Programmbeschwerde: Manipulative Wortwahl bei Spionagevorwürfen
http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 18877.html
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,
zum x-ten Male: Cyber-Spionage und Einflussnahme via Kommunikationsnetze in die inneren Angelegenheiten des jeweiligen Gegners werfen sich die USA und Russland bekanntlich seit langem gegenseitig vor, Beweise aber haben sie beide nicht. Wer Cyberkrieg führt, kann das tun, ohne Spuren von sich zu hinterlassen. Er kann allerdings falsche Spuren legen. Außerdem lässt sich prima Propaganda machen mit der Beschuldigung der Gegenseite. Es wäre Aufgabe der Nachrichtenredaktion ARD-aktuell, Sendungen wie die Tagesschau von solcher AgitProp frei zu halten, das ergibt sich aus dem Programmauftrag und den Programmrichtlinien. Ihre daraus abzuleitende Neutralitätspflicht erfüllte die Redaktion jedoch ein weiteres Mal nicht.
Stefan Niemann berichtete am 20.3. 17 aus Washington über Ermittlungen des FBI, den US-Wahlkampf betreffend:
„Keine Beweise gibt es … für die per Twitter erhobenen Vorwürfe des Präsidenten, sein Vorgänger Obama habe ihn im Trump-Tower abhören lassen.“
In Ordnung. Es gibt keine Beweise. Also wird das auch so gesagt. Obama bleibt sauber. Niemann (vorerst) auch.
Zu angeblichen Hacker-Angriffen während des US-Wahlkampfs (nach wie vor ist offen, ob es sich um Indiskretionen von innen handelte) sagte Niemann:
Nicht in Ordnung. Es gibt keine Beweise. Aber dank Niemanns Formulierung bleibt an Moskau Dreck hängen. An Niemann selbst allerdings auch. Der tut hier so, als ob. Mit einem fiesen Griff in die verbale Trickkiste."FBI-Direktor Comey und NSA-Chef Rogers informierten über mutmaßliche russische Hacker-Angriffe während der Präsidentenwahl.... Moskaus Manipulationsversuche gelten in Washington als erwiesen. ...“
„Gälten" die Manipulationsversuche tatsächlich als „erwiesen", würde das FBI nicht mehr ermitteln, sondern die Beweise vorlegen. Das FBI hat aber nur Vermutungen. Die sind von gleicher Qualität, wie die ganze Welt sie hegt: dass wir alle von den US-Geheimdiensten CIA, NSA & Co. ausspioniert werden.
Niemann weiß, worüber er spricht und was seine Wortwahl bewirkt: Er manipuliert das Publikum perfide. Objektiv richtig und „der Wahrheit verpflichtet“ wäre eine Formulierung wie diese gewesen:
„Das FBI ermittelt, ob sich Moskau in die US-Wahl eingemischt hat.“
Aber Demagoge Niemann sagt:
„Moskaus Manipulationsversuche gelten in Washington als erwiesen“
Er und sein Chef Gniffke werden frech behaupten, das sei eine zulässige journalistische Form und mache keinen Unterschied.
Sie auch?
Ist ein Ankläger (hier: das FBI) auch nach Ihrem Verständnis zugleich Richter? Darf ein transatlantisch abgerichteter NDR-Korrespondent darüber urteilen, ob die fraglos politisch motivierte Ermittlung und Beschuldigungen seitens eines Geheimdienstes dasselbe sind wie erwiesene Täterschaft?
„...gilt als erwiesen“
sagt Stefan Niemann ist Mikrofon und natürlich nicht, für welche Schwachköpfe in Washington es „gilt“. Der Korrespondent versteckt sich hinter Herrn und Frau Namenlos. Und die Zentralredaktion ARD-aktuell in Hamburg lässt ihn so eine miese Masche stricken. Es ist journalistische Drecksarbeit, die dieser Qualitätsladen seinem zahlenden Publikum zumutet.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer