Tagesschau - Angriff auf Donezk

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Maren
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Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Norddeutscher Rundfunk
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Hugh-Greene-Weg 1
22529 Hamburg


Formale Programmbeschwerde

Sehr geehrte Damen und Herren Rundfunkräte,

in der reichweitenstarken Hauptausgabe der Tagesschau vom 13.06.2022 wurde wider besseres Wissen behauptet, dass ein russischer Angriff auf die ostukrainische Stadt Donezk stattgefunden hätte, bei dem mindestens drei Zivilisten und ein Kind getötet wurden seien.

„Zivile Ziele, immer wieder stehen sie unter Beschuss der russischen Armee. Dies ist der Markt in der ostukrainischen Stadt Donezk, oder das, was davon übrig ist.“

Bereits in der Tagesschau-Ausgabe um 16 Uhr wurde wahrheitswidrig behauptet:

„Dies ist der Markt in der ostukrainischen Stadt Donezk, oder das, was davon übrig ist. Drei Menschen sollen bei dem russischen Angriff getötet worden sein.“

https://www.youtube.com/watch?v=u60UkJ4ywVE

Während im Onlineangebot von Tagesschau.de vom 13.06.2022 um 13.05 Uhr noch korrekt darüber berichtetet wurde, dass nach Donezker Angaben ein Angriff der ukrainischen Armee auf die „von pro-russischen Separatisten gehaltene“ Stadt in der Ostukraine stattgefunden habe, (der sich laut Ihrem Disclaimer nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüfen lassen könne), verdrehen Sie diese Angaben später in den reichweitenstarken TV-Formaten ungeprüft ins glatte Gegenteil. https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... g-137.html
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Die Nachrichtenagenturen dpa und Reuters, deren Berichte in der Regel ungeprüft von den Medien übernommen werden können, berichteten korrekt über den Angriff.
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Nicht nur die wiederholte Desinformation erregte anlässlich der beanstandeten Beiträge die Gemüter zahlreicher Zuschauer - auch die Vorstellung, dass man hierzulande von Medien mit öffentlichem Auftrag ganz offensichtlich für unfähig gehalten wird, die schiere Logikferne solcher Berichte zu erkennen. Das ostukrainische Donezk wird von pro-russischen Kräften gehalten. Weder die russische Armee noch die Ostukrainer selbst, werden ihre eigenen Leute und Verbündeten angreifen.

Bereits im Jahr 2014, als der Konflikt im der Ostukraine zu eskalieren begann, schob Ihre Redaktion Morde an ostukrainischen Zivilisten, die von Freiwilligen-Bataillonen begangen wurden, den „prorussischen Separatisten“ in die Schuhe. Ausgerechnet am Tag des Referendums sollten laut Bericht des ARD-Reporters Udo Lielischkies prorussische Separatisten das Feuer auf Zivilisten eröffnet haben, die sich vor einem Abstimmungslokal versammelt hatten. Originalaufnahmen des Zwischenfalls zeigten jedoch deutlich, dass die ukrainische Nationalgarde für den Tod der Zivilisten verantwortlich war.

Der entsprechende Beitrag wurde damals aus der Mediathek entfernt und der Abendmoderator Thomas Roth entschuldigte sich öffentlich in den Tagesthemen. viewtopic.php?f=30&t=125

Wir erwarten die Richtigstellung der beanstandeten Beiträge an einem geeigneten Sendeplatz, das heißt: NICHT im Onlineangebot, sondern in den Sendungen, in denen die Falschbehauptungen aufgestellt wurden.

Sollte dies umgehend geschehen, werden wir die Beschwerde zurückziehen.

III. Abschnitt
Besondere Bestimmungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
§ 26, Auftrag


(1) Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist, durch die Herstellung und Verbreitung ihrer Angebote als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben in ihren Angeboten einen umfassenden
Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sie sollen hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern.

(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.

Aus Gründen der Transparenz werden wir diese Programmbeschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins https://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen

Maren Müller
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Maren
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

hiermit bestätigen wir den Eingang Ihrer Nachricht vom 14.06.2022.

Aufgrund der sorgfältigen Prüfung jeder Zuschrift bitten wir um Ihr Verständnis, sollte die Beantwortung Ihres Schreibens noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Wir werden uns erneut bei Ihnen melden.

Mit freundlichen Grüßen

_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
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Tel.: 040/4156-3506
Fax: 040/4156-3452

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Maren
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Fehler in der tagesschau am 13. Juni 2022

Am 13. Juni hat die tagesschau auf der Grundlage eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters über den Beschuss eines Marktes in Donezk berichtet. Demnach sind bei einem ukrainischen Artillerie-Angriff in der von pro-russischen Separatisten besetzten Region mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Während diese Informationen von Reuters im Live-Blog auf tagesschau.de korrekt wiedergegeben wurden, ist in der Fernsehberichterstattung ein Fehler passiert. Dort wurde versehentlich von einem russischen Angriff gesprochen. Uns ist der Fehler in der Abnahme des Beitrags nicht aufgefallen, das ärgert uns sehr und wir bedauern das, denn es entspricht nicht der sonst gebotenen journalistischen Sorgfalt in unsere Berichterstattung. Der Beitrag wurde überarbeitet und die Sendung aktualisiert. Auf tagesschau.de wurde die 20 Uhr-Ausgabe der tagesschau um den Hinweis ergänzt, dass die Sendung nachträglich redaktionell bearbeitet wurde.
https://blog.tagesschau.de/2022/06/16/f ... juni-2022/
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Maren
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 14. Juni 2022.

