Bellingcat und der Abschuss der MH17 über der Ost-Ukraine

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Maren
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Bellingcat und der Abschuss der MH17 über der Ost-Ukraine

Beitrag von Maren »

Frau
Dagmar Pohl-Laukamp
Vorsitzende des NDR-Rundfunkrats
(p. E-Mail Gremienbuero@ndr.de)

Herrn
NDR-Intendant Lutz Marmor
(p. E-Mail l.marmor@ndr.de)

Programmbeschwerde: Verstoß gg. NDR-Staatsvertrag §§ 5,7 u. 8 seitens ARD-aktuell Berichterstattung am 01.06. 2015 über russische Dokumentenfälschung btr. Abschuss der MH17 über der Ost-Ukraine

Sehr geehrte Frau Vorsitzende Pohl-Laukamp,
lieber Herr Marmor,

erlauben Sie bitte, dass ich mit meinem Standardsatz beginne: „Hiermit erhebe ich Programmbeschwerde gegen ARD-aktuell wegen Verstoßes gegen den NDR-Staatsvertrag“ (Konkretes s. Betreffzeile).

Die beklagten Verstöße kamen nicht nur in der Sendung „Tagesthemen“ vor, sondern auch im Internet-Portal tagesschau.de und in nachfolgenden Sendungen. Als Tatsache behauptet wurde, und zwar beweislos und offenkundig unüberprüft, Russland habe Fotodokumente über den Abschuss eines Flugzeugs der Malaysian Airlines gefälscht.
Beleg:
„Nach dem Absturz des Malaysia Airlines Fluges MH 17 über der Ostukraine verdichten sich die Hinweise, dass die Russische Regierung Beweismaterial manipuliert hat. Das russische Verteidigungsministerium hatte Satellitenbilder präsentiert, die nahelegen, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete der ukrainischen Truppen abgeschossen wurde. Nach den Erkenntnissen einer investigativen britischen Rechercheplattform waren einige der Aufnahmen digital bearbeitet und falsch datiert. Bei dem mutmaßlichen Abschuss waren im vorigen Sommer 298 Menschen getötet worden. Einen ausführlichen Bericht zum Thema und weitere Hintergründe finden Sie auf tagesschau.de (…)"
Auf „tagesschau.de“ hieß es zwar im Titel noch halbwegs vorsichtig „Russland soll Fotos gefälscht haben“, doch verzichteten die Autoren bereits im Vorspann auf jegliche journalistisch notwendige und sachlich gebotene Zurückhaltung:
"Mithilfe von Satellitenfotos wollte die russische Regierung belegen, dass die Ukraine für den Abschuss des Fluges MH-17 verantwortlich ist. Die Recherchegruppe Bellingcat hat nun nachgewiesen, dass die Fotos manipuliert worden sind. (..)"
Bereits lange vor der fraglichen Tagesschau-Sendung war im Internet nachzulesen, um welch einen windigen Verein es sich bei “bellingcat”, handelt, der von der Tagesschau zur “investigativen britischen Rechercheplattform“ stilisiert und als (im übrigen einzige) glaubwürdige und zuverlässige Quelle für die abenteuerliche Meldung ausgegeben worden war:

Amateure, querfinanziert möglicherweise von anglo-amerikanischen Geheimdiensten sowie u.a. von dem internationalen Großspekulanten George Soros, der sich mit mehreren hundert Millionen US-Dollar in der Ukraine engagiert hat. Es war auch von vielen Seiten darauf aufmerksam gemacht worden, wie unseriös und hergeholt die Behauptungen waren. Quellenhinweise und Belege dazu hier weiter unten.

Unter dem Titel - MH17-Abschuss (1): "Der Westen mauschelt weiter" hatte schon am Morgen dieses 1. Juni der vormalige ARD-Journalist Christoph Hörstel vorexerziert, was erste Pflicht einer sauber arbeitenden Redaktion gewesen wäre: Er hatte sich die Quelle der Nachricht etwas genauer angesehen.
Und u.a. geschrieben:
„ (...) Statt dessen angebliche Belege jetzt durch “bellingcat”, ganz wie zuvor bei CORRECT!V, zwei seltsame Einrichtungen, die schon durch ihre Gemeinsamkeiten im Namenslayout auffallen und stutzig machen müssen, bis dann Jahre später irgendein US-Oligarch als Geldgeber auftaucht – oder eine CIA-Frontorganisation, die Grenzen verschwimmen zusehends. Jedoch bleibt anzumerken: Letztendlich müssen diese Angaben allesamt nicht so stimmen wie dargestellt – und können möglicherweise auch ganz anders interpretiert werden. Kurz: WANN ENDLICH schweigen die Lügenmedien und kommen die angeblichen Untersucher-Institutionen in Großbritannien und den Niederlanden mit einem tatsachengerechten und verlässlichen Ergebnis? (...)“


