. Und so schlimm wie Russland sein mag, es gibt da noch diesen anderen Fleck am anderen Ende der Welt, genannt Taiwan. Da kann es noch übler ausgehen.
Wir haben die unschöne Angewohnheit, unserer eigenen Propaganda zu glauben. Wenn man das liest, kommt man zu dem Schluss, dass die USA Taiwan gerade die Lektion der Ukraine beibringt.
Es wäre schön, wenn Taiwan die wirkliche Lektion der Ukraine lernen würde, nämlich, dass man kräftig in den Hintern getreten wird, die Wirtschaft zerstört wird, die Nation kollabiert und man Hunderttausend Tote zu beklagen hat. Aber nein. Die amerikanische Lektion ist: wenn du nur hart genug kämpfst und genug Schaden anrichtest, dann werden sich die Chinesen zurückziehen.
Das Problem ist nur: genauso wenig, wie wir von Russland wissen, kennen wir von China.
Die politischen Entscheidungsträger werden derzeit von Leuten beraten, die Russland gegenüber absolute Ignoranten sind. Ich nenne sie die „Putin Whisperers“ (Putinflüsterer). Leute, die meinen, sie kennen Putin, die ihn nie trafen, aber Doktorarbeiten darüber verfasst haben, wie übel Putin ist. Und sie glauben an ihre eigene Propaganda und wir als Konsequenz machen eine Politik, die auf einem völligen Unwissen über Russland und der Realität basieren.
Wenn es also eine Nation gibt, die wir genauso wenig verstehen wie Russland, dann ist das China. Wir verstehen China in keinster Weise. Wir denken, dass China eine schwache Nation ist. Wir denken, dass wir China einschüchtern können, dass Chinas Ökonomie nicht sehr stark ist. Auch wenn China in den letzten 15 Jahren 300 Millionen Menschen aus der Armut in die Mittelschicht geführt hat. Wir denken, wir haben die bessere Ökonomie, können aber bei 300 Millionen Einwohnern nicht mal die Hälfte davon aus der Armut holen? Nein.
Was die Chinesen gemacht haben, genau wie die Russen: sie schauten und hörten uns zu. Studierten uns, observierten uns. Und sie schufen ein beachtliches Militär. Es ist nicht getestet, hat nie gekämpft. Was auch daran liegt, dass die Chinesen recht clever sind: sie kämpfen nicht. Sie glauben an eine starke Wirtschaft: geht man nicht in den Krieg, hat mehr Geld für Hochgeschwindigkeitszüge, gute Infrastruktur, Brücken und derlei Dinge. Sie sind nicht perfekt, niemand ist perfekt. Würde mich jemand fragen, ob ich in China leben will, nein. Ich will in diesem Land leben, doch ich würde mich freuen, wenn unser Land halb so viel für die Infrastruktur tun würde wie China. Vernünftige Straßen, pünktliche Züge und U-Bahnstationen, von denen keine Betonteile von der Decke fallen.
Die Chinesen sind aber stets sehr ernst. Genau wie Putin bluffen sie nicht. Wenn Putin sagt, dass er etwas tun wird, dann tut er es auch. Und er beweist es auch. Sagt Medwedjew, dass „wir Entscheidungszentren angreifen werden“, redet da Putin. Sie bluffen nicht, sie werden Entscheidungszentren angreifen. Und so macht es auch China. Wenn sie sagen, dass falls man auf eine Weise handelt, die darauf abzielt, das Taiwan ein unabhängiges Land wird, wenn Taiwan akzeptiert, dass es nicht länger ein Teil Chinas ist; wenn das Militär Taiwans verbessert wird und es so im Glauben gestärkt wird, dass es sich zurückzieht oder gar einen chinesischen Gegenangriff übersteht, dann haben wir keine andere Option als nicht-friedliche Mittel einzusetzen, um Taiwan wieder mit uns zu vereinigen. Und das denken sie sich nicht aus.
In Amerika haben wir den Glauben, dass die Russen und Chinesen sehr impulsive Leute sind. Sie treffen kurzfristig Entscheidungen.
Putin äußert seine Haltung zur NATO bereits seit 2001, es kam direkt 2007 zur Sprache bei der Europäischen Sicherheitskonferenz in München, und danach immer wieder.
2005 hat China das Gesetz gegen die Abspaltung verabschiedet, gemäß der eigenen Verfassung. Die Politik Chinas besteht in der friedlichen Vereinigung von Taiwan und China. Dafür machen sie sehr viele Zugeständnisse, sind geduldig und warten so lange wie möglich. Doch in dem Moment, in dem Taiwan damit beginnt, auf Unabhängigkeit zu drängen, wird der Hammer fallen. China wird einmarschieren und sie vernichten.
Doch was passiert in den letzten Tagen? Der Präsident der USA reist nach Asien und auf die Frage, was passiert, falls China Taiwan angreift, antwortet Biden: „Wir werden sie verteidigen!“
Wie war das mit unserer Politik, die darauf ausgelegt war, das strategische Gleichgewicht zu wahren, auch um zu verhindern, dass die Taiwanesen impulsiv handeln? Weg damit!
