Programmbeschwerde: Russische Journalistin
Verfasst: 25. Oktober 2017, 20:39
Programmbeschwerde: Russische Journalistin
https://www.tagesschau.de/ausland/russl ... n-101.html
Sehr geehrte Rundfunkräte,
Ihr werter Herr Dr. Gniffke kann es einfach nicht lassen, bei jeder Gelegenheit sein antirussisches Propaganda-Köfferchen zu öffnen.
"In Moskau hat ein Mann eine Journalistin im Sender "Echo Moskwy" mit einem Messer attackiert. Sie überlebte, der Mann wurde festgenommen."
Natürlich fragt man sich, warum dieser Vorfall von ARD-aktuell als Weltnachricht eingeordnet und auch gesendet wurde, zumal es ja unzählige Morde oder Körperverletzungen jeden Tag in aller Welt zu beklagen gibt. Der Grund ist klar, er wird einen Satz später aus dem Sack gelassen: "In Russland werden immer wieder Journalisten bedroht." Es geht also – geschickt getarnt - erneut darum, Fakten in ein Propagandamäntelchen zu hüllen. Nicht einmal bei "Spiegel-Online" finden sich diesmal entsprechende Verknüpfungen und Trigger, obwohl man auch dort mit fairem Journalismus gegenüber Putin und Co., nicht gerade zimperlich ist.
"Die Journalisten des Senders erhalten nach eigenen Angaben immer wieder Morddrohungen. Die Journalistin Julia Latynina hatte kürzlich mitgeteilt, sie habe Russland nach einer Reihe von Angriffen auf ihr Haus und ihr Auto verlassen."
An dieser Stelle an den gänzlich anders gelagerten Fall J. Latynina zu erinnern, ist journalistisch nicht geboten - wenn man nicht propagandistische Absichten verfolgt. Man fragt sich: Wer ist diese Julia Latynina, dass sie es verdient hat, im TS-Artikel herausgehoben zu werden – obwohl sie mit der eigentlichen Geschichte gar nichts zu tun hat. Bei näherem Hinsehen wird es klar: Julia ist auf einem Foto neben der ehrenwerten Condoleezza Rice (einer Ex-Vertrauten des Ex-Kriegspräsidenten Bush) bei der Verleihung eines Preises zu sehen: "Julia Latynina was awarded the „Defender of freedom“ (2008)". Ein lupenreines NATO-Girl. Der Hintergrund wird von Dr.Gniffkes Redaktion verschwiegen, wohlweislich. Sie soll in diesem Fall lediglich den Eindruck verstärken, dass das "Staatsfernsehen" in Russland schuldig an der Messerattacke war.
"Einer Journalistenorganisation zufolge wurden seit 1992 in Russland 58 Journalisten getötet...“
Eine sehr willkürliche Behauptung. Allein von 1993 bis 1999 soll es nach "Reporter ohne Grenzen" unter Jelzin (dem Darling des Westens und Präsidenvorgänger Putins) 201 Auftragsmorde an Journalisten gegeben haben, während für Putins Amtszeit die Zahl 13 genannt wird. In Russland war nach Angaben der Reporter ohne Grenzen im Jahr 1916 kein Mord zu beklagen, während z.B. in Mexiko 10 Journalisten umgebracht wurden. Darüber berichtet ARD-aktuell natürlich nicht, weil Mexiko nach Auffassung der Bundesregierung zu den "Guten" zählt: Umfassende Regierungsprojekte und Investitionen lassen es nicht zu, negative Nachrichten über den befreundeten Staat zu berichten. Dr. Gniffke hat natürlich intus, wann wieviel über wen berichtet werden soll und über wen nicht.
Im vorliegenden Fall wird der Überfall eines mutmaßlich psychisch gestörten Menschen auf eine Journalistin zu einer antirussischen Darstellung missbraucht und zudem noch maßlos aufgepumpt, was sich auch in der weiteren Beschreibung zeigt: Das Opfer wurde nicht lebensgefährlich verletzt, aber nach der medizinischen Versorgung im Krankenhaus soll es dann in ein künstliches Koma versetzt worden sein. Woher diese absurde Information stammt, wird natürlich ebenfalls nicht klar.