Hörstels Seite führe ich hier nur als Beispiel an, es gab viele um Seriosität und Distanz bemühte Veröffentlichungen, die ARD-aktuell zu äußerster Vorsicht vor der britischen Tataren-Meldung hätten bewegen müssen: Der “bellingcat”-Autor der kindischen Behauptung, Russland habe Satellitenfotos mittels Photoshop-Funktionen gefälscht, um damit die Weltöffentlichkeit über den MH17-Abschuss zu täuschen, verfügt ebenso wenig wie seine Mittäter über nennenswerte Expertise für die Auswertung militärischer Satellitenfotos, noch hat die Gruppe das entsprechende Equipment.
Zum „international anerkannten Waffenexperten“ wurde er lediglich von der Boulevardpresse hochgejubelt, seriöse Nachweise für seine Fachlichkeit sind nirgends zu finden.

Nicht nur dank des Kollegen Hörstel sondern auch dank vieler anderer Quellen war schon im Lauf des Tages bekannt, wie äußerst fragwürdig die “bellingcat“-Nummer war. Jede halbwegs sauber arbeitende Redaktion hätte bei Eintreffen der “bellingcat“-Boulevardmeldung als erstes nachgeprüft, was diese Quelle überhaupt wert ist.

Und wäre sofort auf Informationen wie diese (Februar 2015) gestoßen:
„(...) Bellingcat versucht sich an einer Geschichtsklitterung, was angesichts seiner allgemeinen Vorgehensweise, nämlich der Bemächtigung unkritisch rezipierter Social Media-Bilder, die nach Belieben auswertbar sind, nicht allzu schwer fällt. Bilder lassen sich so und so auswerten. Sie sind schlicht irrelevant ohne kritische Einbettung in einen Kontext. (...)“
Die Kriminalbuchautorin und vormalige Staatsanwältin Gabriele Wolff belegt auf ihrer Internet-Seite, dass sie genau weiß, mit was und wem sie es zu tun hat.

Eine sauber arbeitende Redaktion hätte überprüft, wer hinter “bellingcat“ eigentlich steckt und wäre u.a. auf diese Quelle gestoßen:

„The blogger who tracks Syrian rockets from his sofa“

Freilich, eine sauber arbeitende Redaktion hätte ... Meine Beschwerde richtet sich jedoch gegen die Arbeit der ARD-aktuell-Redaktion.

Eine gesonderte Würdigung verdient deren hinterhältige und den Zuschauer zu Trugschlüssen verleitende Formulierung
„ (...) verdichten sich die Hinweise, dass die Russische Regierung Beweismaterial manipuliert hat (...)“
Die Tagesschau behauptet damit unausgesprochen das Vorhandensein weiterer, als seriös anzusehender Hinweise auf russische Dokumentenfälschung, die sie jedoch weder präsentiert noch deren Quelle sie mitteilt; vielmehr bleibt die Redaktion jeden Beleg schuldig. Der Schaden ist ja schon angerichtet, die Zuschauer sind indoktriniert, der propagandistische Zweck dieser Hinterhältigkeit ist erreicht.
„Es haben sich Hinweise verdichtet“


Mit solchem Sprachmüll garniert die Tagesschau ihre Portion Gerüchtedreck aus den Giftküchen der Geheimdienste und serviert das ihrem Millionenpublikum. Schändlich – und jedenfalls auch staatsvertragswidrig, wie ich weiter unten noch explizit darlege.

