ZDF - Die Angstmacher

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Maren
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ZDF - Die Angstmacher

Beitrag von Maren »

ZDF
Redaktion Frontal21
Unter den Linden 36-38
10117 Berlin



Programmbeanstandung


Sehr geehrte Damen und Herren der Frontal21-Redaktion,


im Beitrag „Die Angstmacher“ innerhalb des ZDF-Magazins Frontal21 vom 03.11.2015 wurden folgende Worte des Chefredakteurs des Magazins Compact, Jürgen Elsässer, eingespielt: „Keiner hat dazu gesagt, dass der Vater von dem Kind, der wollte einfach weg, um sich seine Zähne in Kanada richten zu lassen. Dafür hat er seinen toten Sohn geopfert, aber uns wurde suggeriert, wir seien an dem Toten schuld.“

Dieser Wortbeitrag wurde vom Frontal21-Sprecher mit der Aussage, dass Compact und seinen Chefredakteur der „Mut zu besonders üblen Unwahrheiten“ auszeichnet, eingeleitet.

Elsässers Originalzitat zur Causa des kleinen Flüchtlingsjungen Aylan am Strand von Bodrum: „Keiner hat dazu gesagt, dass der Vater von dem Kind, der hat drei Jahre schon sicher in der Türkei gelebt, das war gar kein Flüchtling mehr, sondern der wollte einfach weg, um sich seine Zähne in Kanada richten zu lassen. Dafür hat er seinen toten Sohn geopfert, aber uns wurde suggeriert, wir seien an dem Toten schuld.“

Der saubere und mitten in einem Satz angesetzte, manipulative Schnitt, der Elsässers Aussage, ohne Kenntlichmachung dieser Verkürzung, verfälscht und der eigentlichen Kernaussage beraubt, zeigt, dass die Redaktion von Frontal21selbst nicht frei von Schwächen dieser Art ist.

Es ist allgemein bekannt, dass Aylans Vater nicht aus einem Kriegsgebiet (Syrien/Kobane) flüchten musste, sondern sich bereits seit längerer Zeit mit seiner Familie in der Türkei - und damit in Sicherheit - befand. Zahlreiche Medien im In- und Ausland berichteten darüber, dass nicht nur der dreijährige Aylan, sondern auch sein ein Jahr älterer Bruder Galip und ihre 27-jährige Mutter Rihana im Mittelmeer ertranken, als die Familie aus der Türkei ins benachbarte EU-Land Griechenland aufbrach. Die aus Syrien stammende Tante des Jungen, Tima Kurdi, lebt seit zwei Jahrzehnten in Kanada und dahin wollte auch die Familie ihres Bruders Abdullah, deren Boot auf der Überfahrt von der Türkei auf die griechische Insel Kos unterging.

Es wäre sehr interessant zu wissen, an welcher Stelle Herr Elsässer, nach Auffassung der Redaktion von Frontal21, die Quelle für seine diesbezüglichen Aussagen verfälscht haben soll.

Die Tante Tima Kurdi im Interview mit CBC: “The situation is that Abdullah does not have any teeth. Another story about it. So I been trying to help him fix his teeth. But is gonna cost me 14,000 and up to do it. He need teeth implant. So when I told him there is now way I can get you the money in one time because dentist need to get paid right away and Western Union usually – if I send them the money – they only allowed 1,000 at a time – not under their name of course – has to be a third person to collect the money and give it them. So I said to him, actually my dad, he come up with the idea, he said to me, “I think if they go to Europe for his kids and for our future, I think he should do that, and then we’ll see if he can fix his teeth.” And that’s what I did three weeks ago.”

Um einer möglichen und sicher verlockenden Intervention Ihrerseits zuvorzukommen: Es geht innerhalb dieser Beanstandung nicht darum, den umstrittenen Compact-Chef Jürgen Elsässer zu supporten, sondern schlicht und ergreifend um das Einfordern wahrhaftiger Berichterstattung.

Wer andere der Lüge bezichtigt, ganze Konferenzen für unzurechnungsfähig erklärt und bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor Leuten warnt, welche die Glaubwürdigkeit von Medien in Zweifel ziehen, der sollte nicht selbst zu unlauteren Mitteln greifen.

