DRadio - Drei Beschwerden - eine Antwort

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Maren
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DRadio - Drei Beschwerden - eine Antwort

Beitrag von Maren »

Drei Beschwerden - eine Antwort. Mit freundlicher Genehmigung des Einreichers veröffentlicht. Originale liegen vor.

Herrn
Dr. W. Steul
-Intendant DLF –
Funkhaus Köln


Hamburg, 13.August 2014

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

noch immer verfolge ich täglich die aktuellen Sendungen des DLF. Da heute der 13.August ist, müssen wieder die „Mauer-Splitter“ ins Programm, auch wenn diese bereits im letzten Jahr gesendet wurden. Kritik auch zur derzeitigen Irak-Berichterstattung. Stets kommen – wie heute – Politiker der Grünen (Rebecca Harms) und CDU (Elmar Brok) zu Wort, die wenig denken, dafür gewaltigen Schaum vor ihrem Mund haben. Kein Wort das der Fall Irak von den Amerikaner mit ihrem Wüstensturm (es war wohl ein wüster US-Sturm) verursacht wurde. Nun sucht man Mitspieler um hier zur Ordnung zu kommen. Die Linken (?) Gregor Gysi und Jan Korte werden bejubelt, da sie keine Pazifisten mehr sind, für eine Waffenlieferung an die Kurden eintreten. Demnächst etwa auch Waffen nach Libyen, das im US-Auftrag mittels NATO-Bomben von der „Muammar al-Gaddafi Herrschaft“ erlöst wurde. Heute sehen wir hier die Folgen – Anarchie.
Noch immer lässt die Berichterstattung zum Konflikt Ukraine viele Wünsche offen – Kritik gibt es nur gegen Rußland und seinen „Zaren“ Putin.
Sind Sie mit mir auch nicht der Meinung, das ein Schokoladenfabrikant und ein Boxer sich nicht eigenen zum Präsidenten eines Landes oder eines Bürgermeister einer Großstadt? – Bisher wurde kein Wort im DLF gesendet, daß es die Staaten mit ihren US-Noten waren, die Konflikt hier entfachten. Aufgeklärt wurde von der Ukraine bis heute auch nicht, wer die Täter waren, die Menschen auf dem Maidan erschossen. Auch um die Toten von Odessa nur großes Schweigen der Ukraine.
In der Anlage ein Beitrag zur Ukraine aus der Frankfurter Rundschau, die heute zum Imperium der FAZ gehört. Kann nicht so auch die Berichterstattung im DLF zur Ukraine, dem Irak, Gaza und Libyen aussehen?

Mit freundlichem Gruß

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Hamburg, 19.August 2014

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

wie eine journalistische Berichterstattung über die Ukraine sein kann, das Beispiel der FAZ von heute. Auf Seite 2 wurde nachfolgender Beitrag veröffentlicht:

FAZ v. 19.08.2014 Innenministerium in Kiew will mit Radikalen kooperien

Awakow trifft Vertreter des „Rechten Sektor“ / Bewegung zieht Ultimatum für Marsch auf Kiew zurück
FRANKFURT, 18. August.

