Geopolitische Konfliktherde ausgeblendet
Verfasst: 28. September 2017, 18:27
Programmbeschwerde: Geopolitische Konfliktherde ausgeblendet
Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR,
dass innenpolitische Themen nach der Bundestagswahl die Republik derzeit mehr zu beschäftigen scheinen als alle weltpolitischen Konfliktherde zusammen, voran Syrien und Jemen, ist nicht nur mangelndem Interesse der deutschen Öffentlichkeit zuzuschreiben, sondern auch einer dem Programmauftrag längst nicht mehr gemäßen Berichterstattung der korporierten Massenmedien.
Auch in Rundfunkratskreisen dürften, falls dort offen politisch debattiert wird, die parlamentarischen und sonstigen Folgen der Wahl mehr Gesprächsstoff bieten als die Kriege und Kriegsverbrechen außerhalb unserer Landesgrenzen – als ob sich die Welt nicht längst schon wieder weitergedreht hätte.
ARD-aktuell hat den Auftrag, über alle wesentlichen Lebensbereiche „umfassend und sachlich“ zu berichten. Dass sich die von den USA und den Saudis geführte Allianz im Jemen ein Kriegsverbrechen nach dem anderen zuschulden kommen lässt, ist jedoch der Tagesschau keine Sendesekunde wert. An der syrisch-irakischen Grenze nahmen IS-Terroristen im Bündnis mit den USA (!) und unter deren offenkundiger Anleitung mit hochmodernen Lenkwaffen einen russisch-syrischen Gefechtsstand unter Punktfeuer und töteten den Generalleutnant Valery Asapov; dass jetzt Kampfhandlungen unmittelbar zwischen US-amerikanischen Streitkräften und der russischen Armee in Syrien begonnen haben und die Ortschaft Deir Ez-zor Namensgeber für eine Niederlage der USA in deren verdecktem Krieg gegen Syrien werden kann oder Ausgangspunkt für einen Krieg der USA gegen Russland, spielt für die Qualitätsjournalisten in Hamburg-Lokstedt offenbar keine Rolle. Darüber herrscht Schweigen im Walde...
Das im Heise-Verlag erscheinende Internet-Magazin „Telepolis“ bringt die Redaktionslinie der ARD-aktuell auf folgenden Nenner:
Der möglicherweise defizitären Wahrheitsliebe der ARD-aktuell-Mannschaft gilt zwar nicht unser Interesse. Wohl aber die fehlende Bereitschaft, nüchtern, sachlich und um Objektivität bemüht über die Brennpunkte unserer Zeit zu berichten. Nach unserer Ansicht betreibt ARD-aktuell schon lange keinen Nachrichtenjournalismus mehr, sondern versteht sich als Rädchen in der transatlantischen Propagandamaschinerie bzw. als Herold des Kanzleramts.
Deshalb schließen wir uns den Ausführungen des „Telepolis“-Chefredakteurs Florian Rötzer in vollem Umfang an.
Betrachten Sie, das wäre unser Vorschlag, unsere Beschwerde ausnahmsweise mal nicht als bloße „Anregung“, zu adressieren an die Redaktion Tagesschau. Sondern als Anregung für Sie, die Rundfunkräte; überlegen Sie doch mal, ob der Telepolis-Beitrag nicht zeigt, dass ARD-aktuell zur Wahrung der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dringend einen Kurswechsel vollziehen sollte.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR,
dass innenpolitische Themen nach der Bundestagswahl die Republik derzeit mehr zu beschäftigen scheinen als alle weltpolitischen Konfliktherde zusammen, voran Syrien und Jemen, ist nicht nur mangelndem Interesse der deutschen Öffentlichkeit zuzuschreiben, sondern auch einer dem Programmauftrag längst nicht mehr gemäßen Berichterstattung der korporierten Massenmedien.
Auch in Rundfunkratskreisen dürften, falls dort offen politisch debattiert wird, die parlamentarischen und sonstigen Folgen der Wahl mehr Gesprächsstoff bieten als die Kriege und Kriegsverbrechen außerhalb unserer Landesgrenzen – als ob sich die Welt nicht längst schon wieder weitergedreht hätte.
ARD-aktuell hat den Auftrag, über alle wesentlichen Lebensbereiche „umfassend und sachlich“ zu berichten. Dass sich die von den USA und den Saudis geführte Allianz im Jemen ein Kriegsverbrechen nach dem anderen zuschulden kommen lässt, ist jedoch der Tagesschau keine Sendesekunde wert. An der syrisch-irakischen Grenze nahmen IS-Terroristen im Bündnis mit den USA (!) und unter deren offenkundiger Anleitung mit hochmodernen Lenkwaffen einen russisch-syrischen Gefechtsstand unter Punktfeuer und töteten den Generalleutnant Valery Asapov; dass jetzt Kampfhandlungen unmittelbar zwischen US-amerikanischen Streitkräften und der russischen Armee in Syrien begonnen haben und die Ortschaft Deir Ez-zor Namensgeber für eine Niederlage der USA in deren verdecktem Krieg gegen Syrien werden kann oder Ausgangspunkt für einen Krieg der USA gegen Russland, spielt für die Qualitätsjournalisten in Hamburg-Lokstedt offenbar keine Rolle. Darüber herrscht Schweigen im Walde...
Das im Heise-Verlag erscheinende Internet-Magazin „Telepolis“ bringt die Redaktionslinie der ARD-aktuell auf folgenden Nenner:
Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Wahrhe ... view=printWahrheitsliebe in Zeiten der Cholera: Jemen-Berichterstattung mangelhaft.
Der möglicherweise defizitären Wahrheitsliebe der ARD-aktuell-Mannschaft gilt zwar nicht unser Interesse. Wohl aber die fehlende Bereitschaft, nüchtern, sachlich und um Objektivität bemüht über die Brennpunkte unserer Zeit zu berichten. Nach unserer Ansicht betreibt ARD-aktuell schon lange keinen Nachrichtenjournalismus mehr, sondern versteht sich als Rädchen in der transatlantischen Propagandamaschinerie bzw. als Herold des Kanzleramts.
Deshalb schließen wir uns den Ausführungen des „Telepolis“-Chefredakteurs Florian Rötzer in vollem Umfang an.
Betrachten Sie, das wäre unser Vorschlag, unsere Beschwerde ausnahmsweise mal nicht als bloße „Anregung“, zu adressieren an die Redaktion Tagesschau. Sondern als Anregung für Sie, die Rundfunkräte; überlegen Sie doch mal, ob der Telepolis-Beitrag nicht zeigt, dass ARD-aktuell zur Wahrung der Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dringend einen Kurswechsel vollziehen sollte.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer