Syrien hat Hunderte Deutsche auf der Liste

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Maren
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Syrien hat Hunderte Deutsche auf der Liste

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Syrien hat Hunderte Deutsche auf der Liste

Stand: 08.03.2017 09:00 Uhr

Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR,

ARD-aktuell hat mit ihrem Bericht über eine "Schwarze Liste des syrischen Geheimdienstes“ wieder einmal ein Bubenstück der Sonderklasse geliefert. Wir wollen ernst bleiben und den Beitrag lediglich unter dem Aspekt der Verträglichkeit mit den Programmrichtlinien von ARD und NDR erörtern:

In den Programmrichtlinien heisst es:

"Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen [...] Die Sendungen der Tagesschau dürfen keine Meinungsäußerungen der Redaktion enthalten".

Dass Assad "Machthaber" und nicht "Präsident" genannt wird, ist bereits eine unzulässige Meinungsäußerung, eine Wertung, die der Redaktion ARD-aktuell nicht zukommt, selbst wenn sie typischerweise von den transatlantisch genormten Nachrichtenagenturen verwendet wird. Entsprechendes gilt für "Assad-Regime". Solche Formulierungen sind ein Verstoß gegen die Programmrichtlinien.

Der Beitrag ist insgesamt amateurhaft und verzerrend, das Gegenteil von dem, was die Richtlinien vorschreiben. Er hat nichts „Investigatives" und verletzt die anerkannten journalistischen Grundsätze, das Maßgebende für die Tageschau-Berichterstattung.

In dem Beitrag geht alles durcheinander: Weder wird erläutert, wie der NDR an die Liste gekommen ist, noch wird dem Zuschauer vermittelt, um welche Figuren und deren Hintergründe es sich bei den „verfolgten“ Personen handelt. Ausdrücklich erwähnt und damit willkürlich hervorgehoben wurden z.B. Fotograf Mittelsiefen, Zeit-Journalist Wolfgang Bauer und der Chefredakteur der Zeitschrift "Zenith", Daniel Gerlach." Kein Wort findet ARD-aktuell über die Verbindungen zwischen diesen „Promis":

"Spiegelkabinett" hat es aufgedeckt: "Interressant in diesem Zusammenhang, dass hier auch Daniel Gerlach genannt wird, der ebenso wie Mettelsiefen zu den Gründern der als gemeinnützig anerkannten "Candid Foundation gGmbH" gehört. Die "Candid Foundation gGmbH", die ihren Sitz in Berlin hat, informiert auf ihrer ausschliesslich in englischer Sprache gehaltenen Internetseite unter der Rubrik "What we do" über ihre Tätigkeit:

"Wir beraten internationale Institutionen in verschiedenen Fachgebieten, die die soziale, politische und kulturelle Entwicklungen in Afrika, dem Mittleren Osten, Asien und dem Mittelmeerraum umfassen. Wir denken unabhängig und schließen den unkonventionellen Ansatz nicht aus" und behauptet von sich:

"Die CANDID Foundation ist eine unabhängige gemeinnützige Einrichtung".

Was ein wenig verwundert, da in der Rubrik "Our Partners" unter anderen auch die "Vodafon Stiftung Deutschland," die "Robert Bosch Stiftung", die "Siemens Stiftung", die von der deutschen Bundesregierung finanzierte "Deutsche Gesellschaft für Zusammenarbeit (giz) GmbH", kurz giz und ganz direkt die deutschen Regierungsstellen, das Aussenministerium und das Wirtschaftsministerium genannt werden.

Diese "Candid Foundation gGmbH" gibt nicht nur die Zeitschrift "Zenith" heraus, die sich selbst als

"ein unabhängiges deutsches Fachmagazin"

bezeichnet, was ein weiteres Mal verwundert - bei den Geldgebern. Sie ist auch Mitfinanzier des für den Oskar nominierten Film Mettelsiefens: "Watani - My Homeland“, dem dieser letztendlich den "Höhepunkt seiner Karriere: roter Teppich, Blitzlichtgewitter, Hollywood-Stars um ihn herum" zu verdanken hat.
Diese Informationen legen nahe, dass es bei den "investigativen" Bemühungen des NDR nicht um Informationen aus Syrien ging, sondern in allererster Linie um PR-Maßnahmen für unterstützungswürdig erachtete Promis: Die deutsche Show-Elite und ihre NDR-Medien-Aktivisten unter sich. Beste Freunde.

