Das Märchen von Homs

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Maren
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Das Märchen von Homs

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Das Märchen von Homs

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 19081.html

Sehr geehrte Damen und Herren,

in der Tagesschau-Ausgabe vom 1.4.17 wird entgegen den Erfordernissen des Staatsvertrages über die Situation in Homs verzerrt, falsch und desinformativ berichtet.

Es beginnt damit, dass Homs als „Hauptstadt der Revolution“ bezeichnet wird (korrekt wäre die Bezeichnung "Hauptstadt des Terrors").

Wie Sie auf den Bildern im Link sehen können, haben z.B. die von ARD-aktuell gefeierten „Revolutionäre“ 2015 zwei Männer in der „Hauptstadt der Revolution“ vom Dach gestoßen und sie von den umherstehenden Menschen (auch Kinder) zu Tode steinigen lassen, nur weil sie schwul waren.

http://www.dailymail.co.uk/news/article ... ldren.html

Diese Gräuel wurden von der westlichen Propaganda weitestgehend totgeschwiegen und stattdessen das Märchen von der „demokratischen Revolution“ oder wie jetzt von der "Hauptstadt der Revölution" in die Welt gesetzt. Wie bereits in Libyen zeigte sich das ARD-Studio in Kairo besonders eifrig, sich umfassend an der Verbreitung von Propaganda zu beteiligen.

In den Programmrichtlinien ist vorgesehen, dass Informationen zum Verständnis der Fernsehzuschauer korrekt eingeordnet werden. Diese Einordnung fehlt völlig.

Kein Wort wird über die grausame Gewaltherrschaft verloren, die die Islamisten in Homs jahrelang mit ihrer Scharia ausgeübt hatten. Unerwähnt bleibt auch, dass dem Abzug der Dschiadisten eine Vereinbarung zugrunde lag, die maßgeblich von Russland ausgehandelt worden war. Gezielt verschwiegen wird ferner, dass diejenigen in der Stadt bleiben dürfen, die ihre Waffen niederlegten. Nur diejenigen, die weiter kämpfen wollen, wurden mit Bussen nach Idlib oder Jarablus gebracht. Aufgrund der jahrelang geübten ARD-aktuell-Sympathie für die Terroristen war es dann auch folgerichtig, dem deutschen Publikum zu verschweigen, dass Idlib unter maßgeblicher Kontrolle der terroristischen Nusra-Front steht und Jarablus von Gruppen dominiert wird, die von der Türkei und den USA unterstützt werden.

Dass ominöse Quellen wie das Homs-Mediazentrum mit unbelegbaren Behauptungen zu Wort kommen, rundet das Bild der Manipulation, Propaganda und Fake-News ab.

In diesem Fall wurde u.a. die Programmrichtlinie

"Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten und damit zur selbstständigen Urteilsbildung der Bürger und Bürgerinnen beizutragen"

nicht beachtet.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Das Märchen von Homs

Beitrag von Maren »

Von: Christoph.Hauser@swr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 5. April 2017

Sehr geehrte Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

am 5. April 2017 wandten Sie sich mit Ihrer Zuschrift an das Gremienbüro des Norddeutschen Rundfunks. Dieses Schreiben wurde an den Südwestrundfunk weiter geleitet, weil Sie einen Beitrag von unserem Korrespondenten beanstanden.

Der Duden definiert den Begriff „Revolution“ folgendermaßen: „Auf radikale Veränderung der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteter, gewaltsamer Umsturz(-versuch).“
Folgt man dieser Definition, ist der erste Satz des Beitrags, den sie so scharf kritisieren, korrekt. „Rebellen verlassen die einstige Hauptstadt der Revolution“, genau das ist der Fall. Und auch die Beschreibung der Stadt Homs als ‚Hauptstadt der Revolution‘ ist zutreffend. Seit Beginn der Kämpfe gibt es dort Stadtteile, die von Aufständischen beherrscht wurden. Im Januar 2014 beschäftigte sich die Syrien-Konferenz erstmals mit der Situation der eingeschlossenen Zivilbevölkerung. Homs wurde in der Öffentlichkeit zu einem wichtigen Symbol für den Kampf der Opposition, aber auch für die verheerende humanitäre Lage der Menschen.

Die Bezeichnung, die Sie vorschlagen („Hauptstadt des Terrors“) dagegen beinhaltet eine eindeutige Wertung und Verurteilung der Menschen, die im syrischen Bürgerkrieg kämpfen. Dieser Wertung hat sich der Reporter bewusst enthalten. Dass während des Bürgerkriegs Fürchterliches begangen wurde und wird, steht außer Frage. Ihr Vorwurf, dass solche Taten „weitestgehend totgeschwiegen“ werden, entbehrt aber jeder Grundlage.

In dem Beitrag vom 1. April geht es darum, über den Abzug der Kämpfer aus Homs zu berichten. Das war das Ereignis des Tages und über dieses hat Daniel Hechler berichtet.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es viele weitere Facetten gibt, über die in diesem Zusammenhang auch hätte berichtet werden können. Aber alle Facetten lassen sich niemals in der üblichen Nachrichten-Beitragslänge von 1:30 Minuten darstellen.

Entscheidend ist, dass das Wichtigste vorkommt und für die Zuschauer verständlich aufbereitet wird. Das hat der Beitrag geleistet.

Weiterhin werfen Sie uns vor, das Homs-Medienzentrum als Quelle genützt zu haben. In diesem Fall wurde die Meinungsäußerung eines enttäuschten Rebellen verwendet. Die Quelle wurde eindeutig gekennzeichnet und folgt damit der journalistischen Sorgfaltspflicht.
Ihren Vorwurf „Manipulation, Propaganda und Fake-News“ zu verbreiten, weisen wir zurück. In keiner Weise haben Sie den Nachweis für solche Beschuldigungen erbracht.

Abschließend weise ich darauf hin, dass Sie gemäß § 20 Absatz 3 SWR-Hauptsatzung den zuständigen Ausschuss anrufen und die Beratung der Beschwerde beantragen können. Der zuständige Ausschuss ist in diesem Falle der Fernsehausschuss des Rundfunkrats.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Hauser
Programmdirektor
Information, Sport, Film, Service und Unterhaltung
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Maren
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Re: Das Märchen von Homs

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

das Elaborat des Anstaltsvertreters Hauser stellt uns nicht zufrieden. Der von Schwenck permanent verwendete Kampf- und Propaganda-Begriff "Rebellen" steht im Widerspruch zu seinen Ausführungen vom 26.6.2017, als er einräumt, dass bei den Kämpfen in Aleppo am Schluss die "Rebellen" keinen Einfluss mehr hatten, Dschihadisten also die Kriegszene beherrschten. Er dreht seine „Argumente“ eben, nach Bedarf und Belieben, wie wir das von Kriegspropagandisten, Opportunisten und Ignoranten kennen.

In keiner Weise hätten wir "den Nachweis für solche Beschuldigungen" (Fake-News, Manipulationen) erbracht, behauptet der gute Hauser. Dann - so stellen wir fest - wird er unsere Beschwerden nicht gelesen haben. Der hier demonstrierte Gedankenreichtum erinnert sehr an Ihren ehrenwerten Rundfunkrat Bronner. Oder irren wir?

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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