Auch im vorliegenden Fall eine Manipulationsmethode erkennbar, die der Publizist Prof. Teusch so beschreibt:
"Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebotes gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird. Und da ist...im Mainstream...Folgendes zu beobachten: Erstens werden Nachrichten in ganz bestimmter Weise gewichtet. Zweitens werden Nachrichten gezielt unterdrückt. Drittens werden Nachrichten in tendenziöser Weise bewertet, das heisst es wird mit zweierlei Maß gemessen, es gibt "Doppelstandards“. Alle drei Aspekte hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig. Wenn sie auf bestimmten Themenfeldern lange genug und mit ausreichender Intensität wirken, entstehen dominante Narrative, also große journalistische Erzählungen oder Deutungsmuster, in die dann alle neu einlaufenden Informationen eingeordnet werden können – oder eben auch nicht, so sie denn nicht ins Narrativ passen".
Das Narrativ heisst in diesem Fall: Russland ist ein Staat, der Meinungsfreiheit einschränkt und mit diesem Ziel sogar Morde an oppositionellen Journalisten hinnimmt.
Damit die deutschen – überwiegend pazifistisch gesinnten – Bürger dies in ihre Weltsicht aufnehmen, werden derartig aufgebauschte und gewichtete Nachrichten von besonders russophoben Nachrichtenmagazinen wie ARD-aktuell präsentiert. Am Feindbild Russland muss so oft wie möglich gepinselt werden.
Wie schrieb ein Forist auf Tagesschau.de:
"Die Programme und Angebote der ARD haben der Allgemeinheit einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Die ARD soll hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern."
Ferner: "Berichterstattung und Informationssendungen müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen."
Mit freundlichen Grüßen
F. Klinkhammer, V. Bräutigam
https://www.tagesschau.de/ausland/russl ... n-101.html
Sehr geehrte Rundfunkräte,
Ihr werter Herr Dr. Gniffke kann es einfach nicht lassen, bei jeder Gelegenheit sein antirussisches Propaganda-Köfferchen zu öffnen.
"In Moskau hat ein Mann eine Journalistin im Sender "Echo Moskwy" mit einem Messer attackiert. Sie überlebte, der Mann wurde festgenommen."
Natürlich fragt man sich, warum dieser Vorfall von ARD-aktuell als Weltnachricht eingeordnet und auch gesendet wurde, zumal es ja unzählige Morde oder Körperverletzungen jeden Tag in aller Welt zu beklagen gibt. Der Grund ist klar, er wird einen Satz später aus dem Sack gelassen: "In Russland werden immer wieder Journalisten bedroht." Es geht also – geschickt getarnt - erneut darum, Fakten in ein Propagandamäntelchen zu hüllen. Nicht einmal bei "Spiegel-Online" finden sich diesmal entsprechende Verknüpfungen und Trigger, obwohl man auch dort mit fairem Journalismus gegenüber Putin und Co., nicht gerade zimperlich ist.
"Die Journalisten des Senders erhalten nach eigenen Angaben immer wieder Morddrohungen. Die Journalistin Julia Latynina hatte kürzlich mitgeteilt, sie habe Russland nach einer Reihe von Angriffen auf ihr Haus und ihr Auto verlassen."
An dieser Stelle an den gänzlich anders gelagerten Fall J. Latynina zu erinnern, ist journalistisch nicht geboten - wenn man nicht propagandistische Absichten verfolgt. Man fragt sich: Wer ist diese Julia Latynina, dass sie es verdient hat, im TS-Artikel herausgehoben zu werden – obwohl sie mit der eigentlichen Geschichte gar nichts zu tun hat. Bei näherem Hinsehen wird es klar: Julia ist auf einem Foto neben der ehrenwerten Condoleezza Rice (einer Ex-Vertrauten des Ex-Kriegspräsidenten Bush) bei der Verleihung eines Preises zu sehen: "Julia Latynina was awarded the „Defender of freedom“ (2008)". Ein lupenreines NATO-Girl. Der Hintergrund wird von Dr.Gniffkes Redaktion verschwiegen, wohlweislich. Sie soll in diesem Fall lediglich den Eindruck verstärken, dass das "Staatsfernsehen" in Russland schuldig an der Messerattacke war.
