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ARD-aktuell unterschlägt kritische Gegenansicht zum Syrienkrieg

Verfasst: 23. Oktober 2016, 12:00
von Maren
Programmbeschwerde: ARD-aktuell unterschlägt kritische Gegenansicht zum Syrienkrieg

Werte Damen und Herren Rundfunkräte, werter Herr Intendant,

am 5. Oktober legte der maronitische Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobij, im italienischen Parlament in Rom einen Lagebericht über den Bürgerkrieg in Syrien vor, besonders über die Situation in Aleppo. Die Glaubwürdigkeit und Seriosität dieses Augenzeugen ist nicht zu bezweifeln. Seine Beschreibung des Alltags in Aleppo und sein Forderungskatalog „Fünf Dinge, die der Westen sofort tun müsste, um den Krieg in Syrien zu beenden“ zeichnen ein so krass von den üblichen ARD-aktuell-Darstellungen abweichendes Bild, dass allein schon aus diesem Grund zwingend darüber hätte berichtet werden müssen (Programmrichtlinie im Staatsvertrag: „..umfassend und vollständig“...).
Im Einzelnen erklärt der Geistliche, warum man die terroristischen Mörder nicht „Rebellen“ nennen dürfe – keinen dieser Verbrecher – und warum nicht nur vom Leiden in Ost-Aleppo zu reden sei, sondern auch vom Leiden im viel größeren Westteil der Stadt. Er benennt andere Leidensursachen und deutet vor allem auch auf andere Leidensverursacher, darunter die unmenschlichen EU-Sanktionierer gegen Syrien, die maßgeblich von der Regierung in Berlin angeführt werden.

Quellen u.a.
http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf ... -Dinge.pdf
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Ko ... 2061/show/
https://linkezeitung.de/2016/10/12/erzb ... u-beenden/

Die „fünf Dinge“ sind Ihnen und der Redaktion ARD-Aktuell natürlich bereits bekannt, denn sie wurden in ähnlicher Form schon früher in einem Appell veröffentlicht, den christliche Geistliche, Ordensleute und Priester nicht nur der römisch-katholischen, sondern auch der griechisch orthodoxen Kirche sowie Repräsentanten anderer christlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Syrien unterschrieben haben, voran der Apostolische Vikar der Katholischen Kirche in Aleppo, Georges Abou Khazen. Der Appell wurde seinerzeit von ARD-aktuell unterschlagen, Sie erinnern sich an unsere ergebnislose Programmbeschwerde dagegen.

Der Bericht des Erzbischofs Tobij im italienischen Parlament, immerhin einer der großen politischen Bühnen der EU, wäre geeignet gewesen, dem deutschen Publikum die erbärmliche Heuchelei der Berliner Regierung bewusst zu machen. Er hätte auch eine Erklärung mehr dafür abgegeben, weshalb Rom sich am 20.10. weigerte, weitere EU-Sanktionen gegen Russland mitzumachen, wie vom Kabinett Merkel gefordert.

Damit wird zugleich die Motivlage der Redaktion ARD-aktuell klar, Informationen über den Auftritt des Msgr. Tobijs zu unterschlagen: transatlantische Auftragsbotschaften auszurichten und aufklärerische Gegeninformationen zu unterlassen, soweit sich das irgend machen lässt.

Die einäugige Sicht der Redaktion führt zu destruktiver Manipulation des Publikums. Sie ist mit den Bestimmungen des Staatsvertrags nicht in Einklang zu bringen.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer

Re: ARD-aktuell unterschlägt kritische Gegenansicht zum Syrienkrieg

Verfasst: 3. Februar 2017, 22:06
von Maren
Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 23. Oktober 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 23. Oktober 2016 kritisieren Sie erneut die Syrien-Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Syrien_x_geschwärzt.pdf
(1.38 MiB) 586-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

Re: ARD-aktuell unterschlägt kritische Gegenansicht zum Syrienkrieg

Verfasst: 3. Februar 2017, 22:07
von Maren
Sehr geehrte Rundfunkräte,

Dr. Gniffke beweist mit seinen Ausführungen, dass er weder an Fakten interessiert noch journalistisch flexibel ist.

Er verweist darauf, dass er seine Berichterstattung ausschließlich an der Mainstream-Berichterstattung ausrichtet und sie gelegentlich mit terrornahen Quellen (Weisshelme, AMC, SOHR) anreichert. Alles, was es an anderen Nachrichtenquellen gibt, wird von ihm argumentations- und begründungslos als "umstritten", "unseriös" oder "unglaubwürdig" abqualifiziert. Damit zeigt der "ehrenwerte" Herr Chefredakteur seine innige Verbundenheit mit dem Teil der Medienszene der "westlichen Werteegemeinschaft", der mittlerweile aus nachvollziehbaren Gründen seine Glaubwürdigkeit einbüsst und in Verruf gerät. Signifikant dafür ist auch die Verachtung, die der Präsident der westlichen Führungsmacht USA und seine Millionen-Anhängerschaft dieser Sorte Mainstream-Medien entgegenbringen; unabhängig von den Ansichten, die man über diesen Politiker haben mag, sollte seine Reaktion doch als ein Warnsignal von allergrößter Bedeutung betrachtet werden.

In einem anderen Zusammenhang hat Springer-Chef Döpfner formuliert:

"Wir sehen einen wachsenden Graben zwischen politischen Eliten und den Medien auf der einen Seite und der sogenannten normalen Bevölkerung auf der anderen. Das muss man ernst nehmen. Ein guter Journalist redet mit jedem, auch mit halbseidenen Figuren, zur Not auch mit Verbrechern und Diktatoren, aber hält bei allen, selbst bei Idealisten und Weltverbesserern, den nötigen Abstand."

Diesem Bild kommt Herr Dr. Gniffke sehr nah: Er schaut zu, wie seine journalistische Entourage sich mit verbrechernahem Gesindel auf Geschäfte einlässt, ihm Informationen und Filmmaterial abkauft und diese dann etwas aufgepeppt einem Millionen-Publikum als Nachrichten verhökert. Andere Quellen, die als Korrektiv dienen könnten, lässt er ignorieren.

Alle von uns genutzten alternativen Quellen, das ist unsere bisherige Erfahrung während der Zeit des Syrienkrieges, waren weitgehend vertrauenswürdig, haben umfassend und korrekt berichtet, boten ein realitätsgerechteres Gegengewicht zu den Propaganda-Ergüssen von ARD-aktuell und dem Mainstream.

Im übrigen beziehen wir uns auf die Ausführungen in unserer Programmbeschwerde.

F. Klinkhammer und V. Bräutigam