Russland-Demos
Verfasst: 3. April 2017, 20:19
Programmbeschwerde: Russland-Demos - Tagesthemen 2.4.17, ab 8:43 min
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Hetze gegen Russland hört nicht auf, Frau Virnich liefert ein neues Beispiel.
Der Hamburger Journalist Hermann Gremlitza (Konkret 5/17) hat die Umtriebe der deutschen Medien treffend beschrieben. Da auch Sie damit gemeint sind, empfehlen seine Bemerkungen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit:
"Statt endlich Europa von Deutschland zu befreien oder wenigstens von seinen Exporteuren und deren Schutzstaffeln, befreien die Medien zum dritten Mal in hundert Jahren die Welt von Russland - immer mit guten, ja besten Gründen: 1914, unter ihrem glorreichen Kaiser, kämpften die Zeitungen gegen den »Zarendreck, Barbarendreck / Peitscht sie weg! Peitscht sie weg« (gedichtet von Alfred Kerr für die »Frankfurter Zeitung«, die seriöse Vorgängerin der seriösen Nachfolgerin »Frankfurter Allgemeine«), 1941, unter ihrem geliebten Führer, gegen den Bolschewismus der slawischen Untermenschen und seit ein paar Jahren, als »der freieste Staat in der deutschen Geschichte« (Zitat: alle), gegen Putin, den »Wiedergänger des Zarismus« (»Welt« und alle andern) und seinen bolschewistischen Barbarendreckskreml. Das heißt: immer in der gleichen Konstellation, immer im Bund mit den nationalistischen Polen, den Balten, den Ukrainern, immer im selben Aufmarschgebiet und mit dem guten Gewissen eines Wohltäters, der sein Leben für die Menschheit opfert. Und immer um dasselbe: das endlose Land, seine Schätze und Arbeitskräfte am deutschen Wesen genesen zu lassen beziehungsweise sich anzueignen. Es gibt, so der langen Rede kurzer Sinn, nicht den geringsten Grund, der Presse, ihrer Freiheit und ihren Freiern mit dem Respekt zu begegnen, den das Publikum dem Pfleger und der Krankenschwester schuldig bleibt. Die Medien sind Teil des gesellschaftlichen und des staatlichen Herrschaftsapparats. Die Moral, die sie für sich reklamieren, ist, wie’s beliebt: Fake News oder Lüge."
Frau Virnich berichtet über eine vorgebliche – unangemeldete – Massendemonstration in Moskau, bei der einige Demonstranten festgenommen wurden. Dabei wird der rechtsrextremistische Nawalny erneut als eine Art Volksheld hervorgehoben, der nicht nur Gegenkandidat zu Putin, sondern auch investigativer Aufklärer in Korruptionsangelegenheiten sein möchte. Dabei erwähnt Frau Virnich wie üblich unbewiesene Vorwürfe gegen den russischen Ministerpräsidenten, die bisher allerdings den Bereich der Spekulationen nicht überschritten haben.
Ungefähr zeitgleich gab es bei einem Rechtsradikalen-Aufmarsch in Sonneberg/Thüringen eine Gegen-Demonstration, bei der die Polizei mit Pfefferspray vorgegangen ist, die Demonstranten von der Straße gezogen und vermutlich auch geschlagen hat.
Dieser Vorfall – in der Vorgehensweise ungleich brutaler – fand bei ARD-aktuell keine Erwähnung, genausowenig wie die Friedensdemonstration am 8.10.16 in Berlin, über die nicht berichtet wurde, weil Dr. Gniffke damals mal wieder einen anderweitigen "nachrichtenstarken" Tag hatte.
Dass nun zum vierten Mal innerhalb kurzer Zeit das Nalwalny-Gerede auf die deutschen Zuschauer einprasselt, liegt erkennbar nicht an dem journalistisch-programmatischen Interesse der Gniffke-Truppe, mediale Unterstützung für Menschenrechte oder Demonstrationsfreiheit zu leistent, sondern dass es ihr wieder einmal an der Zeit erscheint, kräftig gegen "den Russen" zu stänkern und zu hetzen. Dessen Polizisten haben zwar im Unterschied zu ihren deutschen Kollegen kein CS-Gas als Augenspray anzubieten, aber darauf kommt es schließlich nicht an, denn wir sind ja im Gegensatz zu Putins autoritärem Russland "der freieste Staat der deutschen Geschichte".
Der faktenfreie Beitrag der Frau Virnich – sie bringt keine beweisfesten Informationen über die Hintergründe der Moskau-Demonstration und vermittelt lediglich Gerüchte und bloße Verdächtigungen, mit denen russischen Spitzenpolitkern Korruption angehängt wird – kann im Hinblick auf die fehlende Berichterstattung über deutsche Demonstrationen nur als russlandfeindliche Propaganda betrachtet werden. Und die ist mit den Programmrichtlinien unvereinbar:
"Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen. Sind für eine kritisch analytische Sendung Tatsachenbehauptungen vorgesehen, die sich gegen eine Person oder Institution richten, so gehört es zur sorgfältigen Vorbereitung der Sendung, die Betroffenen soweit erforderlich und möglich zu hören und deren Auffassung nicht außer Acht zu lassen."
Die Virnich-„Nachrichten" waren weder sachlich, sorgfältig noch überprüft, die kritisierten russischen Personen und Institutionen waren nicht gehört worden..
Entsprechendes gilt für den TT-Beitrag: Er ist desinformativ, verzerrend, unverhältnismäßig und überzogen und hat mit unabhängiger und sachlicher Berichterstattung nichts zu tun.
