Programmbeschwerde: AgitProp statt Information

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Maren
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Programmbeschwerde: AgitProp statt Information

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: AgitProp statt Information - über Abbruch der Syrien-Verhandlungen USA-Russland

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 16453.html

Werte Damen und Herren Rundfunkräte, werter Herr Intendant,

am 15. Oktober krönte die Tagesschau (20 Uhr) einen Bericht über Verhandlungen zwischen Russland und den USA über eine neue Feuerpause in Syrien mit diesen Worten:

„Bisher haben Waffenruhen immer nur wenige Tage gehalten. Zuletzt hatten die USA die direkten Gespräche abgebrochen aus Protest gegen anhaltende Luftangriffe, etwa auf Krankenhäuser in Aleppo.“

Schon diese Formulierung spiegelt die ganze Verlogenheit und ungeprüfte Übernahme US-gesteuerter Nachrichtenagentur-Propaganda wider. Im anschließenden Reporterbericht heißt es dann über den Krieg in Aleppo u.a. :

„...Im Ostteil der Stadt sitzen auch Kämpfer der ehemaligen al-Nusra-Front. Für Russland sind dies Terroristen.“

Damit wird der von den USA behauptete Grund für den Abbruch der Gespräche blanko und distanzlos als in der Sache zutreffend übernommen und diese zur unumstößlichen Tatsache gemacht. Es erfolgt keinerlei Relativierung, kein Hinweis auf andere Gründe, keine für eine sachgerechte Einordnung notwendige analytische Ergänzung, was (außerdem) zum Gesprächsabbruch geführt haben könnte: Bei den in Ost-Aleppo eingekesselten Kämpfern handelt es sich um Terroristen einer Melange aus al-Kaida und Jabhat al-Sham (vormals „al-Nusra-Front“), die den Waffenstillstand von Anbeginn nicht akzeptiert haben. Die Terroristen der al-Sham/al-Nusra waren und sind zudem gemäß den früheren (folgenlosen) Waffenstillstandsvereinbarungen zwischen USA und Russland ausdrücklich von jeder Feuerpause ausgenommen.

Die USA sind weder willens noch fähig, ihre Söldner und „gemäßigten“ al-Kaida-Kopfabschneider aus dieser Melange zu lösen und sie zu bewegen, unter sicherem UN-Geleit die Stadt zu verlassen. Die heuchlerische „Empörung“ der USA über eine humanitäre Katastrophe in Aleppo gründet also (hauptsächlich) darauf, dass es der terroristischen Mörderbande dort jetzt endgültig an den Kragen geht und Washington das kaum mehr verhindern kann; seine im Krieg gegen Libyen noch erfolgreiche Strategie, mit Terroristen und Söldnern einen „Bürgerkrieg“ gegen die Staatsführung anzetteln zu lassen, scheint in Syrien aufgrund der russischen Intervention endlich fehlzuschlagen.

Eine bemerkenswert fälschende Reporter-Aussage über die Kämpfer der al-Nusra-Front macht in diesem Tagesschau-Beitrag die propagandistische Absicht der Redaktion deutlich:

„Für Russland sind dies Terroristen“.

Ach ja, nur für Russland? Den Vereinbarungen gemäß war die al-Nusra bisher auch für die USA terroristisch. Und im übrigen steht sie auf der UN-Liste der zu verfolgenden Terrororganisationen. Sie zu bekämpfen, wie Russland es gerade tut, war und ist demnach legal. Das Bemühen der Redaktion, die Zusammenarbeit der USA mit den Terroristenbanden der al-Kaida und al-Nusra bis zum IS zu kaschieren, ist nicht zu leugnen, der manipulative pro-westlich-transatlantische Charakter solcher Meldungen nicht zu bestreiten.

Unerträglich wird langsam auch die Häufung von Mitteilungen über bombardierte Krankenhäuser. Nähme man diese propagandistischen Exzesse der ARD-aktuell noch ernst, so müsste man zu dem Schluss gelangen, Aleppo sei die Stadt mit der größten Krankenhausdichte der Welt.

Zum bald 150. Male fordern wir Sie auf, ARD-aktuell zur Beachtung der Programmrichtlinien des NDR-Staatsvertrags anzuhalten.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: AgitProp statt Information

Beitrag von Maren »

Gesendet: Mittwoch, 23. November 2016
Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 24. Oktober 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 24. Oktober 2016 kritisieren Sie erneut die Syrien-Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Feuerpause_geschwärzt.pdf
(650.37 KiB) 736-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: AgitProp statt Information

Beitrag von Maren »

PB vom 24. Oktober 2016-Aleppo

Sehr geehrte Damen und Herren,

Dr. Gniffke belegt erneut, dass er bei der Syrienberichterstattung auf terroristennahe Quellen (AMC), auf geheimdienstlich finanzierte/unterstützte Zuträger (SOHR) und auf regierungsnahe bzw. politisch beeinflusste Nachrichtenagenturen setzt, die bei den US-Präsidentenwahlen die Weltöffentlichkeit ständig hinters Licht geführt haben. Dabei weiß er selbstverständlich, dass das AMC genausowenig wie SOHR belegbare und seriöse Informationen liefert, aber dennoch verwendet er diese. Es steckt System hinter diesem Verhalten, erweislich z.B. auch am Fall des schweizerischen Kriegshetzers Pelda, der so großzügig Sendeplatz in der Tagesschau-Hauptausgabe eingeräumt bekam.

