Tagesschau - Berichterstattung zur Situation in Mariupol

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Maren
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Tagesschau - Berichterstattung zur Situation in Mariupol

Beitrag von Maren »

An: <ARD-Tagesschau> redaktion@tagesschau.de, info@ndr.de

Betreff: Ihre Berichterstattung zur Situation in Mariupol

Sehr geehrte Damen und Herren,

zuerst: Meine Anfragen an Sie sind als offener Brief gehalten.

In Ihrer Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt und dabei speziell zu den Geschehnissen in der Großstadt Mariupol haben Sie am 7. Mai einen Artikel (siehe: https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... a-103.html) unter anderem mit diesen Worten eingeleitet:

„Wochenlang waren sie im von Russland belagerten Stahlwerk in Mariupol eingesperrt: Nun haben offenbar alle Frauen, Kinder und ältere Menschen das Werk verlassen können.“ (1)

Wir sind einer Meinung, dass ‚eingesperrt‘ meint, dass die davon Betroffenen diese Situation nicht aus freiem Willen erdulden? Daraus ergeben sich einige wichtige Fragen, die Sie mir sicher beantworten können:

Von wem wurden Frauen, Kinder und ältere Menschen zuvor in Mariupol eingesperrt?
Aus welchen Gründen hatte man diese Menschen eingesperrt?
Welche völkerrechtlichen Schlussfolgerungen ziehen Sie, bei der ARD-Tagesschau aus diesen Sachverhalten?

Ihnen ist bekannt, dass der Missbrauch von Zivilisten als menschliche Schutzschilde zur Erlangung von Vorteilen bei Kriegshandlungen als Kriegsverbrechen zu bewerten ist? Dass es sich dabei um nichts weiter als Geiselnahme handelt? In Ihrer Berichterstattung über die Ereignisse im Komplex des Stahlwerks von Mariupol haben sie regelmäßig berichtet, dass sich dort Tausende Kämpfer aufhalten. Ihnen sollte das Problem also hinreichend bewusst sein. Ist dies der Fall?

Getitelt hatten Sie den Beitrag mit:

„Alle Frauen und Kinder aus Stahlwerk evakuiert„ (1i)

Auch hierzu stellen sich Fragen, deren Beantwortung, samt zugrunde liegender Quellen ich hiermit ebenfalls von Ihnen erwarte:

Wer hat seit Wochen versucht, Zivilisten aus Asowstal zu evakuieren?
Wer ist dafür verantwortlich zu machen, dass diese Evakuierung(en) verhindert beziehungsweise über zwei Monate lang verschleppt wurden?

Was die weiter oben bereits an Sie gestellte und dringend zu beantwortende Frage erneut aufwirft:

Welche völkerrechtlichen Schlussfolgerungen ziehen Sie, bei der ARD-Tagesschau aus diesen Sachverhalten?

Außerdem möchte ich Sie auf sprachliche Inkonsistenzen in Ihrer Berichterstattung hinweisen. In einer weiteren Meldung Ihres Ukraine-Live-Blogs berichteten Sie:

„Ein Konvoi von Bussen mit Evakuierten aus der Südostukraine, darunter etwa 40 Zivilisten, die sich im Asowstal-Komplex im belagerten Mariupol verschanzt hatten, ist in der von der Ukraine kontrollierten Stadt Saporischschja eingetroffen.“ (2)

Ihre Wortwahl widerspricht sich. Erst sprechen Sie von Eingesperrten, nun von Verschanzten. Eingesperrt wird man in der Regel von anderen (passiv), ‚Verschanzen‘ entstammt dem Vokabular des Militärs und man tut es aus eigenem Antrieb (aktiv). Die beiden Begriffe beschreiben sehr unterschiedliche Dinge, dies nur als gut gemeinter Hinweis. Meinten Sie mit ‚Verschanzten‘ möglicherweise mit in Asowstal festsitzende (zivile) Familienangehörige von Soldaten?

In Erwartung Ihrer baldigen, substanziellen Antwort.

Freundliche Grüße, Peter Frey
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