Doch das sind nur Worte. Dann taucht Tammy Duckworth in Taiwan auf und unterstützt ein Gesetz, welches darauf ausgelegt ist, US-Militärausrüstung auf dem Boden Taiwans zu lagern, damit im Ernstfall nur noch Soldaten vor Ort erscheinen müssen.
Aber das wird niemals passieren, meine Damen und Herren, denn China wird in Taiwan einmarschieren. Und das eher als später. Wir sind also nicht nur in einem Krieg in Europa involviert, den wir nicht gewinnen können, wir sind auch dabei, einen Krieg im Pazifik zu forcieren, den wir nicht gewinnen können. Ein Zwei-Frontenkrieg, den wir nicht gewinnen können.
Aber warum tun wir das? Weil wir einen Oberbefehlshaber, dessen Mund keine checks and balances hat, also keine Kontrolle über seine eigentliche Macht. Wir haben eine Bevölkerung, die augenscheinlich von Medien verdummt wurde. Medien, die nicht mehr dazu dienen, zu informieren, sondern das amerikanische Volk zu unterhalten. Es gibt da diesen Spruch: Wenn es blutet, führt es. Nichts blutet mehr als ein Krieg und die Massenmedien mögen nichts lieber als ein Krieg. Den kann man jeden Tag ausschlachten, neue schlimmere Überschriften, Horrorgeschichten und dergleichen … und der verdummte, hirntote Amerikaner schaut es sich an und saugt es auf. Denn andere sterben da, Ukrainer sterben da, die Taiwanesen werden da sterben.
„But let me give you a newsflash: When we go to war against Russia, and when we go to war against China, WE‘RE GONNA BE DYING!“
„Aber lassen Sie mich eine Kurzmeldung geben: Wenn wir in den Krieg gegen Russland ziehen werden, wenn wir in den Krieg gegen China ziehen, dann werden WIR sterben.“
Nicht ein paar von uns, denn das hier ist nicht Afghanistan oder Irak. Nicht mal eben 7 Amerikaner in einer schlechten Woche, sondern 5.000 Amerikaner in einer schlechten Stunde, 15.000 an einem schlechten Tag, 60 bis 80.000 in einer schlechten Woche. Und zwar in Konflikten, die wir nicht gewinnen können, falls wir nicht auf Nuklearwaffen zurückgreifen. Dann gewinnt aber niemand. Jeder wird verlieren.
Joe Biden, dein Ego und dein Mund stellen Schecks aus, die dein Körper nicht einlösen kann!
Ende der Übertragung
Diesen von Ritter angesprochen Schwund an „militärischer Stärke“ kann man sehr leicht nachvollziehen – dem Internet und modernem investigativem Journalismus bzw. „Informationsfreiheit“ sei Dank.
Schlimmer noch, die neue wie auch die vorhandene Technik westlicher Armeen ist auch keineswegs einsatzbereit, wie die jüngsten Berichte über den PUMA-Schützenpanzer zeigten, aber eben auch die Information, dass von den gut 105 vorhandenen Panzerhaubitzen 2000 nur 73 vom Heer genutzt würden, doch nur ein Drittel einsatzbereit sei. Bei der Luftwaffe sieht es ähnlich prekär aus, bei den Eurofightern war es unlängst nur die Hälfte. Und das alles in „Friedenszeiten“. Die ukrainischen Truppen haben sich mehrfach über den hohen Wartungsaufwand westlicher Artilleriegeschütze beschwert, die einfach nicht für eine dauerhafte Nutzung ausgelegt sind, welche die Ukrainer durchführen. Zudem verbrauchen sie weitaus mehr Munition, als sie vom Westen nachgeliefert bzw. hergestellt werden kann, ohne die eigene Verteidigungskraft zu schwächen. Die gesamte jährliche Produktion der USA an 155 mmm Granaten würde in der Ukraine derzeit in zwei Wochen verschossen. (Stand Juli 2022 )
Letztlich zeigt sich, dass mit dem zweigleisig gefahrenen Verhalten des Westens gegenüber Russland auf beiden Schienen nicht Experten und Diplomaten den Fahrplan gemacht haben, sondern politische Aktionisten mit einem eher bedenklichen Verhältnis zur Realität. So wie man Russland mit all seinen Ressourcen und Handelspartnern im Osten und Süden nicht wirtschaftlich bezwingen konnte und kann, ist dies auch militärisch faktisch unmöglich. In Anlehnung an Scott Ritters Aussage kann man durchaus konstatieren:
Dann war der Kalte Krieg vorbei. Von da an schaute man in den 90gern auf die Dividenden des „Erreichten“ auf politischer Ebene, aber die militärische Überlegenheit trat in den Hintergrund. Man klopft große Sprüche, man klopft sehr große Sprüche, aber man IST nicht mehr derselbe.
