WDR - Was treibt Putin an?

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Maren
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WDR - Was treibt Putin an?

Beitrag von Maren »

Was treibt Putin an?

Aktuelle Stunde. 25.01.2022. 44:20 Min.. UT. Verfügbar bis 01.02.2022. WDR. Von Philipp Wundersee


Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit möchte ich offiziell Beschwerde einreichen gegen den o. g. Beitrag von Herrn Wundersee. Meines Erachtens handelt es sich um das, was unsere Medien häufig z. B. Sendern wie RT Deutsch vorwerfen: Propaganda. Zunächst einmal zur filmischen Darstellung: Was soll die ständig einlaufende rote Farbe in dem Beitrag? Soll sie Blut suggerieren? Dann kommen drei (männliche) Experten zu Wort, Kommentar danach aus dem Off:
"Drei Beobachter, drei Perspektiven auf einen Konflikt ..."
Damit wird uns suggeriert, das Meinungsspektrum in dem Bericht sei weit gefächert. Das ist es natürlich nicht. Es sind natürlich nicht drei unterschiedliche Perspektiven, sondern es äußern sich zwei Experten westlicher Thinktanks (vgl. dazu lobbypedia.de: "SWP ist eine regierungsnahe Stiftung"; DGAP = "ein Think tank, der sich als nationales Netzwerk für deutsche Außenpolitik versteht. Seine Gremien werden von Vertretern der Wirtschaft und deren Lobbyorganisationen dominiert" und "Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik ist Teil des Transatlantic Policy Network (TPN)", zu TPN siehe ebenfalls lobbypedia.de) und ein Reporter eines westlichen Leitmediums. Wo da die unterschiedlichen Perspektiven sein sollen, wird wohl auf ewig Geheimnis von Herrn Wundersee bleiben.

Ist es tatsächlich eine so gravierend unterschiedliche Perspektive, wenn drei Herren mit knappen Abstand von einander auf das Meer blicken? Wohl kaum. Anders wäre es, wenn jemand von einem vorbeifahrenden Schiff auf die drei Herren am Strand blickt. Oder würde Herr Wundersee beim Thema Flüchtlinge einen Herrn aus der AfD, einen Herrn von der Erasmus-Stiftung und einen Herrn von der NPD befragen und dann auch behaupten, es handele sich um "drei Beobachter und drei Perspektiven"?

Wie wäre es denn gewesen, wenn Herr Wundersee mal Gabriele Krone-Schmalz zu dem Thema befragt hätte? Und auch die Aussagen der drei Experten werden unhinterfragt übernommen, obwohl z. B. Stefan Meister selbst sagt "ich würde (!!!!) davon ausgehen". Übernommen wird vom Autor des Beitrages die fragwürdige Botschaft der Aussagen: Der Westen ist uneins und spielt damit Putin in die Hände. Dazu die Stimme aus dem Off:
"Es scheint, dass im Moment Russland das Handeln diktieren kann." oder: "Rhetorisches Säbelrasseln aus dem Kreml" - Tolles Framing. Die westliche Seite rasselt selbstverständlich nicht mit dem Säbel. Als nächstes heißt es: "Wladimir Putin sieht sich selbst in einer überlegenen Position."
Belege für diese Aussage: Fehlanzeige! Dann geht es weiter mit Demian von Osten: "Manche glauben, dass ..." Wer sind denn "Manche"? Und reicht es, wenn manche etwas glauben? Ich bin mir sicher, würden Corona-Leugner so sprechen, würden sie gleich als Verschwörungstheoretiker an die Wand genagelt. Und laut von Osten verhandelt "er" (Putin) und nicht Russland mit den USA. Putin und Russland, das wird einfach gleichgesetzt. Im Off wird behauptet, Putin habe immer wieder klargemacht, er wolle die Ukraine integrieren. Wann und wo genau war das? Dazu darf der Herr von der DGAP wieder seinen Senf dazu geben und auch er "glaubt" wieder irgendetwas. Und bei Demian von Osten "glauben viele Analysten" auch was. Zu guter Letzt dann noch diese Aussage:
"Ein Präsident nutzt den 'Schlingerkurs' des Westens."
Ich frage mich, welcher Redakteur ein derartiges Machwerk durchwinkt? Ich bin, Gott sei Dank, weit entfernt davon, die Berechtigung des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks in Frage zu stellen. Wenn ich allerdings derart einseitige Berichte sehe, frage ich mich, ob der ÖRR tatsächlich noch seinem Auftrag gerecht wird. Zudem weiß ich, dass Journalisten sich häufig das Recht herausnehmen, alles und jeden zu kritisieren, dass sie aber vor allem eines nicht mögen: selbst kritisiert zu werden. Deshalb erwarte ich auch nicht vom zuständigen Journalisten des Beitrages, dass er sich irgendeine Kritik annimmt, obwohl das eigentlich schon die Kinder in der Schule lernen sollen: sich selbst und ihr Handeln zu reflektieren.

Mir geht es auch nicht darum, die russische Politik in allem zu verteidigen und ihr durchweg integre Absichten zu unterstellen. Mitnichten! Aber selbiges sollte man von Journalisten hierzulande auch in Bezug auf die westliche Außenpolitik verlangen können. Doch in Bezug darauf wird nur allzu oft das nachgeplappert, was Politiker so von sich geben. Und das wiederum kommt mir nur allzu bekannt vor, denn das hatten wir doch schon in unserer Geschichte.

Mit freundlichen Grüßen

XXXXXX*

* Der Name des Einsenders ist uns und dem WDR bekannt.
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