Zehntausende in Assads Gefängnissen

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Maren
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Zehntausende in Assads Gefängnissen

Beitrag von Maren »

To: gremienbuero@ndr.de

Programmbeschwerde über Tagesschau.de vom 21.5.16
"Zehntausende in Assads Gefängnissen"

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

am 21.5.2016 war auf Tagesschau.de zu lesen, in den Gefängnissen des syrischen „Regimes“ seien in den vergangenen fünf Jahren mindestens 60.000 Menschen gestorben; und, damit die Nachricht den richtigen Drive bekommt, hieß es weiter: „darunter auch Kinder“. Als Quelle wird wieder einmal die „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ genannt. Als Beleg der eigenen journalistischen Seriosität wurde – welch ein Alibi! – dann noch hinzugefügt, dass diese Quelle sich nicht unabhängig überprüfen lasse.

Mit diesem billigen Trick versucht ARD-aktuell, die Propagandaabsicht zu kaschieren, um so die unbelegte Message (Assad bringt die eigenen Leute um und macht das sogar mit Kindern) unter die deutschen Zuschauer und Zuschauerinnen zu bringen. Diese Meldung findet sich fast identisch mit rund 60000 Ergebnissen bei der Eingabe in Google. Westliche Pressefreiheit pur.

Diese Vorgehensweise ist journalistisch unvertretbar. Sie verstößt gegen das Prinzip des „audiatur et altera pars“, sie ist durch keine weitere, unabhängige Quelle bestätigt, berücksichtigt nicht, dass ein Artikel alle Seiten beleuchten soll, damit nicht weggelassene Informationen eine fundierte Meinungsbildung verhindern.

Vor drei Monaten hatte die UNO einen Bericht herausgegeben, in dem ebenfalls der Tod von Menschen in syrischen Gefängnissen beklagt wurde. Eine konkrete Zahl getöteter Gefangener konnten die Ermittler allerdings nicht nennen, wie der Präsident der Untersuchungskommission, Paulo Sérgio Pinheiro, einräumte. Er verwies darauf, dass die syrische Regierung seit Jahren die Einreise der UNO-Experten verhindere. Der Bericht stütze sich auf Befragungen von 621 Zeugen ausserhalb Syriens sowie per Telefon und auf Dokumente.

Diese Fakten sind überall zugänglich und hätten bei der Veröffentlichung der Zahlen der"Aktivisten der syrischen Beobachtungsstelle" bei "ARD-aktuell" mindestens die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Angaben der Quelle aus England aufwerfen müssen.

Diese Frage ist einfach: "Woher nimmt die Beobachtungsstelle Opferzahlen, die noch vor drei Monaten selbst bei der UNO unbekannt waren?“

Stattdessen folgte die Redaktion dem klassischen Gesetz des Boulevard: Je ungeheuerlicher der Vorwurf, desto größer das Interesse der Öffentlichkeit, gleichgültig, ob und wieweit der Vorwurf begründet ist. Das ist BILD-Zeitungs-Journalismus niederster Sorte, in anderen Worten: der letzte Dreck.

Dass ARD-aktuell selbstverständliche Fragen nicht stellt und nicht einmal versuchsweise Gegenrecherche betreibt, belegt ihren unseriösen Journalismus und ihre distanzlose Übernahme von Propaganda-Meldungen, insbesondere, wenn es um die Denunziation von vorgeblich "Bösen" geht. Ein Anruf bei der syrischen Botschaft in Berlin mit der Bitte um Stellungnahme wäre das Mindeste und Einfachste gewesen.

Wir sind mit unserer Ansicht, dass ARD-aktuell sich stattdessen ganz bewusst zum Instrument konformer Agitation und Propaganda macht, durchaus nicht allein. Albrecht Müller, vormals Leiter des Planungstabes im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt, kommentiert den Vorgang so: „...Damit ist die Hauptbotschaft (Assad bringt die eigenen Leute um) unterm Volk; zugleich wird versucht, die eigene Glaubwürdigkeit durch den Hinweis auf Fragliches bei der Quelle zu erhalten…."

Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=33488

Seien Sie versichert: Mit dieser Vorgehensweise untergräbt die Redaktion ARD-aktuell systematisch die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Nachrichtenangebote.

Sie verstößt gegen die NDR-Programmrichtlinien, insbesondere gegen die Verpflichtung zur Objektivität und zur Völkerverständigung.


Mit höflichen Grüßen

F. Klinkhammer und V. Bräutigam





PS: Ceterum dicimus SOHR esse delendam
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Maren
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Re: Zehntausende in Assads Gefängnissen

Beitrag von Maren »

Ihre Programmbeschwerde vom 25.05.2016

Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

Ihre Programmbeschwerde vom 25.05.2016 habe ich erhalten.
Ich verweise auf meine Mail vom 11.05.2016, der ich nichts mehr hinzuzufügen habe.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thümler
Vorsitzende des Rundfunkrates
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Maren
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Re: Zehntausende in Assads Gefängnissen

Beitrag von Maren »

„Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ – Glaubwürdige Informationen aus Syrien“
Hier: Ihr Widerspruch vom 11.04.2016


Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

Ihre E-Mail vom 11.04.2016 habe ich erhalten. Sie monieren, dass eine Befassung in o. g. Sache ausgeblieben sei.
Auch nach erneuter Prüfung kann ich Ihnen mitteilen, dass eine eingehende und umfassende Auseinandersetzung bereits erfolgt ist.

Diesbezüglich nehme ich auf die Vorkorrespondenz Bezug und teile Ihnen darüber hinaus Folgendes mit:
Ihre Beschwerde vom 06.10.2015 wurde abschließend in der Rundfunkratssitzung am 04.12.2015 behandelt.
Ihre erneute Beschwerde vom 18.01.2016 wurde mit einer Stellungnahme von ARD-aktuell vom Intendanten des Norddeutschen Rundfunks am 29.01.2016 beantwortet. Ihr Schreiben vom 01.02.2016 und Ihre weitere E-Mail dazu vom 11.04.2016 machen – wie bereits mitgeteilt – keine erneute Befassung mit diesem Thema erforderlich. Eine eingehende Befassung mit der Thematik hat bereits unter allen Aspekten der Programmkontrolle stattgefunden – einschließlich des von Ihnen erneut monierten Umgangs mit Informationen aus Kriegs- und Krisengebieten.

Ergebnis der Prüfung war, dass insgesamt nicht festgestellt werden konnte, dass ein Verstoß gegen die Programmanforderungen des NDR gegeben ist. Da die Thematik daher bereits unter allen Gesichtspunkten geprüft ist, war eine erneute Befassung nicht geboten.

Zudem kann ich Ihnen mitteilen, dass es keine Änderungen im Umgang mit Programmbeschwerden gegeben hat.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thümler
Vorsitzende des Rundfunkrates
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