Auch BürgerInnen, KonferenzteilnehmerInnen, Chefredakteure und Demonstrierende mit abweichenden Meinungen haben ein Anrecht auf die im Staatsvertrag garantierte Objektivität, Unparteilichkeit, Meinungsvielfalt sowie Ausgewogenheit der Berichterstattung.

Wenn Sie als Redaktion einer öffentlich-rechtliche Medienanstalt nicht willens oder in der Lage sind, ALLEN BürgerInnen dieses Landes eine wahrhaftige und faire Berichterstattung zuzugestehen, dann zementieren sie das wachsende Misstrauen in die Medien. Sie schaden mit dieser Art der Berichterstattung nicht Jürgen Elsässer oder angeblichen Verschwörungstheoretikern und Sie klären auch nicht auf.

Sie liefern lediglich den Rufern und Verfechtern des Kampfbegriffes „Lügenpresse“ weitere Argumente zur Verfestigung von Mediendistanz und Medienverdruss und schaden darüber hinaus dem Ansehen der Institution „Öffentlich-rechtlicher Rundfunk“.

Wir bitten hiermit um eine Stellungnahme.

Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen


i. A. Maren Müller
Vorsitzende
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Maren
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Re: ZDF - Die Angstmacher

Beitrag von Maren »

Antwort der Redakteurin von Frontal21, Ilka Brecht, auf unsere Programmbeschwerde.
Elsässer Frontal21.pdf
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Teile der Antwort haben wir bereits der Stellungnahme auf Facebook entnommen. Geklärt wurde noch immer nicht, warum das Zitat überhaupt so sauber mitten im Satz gekappt wurde und wieso ein solch manipulativer Schnitt "zulässig" sein soll. Es ist eindeutig eine Manipulation und Wasser auf die Mühlen jener "Problembürger" die von den Sendern immer so gerne "entlarvt" werden sollen. Ohne diese glasklare Manipulation seitens der Redaktion von Frontal21 hätte es vermutlich überhaupt keine Diskussion zu diesem Fall gegeben.

Die Antwort ist unbefriedigend und reiht sich ein in die Sorte Rechtfertigungsversuche, die nicht besonders redlich sind.
Pflicht zur Vollständigkeit, Unterlassung von Übertreibungen und Verzerrungen; insb. richtige Wiedergabe von Zitaten, keine Verfälschung durch Weglassungen (BVerfGE 54, 208 [217 ff.] – Böll);
Maßstab: nicht Ansicht des Journalisten, sondern objektiver Eindruck eines unbefangenen Durchschnittsempfängers
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Maren
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Re: ZDF - Die Angstmacher

Beitrag von Maren »

ZDF
Fernsehrat
Herrn Polenz
ZDF-Straße 1
55127 Mainz



Programmbeschwerde Frontal21


Sehr geehrte Damen und Herren Fernsehräte,

im Beitrag „Die Angstmacher“ innerhalb des ZDF-Magazins Frontal21 vom 03.11.2015 wurde die wörtliche Rede des Chefredakteurs des Magazins Compact, Jürgen Elsässer, von der Redaktion Frontal21 durch manipulativen Schnitt verfälscht. Der Schnitt erfolgte sauber an einer bestimmten Stelle der Ausführungen Elsässers und änderte somit sowohl Satzkonstruktion als auch Gesamtkontext.

Änderungen an Zitaten bedürfen bei gedruckten Quellen bestimmter Kennzeichnungen. Auslassungen oder Ergänzungen werden auf bestimmte Weise hervorgehoben, sodass der Leser nachprüfen kann, woher die Aussagen stammen und ob sie inhaltlich richtig übernommen wurden. Der Schutz vor Entstellungen oder dem Unterschieben von Verlautbarungen die nie getätigt wurden, umfasst unter anderem auch den Anspruch darauf, von anderen korrekt zitiert zu werden. Werden Äußerungen verfälscht oder unrichtig wiedergegeben, stellt dies eine Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts dar und im beanstandeten Fall unsaubere Berichterstattung und Täuschung der Rezipienten.

Frau Brecht ist der Auffassung, dass es zulässig gewesen sei, die Aussage Elsässers, mittels sauberem Cut mitten im gesprochenen Satz, um eine bestimmte Aussage zu verkürzen.

