Nachrichtenbeitrag zur Krise im Nahen Osten, unkritische Übernahme einer CNN-Meldung

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Nachrichtenbeitrag zur Krise im Nahen Osten, unkritische Übernahme einer CNN-Meldung

Beitrag von Maren »

Mitteldeutscher Rundfunk
Anstalt des öffentlichen Rechts
04360 Leipzig
Per E-Mail: publikumsservice@mdr.de

Programmbeschwerde

Nachrichtenbeitrag zur Krise im Nahen Osten, unkritische Übernahme einer CNN-Meldung

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 07.06.2017 strahlten Sie auf dem Radio-Kanal „MDR Radio Thüringen“ in den Nachrichten einen Beitrag zu den angeblichen Ursachen der Krise zwischen Saudi-Arabien und Katar aus. Dabei haben Sie ungeprüft einen CNN-Beitrag als Grundlage verwendet.

Unter Berufung auf nicht näher genannte US-Regierungskreise, berichtete der US-Sender CNN, dass mutmaßlich die zwischenzeitlich sprichwörtlichen „russischen Hacker“ letztendlich für die schwere diplomatische und geopolitische Krise am Persischen Golf verantwortlich seien. Demnach würden Informationen von US-Nachrichtendiensten darauf hindeuten, dass russische Hacker bereits Ende Mai in die Systeme der staatlichen Nachrichtenagentur Katars eingedrungen sein, um dort eine Falschmeldung zu platzieren.

Auch wenn Sie die Quelle Ihrer Meldung nennen, wird die Meldung deshalb nicht wahrheitsgemäßer. Dass der Inhalt der Meldung lächerlich sein könnte, und die Glaubwürdigkeit der Nachrichten auf Ihrem Sender beschädigen könnte, scheint Ihren Horizont zu übersteigen. Deshalb beschränke ich meine Kritik darauf, dass Sie in einem öffentlich finanzierten Rundfunksender einen Beitrag des Senders CNN ungeprüft verwenden.

Bezüglich des Inhalts möchte ich nur einen von vielen ähnlichen Kommentaren zu der Meldung auf „Zeit Online“ zitieren:
David Rumba: „Diese Behauptung ist nicht nur lächerlich, sondern geradezu grotesk, weil sie überhaupt keinen Sinn macht. Es scheint mir viel wahrscheinlicher, dass der US-Geheimdienst hinter der Attacke steht, denn er hat an dieser Entwicklung ein deutlich größeres Interesse. Es ist wohl auch kein Zufall, dass diese konzertierte Aktion wenige Tage nach dem Besuch des US-Präsidenten in Saudi-Arabien erfolgte und die US-Regierung einen strikten Anti-Iran-Kurs verfolgt. Da Katar sich diesem Kurs nicht anschließen wollte, wird es jetzt massiv unter Druck gesetzt.“

Einen kleinen Hinweis auf den geopolitischen Hintergrund möchte ich Ihnen noch mitgeben: Katar und Iran fördern Erdgas aus einem Gasfeld, welches sich quer unter dem Persischen Golf von der Küste Katars bis zur Küste des Irans erstreckt. Beide tun dies in friedlicher Koexistenz, eine Pipeline führt nach Katar, eine Pipeline führt in den Iran. Somit ist Katar naturgemäß an friedlichen Beziehungen mit dem Iran interessiert und lässt sich nicht ohne weiteres auf den Iran-feindlichen Kurs der USA und Saudi-Arabiens einstimmen. (So ein Hintergrund wäre für Ihre Hörer interessanter, als wilde Spekulationen über angebliche russische Hacker.)

Ich behalte mir die Veröffentlichung dieser Beschwerde und Ihrer Antwort vor.


Mit freundlichen Grüßen
Jens Köhler
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Maren
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Re: Nachrichtenbeitrag zur Krise im Nahen Osten, unkritische Übernahme einer CNN-Meldung

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr Köhler,

ich möchte Ihnen hiermit den Erhalt Ihrer an den Mitteldeutschen Rundfunks gerichtete Mail vom 10.06.2017 bestätigen. Wir sehen diese als Programmbeschwerde gemäß § 16 MDR-Staatsvertrag.

Danach sind die Beschwerden innerhalb einer Frist von 2 Monaten zu bescheiden.

Auch das weitere Verfahren ist in § 16 MDR-Staatsvertrag geregelt: „Macht der Beschwerdeführer gegen den Bescheid Einwendungen geltend und ist der Intendant nicht bereit ist, diesen Rechnung zu tragen, so hat der Intendant den nach der Satzung des Mitteldeutschen Rundfunks zuständigen Ausschuss des Rundfunkrates zu unterrichten.“

Wir kommen innerhalb der genannten Frist unaufgefordert wieder auf Sie zu.

Mit freundlichen Grüßen

Referent der Intendantin

MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Anstalt des öffentlichen Rechts
Intendanz
Kantstraße 71 - 73, 04275 Leipzig
Postanschrift: 04360 Leipzig

Der MDR im Internet: www.mdr.de
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Maren
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Re: Nachrichtenbeitrag zur Krise im Nahen Osten, unkritische Übernahme einer CNN-Meldung

Beitrag von Maren »

Antwort aus der juristischen Direktion des MDR:
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