Unpassende Programmplanung nach Attentat

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Unpassende Programmplanung nach Attentat

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Paris wurden auf bestialische Weise Menschen umgebracht. Ihre Anstalt sowie alle anderen Medien haben darüber berichtet. Jeder auf seine Art. Nur gut, dass wir bei allem Zeitgeist noch eine Informationsvielfalt, zumindest in Europa, vorfinden und nutzen können. Doch faire und saubere Information ist dabei nicht alles.

Auch das grundsätzliche Verhalten der Programmverantwortlichen vor dem Hintergrund der brutalen und grauenhaften Morde sollte dabei unbedingt mit einfließen.

Wie kann es sein, dass Ihre Anstalt während der alptraumhaften drei Tage, Mittwoch bis Freitag, die Programmplanung gnadenlos durchgezogen hat: Mindestens 10 Kriminalfilme allein im 1. Programm sind über den Kanal gelaufen mit Mord, Totschlag, Schießereien, Erpressungen, Gewaltanwendung der unterschiedlichsten Art. Was soll das?

Ich finde das menschenverachtend, widerlich, arrogant.

Gruß
XXXXX
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Maren
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Re: Unpassende Programmplanung nach Attentat

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr XXXXX,

vielen Dank für Ihre E-Mail und Ihr Interesse am Ersten Deutschen Fernsehen.

Sie kritisieren die Ausstrahlung des regulären Programms in der letzten Woche. Wir bitten Sie aber zu bedenken, dass Programmplanung ein komplexer Prozess ist, der auch mit einem gewissen Vorlauf stattfindet. Auch wenn die tragischen Ereignisse sicher die Aufmerksamkeit vieler Zuschauer gebündelt hat, sind viele wiederum froh gewesen, in diesen dramatischen Tagen ein wenig Normalität vorzufinden.

Öffentlich-rechtliches Fernsehen gleicht einem Drahtseilakt: Wie lassen sich täglich unverzichtbare Programme gestalten, die seriöse Nachrichten, leichte Unterhaltungssendungen, anspruchsvolle Kulturmagazine und massenattraktive, aber auch qualitativ hochwertige Filme umfassen? Der Auftrag, zu informieren, zu bilden und zu unterhalten, sollte so mit Leben erfüllt werden, dass sich die Mehrheit der Beitragszahler im Programm wieder finden kann, aber auch, dass Minderheiten mit den Angeboten des Ersten in angemessener Weise bedient werden.

Den tragischen Ereignissen in Paris hat Das Erste mit einer umfassenden und aktuellen Berichterstattung Rechnung getragen. Etwa halbstündlich informierten Extra-Ausgaben der "Tagesschau" über die Ereignisse, ein Liveticker auf www.tagesschau.de hielt die Zuschauer konstant auf dem Laufenden. Jeden Tag zur besten Sendezeit nach der „Tagesschau“ strahlte Das Erste einen „Brennpunkt“ aus, weitere Sondersendungen wie „hart aber fair- extra“ folgten, ebenso war das Attentat Thema gestern Abend in der Sendung „Günther Jauch“

Ihre Kritik haben wir aufmerksam gelesen und zur Kenntnisnahme der Programmverantwortlichen protokolliert. Zuschriften wie Ihre verpflichten uns zu ständigem Nachdenken darüber, ob wir mit unseren Angeboten den Erwartungen unserer Zuschauer entsprechen können.

Mit freundlichen Grüßen

XXXXX

Erstes Deutsches Fernsehen
Programmdirektion
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Maren
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Re: Unpassende Programmplanung nach Attentat

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau XXXXX,


besten Dank für die so rasche Antwort.

Wir alle hoffen und wünschen, dass uns in Deutschland so schreckliche Ereignisse wie jetzt in Paris erspart bleiben.
Es muss alles getan werden, um hier bei uns solche Untaten zu verhindern.
An der ARD Berichterstattung über das jüngste Geschehen in Paris gibt es aus meiner Sicht bis auf einige Ausnahmen nichts zu beanstanden.
Hier setzte auch nicht meine Kritik an. Vielmehr war es meines Erachtens die mangelnde Empathie der Programm Manager, nicht der-planer.

Ihr Hinweis, dass ‚viele wiederum froh gewesen sind, in diesen dramatischen Tagen ein wenig Normalität vorzufinden’, überzeugt mich nicht so recht. Normalität und reichhaltige Kriminalunterhaltung passen bei mir nicht zusammen. Sind Morde, Verbrechen in TV Filmen bei uns schon Normalität?

Vielleicht hat ein Redakteur des Spiegel doch Recht, wenn er sinngemäß sagt, man könne Deutschland besser verstehen, wenn man sich die Tatortreihe ansieht.

Freundliche Grüße nach München

XXXXXX
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