Diese Ansicht teilen wir nicht. Die Begründung dafür wurde bereits im Anschreiben vom 07.11.2015 hinreichend erläutert.

Um der Sendeabsicht der Redaktion Rechnung zu tragen, Herrn Elsässer „Mut zu besonders üblen Unwahrheiten“ nachzuweisen, hätte es des manipulativen Schnittes nicht bedurft. Die kolportierte Story von der Überfahrt der Familie des kleinen Aylan aus der Türkei nach Griechenland hätte das Team von Frontal21 auch anhand des kompletten Zitates richtig stellen können.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Redaktion von Frontal21 Geschehnisse, durch kreative Handhabung journalistisch-ethischer Grundregeln, in die von ihr tendierte Richtung lenkt. Leider hat diese Art der Berichterstattung nichts mit den Erwartungen des Publikums an ein seriöses Politmagazin zu tun, sondern erinnert unangenehm an übergriffigen Boulevard-Journalismus. Wir empfinden es als Armutszeugnis, dass die Chefredakteurin der Reihe Frontal21, Ilka Brecht, anlässlich einer berechtigten Kritik nicht einlenkt, sondern wider besseres Wissen das Verfälschen einer wörtlichen Rede öffentlich als „zulässig“ deklariert.

Pflicht zur Vollständigkeit, Unterlassung von Übertreibungen und Verzerrungen; insb. richtige Wiedergabe von Zitaten, keine Verfälschung durch Weglassungen (BVerfGE 54, 208 [217 ff.] – Böll); Maßstab: nicht Ansicht des Journalisten, sondern objektiver Eindruck eines unbefangenen Durchschnittsempfängers.

Wir möchten Sie bitten, die Angelegenheit in einer Ihrer nächsten Sitzungen zu diskutieren und den Redaktionen innerhalb Ihrer Sendeanstalt eindringlich zu vermitteln, dass sie sich bei allem Eifer und der täglichen Routine an journalistische Regeln zu halten haben.

Durch Vorfälle wie dem beanstandeten werden den Verfechtern des Kampfbegriffes „Lügenpresse“ unnötig Argumente zur Verfestigung von Mediendistanz und Medienverdruss geliefert und dem Ansehen der Institution „Öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ massiv geschadet.

Wir hoffen, dass unsere Argumentationen von Ihrem Gremium hinreichend geprüft, mit den Vorgaben des ZDF-Staatsvertrages abgeglichen und bei der Entscheidungsfindung angemessen berücksichtigt
werden.

Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie weiteren Schriftverkehr zum Thema auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen


i. A. Maren Müller
Vorsitzende
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Re: ZDF - Die Angstmacher

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre Beschwerde vom 12. Dezember 2015, in der Sie in der „Frontal 21“-Sendung vom 03. November 2015 eine Verletzung von Programmgrundsätzen vermuten.

Die Verantwortung für das Programm des ZDF trägt gemäß § 27 Abs. 1 des ZDF-Staatsvertrages der Intendant. Entsprechend der Beschwerdeordnung (§ 21 Absatz 2 der ZDF-Satzung) habe ich deshalb zunächst dem Intendanten Gelegenheit zu geben, Ihre Programmbeschwerde zu prüfen und zu beantworten.

Ich habe aber sichergestellt, dass ich als Vorsitzender des Fernsehrates über den Fortgang der Angelegenheit unterrichtet bleibe. Sobald die Stellungnahme des Hauses vorliegt, werde ich über das weitere Verfahren entscheiden.


Mit freundlichem Gruß
Ruprecht Polenz

_______________________________________

ZDF
Fernsehrat
55100 Mainz
Deutschland

Web: www.zdf.de und fernsehrat.zdf.de
Mit dem Zweiten sieht man besser
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Re: ZDF - Die Angstmacher

Beitrag von Maren »

Der Intendant des ZDF hatte, wie angekündigt, die Gelegenheit die Programmbeschwerde zu prüfen. Seine Antwort gibt erwartungsgemäß die Ansicht der Redaktion von Frontal21 wieder.
Antwort Compact1_geschwärzt.pdf
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