Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren des NDR-Rundfunkrates,

hiermit erhebe ich Programmbeschwerde gegen den Beitrag:

„Entwicklung in Libyen“ - „Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft" Stand: 28.02.2017 12:01 Uhr

Dieser Beitrag von Björn Blaschke beruht auf Desinformation über die kriegerische westliche Libyenintervention. Was dabei noch von Blaschke, man kann es nicht anders bezeichnen, an zutiefst widerwärtiger menschenverachtender Wortwahl "abgesondert" wird, macht fassungslos und zeigt, mit welcher Bösartigkeit der letzte Rest eines noch vorhandenen, angeblich seriösen Journalismus einmal mehr vom sog. Nachrichtenformat "Tagesschau" noch übriggeblieben ist. Ist dem Chefredakteur von ARD-aktuell der letzte Rest menschlichen Anstandes nun abhanden gekommen?

Zitat Blaschke:
(..)
"Vor sechs Jahren war der Märtyrer-Platz eines der Zentren des Aufstandes gegen Langzeit-Diktator Muammar al-Gaddafi. Der heutige Rummel auf dem Märtyrer-Platz ist der Aufstand gegen das Unnormale; der Versuch, dem Chaos Normalität entgegenzusetzen. Denn: Sechs Jahre nachdem schlagkräftige NATO-Jets und kampfeswillige Libyer Gaddafi hinweggefegt und getötet haben, ist Libyen ein Land im Chaos."
(..)


Nun noch einmal, weil es sonst vielleicht übersehen wird:

"Denn: Sechs Jahre nachdem schlagkräftige NATO-Jets und kampfeswillige Libyer Gaddafi hinweggefegt und getötet haben"

Ich muss gestehen, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so was unter dem Begriff "Journalismus" gelesen habe.
Diese von Blaschke als "schlagkräftige" NATO-Jets bezeichneten Kampfflugzeuge haben 50 000, in Worten: fünfzigtausend, libysche unschuldige Menschen ermordet. In einem illegalen verbrecherischen Krieg. Des Weiteren wird hier klar ersichtlich, dass Blaschke ein Fan von Lynchjustiz ist. Sich in einer solchen Art und Weise in bellizistischem Sprachgebrauch zu suhlen, "hinweggefegt" oder "schlagkräftig", ist zutiefst abstoßend und ekelerregend. Jeder (angebliche) Verbrecher, egal wo, hat das Recht auf eine Anklage, wo seine Schuld festgestellt wird und er dann entsprechend verurteilt wird.

Einfach jemanden grausamst aufzuspießen und zu pfählen, oder wie früher im Wilden Westen am nächsten Baum aufzuhängen, ist das Markenzeichen von gesetzlosem Gesindel. Es dürfte davon ausgegangen werden, dass Blaschke eventuell etwas dagegen hat, als so jemand bezeichnet zu werden.

Libyen ist 1955 der UNO beigetreten. Zwei Jahre später hat der amerikanische Erdölkonzern Esso erstmals Erdöl in Libyen gefördert. Libyen verfügt über die größten Erdölreserven in Afrika und ist gleichzeitig das wichtigste Exportgut. Dieses Öl ermöglichte es Libyen und seinen sechs Millionen Einwohnern innerhalb von kurzer Zeit, von einem der weltweit wenigsten entwickelten Länder zum reichsten Staat Afrikas aufzusteigen. Doch wie bereits im Irak wurde das Erdöl nicht zum Segen, sondern zum Fluch für Libyen und seine Bevölkerung. Muammar al-Gaddafi drängte den Einfluss der ausländischen Erdölkonzerne systematisch zurück. Im Jahr 1973 übernahm Libyen 51 Prozent aller nichtlibyschen Erdölgesellschaften und damit die Kontrolle über das eigene schwarze Gold. Damit zog Gaddafi den Hass der Briten und Amerikaner auf sich. Die USA bombardierten Libyen erstmals 1986, doch Gaddafi überlebte den Angriff. 2011 griffen die NATO-Länder Großbritannien, USA und Frankreich Gaddafi erneut an.

Auch Libyen wurde 2011 vom sog. arabischen Frühling erfasst. Am 15. Februar 2011 kam es zu kleineren Kundgebungen mit einigen hundert Teilnehmern. Einem Aufruf oppositioneller Gruppen zum "Tag des Zorns" am 17. Februar folgten in verschiedenen libyschen Städten einige Tausend Menschen.

