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Pro-Russisches kommt nicht in die Tagesschau

Verfasst: 20. März 2017, 20:52
von Maren
An: Gremienbuero@ndr.de

Programmbeschwerde: Pro-Russisches kommt nicht in die Tagesschau

Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,

ARD-aktuell verfügt über eine mit 31 Redakteuren und zwei Moderatoren besetzte Planungsredaktion in Hamburg. Aufgabenbeschreibung lt. NDR-Intranet:

„[...] Die Planung entwickelt und koordiniert die Themen, die dann Inhalt der Tagesschau und der anderen Formate von ARD-aktuell werden. [...] Die Planung schafft eine Art „Speiseplan“ für das Sendeteam, der über den Tag immer wieder in zahlreichen Konferenzen aktualisiert und verfeinert wird [...]“

Dr. Gniffke, der Chefredakteur, schreibt in einer seiner automatisierten Antwortbriefe auf unsere Beschwerden:

„[...] Bei der Berichterstattung greift ARD-aktuell ausschließlich auf Quellen zu, die als unabhängig und überparteilich gelten. Auf diese Weise schützt sich die Redaktion vor den Versuchen der Einflussnahme von außen [...]“

Wie schön. Welche Quellen als „unabhängig und überparteilich“ gelten, bestimmt der Chefredakteur, Schutzpatron Dr. Gniffke. Der erklärt die US-Agentur AP sowie die semi-staatliche französische AFP für überparteilich und schützt seine Planungsredakteure vor der Einflussnahme nonkonformer Quellen wie RT International, damit sie ihre „Speisepläne“ für das Sendeteam richtig sauber transatlantisch verfeinern können...

So läuft das. Und so erklärt sich, dass Informationen der Regierung in Moskau selbst dann keine Rolle in ARD-aktuell-Sendungen spielen, wenn sie von friedenstiftender Bedeutung sind und von der international renommierten britischen Militärzeitschrift "Jane's Defence Weekly"(UK) umfangreich publiziert werden:

Russland hat seinen Militärhaushalt 2017 von 3,8 auf 2,8 Billionen Rubel (45,5 Milliarden Euro) gesenkt.

Um 25 Prozent gekürzt! Und sieht weiter Kürzungen in den nächsten 3 Jahren vor. Auszug aus dem Original:

Russia announces deepest defence budget cuts since 1990s
Craig Caffrey, London - IHS Jane's Defence Weekly •16 March 2017

Figures released by the Russian Federal Treasury have confirmed that Russia's defence budget has been cut by 25.5% for 2017, falling from RUB3.8 trillion (USD65.4 billion) to RUB2.8 trillion. The reduction represents the largest cut to military expenditure in the country since the early 1990s. [...]

The Russian government initially outlined plans to reduce defence expenditure in the draft of the three year budget for 2017 to 2019 released in October 2016. Quelle:

http://www.janes.com/article/68766/russ ... Sc.twitter

Das Internet-Portal Russia Insider bemerkt dazu treffend:

„Putin bereitet sich auf die Invasion Europas mit massiven Kürzungen der Militärausgaben vor“. Auszug aus dem Original:

[...] all that we've accomplished over the last 25-odd years is now being threatened by one man. [...] Yes, Russia's czar has imperial ambitions — global ambitions. He wants war. He needs war. And from the looks of it, that’s exactly what he’s preparing for: Figures released by the Russian Federal Treasury have confirmed that Russia's defence budget has been cut by 25.5% for 2017 [...] The rape of Aleppo did not fulfill Putin's bloodlust. He's coming for Europe. And then the world. [...]“

Quelle: http://russia-insider.com/en/politics/p ... ng/ri19243

Auf Deutsch, damit Sie nicht sagen können, Sie hätten es nicht verstanden:

[...] Alles, was wir in den letzten 25 Jahren erreicht haben, wird jetzt von einem einzigen Mann bedroht. [...] Ja, der russische Zar hat imperiale Ambitionen - globale Ambitionen. Er will Krieg. Er braucht Krieg. Es zeigt sich genau, was er vorhat: Die Zahlen, die vom russischen Schatzamt freigegeben wurden, haben bestätigt, dass der russische Verteidigungshaushalt für 2017 um 25,5% gekürzt wurde. [...] Die Vergewaltigung von Aleppo befriedigte Putins Blutdurst nicht. Er kommt über Europa. Und dann über die Welt. [...]"