Das ukrainische Innenministerium hat sich mit der rechtsradikalen Gruppe „Rechter Sektor" offenbar über eine Zusammenarbeit verständigt. Der Berater des Innenministeriums Anton Geraschenko teilte am Montag im sozialen Netzwerk Facebook mit, Innenminister Arsen Awakow habe sich mit dem Sprecher der Bewegung, Borislaw Berjosa, getroffen. Dabei habe Awakow auf die Notwendigkeit einer Legalisierung der Aktivitäten des „Rechten Sektors" hingewiesen. Bewaffnete Aktivisten der Bewegung beteiligen sich am Kampf gegen Separatisten im Osten des Landes, sind bisher aber nicht offiziell als Freiwilligenbataillon dem Innenministerium unterstellt.
Zuvor hatte der Führer des „Rechten Sektors", Dmitrij Jarosch, ein Ultimatum zurückgezogen, das er dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko am Sonntag gestellt hatte. Seine Kämpfer blieben auf ihren Positionen an der Front, sagte Jarosch in einer am Sonntagabend veröffentlichten Videobotschaft. „Man hat uns mitgeteilt, dass unsere Blutsbrüder freigelassen wurden und die Frage Jewdokimows nun im Kabinett behandelt werde", sagte Jarosch.
Er bezeichnete dies als einen „kleinen Sieg" für seine Bewegung. Jarosch hatte damit gedroht, seine Mitstreiter vom Kampf mit den Separatisten im Osten der Ukraine zurückziehen und binnen 48 Stunden einen „bewaffneten Marsch" auf die Hauptstadt Kiew organisieren zu wollen.
Der „Rechte Sektor" wollte damit die Entlassung des stellvertretenden Innenministers Wladimir Jewdokimow erzwingen, den die Gruppe beschuldigt, illegal gegen ihre Aktivisten vorzugehen und aus dem Ministerium heraus eine „Konterrevolution" zu fuhren. Zudem forderte Jarosch die Freilassung von Mitgliedern des „Rechten Sektors", die in den vergangenen Tagen we¬gen illegalen Waffenbesitzes festgenommen worden waren. Jarosch teilte mit, er habe seinen Leuten nun verboten, Waffen und Kriegsgerät aus der Kampfzone auszuführen. Mitglieder der Gruppe waren unter anderem nahe Lemberg in der Westukraine mit Waffen aufgegriffen worden. Am Sonntag hatte Innenminister Awakow das Ultimatum Jaroschs als schädliche PR-Aktion kritisiert. Gleichzeitig teilte er mit, die Regierung beschäftige sich bereits mit Jewdokimows Entlassung.«


Soweit die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Anders der DLF in seiner Berichterstattung mit dem Historiker Karl Schlögel und Sabine Adler am 18.August 2014. In dem Vorspann des veröffentlichten Interview heißt es:
»Eines ist für den Historiker Karl Schlögel klar: Russland Präsident Putin führt einen unerklärten Krieg gegen die Ukraine.«
Und dann kommt von der DLF-Redakteurin Bettina Klein der O-Ton: »Es sah nach einer weiteren schlimmen Eskalation Ende der Woche aus. Berichte über russische Militärfahrzeuge, die in die Ukraine eingedrungen seien, und Berichte, die ukrainische Armee habe jedenfalls einige von denen zerstört. Wie weit sind wir eigentlich noch von einem offenen Krieg zwischen Russland und der Ukraine entfernt, fragten sich viele, und der Bundesaußenminister wohl auch unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung, lud zum Krisentreffen nach Berlin. Zuvor hatte der ukrainische Außenminister Klimkin im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks gestern militärische Unterstützung von EU und NATO gefordert.«

So falsch werden die Hörer des DLF informiert.
Selbst die Information von Schögel über Bandera ist einem Historiker nicht würdig. Auch Sabine Adler weiß nicht mehr – was Faschismus, was Faschisten sind. Dabei bekam sie doch ihre journalistische Ausbildung an der Karl Marx Universität in Leipzig, damals noch DDR.

Es wirklich ein Ärgernis wie der DLF mit seiner Berichterstattung über die Ukraine seine Hörer informiert.

Mit ärgerlichen Grüßen

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Betr.: Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt vom 10.09.2014

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

heute konnte als Fachmann zum Thema Ukraine ein gewisser Winfried Schneider-Deters ab 7:35 seine Ansichten zur Krim und Putin darlegen. Sie waren mehr als einseitig und begleitet stets mit Beschimpfungen von Putin und Rußland. – Den Text von Herrn Schneider-Deters, (da alles beim DLF aufgezeichnet wird, können Sie sich ausdrucken lassen) war eine einzige Haßtriade, keine Analyse der Vorgänge in der Ukraine und der Krim.
Ich bitte um Aufklärung, warum gerade Schneider-Deters für ein Interview in die heutige Morgensendung des DLF genommen wurde? Auch gab es keinen Hinweis, was den Mann als Fachmann auszeichnet und in welchem wissenschaftlichen Institut er arbeitet – auch hier eine Antwort.
Erschreckend, das ich für diese Form von Unjournalismus und Dürftigkeit im DLF Gebühren zahlen muß! Auch gefragt: Oder wurde der DLF für diese Art von Beiträgen im Programm von der Bundesregierung etwa beauftragt?