F.Klinkhammer, V. Bräutigam
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Hetze gegen Russland hört nicht auf, Frau Virnich liefert ein neues Beispiel.
Der Hamburger Journalist Hermann Gremlitza (Konkret 5/17) hat die Umtriebe der deutschen Medien treffend beschrieben. Da auch Sie damit gemeint sind, empfehlen seine Bemerkungen Ihrer besonderen Aufmerksamkeit:
"Statt endlich Europa von Deutschland zu befreien oder wenigstens von seinen Exporteuren und deren Schutzstaffeln, befreien die Medien zum dritten Mal in hundert Jahren die Welt von Russland - immer mit guten, ja besten Gründen: 1914, unter ihrem glorreichen Kaiser, kämpften die Zeitungen gegen den »Zarendreck, Barbarendreck / Peitscht sie weg! Peitscht sie weg« (gedichtet von Alfred Kerr für die »Frankfurter Zeitung«, die seriöse Vorgängerin der seriösen Nachfolgerin »Frankfurter Allgemeine«), 1941, unter ihrem geliebten Führer, gegen den Bolschewismus der slawischen Untermenschen und seit ein paar Jahren, als »der freieste Staat in der deutschen Geschichte« (Zitat: alle), gegen Putin, den »Wiedergänger des Zarismus« (»Welt« und alle andern) und seinen bolschewistischen Barbarendreckskreml. Das heißt: immer in der gleichen Konstellation, immer im Bund mit den nationalistischen Polen, den Balten, den Ukrainern, immer im selben Aufmarschgebiet und mit dem guten Gewissen eines Wohltäters, der sein Leben für die Menschheit opfert. Und immer um dasselbe: das endlose Land, seine Schätze und Arbeitskräfte am deutschen Wesen genesen zu lassen beziehungsweise sich anzueignen. Es gibt, so der langen Rede kurzer Sinn, nicht den geringsten Grund, der Presse, ihrer Freiheit und ihren Freiern mit dem Respekt zu begegnen, den das Publikum dem Pfleger und der Krankenschwester schuldig bleibt. Die Medien sind Teil des gesellschaftlichen und des staatlichen Herrschaftsapparats. Die Moral, die sie für sich reklamieren, ist, wie’s beliebt: Fake News oder Lüge."
Frau Virnich berichtet über eine vorgebliche – unangemeldete – Massendemonstration in Moskau, bei der einige Demonstranten festgenommen wurden. Dabei wird der rechtsrextremistische Nawalny erneut als eine Art Volksheld hervorgehoben, der nicht nur Gegenkandidat zu Putin, sondern auch investigativer Aufklärer in Korruptionsangelegenheiten sein möchte. Dabei erwähnt Frau Virnich wie üblich unbewiesene Vorwürfe gegen den russischen Ministerpräsidenten, die bisher allerdings den Bereich der Spekulationen nicht überschritten haben.
Ungefähr zeitgleich gab es bei einem Rechtsradikalen-Aufmarsch in Sonneberg/Thüringen eine Gegen-Demonstration, bei der die Polizei mit Pfefferspray vorgegangen ist, die Demonstranten von der Straße gezogen und vermutlich auch geschlagen hat.
Dieser Vorfall – in der Vorgehensweise ungleich brutaler – fand bei ARD-aktuell keine Erwähnung, genausowenig wie die Friedensdemonstration am 8.10.16 in Berlin, über die nicht berichtet wurde, weil Dr. Gniffke damals mal wieder einen anderweitigen "nachrichtenstarken" Tag hatte.
Dass nun zum vierten Mal innerhalb kurzer Zeit das Nalwalny-Gerede auf die deutschen Zuschauer einprasselt, liegt erkennbar nicht an dem journalistisch-programmatischen Interesse der Gniffke-Truppe, mediale Unterstützung für Menschenrechte oder Demonstrationsfreiheit zu leistent, sondern dass es ihr wieder einmal an der Zeit erscheint, kräftig gegen "den Russen" zu stänkern und zu hetzen. Dessen Polizisten haben zwar im Unterschied zu ihren deutschen Kollegen kein CS-Gas als Augenspray anzubieten, aber darauf kommt es schließlich nicht an, denn wir sind ja im Gegensatz zu Putins autoritärem Russland "der freieste Staat der deutschen Geschichte".
Der faktenfreie Beitrag der Frau Virnich – sie bringt keine beweisfesten Informationen über die Hintergründe der Moskau-Demonstration und vermittelt lediglich Gerüchte und bloße Verdächtigungen, mit denen russischen Spitzenpolitkern Korruption angehängt wird – kann im Hinblick auf die fehlende Berichterstattung über deutsche Demonstrationen nur als russlandfeindliche Propaganda betrachtet werden. Und die ist mit den Programmrichtlinien unvereinbar:
"Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen. Sind für eine kritisch analytische Sendung Tatsachenbehauptungen vorgesehen, die sich gegen eine Person oder Institution richten, so gehört es zur sorgfältigen Vorbereitung der Sendung, die Betroffenen soweit erforderlich und möglich zu hören und deren Auffassung nicht außer Acht zu lassen."
Die Virnich-„Nachrichten" waren weder sachlich, sorgfältig noch überprüft, die kritisierten russischen Personen und Institutionen waren nicht gehört worden..
Entsprechendes gilt für den TT-Beitrag: Er ist desinformativ, verzerrend, unverhältnismäßig und überzogen und hat mit unabhängiger und sachlicher Berichterstattung nichts zu tun.
F.Klinkhammer, V. Bräutigam