"Einer Journalistenorganisation zufolge wurden seit 1992 in Russland 58 Journalisten getötet...“
Eine sehr willkürliche Behauptung. Allein von 1993 bis 1999 soll es nach "Reporter ohne Grenzen" unter Jelzin (dem Darling des Westens und Präsidenvorgänger Putins) 201 Auftragsmorde an Journalisten gegeben haben, während für Putins Amtszeit die Zahl 13 genannt wird. In Russland war nach Angaben der Reporter ohne Grenzen im Jahr 1916 kein Mord zu beklagen, während z.B. in Mexiko 10 Journalisten umgebracht wurden. Darüber berichtet ARD-aktuell natürlich nicht, weil Mexiko nach Auffassung der Bundesregierung zu den "Guten" zählt: Umfassende Regierungsprojekte und Investitionen lassen es nicht zu, negative Nachrichten über den befreundeten Staat zu berichten. Dr. Gniffke hat natürlich intus, wann wieviel über wen berichtet werden soll und über wen nicht.
Im vorliegenden Fall wird der Überfall eines mutmaßlich psychisch gestörten Menschen auf eine Journalistin zu einer antirussischen Darstellung missbraucht und zudem noch maßlos aufgepumpt, was sich auch in der weiteren Beschreibung zeigt: Das Opfer wurde nicht lebensgefährlich verletzt, aber nach der medizinischen Versorgung im Krankenhaus soll es dann in ein künstliches Koma versetzt worden sein. Woher diese absurde Information stammt, wird natürlich ebenfalls nicht klar.
Auch im vorliegenden Fall eine Manipulationsmethode erkennbar, die der Publizist Prof. Teusch so beschreibt:
"Jedes Medium ist angesichts des gigantischen Nachrichtenangebotes gezwungen, eine kleine, oft winzig kleine Auswahl zu treffen. Die Frage ist, wie und nach welchen Kriterien diese Auswahl vorgenommen wird. Und da ist...im Mainstream...Folgendes zu beobachten: Erstens werden Nachrichten in ganz bestimmter Weise gewichtet. Zweitens werden Nachrichten gezielt unterdrückt. Drittens werden Nachrichten in tendenziöser Weise bewertet, das heisst es wird mit zweierlei Maß gemessen, es gibt "Doppelstandards“. Alle drei Aspekte hängen eng zusammen und verstärken sich wechselseitig. Wenn sie auf bestimmten Themenfeldern lange genug und mit ausreichender Intensität wirken, entstehen dominante Narrative, also große journalistische Erzählungen oder Deutungsmuster, in die dann alle neu einlaufenden Informationen eingeordnet werden können – oder eben auch nicht, so sie denn nicht ins Narrativ passen".
Das Narrativ heisst in diesem Fall: Russland ist ein Staat, der Meinungsfreiheit einschränkt und mit diesem Ziel sogar Morde an oppositionellen Journalisten hinnimmt.
Damit die deutschen – überwiegend pazifistisch gesinnten – Bürger dies in ihre Weltsicht aufnehmen, werden derartig aufgebauschte und gewichtete Nachrichten von besonders russophoben Nachrichtenmagazinen wie ARD-aktuell präsentiert. Am Feindbild Russland muss so oft wie möglich gepinselt werden.
Wie schrieb ein Forist auf Tagesschau.de:
Die Auswahl, der Inhalt und die Gestaltung des Betrages verstößt gegen gesetzliche Bestimmungen (NDR- und Rundfunkstaatsvertrag):"Es ist so ermüdend, wenn immer wieder aus einem noch so kleinen unwichtigen Ereignis in Russland ein oppositionstragender Akt konstruiert wird, das hat nichts aber auch gar nichts mit ÖR-Qualitätsjounalismus zu tun".
"Die Programme und Angebote der ARD haben der Allgemeinheit einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Die ARD soll hierdurch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern."
Ferner: "Berichterstattung und Informationssendungen müssen unabhängig und sachlich sein. Zur journalistischen Sorgfalt gehört, dass Tatsachenbehauptungen überprüft werden; Vermutungen sind als solche zu kennzeichnen."
Mit freundlichen Grüßen
F. Klinkhammer, V. Bräutigam