Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

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Maren
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Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

http://www.tagesschau.de/inland/jusos-russland-101.html

Sehr geehrte Rundfunkräte,

„Nachrichtensendungen sind gemäß anerkannten journalistischen Grundsätzen zu gestalten", schreibt der Staatsvertrag vor. Zu diesen Grundsätzen gehört, bei ungesicherten Informationen mindestens zwei Quellen beizuziehen. Bei ihrem Bericht
No-GroKo-Kampagne
Jusos dementieren Hilfe aus Russland
Stand: 16.02.2018 11:38 Uhr
stützte sich ARD aktuell ersichtlich nur auf eine einzige Quelle, und zwar ausgerechnet auf die BILD Zeitung, eines der widerwärtigsten journalistischen Produkte hierzulande.

Die Methode (nicht nur) dieses Drecksblattes ist es, einer anzugreifenden politischen Zielperson eine abträgliche Äußerung/Verhaltensweise anzulasten, und zwar unter Berufung auf Dritte, die nicht greifbar sind. In den Konjunktiv gesetzt, ohne dass sich die Autoren selbst damit identifizieren. Der Vorwurf zwingt den dergestalt Diskreditierten meist zu einem Dementi, das wiederum wird aufgegriffen und rundet die ganze Story ab – und fertig ist die Skandalgeschichte.

Im vorliegenden Fall dienen dazu einige E-Mails, für deren Echtheit es keinerlei Nachweis gibt und die mit größter Wahrscheinlichkeit Fälschungen sind. Dass die BILD sie nicht sofort in den Müll warf, sondern öffentlich zitierte, diente dazu, dem Juso-Chef geradezu hanebüchene Dummheit zu unterstellen. Der Zweck dieser Art von Boulevard-Journalismus ist allerdings deutlich: „Semper aliquid haeret,“ es bleibt immer etwas hängen. Da kann der Juso nun soviel dementieren wie er will.

Zitat tagesschau.de:
(...) Die Jusos wehren sich gegen Vorwürfe, ihr Vorsitzender Kevin Kühnert habe russische Hilfe für eine Social-Media-Kampagne gegen eine neue Große Koalition angenommen. Die in einem Bericht der „Bild“-Zeitung zitierten E-Mails von Kühnert seien gefälscht, sagte Juso-Sprecher Benjamin Köster. Die Sozialdemokraten prüfen, ob sie eine Anzeige gegen Unbekannt erstatten. „Solche Methoden machen wir nicht, brauchen wir auch nicht“, sagt der Juso-Sprecher. Der SPD-Nachwuchs verwies zudem darauf, dass es technisch nicht möglich sei, von dem genannten Account mit der Endung „jusos.de“ E-Mails zu verschicken.
Echtheit der Mails unbelegt

„Bild“ hatte von angeblichen E-Mails berichtet, die dem Blatt zugespielt worden seien, deren Echtheit sich aber nicht belegen ließe. Demnach soll ein Russe namens „Juri“ aus St. Petersburg Kühnert Unterstützung bei der Kampagne gegen die Neuauflage der Großen Koalition angeboten haben. Kühnert habe diese Hilfe gerne angenommen, so der angebliche Informant.
Diskreditiert wird mit dieser Schein-Objektivität und Schein-Distanziertheit auch, was der Juso Kühnert will.

Tagesschau.de:
Derweil ist Kühnert auf Werbetour für ein Nein zum Koalitionsvertrag von Union und SPD. Der Vertrag trage nicht zur Lösung wichtiger Fragen zu sozialer Gerechtigkeit oder Klimaschutz bei, sagte Kühnert im Rahmen seiner Tour an der Universität in Göttingen. „Das ist eine mutlose Art der Politik. Sie sorgt dafür, dass die SPD nicht mit Alleinstellungsmerkmalen wahrgenommen wird.“ Mehr als 463.000 SPD-Mitglieder können zwischen dem 20. Februar und 2. März über den Koalitionsvertrag abstimmen.
Es liegt im Interesse des Springer-Konzerns und ersichtlich auch im Interesse der regierungskonformen ARD-aktuell, die Gegner einer Neuauflage der Regierungskoalition abzuwerten und die SPD-Führung medial nach Kräften zu unterstützen. Dazu zählt, dass mittlerweile auch Ortsvereinssitzungen dazu genutzt werden, Frau Nahles ins Bild zu hebeln als angeblich aussichtsreichste Bwerberin um den Parteivorsitz.