Seriöse Journalisten hätten den gesamten Stuss in den ARD-aktuell-Papierkorb gelegt, wohin er tatsächlich gehörte. Allenfalls hätten sie erwogen, die Story im Konjunktiv zu veröffentlichen, allerdings mit vielen „angeblich und „mutmaßlich“ davor; sie hätten bewusst gemacht, dass es keine Fakten, keine tragfähigen Beweise und keine bestätigenden Informationen von neutraler Seite für die Behauptung gibt, Russland habe Bilder für eine Weltnachricht gefälscht. Halbwegs noch erträglich, weil einigermaßen distanziert, berichtete in diesem Sinne der Bayerische Rundfunk:

Stand: 01.06.2015 „Russland hat Fotos offenbar manipuliert"
Nach dem Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ukraine sieht sich Russland jetzt mit Manipulationsvorwürfen konfrontiert. Der Kreml soll die Satellitenfotos zum Absturz bearbeitet haben. Bisher macht Russland immer noch Kiew für den Absturz von Flug MH17 über der Ukraine verantwortlich. Doch nun will die unabhängige Journalistenvereinigung Bellingcat bei Analysen herausgefunden haben, dass Satellitenbilder am Computer verändert worden sind (...)“
Nicht so die Entscheidungsträger von ARD-aktuell. Als tags darauf klar war, dass Tagesschau und Tagesthemen einer Angeberei, einer läppischen Ente aufgesessen waren, reichte es bei der Redaktion nicht einmal zu einer Relativierung, geschweige denn zu einer Berichtigung oder gar einer Entschuldigung. Zu der käme es, wenn überhaupt, dann allenfalls hübsch versteckt in einem Blogbeitrag auf tagesschau.de, eventuell mit dem abweisenden Konterfei des Chefredakteurs, aber jedenfalls ohne Absicht einer umfassenden Wiedergutmachung des angerichteten Schadens.

Journalistisch schäbigeres Arbeiten ist schlechterdings kaum vorstellbar.

Selbst die rechtskonservativen kommerziellen Medien hierzulande hielten dazumal nachträglich distanzierende Veröffentlichungen für geboten:

Beispiel-Beleg: Nachrichtensender n-tv

Sogar DER SPIEGEL lenkte ein:

'Bellingcat Report Doesn't Prove Anything': Expert Criticizes Allegations of Russian MH17 Manipulation

Solche korrigierenden Nachrichten nicht gebracht zu haben, ist der Redaktion ARD-aktuell m.E. ebenfalls als Verstoß gegen den Staatsvertrag anzukreiden, denn das gehörte zur „umfassenden Information“ i.S.d. Staatsvertrags; nachdem nun einmal „A“ gesagt worden war, hätte seriöserweise auch „limente“ gesagt werden müssen.
Zur Wahrung des journalistischen Auftrags und Anstands.

Was wir Zuschauer von der ARD-aktuell-Chose zu halten haben, hat die Internet-Seite propagandaschau.de in begrüßenswert drastischer Form zusammengetragen unter dem Titel:

ARD und ZDF nehmen unqualifizierte Blogger-“Expertise” als Beweis, Russland Manipulationen im Fall MH17 zu unterstellen

Darf ich Sie sowie die Damen und Herren Ihrer Gremien nunmehr bitten, sich der Mühe zu unterziehen und das nötige Quellenstudium selbst vorzunehmen? Nach meiner Ansicht stellt die hier zitierte „Nachrichten“gebung einen groben Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag und die entsprechend für die ARD geltenden Bestimmungen dar.

§ 8 Programmgestaltung
(1) Der NDR ist in seinem Programm zur Wahrheit verpflichtet. (...) Wertende und analysierende Einzelbeiträge haben dem Gebot journalistischer Fairness (...) zu entsprechen. Ziel aller Informationssendungen ist es, sachlich und umfassend zu unterrichten (...).

(2) Berichterstattung und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen, auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein. Nachrichten sind vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf Wahrheit und Herkunft zu prüfen.

Besonders die hier farblich hervorgehobene Textpassage entzieht sich jeder abschwächenden Interpretation. Die beklagten TS- und TT-Nachrichten wurden ersichtlich nicht gemäß dieser Bestimmung vor der Verbreitung geprüft, sondern nach dem bei ARD-aktuell gebräuchlichen antirussischen Propagandaschema F übernommen und bedenkenlos hinausposaunt.

