Katar-Tillerson

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Maren
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Katar-Tillerson

Beitrag von Maren »

Eingabe: Katar-Tillerson

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 20765.html
http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 08391.html

Sehr geehrte Rundfunkräte des NDR,

Die Tagesschau meldete am 14. Juli:

US-Außenminister Tillerson sieht Chancen für direkte Gespräche in der Katar-Krise. Nach einem mehrtätigen Besuch in der Region sagte er, es geben nunmehr die Bereitschaft, wenigstens offen dafür zu sein, miteinander zu sprechen. Das sei vor seiner Ankunft nicht der Fall gewesen. Saudi-Arabien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain haben Anfang Juni ihre Beziehungen zu Katar gekappt. Sie werfen dem Land unter anderem vor, Terroristen zu unterstützen.

Das hätte der Sprecher des US-Außenministers Tillerson auch nicht viel anders, höchstens wortreicher formuliert. Eine den Programmrichtlinien und dem Programmauftrag des Staatsvertrags entsprechende Nachricht, objektiv und vollständig, über Tillersons Aktivitäten in Nahost (wie zum Verständnis und zu einer fundierten Urteilsbildung der TV-Kundschaft erforderlich), sieht anders aus.

Den Tagesschau-Satz

„Sie" (gemeint sind Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain) "werfen dem Land " (gemeint ist Katar) "unter anderem vor, Terroristen zu unterstützen"

muss man sich als Halbwahrheit auf dem Trommelfell zergehen lassen. Er wäre mindestens mit dem Hinweis zu ergänzen gewesen, dass Saudi-Arabien und die VAR ebenfalls massiv „Terroristen unterstützen“, sie sind schließlich die Begründer der al Kaida und finanzieren den Terror der Söldner und Dschihadisten in Syrien. Doch davon abgesehen: Tillerson und sein katarischer Kollege al-Thani schlossen in Doha ein Abkommen für den Anti-Terrorkampf. Vorgebliches Ziel: Die Finanzierung des Terrorismus zu unterbinden. Was nicht mehr und nicht weniger bedeutet, als dass Tillerson höchst effektiv war bei dem Versuch, den Terrorismus in Syrien zu koordinieren, den US-amerikanischen Einfluss darauf zu vergrößern und den Söldnern und Dschihadisten strategische Linien gemäß US-Interesse zu vermitteln.

Fakten: Die Kataris finanzieren wie die Saudis zahlreiche Söldner in Syrien und im Irak und beliefern sie mit Waffen und Milizionären. Die USA versuchen jetzt jedoch ähnlich wie Russland, die Kämpfe in Syrien und Irak hauptsächlich von regulären Armeen führen zu lassen. Bereits im Januar wurde mit US-amerikanischem Segen in Syrien eine neue Söldnertruppe mit dem Namenskürzel HTS gebildet (Hayat Tahrir al-Scham). Es handelt sich um den Zusammenschluss der berüchtigsten Mörderbanden der al-Kaida in der Levante: Al-Nusra-Front, Nour al-Din al-Zinki, Ansar al-Din Front, Jaysh al-Sunna, JFS (Front for the Conquest of Syria) und Liwa al-Haqq.

Quelle: http://www.longwarjournal.org/archives/ ... w_isla.php

Zur Erinnerung: Mitglieder der al-Zinki-Bande waren es, die einen zwölfjährigen Palästinenserbuben beschuldigten, „Kindersoldat“ Assads zu sein und die ihm vor laufender Kamera langsam den Kopf abschnitten.

Die HTS verfügt mittlerweile über eine Armee von 31 000 Mann unter Waffen. Quelle: https://www.wilsoncenter.org/article/al ... ir-al-sham.