Anders dagegen der Umgang mit als Quelle angebotenen seriösen Magazinen wissenschaftlicher Verlage – wie Telepolis –, mit mutigen Persönlichkeiten wie J. Todenhöfer oder K. Leukefeld,(die unter Gefahr für Leib und Leben ins Kriegsgebiet fahren), anders auch der Umgang mit russischen Agenturen, mit guten amerikanischen Reportern in Aleppo oder mit offiziellen syrischen Nachrichtenredaktionen: Die sind bei Gniffke ausgeblendet. Begründung: Entweder sind sie nicht "seriös" oder aber sie liefern keine beweisbaren Tatsachen. Motto: "Was seriös und was Tatsache ist, bestimme ich“. Denn Dr. Gniffke hat eimerweise aus dem Quell der Erkenntnis gesoffen. Drum reicht seine Seriosität auch so weit, SOHR und AMC im Gegensatz zu den genannten Unseriösen für brauchbare Quellen auszugeben und den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Komplizenschaft mit obskuren bzw. terroristennahen Typen und Organisaitonen zu bringen. Solche "vertrauensbildenden Verhaltensweisen" mögen bei Runfunkräten eventuell noch Eindruck machen, beim zahlenden Publikum hingegen eher weniger.

Dr. Gniffke behauptet faktenwidrig, "unabhängig" zu berichten, weist aber, wenn ihm bessere Argumente fehlen, Kritik mit der Begründung zurück, „...die anderen Medien haben es auch so gemacht“ oder das „Verteidigungsministerium hat das glasklar dementiertet...“ Jeder halbwegs erwachsene Mensch fragt sich, ob Ihnen denn nicht wenigstens diese Widersprüchlichkeit auffält und als ein Nachweis für unaufrichtige Haltung erscheint. Dr. Gniffkes „Unabhängigkeit“ konnte doch jeder kritische Zeitgenosse an der Berichterstattung über den US-Wahlkampf ermessen. Was man bei Dr. Gniffkes ARD-aktuell unter Unabhängigkeit versteht, mündete da in ein mediales Fiasko, das er allein zu verantworten hat.

Aber bitte, nur Geduld! Halten Sie weiter die Hand über ihn. Nach dem US-amerikanischem „change of wind" werden wir noch sehen, wie er sich nach dem Vorbild seiner Kanzlerin auf Kriechgang zur präsidialen Hintertür begibt; schließlich hat in USA nicht die Elite abgedankt, sondern es hat lediglich einen Wechsel der Funktionselite gegeben, die wird nun von einem ordinären neureichen Elitenmitglied selbst angeführt.

Wir bleiben beim Vorwurf der Programmverletzung und der medialen Unterstützung von verbrecherischen Terroristen in Ost-Aleppo.

F.Klinkhammer V. Bräutigam
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: AgitProp statt Information

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

vorab möchten wir Sie auf eine Veröffentlichung des Magazins "Telepolis" (Heiseverlag Hannover) hinweisen, die sich mit dem ARD-aktuell-Beitrag und mit dieser Programmbeschwerde befasst:

"Tagesschau: Unseriöse Berichterstattung und Dünkel "

https://www.heise.de/tp/features/Tagess ... 03191.html

Das Anstalts-Duo Marmor/Gniffke schreibt in seiner Rechtfertigung:

"Darüber hinaus weisen wir erneut darauf hin, dass der Online-Dienst „Telepolis“ für uns keine relevante, seriöse Quelle darstellt. Die Auswahl unserer Quellen behalten wir uns vor. Der Bericht von „Telepolis“ stützt sich auf Beobachtungen des TV-Korrespondenten Dan Rivers in Aleppo. Obschon Rivers' Berichte nicht per se anzuzweifeln sind, waren sie für uns auch nicht überprüfbar. Zudem arbeiten wir in der Regel nicht mit Korrespondentinnen und Korrespondenten anderer Häuser zusammen. Die Petenten kritisieren, dass ARD-Korrespondent Volker Schwenck nicht aus Aleppo „berichten könne". Unsere Korrespondenten reisen immer wieder in Kriegsgebiete unter Einsatz ihres Lebens. Auch Volker Schwenck hat dies schon mehrfach getan. Selbstredend kann er sich nicht dauerhaft in Syrien aufhalten. Dass er sich „seinen Stoff bei al-Kaida-Zuträgern kaufe“, weisen wir zurück, Die Herren Klinkhammer und Bräutigam bemängeln zudem den Gebrauch der Wendung „oppositionelle, gemäßigte, moderate“ Rebellen, Wir weisen daraufhin, dass diese Begriffe in unserer Meldung nicht gebraucht wurden."

