Tendenziöse Berichterstattung: US-Streitkräfte in Polen offiziell begrüßt

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Maren
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Tendenziöse Berichterstattung: US-Streitkräfte in Polen offiziell begrüßt

Beitrag von Maren »

Norddeutscher Rundfunk
Intendant
Herrn Marmor
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg



Programmbeschwerde: Tendenziöse Berichterstattung
ARD-Tagesschau am 14.01.2017 „US-Streitkräfte in Polen offiziell begrüßt“


Sehr geehrter Herr Marmor,

am 14.01.2017 berichtete die Tagesschau um 20 Uhr ausführlich über die Begrüßung der US-Truppen in Polen. Sie zeigte eine offizielle, von der polnischen Regierung organisierte Veranstaltung, auf der natürlich nur Wohlwollen und eine vom herzlichen Empfang erfreute US-Soldatin gezeigt wurden.

„Sergeant Jasmin Davis landet heute in vielen polnischen Smartphones. US-Soldaten wissen bereits, Proteste gibt es nicht, kommen sie nach Polen werden sie herzlich empfangen, herzlicher als woanders."
„Die Leute sind so freundlich hier, sie bedanken sich, es ist kein bisschen so, dass sie sagen oh nein ein Ami, es ist das komplette Gegenteil, sooo freundlich."
"Berührungsängste gibt es nicht, die Kinder sollen früh lernen, für Polen sind die USA eine Schutzmacht.“


Bei letzteren Worten wurde ein ca. 10 Jahre alter Junge gezeigt, mit einem amerikanischen Sturmgewehr in der Hand.

Leider haben Sie in den vorangegangenen Tagen die Friedensdemonstrationen in Bremerhaven und Lehnin in den Hauptnachrichtensendungen unterschlagen.

Als neutraler Zuschauer stellt man sich die Frage, aus welchem Blickwinkel Sie eigentlich diese bisher größte Truppenverlegung seit Ende des kalten Krieges betrachten. Wieso machen Sie sich so sehr die amerikanische Sichtweise zu eigen? Sie betreiben eine einseitige, tendenziöse Berichterstattung, welche darauf abzielt, beim deutschen Zuschauer Verständnis für die einseitige amerikanische Truppenverlegung zu wecken.

Es handelt sich nicht einmal um eine im Rahmen der NATO stattfindende Truppenverlegung, das heißt diese ca. 2000 Militärfahrzeuge, darunter mehr als 140 Panzer (am 6.1.2017 sprachen Sie in der Tagesschau von „schwerem Gerät“), und ca. 4000 Mann Personal unterstehen direkt dem US-Militär, mitten in Europa, in der Nähe der russischen Grenze.

Auch haben Sie auf Ihren Sendekanälen nicht die Frage gestellt, warum diese Truppen eigentlich in Bremerhaven angelandet wurden, und dann mit viel Aufwand (auch für den deutschen Steuerzahler) bis an die polnische Grenze begleitet wurden. Man hätte diese Truppen auch in Szceczin oder Danzig anlanden können. Das erweckt den Eindruck einer völlig fehlenden Souveränität der deutschen Seite, was sich auch in Ihrem Blickwinkel widerspiegelt.

Von wem werden Sie eigentlich finanziert? Von amerikanischen Regierungs- oder Militärstellen oder vom gebührenpflichtigen deutschen Bürger? Der deutsche Bürger ist sicherlich nicht an der Ausweitung des Konfliktpotentials in Ost- und Mitteleuropa interessiert. Und er hat ein Recht auf eine umfassende Information.

Die umfassende Information erstreckte sich bei Ihnen auf einen ganz kurzen Ausblick auf die Vielzahl von Militärübungen entlang der Ostgrenze der NATO, bei welchen diese US-Truppen mitwirken sollen. Das daraus erwachsende Konfliktpotential scheint Ihnen nicht bekannt zu sein, Sie geben sich auch keine Mühe, es in Erfahrung zu bringen.

Dann muss es Ihnen ein Zuschauer mitteilen: Ganz abgesehen vom provokativen Charakter führen die beabsichtigten Militärübungen in der Nähe der russischen Grenze dazu, dass die Truppen auf der anderen Seite in höhere Alarmbereitschaft versetzt werden, auch die Truppen der Luft- und Raketenabwehr und ähnlich sensible Bereiche.

Hinzu kommt, dass Funk-Kommunikationskanäle der jeweils anderen Seite gezielt gestört werden (so wurde es im kalten Krieg zum Beispiel während der NATO-Manöver Autumn Forge gemacht). Ein Fehler, eine missdeutete Handlung auf der einen oder anderen Seite kann in einer solchen Lage zu einer Eskalation führen, welche unkontrollierbar werden kann. Das bedeutet, dass mit diesen Truppen nicht für mehr Sicherheit in Osteuropa gesorgt wird, sondern für eine lang anhaltende Verschlechterung der militärischen Sicherheitslage.

Vor diesem Hintergrund wirkt der Kommentar Ihrer Korrespondentin Griet von Petersdorff naiv:

„Auch, wenn sich die Polen innenpolitisch streiten, außenpolitisch sind sie einer Meinung: Gut, dass die US-Armee hier Stärke gegenüber Russland demonstriert. Nun wird der Russland-freundliche Donald Trump neuer US-Präsident. Umso mehr hoffen die Polen, dass sich die USA auch weiterhin für die Sicherheit Osteuropas verantwortlich fühlen.“

Es wird Zeit, dass sich ARD und ZDF für die Sicherheit Gesamt-Europas verantwortlich fühlen.

Zum Zwecke der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen

Jens Köhler
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Maren
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Re: Tendenziöse Berichterstattung: US-Streitkräfte in Polen offiziell begrüßt

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

auf das Schreiben vom 16. Januar an den NDR erhalten Sie nunmehr Antwort vom rbb.
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Freundliche Grüße

Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)
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