Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

Gesperrt
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

http://www.tagesschau.de/kommentar/komm ... e-101.html

Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR, sehr geehrter Herr Intendant,

an den Autor eines Kommentars für ein Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind drei Mindestanforderungen zu stellen:

1.dass er mit der deutschen Sprache einwandfrei umgehen kann.
2.dass er das Maß wahrt, also bezogen auf andere Personen und Gegebenheiten in gleicher Weise formulieren würde
3.dass er die Form wahrt, also sachlich korrekt bleibt

Im Übrigen sind auch einem Kommentator im Programmauftrag und in den Programmrichtlinien Grenzen gesetzt, in denen er sein Recht auf Meinungsäußerung ausüben kann. Zum Beispiel hat er auf persönlich verletzende Bemerkungen und verächtlich machende, kindische Scherze mit Familiennamen zu verzichten.
Kommentator M. Ganslmeier, ARD-Studio Washington, erfüllte mit dem o.g. Kommentar weder die Mindestanforderungen noch wahrte er besagte Grenzen. Nachfolgend der Wortlaut. Die Hervorhebungen sind von uns vorgenommen.

Nehmt Trump das Smartphone weg!
Und täglich grüßt das Trampeltier! Mit markanten Tweets scheint Donald Trump die Welt regieren zu wollen. Das mag komfortabel sein - für ein Oberhaupt einer Supermacht ist das aber ein Unding.
Und täglich grüßt das Trampeltier! Meist frühmorgens pustet der offensichtlich unter präseniler Bettflucht leidende künftige US-Präsident Twitter-Botschaften in die Welt, die am folgenden Tag die Nachrichtenlage bestimmen.
Trump rüffelt Unternehmen, worauf deren Aktienkurse einbrechen. Trump kritisiert ausländische Regierungen, worauf die Diplomaten rotieren. Trump blamiert die eigenen Geheimdienste, auf die er doch in den kommenden Jahren angewiesen ist.
Wozu noch Pressekonferenzen?
Und weil 140-Zeichen-Botschaften viele Fragen offenlassen, rätseln anschließend die Experten, was wohl dahintersteckt. Die Journalisten haben keine Chance, nachzufragen. Denn seit dem Sommer hat Trump keine Pressekonferenz mehr gegeben. Warum auch?
Warum sich eine Stunde lang kritischen Nachfragen stellen, wenn doch ein 140-Zeichen-Tweet genau so viel Berichterstattung garantiert - und die Gerüffelten auch so klein beigeben, so wie Ford oder die Republikaner im Kongress.
Kommando statt Dialog
Manche von Trumps Tweets grenzen an Cyberbullying. Es ist der Politik-Stil eines Alphatiers, der am liebsten alle nach seiner Pfeife tanzen lässt:
140-Zeichen-Kommandos statt Dialog. Als Chef eines Unternehmens mag das funktionieren - nicht aber als Präsident einer Supermacht. Da zählt jedes Wort. Unbedachte Äußerungen können zu gefährlichen Konflikten eskalieren.
Weg mit Trumps iPhone!
Wenn Trumps Mitarbeiter im Weißen Haus nicht wahnsinnig werden wollen, dann müssen sie ihm das iPhone wegnehmen - oder zumindest dafür sorgen, dass er seine Botschaften nicht mehr ohne jede Abstimmung aus dem Bauch heraus abschießt.
Und noch etwas: dass sich Trump jetzt schon mit seinen Tweets in die Außenpolitik einmischt, ist unerhört und respektlos. Schließlich ist bis zum 20. Januar Barack Obama der amtierende US-Präsident.
Standpunkt: Nehmt Trump das Handy weg!

M. Ganslmeier, ARD Washington
04.01.2017 17:12 Uhr

Ganslmeier hat es offenbar weder mit der journalistischen Seriosität, noch mit der Logik, noch mit der deutschen Sprache.