Es reichte nicht einmal zu schlichter Logik, sonst hätte die Tagesschau nicht den Schwachsinn formuliert, das Flugzeug sei „von einer Rakete abgeschossen“ worden. Erfahrungsgemäß schießen Raketen nicht selbst, sondern werden geschossen ... Sprache ist bekanntlich ein Instrument des Denkens. Manifeste Gedankenlosigkeit und grausige sprachliche Schlamperei pflegen längst eine innige Liebesbeziehung bei ARD-aktuell und prägen das Erscheinungsbild dieses „Flaggschiffs der deutschen TV-Nachrichtensendungen“.

Von Belang für meine Beschwerde sind außerdem diese Staatsvertragsbestimmungen:

§ 5 Programmauftrag
(1) Der NDR hat (...) einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische, (...) Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Sein Programm hat der Information (...) zu dienen.

§ 7 Programmgrundsätze
(2) (...). Das Programm des NDR soll (...) die internationale Verständigung fördern, für die Friedenssicherung (...) eintreten (...)

ch bitte Sie ausdrücklich, Ihre Gremien ohne Umweg mit meiner Beschwerde zu befassen und mich vor allem mit ARD-aktuell-Stellungnahmen im gniffkeschen selbstkritiklosen Aufrichtigkeitskeitsmodus und entsprechendem Sachlichkeitsgehalt zu verschonen; des Chefredakteurs permanent öffentlich hergebetetes Mantra von den Spitzenfachkräften, die angeblich bei ARD-aktuell tätig seien, beweist zwar in der Debatte über fragwürdige Sendungsinhalte gar nichts, erst recht keine Fehlerfreiheit, es ist dafür aber an Arroganz nicht zu überbieten und nervt entsprechend.

Zudem ist mir hinlänglich bekannt, dass der Herr Chefredakteur ARD-aktuell auf Proteste gegen die russlandfeindlichen Fehlleistungen seiner Redaktion nach dem Muster reagiert, er und seine ARD-aktuell-Mannschaft seien sui generis im Besitz der reinen Wahrheit, und demzufolge befänden sich sämtliche Kritiker sowieso im Irrtum.

Ich bin allerdings geradezu versessen darauf, mit den unvergleichlich hilfreicheren Erkenntnissen derer beglückt zu werden, die eigentlich zur qualitätssichernden Nachkontrolle auch des Nachrichtenangebots der Tagesschau und der Tagesthemen berufen wurden, nämlich Sie, die Damen und Herren NDR-Rundfunkräte.

Mölln, 04. Juni 2015

Mit freundlichen Grüßen
gez. Volker Bräutigam
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Maren
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Re: Bellingcat und der Abschuss der MH17 über der Ost-Ukraine

Beitrag von Maren »

Meine Programmbeschwerde vom 4. Juni 2015
hier: Stellungnahme Dr. Gniffke

Sehr geehrte Frau Vorsitzende Pohl-Laukamp
Sehr geehrter Herr Intendant Dr. Beyer,

danke für die Übermittlung der „Stellungnahme von ARD-aktuell“ zu meiner Beschwerde. Ihr Schreiben v. 2.7.2015 erreichte mich wegen des Poststreiks erst am 11.7. 15. Ich beantworte es trotz meines Zweifels, dass der Rundfunkrat zu einer sachlich gebotenen, dem Interesse des Publikums dienenden Rüge kommen und von seiner Praxis abweichen wird, jede, aber auch jede Programmkritik am NDR abprallen zu lassen.

Noch einmal die Tagesschau-Meldung, die meine Beschwerde ausgelöst hat:

„Nach dem Absturz des Malaysia Airlines Fluges MH 17 über der Ostukraine verdichten sich die Hinweise, dass die Russische Regierung Beweismaterial manipuliert hat. Das russische Verteidigungsministerium hatte Satellitenbilder präsentiert, die nahelegen, dass die Maschine von einer Flugabwehrrakete der ukrainischen Truppen abgeschossen wurde. Nach den Erkenntnissen einer investigativen britischen Rechercheplattform waren einige der Aufnahmen digital bearbeitet und falsch datiert. Bei dem mutmaßlichen Abschuss waren im vorigen Sommer 298 Menschen getötet worden. Einen ausführlichen Bericht zum Thema und weitere Hintergründe finden Sie auf tagesschau.de (…)"

Der oben hervorgehobene Teilsatz
„,dass die russische Regierung Beweismaterial manipuliert hat“
enthält einen Tatvorwurf. Die Formulierung
„verdichten sich die Hinweise“
transponiert ihn, eine unbewiesene Laienbehauptung aus trüber Quelle, in eine ernstzunehmende Expertise.