Verzerrend auch die Informationen über Kurt Pelda, der Ihnen bereits seit unserer Beschwerde vom 3.11.15 ein Begriff sein sollte. Damals war er exklusiv von Dr. Gniffke für ARD-aktuell aus dem Hut gezaubert worden. Wir schrieben seinerzeit:

"Er (Pelda) schrieb früher für das österreichische Militär. Für die FAZ und die NZZ bereiste er den Sudan. Immer dominierte bei ihm das Grobschlächtige, die Propaganda-Attitüde, stets die Parteinahme für die Seite, auf der er jeweils in Frontnähe gelangt."

Dieser Mensch nannte am 14.2.16 in der Anne-Will-Show "die nicht-dschihadistische Opposition" als unterstützenswerte Partei. Der Westen müsse dafür sorgen, "dass Assad und die Russen und Teheran wissen, dass sie den Krieg nicht gewinnen können". Zu diesem Zweck sei die Opposition mit Abwehrraketen auszurüsten, mit denen sich russische Bomber abschießen ließen. Man brauche ein Gleichgewicht der militärischen Macht. Dass Europa sich gegenüber Russland so schwach zeige, sei fatal. Die Folgen wären nur noch mehr Flüchtlinge in den kommenden Monaten.

Mit diesem gefährlichen Kriegstreiber hatte sich Dr. Gniffke zusammen getan und ihn mit einem Sendeplatz in der Hauptausgabe der "Tagesschau" geadelt. Deutlicher können der journalistische Qualitätsverlust öffentlich-rechtlicher Berichterstattung und die Begründetheit unserer Kritik nicht unter Beweis gestellt werden."

Jetzt taucht dieser Pelda bei ARD-aktuell wieder als Opfer des syrischen Geheimdienstes und damit als Lichtgestalt auf. Er selbst sagt von sich:

"Ich bin Meinungsjournalist und kein objektiver Beobachter".

Er schreibt unter anderem auch gern für das Schweizer Kampfblatt der neuen Rechten, die "Weltwoche", deren Verleger und Chefredakteur Roger Köppel ist Mitglied der Schweizer Volkspartei (SVP). Die ist in etwa mit der deutschen AFD vergleichbar. So schreibt der Schweizer Soziologe Linards Udris in seinem Buch "Politischer Extremismus und Radikalismus - Problematisierung und diskursive Gelegenheitsstrukturen in der öffentlichen Kommunikation der Deutschschweiz":

"...die mittlerweile wählerstärkste Schweizerische Volkspartei SVP (sei) als rechtsradikal oder gar rechtsextrem zu klassifizieren".

In diesem Kontext verweisen wir auf denBeitrag im "Spiegelkabinett", dem wir Zitate entnommen haben und der bei uns als Ex-NDR-Mitarbeiter Fremdschämen über den NDR ausgelöst hat.

Kriegstreibern wie Pelda bieten ARD-aktuell und Zapp ein Forum und behaupten gleichzeitig, gegen alles zu kämpfen, was rechtsextrem ist: Es ist die großmäulige permanente Gniffke- und NDR Marmor-Heuchelei.

Wir fordern Sie auf, den Beitrag zu prüfen und einen Verstoß gegen die Programm-Richtlinien festzustellen.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Syrien hat Hunderte Deutsche auf der Liste

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 12. März 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung auf tagesschau.de.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Syren_Liste_geschwärzt.pdf
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor
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Maren
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Re: Syrien hat Hunderte Deutsche auf der Liste

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

dass der NDR Kriegshetzern wie Pelda in besonderer Weise verbunden ist und die Verantwortlichen sich immer mal wieder in einer Möchtgern-investigativ-Pose sehen – vor allem , wenn sie glauben, damit vor den Freunden aus der V.I.P-Szene glänzen zu können – ist kein Widerspruch und auch nicht neu. Aber die Peinlichkeit in diesem Fall ist kaum noch zu toppen. Dass sich nun auch noch der NDR-Chefredakteur in PR-Sülze ergeht, zeigt den journalistischen Gesamtzustand des NDR. Da wir mit der Stellungnahme nicht zufrieden sind, sind Sie als Rundfunkrat nun am Zuge. Wir beziehen uns vollinhaltlich auf unsere Ausführungen in der Programmbeschwerde und auf den Beitrag im Spiegelkabinett.

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
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