Für seinen Familiennamen ist niemand verantwortlich zu machen, für dessen Aussprache auch nicht (s. unser Pkt. 3). Einem gewählten, jedoch noch nicht amtierenden US-Präsidenten vorzuhalten, er leide an präseniler Bettflucht und benehme sich wie ein Alphatier, sein Gebaren gehöre sich nicht für den Präsidenten einer Supermacht, ist weder angebracht noch logisch (s. unser Pkt. 2). Solche Bemerkungen würde sich der Kommentator garantiert nicht herausnehmen, wäre er Korrespondent in Berlin und kommentierte die Handy-Verliebtheit der Bundeskanzlerin (s. unser Pkt. 2). Zu schreiben „das funktioniert als Chef eines Unternehmens, aber nicht als Präsident einer Supermacht“ demonstriert, dass der werte Herr Kommentator nicht mal sein Handwerkszeug beherrscht, die deutsche Sprache (s. unser Pkt. 1).
Ganslmeiers Kommentar ist eine spätpubertäre, schlecht geschriebene Schnöselei. Der Mann war vor seiner Beförderung in den Korrespondenten-Job Referent des NDR-Intendanten, vulgo: dessen Kofferträger. Möglicherweise sonnt er sich im Abglanz seines Einflusses, und ARD-aktuell-Chefredakteur Dr. Gniffke traute sich nicht, den angebotenen Kommentar dahin zu tun, wohin er gehört hätte: in den Abfalleimer. Stattdessen stellte er ihn auf tagesschau.de ein und klebte das Etikett drunter:

Redaktioneller Hinweis
Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder.


Das stimmt zwar. Aber einen Kommentar wie den vorliegenden zu veröffentlichen, statt ihn zu vermüllen, zeigt immer noch, wes Geistes Kind der Redaktionsleiter ist.

Wir sind gespannt, zu erfahren, wie sich das bei den NDR-Rundfunkräten verhält.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de

Betreff: Ihre E-Mail vom 05.01.2017 / "Kommentar Martin Ganslmeier"

Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 5. Januar 2017 kritisieren Sie den Kommentar des Leiters des ARD Hörfunkstudios Washington, Martin Ganslmeier, zu Trumps Twitter-Botschaften als „Grenzen verletzend“.

Die von Ihnen aufgestellten „Mindestanforderungen“ an einen Kommentar existieren nicht. Bei dem im Internet abgedruckten Text seines in den Radioprogrammen der ARD ausgestrahlten Kurzkommentars handelte es sich nicht um einen Bericht, auch nicht um einen ausführlichen und differenzierten analytischen Kommentar. Stattdessen hatten die Radioprogramme einen „Standpunkt" bei Herrn Ganslmeier in Auftrag gegeben, also einen kurzen, meinungsstarken und bewusst zuspitzenden Kurzkommentar.

tagesschau.de hat das Manuskript abgedruckt und deutlich als Kommentar gekennzeichnet. Am Ende des Textes stand der redaktionelle Hinweis: „Kommentare geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder.“

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thümler
Vorsitzende des Rundfunkrates
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
_____________________________
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

wir sind überrascht darüber, dass Sie sich zutrauen, ohne Ihren Einflüsterer Dr. Gniffke eine eigene inhaltliche Stellungnahme abzugeben. Bravo. Hätten wir nicht gedacht, dass unsere ca. 200 Beschwerden auch bei Ihnen derartige Lerneffekte zeitigen, dass Sie selbständige Urteile fällen, ohne sich zuvor zu erkundigen, welche Meinung angemessen wäre. Im Prinzip eine wünschenswerte Entwicklung, wenn sie generell eingetreten wäre.

Deshalb eine Frage: Da über Programmbeschwerden nicht Sie als Vorsitzende, sondern das Gremium insgesamt entscheidet, hätten wir gern gewusst, wann der Rundfunkrat mit der Angelegenheit befasst war.

Mit vorzüglicher Hochachtung

F. Klinkhammer, V. Bräutigam


Ein Link über die "verantwortung-tragenden" Rundfunkräte: http://www.rationalgalerie.de/schmock/b ... schau.html
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7151
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Programmbeschwerde: Ein Grenzen verletzender Kommentar

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

wir bitten um eine Mitteilung zum Bearbeitungsstand der Beschwerde.

Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
Gesperrt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 9 Gäste