Die von Dr. Gniffke genannten Links führen zu Berichten, die meine Kritik an der Fehlleistung nicht entkräften. Was der Link zu einer früheren Tagesschau-Sendung belegen soll, weiß ich nicht: Es ist ein Bericht über einen russischen Flugzeugbauer, dessen Expertenmeinung im Widerspruch zu den Moskauer Theorien über den Abschusshergang steht. Er enthält keinen Hinweis, dass die russische Regierung selbst Beweismaterial manipuliert hat oder haben könnte. Zudem würde selbst ein erwiesener zurückliegender Fall es einem seriösen Journalisten nicht erlauben, beweislos die Behauptung eines erneuten Falls weiterzugeben.

Dr. Gniffke schreibt, in den Wochen und Monaten nach dem Abschuss habe es „immer wieder einmal Berichte über mögliche Manipulationen von Beweisaufnahmen“ gegeben. Er benennt dann allerdings nur einen einzigen Bericht: „das russische Staatsfernsehen“ habe bereits im November eine Satellitenbildfälschung gezeigt. Dieser Hinweis ist schon deswegen ein Eigentor, weil ein russischer Sender nicht mit der russischen Regierung gleichzusetzen ist.

Es ist Drumherumgerede, mit dem Dr. Gniffke wie so häufig versucht, von Tagesschau-Fehlleistungen abzulenken und mit abseitigen, unbewiesenen Behauptungen die eigene Position zu rechtfertigen. Der oben zitierte Tagesschau-Satz

„...verdichten sich Hinweise, dass die russische Regierung ... manipuliert hat“

ist demgemäß eine demagogische Behauptung, die insinuiert (insinuieren soll), was die Tagesschau selbst nicht belegen kann. Stattdessen berichtet sie:

„(....) Nach den Erkenntnissen einer investigativen britischen Rechercheplattform waren einige der Aufnahmen digital bearbeitet und falsch datiert (…)"

Wenn man technische Satellitenbilder im TV präsentieren will, muss man sie für diese Verwendung digital bearbeiten. Das sollte auch die Tagesschau-Redaktion wissen. Worauf stützt sie die Veröffentlichung eines Manipulationsvorwurfs? Auf eine einzige fragwürdige Quelle: Bellingcat. Die wird zwar pleonastisch als „investigative Rechercheplattform“ gepriesen, was jedoch weder ihre Dürftigkeit noch die Tatsache verbergen kann, dass es keine weiteren, unabhängigen Quellen gab. Allein deswegen verbot sich eine Übernahme der Bezichtigung schon von selbst. Doch was scheren ARD-aktuell die Grundsätze des sauberen Nachrichtenjournalismus, wenn die Redaktionsleitung sich in Konkurrenz zu RTL und BILD sieht – und wenn eine Tatarenmeldung so hübsch in den regierungskonformen antirussischen Kontext passt?

Medienkritiker Stefan Niggemeyer:

„Mehrere Satellitenfotos (...) sollen gefälscht sein. Die Bürgerjournalisten-Rechercheplattform Bellingcat behauptet, das in einer „forensischen Untersuchung“ nachgewiesen zu haben. Und wenn Bellingcat das behauptet, behaupten die deutschen Medien das auch. Dabei gibt es erhebliche Zweifel an den Methoden und Schlussfolgerungen. Ausgerechnet der Erfinder der Fotoauswertungs-Software, die Bellingcat benutzte, distanziert sich deutlich von dem Bericht und nennt die Analyse „fehlerhaft“. (...)“

Quelle: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/21 ... t-analyse/

Dr. Gniffke hingegen lenkt ab, Bellingcat solle den Hanns-Joachim-Friedrichs-Sonderpreis für „beste journalistische Aufklärung“ bekommen. Das soll ein Beleg sein für die Korrektheit einer Tagesschau-Meldung? Als Seriositätsbeweis für diese mutmaßlich geheimdienstlich querfinanzierten britischen Amateurdetektive taugt er genauso wenig wie der Nobelpreis die Friedensliebe der Massenmörder Obama und Kissinger bezeugt.