Wenn Russland derzeit einen Krieg „verliert“, dann ist es nur der in unseren Medien. Fakt ist jedoch, dass die Ukraine seit Beginn des Konflikts nicht nur die eigenen Streitkräfte und deren Ausrüstung nahezu komplett aufgebraucht hat – will heißen: diese wurde zerstört oder kampfunfähig gemacht. Nein, es wurde seitdem Material und Ausrüstung geschickt, um zwei weitere vollständige europäische Armeen zu bestücken – und dieses ist augenscheinlich auch Geschichte. Jetzt läuft die vierte große Ausrüstungswelle mit Bradley-Schützenpanzern, AMX-10-Panzerfahrzeugen und endlich auch Leopard-Panzern. Ganz abgesehen davon, dass dieses bunte Sammelsurium an internationaler Ausrüstung nicht nur Training braucht, sondern auch Soldaten die es bedienen, fragt man sich doch, wo alles bislang Gelieferte oder Vorhandene geblieben ist? Eine legitime Frage, unabhängig davon, was das Russische Verteidigungsministerium täglich bekannt gibt.
Wie Ritter ebenfalls anmerkte, war und ist man im Westen nicht mehr auf großangelegte Bodenkämpfe eingestellt, Kriegführung auf industriellem Niveau mit hohem Materialverbrauch an Munition und Ausrüstung. Das große Problem der Ukraine ist der Verlust der Luftüberlegenheit, welche in allen vorherigen Kriegen des Westens vorlag. Man legte alles in Schutt und Asche, was einem gefährlich werden konnte, dann fuhren die Panzer unterstützt von Schützenpanzern und Infanterie in den nun „einfachen“ Kampf. Sei es im Irak oder Afghanistan. Und selbst diese Kriege gingen nicht „gut“ für die besten Streitkräfte des Westens aus. Als die Türkei 2016/2017 in den Syrienkrieg eingriff, machte sie diverse taktische Fehler und trotz militärischer Überlegenheit verlor sie gegen die Truppen der Kurden, damals von britischen Truppen bewaffnet und ausgebildet, wenigstens 10 Leopard II Panzer – was etwas Schadenfreude bei unseren „Verbündeten“ jenseits des Kanals auslöste.
Wenn man nun davon ausgeht, dass Russland, welches bislang weniger als ein Drittel der jüngst mobilisierten Reservisten (will heißen, ehemalige Berufssoldaten) und Freiwilligen an die Front gebracht hat, nicht nur eine Artillerie-Überlegenheit von 5 bis 10 zu 1 gegenüber den Ukrainern besitzt, zudem auch die völlige Lufthoheit, sich von westlichen Kampfpanzern abschrecken lässt, der irrt. Viele der Panzer werden sich nie im direkten Kampf mit denen der alliierten Truppen wiederfinden, wenn sie denn überhaupt die Front erreichen. Dies ist nicht mehr allein ein Krieg von Fußtruppen und Panzern, über denen Flugzeuge kreisen. Satelliten und Drohnen sind ständig im Einsatz, lokalisieren und markieren Ziele. Im Zermürbungskrieg der Raketenwerfer und Artillerie vergingen schon drei ganze Armeen der Ukraine / des Westens, ohne dass sie die Ziele Russlands aufhalten werden. Nur der Blutzoll, den die Russen bezahlen, ist höher geworden.
Einsatz des Thermobarischen MLRS TOS-1 gegen ukrainische Stellungen:
Nachdem die USA und das Vereinigte Königreich „endlich“ entschieden, den Ukrainern Kampfpanzer zu liefern, sagte auch Olaf Scholz dies zu. Zwei Tage später äußerte sich dazu die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zacharowa:
Wir alle erinnern uns, was deutsche Panzer sind. Das sind Maschinen, die zu einem Symbol wurden, nicht nur des Todes … nicht nur der tödlichen Ideologie. Sie wurden zu einem Symbol der Misanthropie, als globale existenzielle Bedrohung für den Planeten.
Wenn man über Nazismus und Faschismus in diesen Zeiten des Zweiten Weltkriegs liest, denke ich, dass diese SS-Uniformen und gerade diese deutschen Panzer und Symbole des Dritten Reichs zu einem globalen Symbol für den Sturz der Menschheit in den Abgrund des Hasses geworden sind, des Horrors und der Massaker.
Gerade die deutschen Panzer wurden zum Symbol – zum Anti-Symbol, würde ich sagen – das für immer im Gedächtnis der ganzen Menschheit bleiben wird. Jetzt werden diese deutschen Panzer wieder auf unserem Land sein. …
Was also erwartet Berlin? Dass diese gepanzerten Fahrzeuge mit all ihren Symbolen damals und heute unsere Dörfer und Siedlungen durchqueren werden?
Wir erinnern uns an das Ende dieser Zeiten. Erinnert sich Berlin?
Scott Ritter: ‚Two-Front War: Biden’s Mouth is Writing Checks the US Military Can’t Cash‘
CM