Unstreitig beteiligt sich hier die Tagesschau an politischem Kampagnenjournalismus. Sie übernimmt einfach eine Behauptung der BILD-Zeitung, die selbst von diesem Drecksblatt nicht als beweisbar deklariert wird. Wenn man sich an frühere Fälschungen der BILD erinnern wollte, könnte man sogar auf den Verdacht kommen, auch die hier genannten E-Mails aus Russland seien im Hause Springer produziert worden. Aber ARD-aktuell erinnert nicht an Früheres, sondern macht hier auch noch kostenlos und vollkommen grundlos Werbung für das Drecksblatt.

Von Sachlichkeit und Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit, wie in den Programmrichtlinien vorgegeben, ist dieses Nachrichten-Surrogat der ARD-aktuell meilenweit entfernt.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 20.02.2018 / "Jusos - Russland"

Ihre Programmbeschwerde vom 20.02.2018

Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

ich bestätige den Eingang Ihrer o.g. Beschwerde.

Gemäß § 7 der Geschäftsordnung des NDR Rundfunkrates ist zunächst dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks die Möglichkeit einzuräumen, zu Beschwerden Stellung zu nehmen. Ich habe Ihr Anliegen daher an Herrn Lutz Marmor weitergeleitet mit der Bitte, Ihnen innerhalb eines Monats eine Antwort zukommen zu lassen.

Sollte die Antwort des Intendanten Sie nicht zufriedenstellen, können Sie sich erneut an den Rundfunkrat wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro

Rothenbaumchaussee 132
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Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 20. Februar 2018. Sie kritisieren darin den Artikel "No-GroKo-Kampagne: Jusos dementieren Hilfe aus Russland" vom 16. Februar 2018 auf tagesschau.de.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, Ihre Kritikpunkte zu prüfen und dazu Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme.pdf
(1.45 MiB) 1212-mal heruntergeladen
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
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Maren
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Re: Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

Allein schon die Überschrift des Beitrages zeigt, dass es ARD-aktuell ausschließlich darum ging, sich als Kampagnen-Helfer der "BILD"-Zeitung gegen die Jusos und für die Groko einzusetzen.

Wenn man schreibt: "Jusos dementieren Hilfe aus Russland", dann heisst das bei einem verständigen Leser: Es gab Hilfe aus Russland, aber die Jusos wollen es nicht zugeben.

Gniffkes-Qualitätsfreaks streiten das zwar ab, aber warum haben sie dann nicht getitelt: "BILD" versucht den Jusos mit unbewiesenen Behauptungen zu schaden". Die Antwort ist klar: Medial musste alles getan werden, um die Groko nicht zu gefährden. Diesem Kampagnenziel ordnete sich Gniffke wie immer willig unter.

Keine Antwort gibt Gniffke darauf, warum in diesem Fall "BILD" als einzige Quelle genutzt wurde und nicht wie bei seriösen Journalisten üblich auch auf eine zweite glaubwürdige Quelle zurückgegriffen wurde.

Wie sich dann ja auch zeigte, fiel Gniffke mit dem Titanic-Spaß prompt aufs Maul. Jetzt tut er auch noch so, als hätten er und seine "Qualitätstruppe" alles korrekt gemacht. Wir meinen: Deutlicher konnte nicht klargestellt werden, wie erbärmlich das Niveau des "Flaggschiffs" ist....halt "BILD"-Niveau. Den Titanic-Jungs für den Beweis unseren besonderen Dank.

Im übrigen beziehen wir uns auf Ausführungen in der Programmbeschwerde und wünschen Ihnen gutes Gelingen bei Ihren Beratungen.

Mit freundlichen Grüßen

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Re: Programmbeschwerde: ARD-aktuell auf BILD-Niveau

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 20.02.2018 / Ihr Schreiben vom 25.03.18

Ihre Programmbeschwerde vom 20.02.2018
über den Artikel "No-GroKo-Kampagne: Jusos dementieren Hilfe auf Russland" auf tagesschau.de

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

die o.g. Beschwerde habe ich an den Rechts- und Eingabenausschuss des Rundfunkrates mit der Bitte um Beratung überwiesen.

Der Rechts- und Eingabenausschuss wird sich voraussichtlich in einer seiner nächsten Sitzungen mit Ihrem Anliegen befassen. Die abschließende Beratung erfolgt voraussichtlich in der darauffolgenden Sitzung des Rundfunkrates.

Über das Ergebnis der Beratungen werde ich Sie unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero-beschwerden@ndr.de
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