Dass Dr. Gniffke gar Manipulationsvorwürfe des Bundesnachrichtendienstes gegen Russland zur Rechtfertigung einer missratenen Tagesschau-Meldung heranzieht, ist gelungene Realsatire: Ein ARD-aktuell-Chefredakteur beruft sich auf die Räubermärchen eines affärenreichen Geheimdienstes, des unsaubersten Teilstücks im deutschen Tiefen Staat, eines der antidemokratischen unappetitlichen Institute hierzulande: na bitte, Hosen runter...

Selbst wenn der Tagesschau-Redaktion nur einer ihrer typischen semantischen Fehler unterlaufen wäre und es (statt „verdichten“) sprachlich korrekt geheißen hätte, „....mehren sich Hinweise, dass ...“ und weiter (im Konjunktiv:) „...manipuliert haben könnte ...“

so wäre das in einer seriösen Nachrichtensendung für ein Millionenpublikum nicht vertretbar gewesen. Beim Thema MH-17-Abschuss bedenkt eine achtbar arbeitende Redaktion, dass die USA und deren NATO-Satrapen ein dichtes Spionagesatellitennetz über der Ukraine besitzen und garantiert über sämtliche Beweise und Informationen zur Klärung des Abschusses verfügen, diese Dokumente jedoch bisher zurückhalten; dass der beweisträchtige Funkverkehr der ukrainischen Luftraumüberwachung von dem Kiewer Faschistenpack noch immer nicht herausgerückt wird; dass nur zensierte Teilinformationen aus der in Holland tagenden Untersuchungskommission veröffentlicht werden. Vor diesem Hintergrund und wegen der schieren Unmöglichkeit, aus eigener Kraft sauber aufzuklären, hätte ARD-aktuell sich zu äußerster Zurückhaltung verpflichtet sehen müssen.

Fazit: Die kritisierte Meldung verletzt Auftrag, Normen und Regeln des Staatsvertrags ebenso wie die eines seriösen Nachrichtenjournalismus.

Keine Redaktion ist vor Irrtümern geschützt und gegen Fehlleistungen gefeit. Damit kann man leben, wenn ihre Vorturner die Souveränität besitzen, Fehler zuzugeben und sie zu korrigieren. Stattdessen zeigt sich ein Jahr nach der vernichtenden Kritik des ARD-Programmbeirates: Der Trend der verzerrten Berichterstattung ist ungebrochen. Die manipulative Berichterstattung scheint nicht mehr nur irrtumsbedingt oder fehlerhaft in Einzelfällen zu sein. Sie wirkt gezielt. Mich verwundert es nicht. Es dürfte kein Zufall sein, dass die ARD nach und nach von organisierten Transatlantikern durchsetzt ist, das reicht von der Referentin des NDR-Intendanten Marmor bis zur Hauptstadtstudio-Leiterin in Berlin. Der illustre Club sollte Dr. Gniffke kooptieren. Der Glaubwürdigkeitsverlust der ARD ist bereits entsprechend.

Der NDR-Rundfunkrat hat statutengemäß die Einhaltung der Programmgrundsätze zu überwachen. Von sich aus, nicht erst aufgrund von Publikumsbeschwerden. Ich bin kein RR-Hiwi und verzichte schon deshalb auf eine Auseinandersetzung mit Dr. Gniffkes des weiteren versuchter Reinwaschung des tagesschau.de-Drecks. So umfassende Nachhilfe gebe ich nur gegen Cash.

Ich bitte darum, diese Mail meiner ursprünglichen Beschwerde beizufügen.

Mit freundlichem Gruß

Volker Bräutigam


PS. Dem Programmausschuss sei empfohlen, sich einmal den 65-Minuten-Vortrag
Warum schweigen die Lämmer? des Kieler Psychologen Prof. Dr. R. Mausfeld anzuhören. Darin werden sehr anschaulich die herrschaftsbedingten Gründe, Motive und die Methodik der Desinformation und der Propaganda dargelegt. Anhand von Beispielen aus Fernsehnachrichten. Sich sachkundig zu machen wäre RR-aufgabengemäß.
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