Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen
Verfasst: 9. Dezember 2016, 22:38
Sehr geehrter Herr Flath,
hiermit erhebe ich Prorammbeschwerde gegen den am 4.7.216 gesendeten Film „Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen“.
Dieser verstößt in meinen Augen gegen mehrere Punkte des MDR-Rundfunkstaatsvertrag.
§ 3
(1) ....haben in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.
Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu beachten.
Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit,
vor Glauben und Meinungen anderer zu stärken.
§ 10
(1) Berichterstattungen und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen,
auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein.
§ 11
(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität
und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote
zu berücksichtigen.
Dem widerspricht:
- Der Autor und Politaktivist Elsässer verbreitet stockkonservative Ansichten und ist prinzipiell gegen die Kampfeinsätze der Nato. Das ist seit Anfang des Jahrtausends so, nämlich seit er sich von linken Kreisen abgewandt und eine neue Zielgruppe auserkoren hat, den eher konservativen oder rechten Wutbürger Als Gegner aller Nato-Kriege stellt sich Elsässer nun auch eher auf die Seite Putins.
Fakt verliert kein Wörtchen zum Werdegang Elsässers, sondern zeigt ihn einfach nur im Bild und erklärt: Dieser Mann ist ein Putin-Propagandist. Die Tatsache, dass man Elsässer als Rechtspopulisten einstufen kann, ist aber kein Beweis dafür, dass er vom Kreml bezahlt wird.
- Ein minderjähriges russisches Mädchen behauptet, es sei von Flüchtlingen vergewaltigt worden. Während die deutschen Medien daran zweifeln, schenken die russischen ihr Glauben. Kampf um die Wahrheit gibt es auf beiden Seiten.
Doch für Fakt ist das nicht alles Für Fakt ist der Streit um das Mädchen Lisa Teil der hybriden russischen Kriegsführung. Warum? Man erfährt es nicht.
- 2014 bricht der Krieg in der Ukraine aus, und es wird deutlich, dass die westlichen Nachrichten sehr wenig und sehr selektiv von den Interessen der Menschen in der Ost-Ukraine berichten. Friedensaktivisten, die z.T. aus osteuropäischen Ländern stammen oder erlebt haben, was nach dem Nato-Einmarsch aus Jugoslawien wurde, gründen Nachrichtenportale im Internet, um Informationen aus den umkämpften Gebieten zu sammeln und zu verbreiten.
Fakt jedoch verzichtet darauf, auf die Entstehungsgeschichte von News Front oder Anna News einzugehen. Fakt begnügt sich damit, diese Internetmagazine zu zeigen und zu erklären: Diese Portale sind ausschließlich angetreten, um Putins Propaganda zu verbreiten.
- Journalisten der genannten unabhängigen Portale nennen sich Informationskrieger. Yes. So ist es. Der Begriff Info-War hat sich seit 2001 zum festen Sprachgebrauch in der Friedensbewegung entwickelt. Er entstand im Zuge der offiziellen Erklärung zu 9/11, die von zahlreichen Experten angezweifelt wurde.
Da der offizielle 9/11-Report aber die scheinbar "moralische" Grundlage für die Angriffe auf Afghanistan, den Irak und weitere Länder geliefert hat, sehen Kriegsgegner eine wirksame Strategie, um Kriege zu beenden, darin, um die Wahrheit zu kämpfen und kriegsbedingte Lügen aufzudecken. Deshalb nennen sich manche Friedensaktivisten seit 2001 auch Info-Krieger. Ich erwähne das nur, weil Fakt-Journalisten davon offenbar noch nie etwas gehört haben. Für Fakt scheint Info-Krieger ein Kampfbegriff des Kreml zu sein, der seine Info-Soldaten dann auch gleich direkt kontrolliert.
- MDR-Journalisten reisen angeblich in die Ost-Ukraine, wo man seit 2014 nur noch sehr selten deutsche Journalisten sieht, um die Existenz von Putin-Propagandisten zu beweisen, die doch eher hier in Deutschland aktiv sein sollen. Das Team interviewt den Mann Alexej, der seinen wahren Namen nicht nennen darf, an einem Ort, den sie nicht verraten dürfen. Die Filmbilder liefern keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie wirklich in der Ost-Ukraine sind.
Wir können nicht überprüfen, was Alexej sagt. Der O-Ton wird nicht übertragen, die Übersetzung ist nicht nachprüfbar. Man zeigt Alexej nur kurz zwei Mal, ansonsten sehen wir eine Autofahrt entlang von Feldern, die auch in Brandenburg liegen könnten. Alexejs vermeintliche Behauptungen widersprechen zumindest meinen Erfahrungen, die ich mit sogenannten "Putin-freundlichen" Plattformen wie News Front gemacht habe. Regelmäßige Themenlisten aus der Propaganda-Zentrale Moskau an alle Putin-freundlichen Info-Portale halte ich für eine ausgemachte Räuberpistole.