Tatsächlich ist der Redaktion hier ein Fehler in der Zuordnung der Bilder unterlaufen. Der Angriff auf den Markt in Donezk erfolgte von ukrainischer Seite, nicht von russischer. Für die Online-Ausgabe der 20-Uhr-tagesschau auf tagesschau.de wurde der Fehler inzwischen korrigiert:

tagesschau 20 Uhr - Sendung vom 13.06.2022, 20:00 Uhr | tagesschau.de

Die 16-Uhr-Ausgabe wurde inzwischen wegen des Fehlers aus dem Online-Angebot genommen. In unserer Berichterstattung auf tagesschau.de wurde korrekt der Angriff durchgängig der ukrainischen Seite zugeschrieben.
Ergänzend möchten wir auf den aktuellen Blog-Eintrag zu dieser Thematik verweisen: blog.tagesschau.de

Den Fehler bedauert die Redaktion sehr. Bei ARD-aktuell hat die Qualitätskontrolle seit je her einen sehr hohen Stellenwert. Vor der Sendung werden Berichte in der Regel durch mehrere Personen überprüft. Zudem ist die Redaktion sich bewusst, dass Informationen zu einem bewaffneten Konflikt eine über alle Maße hohe Brisanz haben. Dennoch ist die Redaktion - wie auch andere unter hohem Zeitdruck arbeitende Qualitätsmedien - nicht vor Fehlern gefeit. Im erwähnten Fall ist die falsche Zuordnung des Angriffs den zuständigen Kolleginnen und Kollegen leider zu spät aufgefallen.

Für Fälle wie diesen gibt es ein festes Procedere in der Redaktion, um einen konstruktiven und transparenten Umgang zu gewährleisten. So ist jeder Fehler Diskussionsgegenstand der nachfolgenden Konferenz. Im konkreten Fall wurde die 20-Uhr-Sendung für das Online-Archiv bearbeitet. Die Änderung wurde für die Zuschauerinnen und Zuschauer durch einen entsprechenden Hinweis kenntlich gemacht.

Mit freundlichen Grüßen

Marcus Bornheim
Erster Chefredakteur ARD-aktuell
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Maren
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Lenz,
sehr geehrte Damen und Herren Rundfunkräte,

wir hatten in unserem Beschwerdeschreiben angeboten die Beschwerde zurückzuziehen, sofern die Richtigstellung der Falschinformationen dort vorgenommen wird, wo sie entstanden sind - das heißt explizit: NICHT im Tagesschaublog, sondern in den reichweitenstarken Ausgaben der Tagesschau am späten Nachmittag und am Abend. Daher halten wir an der Beschwerde fest und bitten die Gremienvertreter um Befassung. Der Rundfunkrat muss ein natürliches Interesse daran haben, dass insbesondere bei den Angeboten von ARD-aktuell eine Kritik- und Korrekturkultur Einzug hält, die nicht nur symbolischen Feigenblattcharakter hat, sondern dem zahlenden Millionenpublikum sein Recht auf wahrheitsgemäße Information garantiert. Nachträgliche Korrekturen oder verschämte Blogbeiträge werden nur einen Bruchteil der falsch informierten Zuschauer erreichen und sind nicht dazu geeignet, das Vertrauen in die Berichterstattung wiederherzustellen.

Mit freundlichen Grüßen

Maren Müller
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre aufmerksame Beobachtung des Programms und Ihre kritischen Anmerkungen dazu. Ihre o. g. Beschwerde habe ich an den Rechts- und Eingabenausschuss des Rundfunkrates mit der Bitte um Beratung überwiesen.

Der Rechts- und Eingabenausschuss wird sich voraussichtlich in seiner Sitzung am 08.09.2022 mit Ihrem Anliegen befassen. Die abschließende Beratung erfolgt voraussichtlich in der Sitzung des Rundfunkrates am 23.09.2022.

Über das Ergebnis der Beratungen werde ich Sie anschließend gerne unterrichten.


Mit freundlichen Grüßen

Sandra Goldschmidt
Vorsitzende NDR Rundfunkrat
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E-Mail: gremienbuero-beschwerden@ndr.de
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Re: Tagesschau - Angriff auf Donezk

Beitrag von Maren »

Ihre Programmbeschwerde vom 14.06.2022 und weiteres Schreiben vom 28.06.2022 über den Beitrag zum Angriff auf die ostukrainische Stadt Donezk in der Tagesschau am 13.06.2022

Der Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 23.09.2022 mit Ihrer Beschwerde befasst. Dem vorangegangen war eine ausführliche Beratung im Rechts- und Eingabenausschuss am 08.09.2022.

Im Rahmen einer intensiven Diskussion weist der Rundfunkrat ausdrücklich auf die Bedeutung einer konsequenten und transparenten Fehlerkultur hin und begrüßt daher die Einrichtung der geplanten „Fehlerseite“ (Arbeitstitel), die diesem Anspruch zukünftig entgegenkommen wird.

Nach sorgfältiger Prüfung des Sachverhalts konnte der Rundfunkrat daher keinen Verstoß gegen die Programmgrundsätze und die Anforderungen an die Programmgestaltung des NDR feststellen und weist damit Ihre Programmbeschwerde zurück.

Wir bitten um Verständnis, dass die Angelegenheit für den Rundfunkrat damit abgeschlossen ist.

Mit freundlichen Grüßen

Sandra Goldschmidt
Vorsitzende NDR Rundfunkrat
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