Ich erwarte auf meine Fragen Ihre Antwort.

Mit Gruß

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Antwort von Willi Steul vom 20.10.2014

Ihre Schreiben vom 13. August 2014, 19. August 2014 und vom 10. September 2014

Sehr geehrter Herr ...,

Sie haben Ihre Schreiben zum Teil auch an die Vorsitzenden der Aufsichtsgremien von Deutschlandradio, Herrn Dr. Bellut und Herrn Schildt, gerichtet. Aufgrund der Beschwerdeordnung von Deutschlandradio haben beide diese Ihre Briefe zunächst
an mich zur Beantwortung weitergeleitet.
Ihre mehrfachen kritischen Anmerkungen zur Berichterstattung des Deutschlandfunks zum Geschehen in der Ukraine und Russland habe ich sehr wohl aufmerksam zur Kenntnis genommen. Die Fragestellungen wurden auch innerhalb der Redaktionen
diskutiert. Ich kann jedoch Ihre Kritik an einzelnen Moderatoren und an unserer Korrespondentin, Frau Adler, nicht teilen. Sie leisten exzellente journalistische Arbeit und wir sind darum bemüht, den Konflikt von allen Perspektiven aus zu beleuchten.
Insbesondere möchte ich Ihrer Kritik am Beitrag von Frau Adler vom 10. September im Frühprogramm des Deutschlandfunks über den Anführer des sogenannten „Rechten Sektors" in der Ukraine, Dmitri Jarosch, widersprechen.

Nicht erst seit Beginn der Proteste in Kiew im November 2013 bezeichnet die russische Seite Gegner als „Faschisten", „Nazis", „Neonazis" oder „Banderowzy". Solche Etikettierungen gehören seit dem Zweiten Weltkrieg und zu Sowjetzeiten zum Repertoire der ideologischen und politischen Auseinandersetzung, nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen
ehemaligen Sowjetrepubliken.
In der Ukraine reagiert man deswegen heute gelassen darauf, versteht sie im Gegenteil sogar teilweise geradezu als eine Auszeichnung. Mit dem früheren Partisanenführer Stepan Bandera verbinden viele Menschen in aller Regel nicht den zeitweise auch Nazi-Kollaborateur, sondern sehen in ihm den konsequenten Vorkämpfer für eine unabhängige Ukraine.
Tatsächlich wird ihm die Beteiligung an drei Morden zur Last gelegt. Er war nicht beteiligt an Massakern an Juden oder Polen. Kaum jemand kennt in der Ukraine Banderas Lebensstationen detailliert in ihrer Vielschichtigkeit und ihren Verstrickungen.
Es gibt z.B. keine kritische Biografie. Verbreitet ist die Kenntnis, dass er 1959 von einem KGB-Agent ermordet wurde und dass er gegen die Sowjetunion Stalins kämpfte. Alleine schon dies macht ihn in den Augen vieler zum Märtyrer und Helden,
hinter dem sich die unabhängige Ukraine heute versammeln kann.
Die russische Seite nutzt dieses Halbwissen, zumal „der Held" auch in der Ukraine umstritten ist. Die wenigsten ukrainischen Anhänger kennen Banderas Beteiligung an den drei konkreten Morden. Die meisten sind auch überzeugt, dass er keinesfalls
mit den Nazis kollaboriert hat, obwohl dies den historischen Tatsachen entspricht.
Als Argument wird angeführt, schließlich hätten sie ihn ja im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Wie der „Rechte Sektor", so nennen auch andere Parteien Stepan Bandera als Vorbild, ohne dass man sie als Neo-Nazis bezeichnen könnte. Zwar ist Dmitri Jarosch ein durchaus umstrittener, aber auch ein einflussreicher Akteur in der Auseinandersetzung in der Ukraine, ein Interview mit ihm ist absolut legitim.
Frau Adler hat das Interview mit ihm auch geführt, um herauszuarbeiten, ob Faschismusvorwürfe ihm gegenüber eine Grundlage haben. Aus seinen Äußerungen im Interview ist dies nicht herzuleiten. Allerdings ist Jarosch äußerst entschlossen im
Kampf um den Erhalt der territorialen Integrität der Ukraine und erklärt sich dabei auch zum Partisanenkampf bereit.
Auch für die Beschwerde zu diesem von Ihnen inkriminierten Beitrag gilt, dass ich sie nicht teilen kann, auch hier ist Sabine Adler mit Sorgfalt und Professionalität vorgegangen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Willi Steul

