Erneut Propaganda im Kinderprogramm KAKADU

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Maren
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Erneut Propaganda im Kinderprogramm KAKADU

Beitrag von Maren »

Betreff: Kakadu-Nachrichten für Kinder vom 20.02.2017
Datum: Mon, 20 Feb 2017 21:53:02 +0100

An: hoererservice@dradio <hoererservice@dradio.de>

Sehr geehrte Damen und Herren,

bis heute gegen fünfzehn Uhr war ich ein Stammhörer Ihres Senders. Mit Ihren „Nachrichten für Kinder“ zu dieser Uhrzeit haben Sie sich in meinen Ohren als staatlicher Propagandasender disqualifiziert, als Sie die Kinder über Griechenland und die Ukraine angelogen haben.

So bekamen die Sechs- bis Zehnjährigen heute Nachmittag von Frau Brigitte Scholtes die Information, dass „prorussische Separatisten“ (???) Schuld am Konflikt in der Ost- Ukraine sind. Dabei sind die schwarzerdigen (!) Landstriche doch erst durch die vertragswidrigen NATO- Osterweiterungsbestrebungen ein Konfliktherd geworden! Aber für diese Information hat es für die Kinder nicht mehr gereicht, auch nicht dafür, dass in Kiew Faschisten gegen die Ost- Ukraine mobil machen.

Und noch übler war Ihre Darstellung zur Schuldenkrise von Griechenland! Sie waren sich doch nicht zu blöd der „Zielgruppe“ weißzumachen, dass „die Griechen“ selbst schuld an ihrer Misere sind, weil sie bei Aufnahme in die Währungsunion ihren wahren Schuldenstand verheimlicht haben. Es ist längst Mainstream, dass unter maßgeblicher Beteiligung der amerikanischen Bank Goldman Sachs die Schulden „weggerechnet“ wurden, um sie zehn Jahre später, vergrößert, wieder „hervorzuholen“. Dazu kommt, dass dem Land allein mit dem Rettungspaket vom März 2012 Kredite über 250 Mrd. € aufgezwungen wurden, die fast ausschließlich zur Rettung der größten Banken Europas und der Welt dienten. Hätte man Griechenland nicht zu dieser Bankenrettung gezwungen, lägen die griechischen Staatsschulden heute rein rechnerisch bei ca. 72% des BIP – etwa wie in Deutschland! Aber durch das aufgezwungene Bankenrettungspaket kann das kleine EU-Land wie eine Kolonie behandelt werden. Alle neoliberalen Experimente, die sich Herr Schäuble und der IWF erträumten, werden hier praktiziert.

Aber das ist natürlich zu kompliziert, um es Ihrer Zielgruppe zu erläutern. Wäre aber notwendig gewesen, wenn man seinem Anspruch, umfassend und ausgleichend zu berichten, gerecht werden will. Auch und gerade bei Kindern!

Es ist leicht, auf die, die schon am Boden liegen, noch zu treten.
Was Sie in Ihrer „Berichterstattung“ überhaupt nicht gezeigt haben war ein Herz für die Millionen armer, ausgeplünderter Griechen. Sie haben Angst, über die Tausende griechischer Kinder zu berichten, die bspw. wegen Hunger (!) in SOS- Kinderdörfern abgegeben werden. Dabei wäre das (!) ein Thema für Kinder (!) gewesen: über Kinder für Kinder ein Bericht, um Mitgefühl und Solidarität in der Not zu wecken.

Aber das passt nicht in Ihren propagandistischen Auftrag.
Ekelhaft, wie weit man sinken kann als ideologisches Sprachrohr „marktgerechter Demokratie“. Haben Sie es jetzt schon nötig hat, hier die Kinder mit hineinziehen?
Sie sollten sich schämen.

Ab heute haben Sie einen Stammhörer weniger. Und es bestärkt mich darin, meinen Widerstand gegen die Zwangsgebühr für Staatsrundfunk und –fernsehen nicht aufzugeben. Sie als öffentlich- rechtliche Anstalt haben einmal mehr Ihren Auftrag für politische Bildung verfehlt! Denn neoliberale Brunnenvergifter haben wir schon genug.

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Anmerkung: Der verärgerte Tonfall des Hörers missfiel den Programmverantwortlichen, so wie uns der Inhalt dieser erneut grenzwertigen und lückenhaften Kindernachrichtensendung missfällt. Kleiner Tipp an die Macher dieser Nachrichten: Bleiben Sie bei der Wahrheit, Klarheit, Vollständigkeit und unterlassen Sie tendenziöse Spins bei der Vermittlung von Informationen. Erst recht, wenn es sich um Kinder und Jugendliche handelt.

Zum Nachhören:
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Maren
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Re: Erneut Propaganda im Kinderprogramm KAKADU

Beitrag von Maren »

Am 22.02.2017 um 14:23 schrieb der verantwortliche Redakteur Roland Krüger:

Sehr geehrter Herr XXXXXXX

vielen Dank für Ihre kritische Zuschrift.

Falls Sie bereit sind, Ihre Kritik sachlich und ohne Beleidigungen zu äußern, bin ich als Redakteur der angesprochenen Nachrichtensendung gerne bereit, mit Ihnen darüber zu diskutieren.

Vorher nicht.
Melden Sie sich gerne bei mir.

Freundliche Grüße

Roland Krüger
Redakteur
Hintergrund Kultur und Politik

Deutschlandradio
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www.deutschlandradio.de
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Maren
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Re: Erneut Propaganda im Kinderprogramm KAKADU

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr Krüger,

vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Kritik an den „Nachrichten für Kinder“ der Sendung KAKADU vom 20.02.2017.

Meine Erwiderung hat etwas Zeit in Anspruch genommen, da ich zunächst einmal bemüht war, unsachliche Kritik und Beleidigungen in meiner Zuschrift auszumachen. Nachdem ich nichts gefunden habe, was ich zurücknehmen wollte, erlaube ich mir, meine Kritik noch einmal kurz zusammen zu fassen.

In Ihrer Sendung servieren Sie der Zielgruppe von Sechs- bis Zehnjährigen geradezu unverdauliche Kost. Die Inhalte zur Griechenlandkrise und dem Konflikt in der Ostukraine zu verstehen, die Sie in weniger als fünf Minuten in sehr einseitiger Form aufbereitet haben, fällt selbst gut informierten Erwachsenen nicht leicht. Zumal, wenn komplizierte Zusammenhänge verkürzt dargestellt werden wie in og. „Kindernachrichten“. Oder denen vom 19.10.2016, worin der russische Präsident als Kriegstreiber apostrophiert wird. Das alles erinnert mich unangenehm an die platte Propaganda einschlägiger Pioniernachmittage in der DDR.

Ich kann nicht erkennen, dass es meiner Kritik an Sachlichkeit gebricht; der Fakten waren es genug. Die eigentliche Frage ist doch vielmehr, wie man sich zu diesen Fakten stellt?

Überall auf der Welt sind Menschen Not und Hunger, Tod und Vertreibung ausgesetzt. Offenbar ist aber eine wachsende Mehrheit bereit, das zu vergessen oder zu verdrängen. Wenn Sie es denn unbedingt thematisieren möchten, könnte Ihre Aufgabe darin bestehen, dafür wieder eine Sensibilität zu erzeugen, keinesfalls aber Schuldzuweisungen. Sie könnten Mitgefühl und Solidarität in den Kindern wecken für all die unschuldigen Opfer: Wie muss es sein, wenn die Verwandten im Bombenhagel umgekommen sind und man als Kind mit den Eltern flüchten muss? Wie fühlt es sich an, wenn sich der Vater das Leben nimmt, weil er seine Familie nicht mehr ernähren kann und man als Kind für eine warme Mahlzeit ins SOS- Kinderdorf gebracht wird?

Über solche sensiblen Inhalte könnten gegebenenfalls dann die Eltern zu Hause behutsam weiter mit ihren Kindern sprechen. Hier stattdessen polemisch Öl ins Feuer zu gießen halte ich für unverantwortlich – aber das hatte ich Ihnen bereits mitgeteilt.

Meine Meinung kennen Sie jetzt; Sie können mir Ihre gern darlegen. Durch Ihr „Vorher nicht“ stellen Sie jedoch eine Vorbedingung auf, die dem von Ihnen angebotenen Diskurs bereits die Richtung vorgibt. Glauben Sie mir bitte: das halten inzwischen sehr viele Menschen für eine Zumutung.

Mit freundlichen Grüßen

XXXXXX*

Der Name des Einsenders ist uns und dem Redakteur bekannt.
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