Wie schon in Syrien griffen einige oppositionelle Gruppen jedoch von Beginn an zu massiver Waffengewalt und es wurde nie, wie in westlichen Medien behauptet, von Sicherheitskräften wahllos auf Menschen geschossen. Dies war der Auslöser des Bürgerkrieges. Wie Polizisten und Soldaten gelyncht wurden, wurde in den westlichen Medien ebenso verschwiegen.

Exakt wie bereits im Fall Syrien zeichneten die Westmedien das verzerrte Bild, in dem der "böse Herrscher" sein eigenes Volk "abschlachtet", um eine "humanitäre" Intervention zu rechtfertigen und auch hier unterstützte die NATO von Beginn an islamistische Terroristen, wie in Syrien. Der damalige Außenminister Westerwelle und der Verteidigungsminister de Maiziere lehnten diese Intervention zurecht ab. Die führende Rolle, die die ehemalige Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton beim Regimechange in Libyen gespielt hat, ist längst genau dokumentiert.

Auf den Lynchmord von Gaddafi folgte unter lautem Lachen der bekannte Ausspruch Clintons während eines Interviews:
"We came, we saw, he died".

Bereits 2001 wurde auch der Regimechange in Libyen von den USA geplant:
"Nach Aussagen des ehemaligen Oberkommandeurs der NATO, General Wesley Clark, begann die US-Regierung bereits unmittelbar nach den Terrorschlägen am 11. September 2001 mit den Planungen des Regimewechsels in sieben Ländern, die von den USA als Gegner angesehen wurden, darunter Irak, Libyen und auch Syrien."
http://www.heute.de/interview-mit-syrie ... 14990.html

Mit "kampfeswillige Libyer Gaddafi hinweggefegt" und "schlagkräftige NATO-Jets" versucht Blaschke nachträglich den historischen Kontext über den westlichen Völkermord und den Regimechange in Libyen mit widerwärtigster Wortwahl zu verfälschen.

Bernhard Moser
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Maren
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Re: Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de

Betreff: Ihre Beschwerde vom 01.03.2017 über den Beitrag "Entwicklung in Libyen" in der "Tagesschau" am 28.02.2017
Sehr geehrter Herr Moser,

wir bestätigen den Eingang Ihrer o.g. Mail.

Da der WDR für den Beitrag verantwortlich ist, habe ich Ihre Programmbeschwerde an die dortige Gremiengeschäftsstelle weitergeleitet.

Mit freundlichen Grüßen

Ursula Thümler
Rundfunkratsvorsitzende
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
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Maren
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Re: Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft

Beitrag von Maren »

Von: Rundfunkrat <rundfunkrat@wdr.de>

Betreff: Ihre E-Mail vom 1. März 2017

Sehr geehrter Herr Moser,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 1. März 2017 an den WDR-Rundfunkrat. Sie kritisieren den Beitrag „Entwicklung in Libyen. Geiselnahmen – ein florierendes Geschäft“ vom 28. Februar 2017 auf ‚tagesschau.de‘ und schreiben, dass Sie eine Programmbeschwerde erheben möchten.

Wir haben auch dieses Schreiben an den zuständigen Intendanten Herrn Tom Buhrow weitergeleitet und bitten Sie um etwas Geduld bis zu seiner Stellungnahme.

Freundliche Grüße

Westdeutscher Rundfunk
Geschäftsstelle des Rundfunkrats
Appellhofplatz 1
50667 Köln

rundfunkrat@wdr.de
www.wdr-rundfunkrat.de
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Maren
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Re: Geiselnahmen - ein florierendes Geschäft

Beitrag von Maren »

Von: hörfunkdirektion <hoerfunkdirektion@WDR.DE>
Betreff: Ihre E-Mail vom 1. März 2017 an das NDR-Gremienbüro

Sehr geehrter Herr Moser,

beigefügt erhalten Sie das Antwortschreiben von WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber auf Ihre o. g. E-Mail. Freundliche Grüße

Hörfunkdirektion
Appellhofplatz 1

50667 Köln
Telefon +49 (0)221 220 1203
Telefax +49 (0)221 220 3539
hoerfunkdirektion@wdr.de
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