Tut das weh? Sehr geehrte NDR Rundfunkräte, hier haben Sie die Information, dass Russland seinen Militärhaushalt drastisch um ein Viertel senkt, während die NATO unter ihrem neuen Boss D. Trump massive Aufrüstung betreibt; die BRD soll gar ihre „Verteidigungsausgaben“ um rund 40 Prozent steigern. Selbstredend nur zu unser aller Bestem. Im Dienste des Friedens. Und ARD-aktuell hält zu diesem Zweck die Nachricht über „Zar“ Putins Entscheidung komplett unter Verschluss. Die Umtriebe unserer Kriegsministerin U.v.d. Leyen finden hingegen die volle Aufmerksamkeit der Tagesschau. Das kommt davon, wenn sich die Redaktion vor schuftigen russischen Einflussnahme-Versuchen so erfolgreich schützt, dass ihr Speiseplan frei bleibt von ekligen Menüs, wie sie beispielsweise

https://de.sputniknews.com/zeitungen/20 ... rausgaben/

serviert.

Die Programmangebote der Informationssendungen der ARD sollen der Völkerverständigung dienen, heißt es im NDR Staatsvertrag. Diesem Auftrag kommt die Qualitätsjournalistentruppe von ARD-aktuell unter dem Schutz vor fremder Beeinflussung aufs Allerfeinste nach. Finden Sie das nicht auch?

Ende der Realsatire. Dafür ist viel zu gravierend, dass ARD-aktuell erweislich manipuliert, Nachrichten unterschlägt und dergestalt friedensgefährdenden Journalismus betreibt.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer

Re: Pro-Russisches kommt nicht in die Tagesschau

Verfasst: 19. April 2017, 15:26
von Maren
Von: publikumsservice@tagesschau.de
Betreff: Ihre Nachricht vom 20.03.2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 20.03.2017.

Sie kritisieren, dass ARD-aktuell nicht über die geplanten Kürzungen des russischen Militärhaushaltes berichtet hat. Tatsächlich waren die Rüstungsausgaben schon zuvor gesunken (nachdem Sie, laut des Londoner IISS-Instituts zuvor seit August 2011 stark gewachsen waren).

Jeden Tag wird bei ARD-aktuell aufs Neue darüber diskutiert und gerungen, über welche Ereignisse in welchem Umfang berichtet wird. Nachrichten zu machen, bedeutet stets, Nachrichten zu gewichten und eine Auswahl zu treffen, denn aus Tausenden von Meldungen muss zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden. ARD-aktuell ist sich dieser Tatsache bewusst, und wir gehen so verantwortungsvoll wie wir können damit um. Dabei sind wir keiner politischen Instanz, Partei oder sonstigen Interessengruppen verpflichtet. Das öffentlich-rechtliche ARD-Gemeinschaftsprogramm wird aus Rundfunkbeiträgen finanziert und arbeitet frei von staatlicher Einflussnahme. Ob und in welchem Umfang über ein Thema berichtet wird, hängt auch davon ab, was sich an dem jeweiligen Tag noch alles ereignet hat. So kommt es vor, dass bestimmte Begebenheiten an einem Tag Einzug in unser Nachrichtenangebot erhalten, an einem anderen Tag dagegen nicht. Die Relevanz eines Themas ist gewissermaßen relativ und kann nur im Zusammenhang mit anderen tagesaktuellen Themen bewertet werden.

