Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

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Maren
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Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

http://www.tagesschau.de/ausland/ukrain ... u-101.html

Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,

der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenko, Kostgänger und Hampelmann an den Strippen der USA, der EU und besonders Berlins, hat das sog. Sprachgesetz zum Verbot der russischen Sprache an den ukrainischen Schulen und in den Behörden unterschrieben. Proteste aus Ungarn und Rumänien nützten nichts, der Widerspruch aus der Ost-Ukraine natürlich auch nicht. Quelle u.a.: http://derstandard.at/2000065947266/Rus ... er-Ukraine

Man muss zum österreichischen „Standard“ greifen, wenn man etwas über die brisante Entwicklung in Kiew erfahren möchte. Die Tagesschau unterschlägt dergleichen. Der Sprachenkonflikt war schon zu Beginn des „Euro-Maidan“ Kern aller Befürchtungen, der Staat Ukraine könnte daran zerbrechen. Die repressiven nationalistischen Absichten in Kiew waren Hauptmotiv der Autonomisten im russisch-sprachigen Donbass, Eigenständigkeit zu verlangen und spielten auch im Vorfeld der Krim-Sezession eine wesentliche Rolle. Poroschenko macht mit seiner Unterschrift sein vollkommenes Desinteresse an einer firedlichen Konfliktlösung in der Ukrainekrise kenntlich.

In Tagesschau und Tagesthemen erfährt man von solchen wichtigen Vorgängen nichts. Berliner Hätschelkinder wie Poroschenko brauchen kritische Berichterstattung der ARD-aktuell nicht zu befürchten.

Die Erklärung des ARD-aktuell-Chefredakteurs Dr. Gniffke, es sei schließlich unmöglich, tagtäglich sämtliche wichtigen Ereignisse und Entwicklungen in seinen Sendungen zu berücksichtigen, denn dafür reiche der Platz einfach nicht, ist ebenso banal richtig wie dummdreist ausweichend. Es soll verschleiern, dass für ganz bestimmte Themen regelmäßig kein Platz in den Sendungen ist.

Jüngst meldete ARD-aktuell, der Europäische Gerichtshof habe für Recht befunden, dass die EU die Auslandskonten des 2014 weggeputschten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch einfror. Quelle: s. Betreff. Das war zwar eine Mitteilung von denkbar dürftigem Gebrauchswert für das deutsche Publikum, aber bei ARD-aktuell fand sie trotzdem besondere Berücksichtigung. Die Auswahl macht es eben.

Kein Wort verliert ARD-aktuell hingegen über die gegenwärtig stürmische Entwicklung in Kiew. Michail Saakaschwili, einst Präsident Georgiens, später Gouverneur in Odessa, nun der Mann ohne Staatsbürgerschaft, hat seine Anhänger vor dem Kiewer Parlament versammelt und fordert seinen früheren Kameraden Poroschenko ultimativ zum Rücktritt auf. Inzwischen wurde ein Zeltlager auf dem Maidan errichtet. Saakaschwili tritt allabendlich als Kundgebungsredner auf. Unterstützt wird er von seiner Partei "Bewegung der Neuen Kräfte", der linken Gerechtigkeitspartei und der Partei Samopomich, gegründet vom früheren Maidan-Aktivisten Soboliev.

Vor einer Woche marschierten 20000 Faschisten auf und zogen mit Fackeln durch die Stadt. Offenkundig haben sie sich aber mit den Saakaschwili-Demonstranten nicht vereint. Auszuschließen ist es nicht. Der Schokoladenkönig im Präsidentenamt, Poroschenko, genießt beim eigenen Volk nicht mal mehr 3 Prozent Zustimmung – und jetzt, da ihm die Felle wegzuschwimmen drohen, macht er sich mit dem Sprachgesetz die Sache der Nationalisten und der Neofaschisten zueigen.

Nichts von all dem in der Tagesschau. Kein Platz? Zuviel anderes, Wichtigeres? Lächerlich. Die Ukrainethematik ist Kern der anti-russischen Politik Berlins, der EU, der NATO und der USA. Sie hat einen sicheren Platz in der Propaganda-Matrix des Westens. Wenn nicht mit gefälschten positivistischen Informationen über die Marionette Poroschenko und mit Negativberichterstattung über die Ost-Ukrainer, dann mittels Unterschlagung von Informationen, die den korruptionsverdächtigen Oligarchen in Kiew in ein schiefes Licht setzen könnten.

Darin tut sich ARD-aktuell unter Verletzung des Programmauftrags und der Programmrichtlinien besonders hervor.

Hier einige Links zu Berichten über die aktuellen Vorgänge; sie enthalten Informationen, die in die Tagesschau gehört hätten.

http://www.deutschlandfunk.de/ukraine-t ... _id=803695

http://www.sueddeutsche.de/politik/ukra ... -1.3708853

http://derstandard.at/2000066026274/Tau ... durch-Kiew
https://www.rubikon.news/artikel/zwangs ... ung-der-eu

https://www.heise.de/tp/features/Protes ... 65888.html

https://deutsch.rt.com/kurzclips/59271- ... roschenko/

http://www.president.gov.ua/en/news/ned ... yini-44034

https://dnipress.com/fr/posts/mikhomaid ... precedent/

https://de.sputniknews.com/politik/2017 ... stuermung/

https://de.sputniknews.com/zeitungen/20 ... roschenko/

Freilich, viele dieser Quellen betrachtet der Chefredakteur Dr. Gniffke als nicht seriös, weil russisch. Was bei dieser die anerkannten journalistischen Grundsätze ignorierenden Einäugigkeit herauskommt, ist ein unvollständiges und tendenziöses Nachrichtenangebot.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 22. Oktober 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_nichtsüberUkraine_geschwärzt.pdf
(1.11 MiB) 795-mal heruntergeladen
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

Beitrag von Maren »

Eingabe: Ukraine-Berichterstattung

Sehr geehrte Rundfunkräte,

die Stellungnahme des Dr. Gniffke ist unbrauchbar, da sie keine Anhaltspunkte darüber enthält, nach welchen Kriterien Ukraine-Meldungen bei ARD-aktuell ausgewählt bzw. weggelassen werden. Würde er die erweislichen Kriterien aufführen, träte der propagandistische Charakter der Sendungen deutlich zutage. Er kann nicht leugnen, dass, wie in der Ukraine-Thematik, die Nachrichtenauswahl die effektivste Waffe der Propaganda ist. In der Ukraine-Berichterstattung liefert ARD-aktuell seit 2014 den eindeutigen Beweis: Was dem Image des Oligarchen-System der Maidan-Putschisten dient, wird gesendet, was nicht, wird unterschlagen.

Dr. Gniffke sollte sich die kindischen Schleiertänze sparen: Der Nachweis der Tendenziösität ist damit geführt, dass ARD-aktuell seit Wochen keine Nachrichten über die Ukraine bringt, die dem Ansehen der Westlichen Werte Gemeinschaft abträglich sein könnten, weil aus der "Maidan-Demokratie" so ganz und gar nichts Ansehnliches werden will.

Dass Gniffke sich damit rechtfertigt, über Wiktor Janukowytsch berichtet zu haben, bestätigt den Vorwurf der Manipulation: Der weggeputschte Ex-Präsident zählt im Propaganda-Köfferchen des Herrn Dr. Gniffke ja bekanntlich zu den "Bösen".

Der Dr. Hörmann-SPD-Genosse, der Medienwissenschaftler Prof. Thomas Meyer hat es in seinem Buch "Die Unbelangbaren" treffend beschrieben: "Die Medien zeigen uns die Welt - allerdings nicht wie in einem Spiegel, sondern unvermeidlich als von ihnen erzeugte Welt, als Ergebnis eines höchst eigensinnigen Auswahl- und Produktionsprozesses. Diesen Prozess selbst zeigen sie aber nicht: Weder die Filter noch die Zutaten, noch die "geheimen" Künste ihres Handwerks"....wer keine Sensibilität dafür entwickelt, über welche Themen er lediglich hinweghastet und bei welchen er ungebührlich verweilt, weiß am Ende nichts Verlässliches von der Welt, die ihm da gezeigt wurde. Und ist doch überzeugt, sie mit eigenen Augen gesehen zu haben.."

Und Dr. Gniffke versucht, diesen auch bei ihm praktizierten Manipulations-Prozess zu leugnen. Er tut so, als spiele bei der Auswahl der Nachrichten das ernsthafte Bemühen um Objektivität tatsächlich eine Rolle. Das ist Kasperle-Theater für Simpel und für Rundfunkräte.


Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Absurde (Nicht-)Berichterstattung über die Ukraine

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 22.10.2017 / Ihr Schreiben vom 03.11.2017

Ihre Programmbeschwerde vom 22.10.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über die Ukraine

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

Ihr Schreiben vom 03.11.2017 habe ich erhalten und zur Kenntnis genommen.
Wir kommen unaufgefordert auf Ihr Anliegen zurück.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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Tel. (040) 4156-3506
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