Belagerung von syrischen Städten
Verfasst: 16. Februar 2017, 21:33
Belagerung von syrischen Städten
http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-un-119.html
Sehr geehrte Damen und Herren,
ARD-aktuell ist wieder einmal dem Herdentrieb gefolgt und hat, darin ununterscheidbar von den anderen Mainstreammedien, mit dem Bericht "60.000 Unschuldige eingeschlossen" (Stand: 14.02.2017 14:01 Uhr) einen Beitrag geliefert, der mit den Programmrichtlinien unvereinbar ist. Dort heisst es u.a.:
"Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen."
Es widerspricht journalistisch anerkannten Grundsätzen, wenn bei belagerten Städten und ihrer betroffenen Bevölkerung von "Unschuldigen" die Rede ist, denn im Umkehrschluss wird mit dieser Formulierung insinsuiiert, dass es auch "schuldige" Bevölkerungsteile geben kann, wenn sie bei kriegerischen Auseinandersetzungen von Agressoren bedroht werden. Auch für ARD-aktuell müsste die Vorstellung zumutbar sein, dass in Kriegen die leidende Bevölkerung immer unschuldig ist. Aber offensichtlich scheint der Gniffke-Redaktion vorzuschweben, dass es auch eine "schuldige" Bevölkerung geben kann, z.B. die, die nicht begreift, dass Terroristen keine Befreier sind. Kurzum: Der falsche Sprachgebrauch ist eine Manipulation.
Weiter heisst es: "Sabadani und Madaja liegen in der Provinz Damaskus und werden von Regierungstruppen und verbündeten Einheiten belagert, die beiden schiitischen Ortschaften Fua und Kafraja in Idlib sind von Aufständischen umzingelt."
Auch hier ist der Sprachgebrauch manipulativ:
Die syrische Regierung "belagert" mit ihren Truppen Sabadani und Madaja, dieser Begriff ist korrekt, weil die Ortschaften früher oder später militärisch eingenommen werden sollen. bei den dschiadistischen Terroristen. heisst es dagegen abschwächend "Umzingeln" im Sinne von "Umstellen". Diese Marginalisierung setzt sich fort, indem die Terroristen "Aufständische " genannt werden, obwohl es sich um terroristische Verbrecher handelt.
Eine besonders illustre Kostprobe zur Einschätzung von Terroristen: "Unterdessen wurden bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Dschihadistengruppen in Syrien laut Aktivisten fast 70 Kämpfer getötet. Am Montagmorgen seien Gefechte zwischen der Dschihadistengruppe Fateh al-Scham und der noch radikaleren Gruppierung Dschund al-Aksa im Süden der Provinz Idlib ausgebrochen". Diese Bewertung von Terrorgruppen (radikal und noch radikaler) ist durch keine Tatsachen belegt, sondern eine bloße subjektive Einschätzung, eine Spekulation, die in Nachrichten nichts zu suchen hat. Im übrigen überrascht es, dass die Gruppierung Fateh al-Scham bei ARD-aktuell nun eine "radikale Dschiadisten-Gruppe" ist, während ihre Mitglieder während der Kämpfe in Ost-Aleppo bei Gniffke/Schwenck und Co. noch als "Rebellen“ firmierten.
Die Zahlenangaben über die belagerte Bevölkerung sind spekulativ und nicht belegt. Entgegen der Verpflichtung im Staatsvertrag fehlt in der Berichterstattung der entsprechende Hinweis, dass nur eine Meinungsäußerung vorliegt. Offensichtlich sind die Zahlen der UN wieder einmal falsch. Die ZEIT sprach kürzlich von 15 000 Zivilisten und 4500 syrischen Soldaten in den beiden von Terrorbanden belagerten schiitischen Städten Fua und Kafraja. Damit bestätigt ARD-aktuell erneut, dass ihr Umgang mit Quellen unkritisch und unbedacht ist.
Wegen des Verstoßes gegen Programmrichtlinien ist eine Prüfung durch den Rundfunkrat geboten.