Wesentlich ist die einheitliche Orientierung dieser Gruppierung: Sie richtet sich gegen Russland und gegen die Türkei. Quelle: https://deutsche-wirtschafts-nachrichte ... mit-katar/

Bisher haben die USA die HTS nicht zur Terrororganisation erklärt. Auch dies ist ein Signal, denn über Nacht ist eine solche Armee nicht entstanden. Sie ist Ergebnis langer Bemühungen, die Streitigkeiten unter den Dschihadisten in Syrien zu beenden, die Gruppierungen unter dem Dach der al Kaida zusammenzuführen und sie auf einen „Endsieg“ in Syrien zu orientieren. Dessen Ergebnis eine Aufteilung Syriens in eine US-beeinflusste und in eine russisch beeinflusste Zone wäre, mit geringen Anteilen für die Türkei. Quelle u.a.: http://www.defenddemocracy.org/media-hi ... nsurgency/

Tillersons Auftritt in Katar demonstriert den Machthabern in Saudi-Arabien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain, dass sie ihren Streit mit Katar zu beenden und das geostrategische Ziel der USA in Nahost zu berücksichtigen haben. Mit Erfolg: Der Katarische Botschafter konnte mittlerweile nach Saudi-Arabien zurückkehren. Quelle: https://deutsch.rt.com/international/54 ... iplomaten/

Die knapp und harmlos erscheinende Tagesschau-Meldung ist nicht einfach nur dümmlich-verkürzend. Sie folgt getreulich der transatlantischen Propagandalinie, die USA unternähmen wirksame Schritte zur Beendigung des unmenschlichen Terrors in Nahost. Das Gegenteil aber ist der Fall: Die USA koordinieren den Terrorismus nur in ihrem Sinne neu. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Washington seine Zielsetzung des „kreativen Chaos“ als Grundlage für ihren Herrschaftsanspruch auf den Nahen Osten geändert haben. Sie wollen dieses Chaos nur taktisch anders organisieren.

Die Tagesschaumeldung ist deshalb nicht nur unvollständig. Sie ist irreführend. Mit den staatvertraglichen Vorgaben unvereinbar.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Katar-Tillerson

Beitrag von Maren »

Von: a.beyer@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 16.07.2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer o. g. E-Mail kritisieren Sie erneut die Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, Ihre Kritikpunkte zu prüfen und dazu Stellung zu nehmen.
Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.

Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor.
Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.
Stellungnahme_Tillerson_geschwärzt.pdf
(7.29 MiB) 706-mal heruntergeladen

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Arno Beyer
Stv. Intendant | Direktor
______________________________
NDR Stellvertretende Intendanz
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
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Maren
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Re: Katar-Tillerson

Beitrag von Maren »

Betreff: Eingabe vom 16.07.2017

Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte,

der Reinwaschungsversuch des Intendanten/ ARD-Chefredakteurs stellt uns nicht zufrieden, so dass Sie nunmehr als Rundfunkrat zur Prüfung aufgerufen sind. Für eine unvollständige und fehlerhafte Nachrichtengebung am 14. Juli zieht Dr. Gniffke zur Entlastung einen Artikel auf Tagesschau.de vom 19. Juni heran und einen angeblich "hintergründigen“ Bericht der Tagesthemen vom 7. Juni, gut sechs Wochen zuvor. Warum nicht gleich Verweise auf die Mediathek und dort gesammelte Beiträge von vor Ostern und früher?

„Früher haben wir das aber mal richtig gemacht“ rechtfertigt nicht, selbst wenn es zuträfe, es heute fehlerhaft und falsch zu machen. Der zahlende Zuschauer kann erwarten, dass er in einer aktuellen Meldung, und sei sie auch noch so knapp, Informationen geboten bekommt, die ihn übers Wesentliche der Thematik unterrichten.

Dem Chefredakteur soll im Übrigen Gelegenheit geboten werden, seine Fähigkeit zum Texten fauler Ausreden weiter zu perfektionieren. Zumindest sollte er in die Lage versetzt werden, das, was er meint, auch grammatisch, idiomatisch und syntaktisch sauber zu formulieren.

Mit freundlichen Grüßen
V. Bräutigam, F. Klinkhammer
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Maren
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Re: Katar-Tillerson

Beitrag von Maren »

Ihre Programmbeschwerde vom 16.07.2017 über den Bericht von US-Außenminister Tillerson in der Tagesschau am 14.07.2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

Ihr Schreiben vom 08.08.2017 habe ich erhalten und zur Kenntnis genommen.
Wir kommen unaufgefordert auf Ihr Anliegen zurück.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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