Kopie: Hr. Dr. Bellut, Vorsitzender Verwaltungsrat Deutschlandradio
Hr. Schildt, Vorsitzender Hörfunkrat Deutschlandradio

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Antwort auf die Antwort vom 23.10.2014

Ihr Schreiben v. 20.Oktober 2014

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

erwartungsgemäß haben Sie meine Beschwerde nicht argumentativ widerlegt. Ihr Brief zeigt, dass sich der DLF weiter als Stimme der antirussich-proneonazistischen Ukraine versteht. Der DLF geht offenkundig mit der Zeit und schreckt auch nicht vor einer zumindest mittelbaren medialen Unterstützung neonazistischer Tendenzen zurück, die sich ja nicht nur in der Ukraine lebhaft entwickeln.
Vor diesem Hintergrund erstaunt auch nicht mehr, wie Sie rückblickend die historische Figur Stepan Bandera einschätzen, dem mindestens 3 Morde nachgewiesen wurden und der nach dem Einmarsch der Nazi-Wehrmacht in der Ukraine mit der SS kollaborierte.
Erstaunen muss allerdings, wie eng hierzulande die Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks personell verzahnt sind; dass z.B. ZDF-Intendant Bellut den „Aufpasser“ beim DLF stellt. Wie schön für Sie: Es kann nach der Regel beaufsichtigt werden, dass keine Krähe der anderen ein Auge aushackt.

Von einer wirksamen, im Sinne von Volksherrschaft demokratischen Kontrolle der Gebührensender kann man hinsichtlich des offenkundigen Versagens der Aufsichtsgremien bei der ARD, ZDF und DLF ersichtlich nicht mehr sprechen.
In einem selbstkritischen Moment der Besinnung, den ich Ihnen und Ihren Kollegen in den übrigen Anstalten wünsche, wird Ihnen vielleicht noch klar, dass Sie alle lebhaft an dem Ast sägen, auf dem Sie sitzen. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind dabei, ihre Glaubwürdigkeit gründlichst zu verspielen. Das wird, falls sich nicht Gravierendes ändert, Folgen für die gesamte Institution haben, die kein Demokrat sich wünschen kann.

Mit freundlichem Gruß
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Maren
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Re: DRadio - Mauersplitter

Beitrag von Maren »

Mit freundlicher Genehmigung des Einreichers veröffentlicht. Original liegt vor.

Herrn
Dr. W. Steul
-Intendant Deutschlandfunk-
Funkhaus Köln
Raderberggürtel 40
50968 Köln


Hamburg, 1.Dezember 2014

Sehr geehrter Herr Dr. Steul,

seit Wochen sendet der DLF zu allen Zeiten im Programm eine Hörfunkserie die sich „Mauersplitter“ nennt. Dazu meine Frage mit der Bitte um Antwort:
Wird diese Reihe aus Mitteln des Bundes, etwa des ehemaligen Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen bezahlt? Sind etwa noch immer geheime Reserven des bereits abgewickelten Ministeriums in Bonn/Rhein vorhanden?
Für eine Aufklärung – auch warum diese Splitter mehrmals am Tage gesendet werden – wäre ich dankbar.

Bis zur Nachricht aus Köln verbleibe ich

mit freundlichem Gruß
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