Hier der Text noch einmal im Wortlaut:

„In Aleppo hat die von Russland und der syrischen Regierung ausgerufene Feuerpause den dritten Tag in Folge gehalten. Der oppositionsnahen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London wurden keine Luftangriffe auf den von Rebellen kontrollierten Ostteil der nordsyrischen Stadt gemeldet. Nach UN-Angaben verließen aber nur wenige Zivilisten und Rebellen das Kampfgebiet über die humanitären Korridore wegen fehlender Sicherheitsgarantien. Die Feuerpause sollte am Abend enden.“

Dem ist nur dies entgegen zu halten: Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ und terrornahe AMC-Aktivisten als seriös zu betrachten und dem Heise-Verlag bzw. seinem Magazin "Telepolis" die Qualität und Relevanz einer seriösen Quelle abzusprechen, ist nicht nur der Gipfel der Geschmacklosigkeit und Heuchelei. Es demonstriert die ganze Verkommenheit des ARD-aktuell-Journalismus und seinen unerträglichen Mißbrauch der Deutungshoheit. Daran ändert auch die kleinlaute Erklärung Gniffkes nichts, als er den Vorwurf der fehlenden Seriosität nach Intervention des Magazins zurücknahm.

Zu Dan Rivers: Laut Marmor/Gniffke sind seine Berichte nicht überprüfbar und werden deshalb nicht berücksichtigt. Die Berichte des mit den Terroristen kollaborierenden AMC und die der geheimdienstgeschmnierten „Beobachtungsstelle“ sind ebenfalls nichts überprüfbar. Aber deren häufig nach AgitProp bzw. nach Fakes duftende Angebote werden mit aller Selbstverständlichkeit übernommen. Das spricht für sich - und für dreiste Realtätsleugnung der beiden Anstaltsvertreter.

Gniffke/Marmor behaupten desinformierend, die ARD-Korrespondenten würden immer wieder in Syriens Kriegsgebiete reisen. Das hier in Rede stehende Aleppo, so hat Schwenck selbst bestätigt, mied er, weil es ihm zu gefährlich war.

Die Behauptung des Duos Marmor/ Gniffke, Schwenck kaufe keinen Stoff bei Al Kaida-Zuträgern, ist ebenfalls irreführend. Schwenck selbst:

"Dafür wird er natürlich auch bezahlt, so wäre es schließlich auch in Deutschland üblich. Fadi ist überzeugter Anhänger der Opposition, ein Gegner des Assad-Regimes".

Was Schwenck nicht sagt: Fadi hat enge Kontakte zu der Terrorgruppe der Nour el Dine Zanki-Brigaden, die öffentlich bekannt wurde, als sie einem 12 jährigen Palästiner-Jungen vor laufender Kamera den Kopf abtrennten. Diese Mörderbande unterstand der Al-Kaida-Gruppe, die in Ost-Aleppo den Kampf gegen die syrische Armee und das russische Militär anführte. Im übrigen: Wären die "Aktivisten" in Ostaleppo tatsächlich unabhängig und nicht terroristennah, hätten sie unter den Al-Kaida-Mördern keinen Tag überlebt. Nicht einmal eindeutige Fotos im Internet, auf denen einer der "demokratischen" Aktivisten zusammen mit der Entourage bekannter dschihadistischer Mördern abgebildet ist, konnte die ARD-Verantwortlichen davon überzeugen, dass diese Art derZusammenarbeit mit den Grundsätzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unvereinbar ist. Sehr geehrte Rundfunkräte: Irrtum oder Versehen sind im vorliegenden Fall bei Marmor und Gniffke nicht mehr anzunehmen. Was Sie von diesen beiden Managern hier hören, hat aus unserer Auffassung mit journalistischer Seriosität und Glaubwürdigkeit nichts mehr zu tun.

Wir sehen aus diesen Gründen auch keine Veranlassung, von unserer Kritik Abstand zu nehmen.

Ebenfalls von besonderem Interesse dürfte für Sie ein Vortrag sein, den der vormalige Justiziar des NDR, Dr. Werner Hahn, jüngst auf einem mdr-Podium hielt: http://www.mdr.de/medien360g/video-103576.html

Wir empfehlen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit seine Anmerkungen über das Ungleichsheitsverhältnis zwischen dem Rundfunkrat und dem Management eines öffentlich-rechtlichen Senders (beginnend bei ca. 28’). Sie sollten das im Hinterkopf behalten, wenn die Vertreter des NDR die Beschwerde mit Ihnen erörtern sollten.


Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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