Natürlich kann man geteilter Meinung darüber sein, für wie wichtig man welche Themen hält. Wir versichern Ihnen aber, dass wir uns tagtäglich bemühen, unsere Zuschauer möglichst umfassend über das Weltgeschehen zu informieren.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Kai Gniffke

Re: Pro-Russisches kommt nicht in die Tagesschau

Verfasst: 19. April 2017, 15:27
von Maren
PB vom 20.03.2017- Gesunkene russische Militärausgaben

Sehr geehrte Rundfunkräte,

jeder noch so kleine Pipifax wird von der Moskauer Propaganda-Kompanie um Atai und Krause verarbeitet und von der Gniffke-Märchenschau in die deutschen Haushalte geblasen, Hauptsache russenhetzerisch und verzerrt. Wenn es aber darum geht, gesunkene russische Militärausgaben zu melden, dann hat der Doktor plötzlich Auswahlprobleme. Es könnte ja sein, dass das Feindbild Risse bekommt. Wir nennen diese Methode: Manipulation durch Unterdrücken von Nachrichten.

Der Hamburger Journalist Hermann Gremlitza (Konkret 5/17) hat die Umtriebe der deutschen Medien treffend beschrieben. Da auch Sie damit gemeint sind, empfehlen seine Bemerkungen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit:

"Statt endlich Europa von Deutschland zu befreien oder wenigstens von seinen Exporteuren und deren Schutzstaffeln, befreien die Medien zum dritten Mal in hundert Jahren die Welt von Russland - immer mit guten, ja besten Gründen: 1914, unter ihrem glorreichen Kaiser, kämpften die Zeitungen gegen den »Zarendreck, Barbarendreck / Peitscht sie weg! Peitscht sie weg« (gedichtet von Alfred Kerr für die »Frankfurter Zeitung«, die seriöse Vorgängerin der seriösen Nachfolgerin »Frankfurter Allgemeine«), 1941, unter ihrem geliebten Führer, gegen den Bolschewismus der slawischen Untermenschen und seit ein paar Jahren, als »der freieste Staat in der deutschen Geschichte« (Zitat: alle), gegen Putin, den »Wiedergänger des Zarismus« (»Welt« und alle andern) und seinen bolschewistischen Barbarendreckskreml. Das heißt: immer in der gleichen Konstellation, immer im Bund mit den nationalistischen Polen, den Balten, den Ukrainern, immer im selben Aufmarschgebiet und mit dem guten Gewissen eines Wohltäters, der sein Leben für die Menschheit opfert. Und immer um dasselbe: das endlose Land, seine Schätze und Arbeitskräfte am deutschen Wesen genesen zu lassen beziehungsweise sich anzueignen. Es gibt, so der langen Rede kurzer Sinn, nicht den geringsten Grund, der Presse, ihrer Freiheit und ihren Freiern mit dem Respekt zu begegnen, den das Publikum dem Pfleger und der Krankenschwester schuldig bleibt. Die Medien sind Teil des gesellschaftlichen und des staatlichen Herrschaftsapparats. Die Moral, die sie für sich reklamieren, ist, wie’s beliebt: Fake News oder Lüge."


Das Unterdrücken wichtiger Meldungen gehört entgegen Ihrer Auffassung nicht zum freien Programmgestaltungsrecht einer Nachrichtenredaktion, sondern verstößt gegen folgende Programmrichtlinien:
"....politische Aussagen und Analysen sind ebenso wesentliche Bestandteile des Programms wie die Information über bisher unbekannte Sachverhalte und Zusammenhänge" bzw. "...Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen." Es ist damit klargestellt, dass "Informationen zu unbekannten Sachverhalten“wesentliche Programmteile sind und die sachadäquate und angemessene Auswahl von Meldungen für Nachrichtensendungen nach "journalistischen Grundsätzen“ zu erfolgen hat. Nachrichtenunterdrückung gehört zweifelsfrei nicht zu diesen Grundsätzen. Zu überprüfen, ob die Programmrichtlinien eingehalten wurden, gehört jedoch zu den originären Aufgaben Ihres Gremiums. Sie hingegen erklären sich für dazu nicht befugt und berufen sich auf Absprachen mit der staatlichen Rechtsaufsicht über den NDR. Wir fordern Sie auf, Ihre Rechtsauffassung unter Berücksichtigung unseres Widerspruchs zu begründen.

Mit höflichen Grüßen
F.Klinkhammer V. Bräutigam