F. Klinkhammer, V. Bräutigam
http://www.tagesschau.de/ausland/syrien-un-119.html
Sehr geehrte Damen und Herren,
ARD-aktuell ist wieder einmal dem Herdentrieb gefolgt und hat, darin ununterscheidbar von den anderen Mainstreammedien, mit dem Bericht "60.000 Unschuldige eingeschlossen" (Stand: 14.02.2017 14:01 Uhr) einen Beitrag geliefert, der mit den Programmrichtlinien unvereinbar ist. Dort heisst es u.a.:
"Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen."
Es widerspricht journalistisch anerkannten Grundsätzen, wenn bei belagerten Städten und ihrer betroffenen Bevölkerung von "Unschuldigen" die Rede ist, denn im Umkehrschluss wird mit dieser Formulierung insinsuiiert, dass es auch "schuldige" Bevölkerungsteile geben kann, wenn sie bei kriegerischen Auseinandersetzungen von Agressoren bedroht werden. Auch für ARD-aktuell müsste die Vorstellung zumutbar sein, dass in Kriegen die leidende Bevölkerung immer unschuldig ist. Aber offensichtlich scheint der Gniffke-Redaktion vorzuschweben, dass es auch eine "schuldige" Bevölkerung geben kann, z.B. die, die nicht begreift, dass Terroristen keine Befreier sind. Kurzum: Der falsche Sprachgebrauch ist eine Manipulation.
Weiter heisst es: "Sabadani und Madaja liegen in der Provinz Damaskus und werden von Regierungstruppen und verbündeten Einheiten belagert, die beiden schiitischen Ortschaften Fua und Kafraja in Idlib sind von Aufständischen umzingelt."
Auch hier ist der Sprachgebrauch manipulativ:
Die syrische Regierung "belagert" mit ihren Truppen Sabadani und Madaja, dieser Begriff ist korrekt, weil die Ortschaften früher oder später militärisch eingenommen werden sollen. bei den dschiadistischen Terroristen. heisst es dagegen abschwächend "Umzingeln" im Sinne von "Umstellen". Diese Marginalisierung setzt sich fort, indem die Terroristen "Aufständische " genannt werden, obwohl es sich um terroristische Verbrecher handelt.
Eine besonders illustre Kostprobe zur Einschätzung von Terroristen: "Unterdessen wurden bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Dschihadistengruppen in Syrien laut Aktivisten fast 70 Kämpfer getötet. Am Montagmorgen seien Gefechte zwischen der Dschihadistengruppe Fateh al-Scham und der noch radikaleren Gruppierung Dschund al-Aksa im Süden der Provinz Idlib ausgebrochen". Diese Bewertung von Terrorgruppen (radikal und noch radikaler) ist durch keine Tatsachen belegt, sondern eine bloße subjektive Einschätzung, eine Spekulation, die in Nachrichten nichts zu suchen hat. Im übrigen überrascht es, dass die Gruppierung Fateh al-Scham bei ARD-aktuell nun eine "radikale Dschiadisten-Gruppe" ist, während ihre Mitglieder während der Kämpfe in Ost-Aleppo bei Gniffke/Schwenck und Co. noch als "Rebellen“ firmierten.
Die Zahlenangaben über die belagerte Bevölkerung sind spekulativ und nicht belegt. Entgegen der Verpflichtung im Staatsvertrag fehlt in der Berichterstattung der entsprechende Hinweis, dass nur eine Meinungsäußerung vorliegt. Offensichtlich sind die Zahlen der UN wieder einmal falsch. Die ZEIT sprach kürzlich von 15 000 Zivilisten und 4500 syrischen Soldaten in den beiden von Terrorbanden belagerten schiitischen Städten Fua und Kafraja. Damit bestätigt ARD-aktuell erneut, dass ihr Umgang mit Quellen unkritisch und unbedacht ist.
Wegen des Verstoßes gegen Programmrichtlinien ist eine Prüfung durch den Rundfunkrat geboten.
F. Klinkhammer, V. Bräutigam