- Fakt zeigt eine Liste mit ukrainischen Radio-Sendern oder Zeitungen, die offenbar ziemlichen Mist über den Donbass schreiben. Dass die ukrainischen Medien auch mit ideologischen Mitteln gegen die Ost-Ukraine kämpfen, dürfte kaum bezweifelt werden. Und dass auf solche ideologischen Angriffe von den Rebellen im Osten mit Hacker-Angriffen geantwortet wird, kann auch möglich sein.
Nur, was hat das mit Putin zu tun? Ein Beweis dafür, dass der Kreml einen Info-Krieg in ganz Europa führt, ist diese innerukrainische Angelegenheit sicher nicht.
- Die Auslandskorrespondentin der ARD für die Ukraine tritt als Kronzeugin auf, um die Einseitigkeit der Informationsplattform "Anna News" zu bestätigen. Golineh Atai berichtet seit 2014 vornehmlich aus dem Presse-Zentrum Kiew und ist inzwischen schon dafür berühmt, dass sie große Nachsicht mit rechtsradikalen Freiwilligen-Bataillonen übt, die gegen russisch-sprachige Zivilisten im Osten vorgehen, bei Freiwilligen-Milizen aus dem Donbass jedoch kein Pardon kennt, wenn es um Gewalt geht.
Im Info-Krieg, der ja keine Erfindung Putins ist, sondern in der Ukraine auch von westlicher Seite heftig geführt wird, stehen sich Golineh Atai und Anna News quasi an gegnerischen Fronten gegenüber. Etwas anderes als Vorwürfe an die Gegenseite wird man wohl kaum erwarten können.
Interessant wäre gewesen, wenn Atai an einem konkreten Beispiel hätte nachweisen können, dass Anna News Tatsachen verdreht oder gelogen hat. Das fehlt aber. Stattdessen begnügt sich Frau Atai mit pauschaler Abwertung.
- Alternative Nachrichtenmagazine versorgen sich gegenseitig mit Hinweisen und Links, kurz sie vernetzen sich. So ist das nun mal im Inter-Netz.
Für Fakt-Journalisten aber ein weiterer Beweis dafür, dass Putin persönlich ganz Deutschland mit seinem Propaganda-Netz überzieht. KenFM, Hinter der Fichte, Bürgerstimme - alles Putins Info-Krieger.
- Eigentlich wollte Fakt beweisen, dass der Kreml einen Propaganda-Schattenkrieg betreibt. Von diesem Vorhaben kommt die Sendung aber im weiteren Verlauf ab. Anstelle einer Beweisführung, dass es die organisierte Kreml-Propaganda überhaupt gibt, geht man dazu über, dem Propaganda-Feldzug, der noch gar nicht bewiesen ist, rechtsextreme Tendenzen nachzuweisen.
Dies tut man z.B. mit der Beweislast "Kontaktschuld": Das geht so: Wer in seinem News-Verteiler einen Mann hat, der auf den Kanaren lebt und Informationen verbreitet, die Fakt-Journalisten als rechtsextrem einschätzen, der ist ganz klar dem rechtsextremen Lager zuzuordnen.
Ich bin gespannt, was Wladimir Putin antwortet, wenn Hubert Seipel ihn demnächst darum bittet, zu seinen rechtsextremen Äußerungen in deutschen Internetforen Stellung zu nehmen.
- Das Portal Bürgerstimme versucht, sich u.a. über den Verkauf von Putin-T-Shirts zu finanzieren. In Russland sind diese Shirts Massenware, von daher wohl sehr billig zu haben, während sie hier in manchen Kreisen vielleicht ein bisschen Protestkult haben und mit Gewinn verkauft werden könnten.
Was Fakt uns damit beweisen will, sagt es nicht, aber die unterschwellige Botschaft scheint klar. Die T-Shirts könnten direkt aus dem Kreml kommen, der damit seine Propaganda-Schergen finanziert. Selbst ausgesprochene Putinophobe könnten sich jetzt entspannt zurück lehnen und denken: Wenn’s weiter nichts ist.
- Der russische Intellektuelle Alexander Dugin, der sich in seltsamen konservativen Ideologien von der eurasischen Weltordnung versteigt, spielt auf den vielen Internetseiten, die sich um eine politische Wiederannäherung zu Russland bemühen, so gut wie keine Rolle.
Fakt allerdings stellt den Mann in den Mittelpunkt, als vertrete er die Kernbotschaft der sogenannten Kreml-Propaganda. Und dass auch die AfD für eine Wiederannäherung zu Russland plädiert, mag ja ein Fakt sein. Allein, die Tatsache, dass die Rechtskonservativen für den Abbau der Russland-Sanktionen eintreten, beweist jedoch noch lange nicht, dass sie dafür auch vom Kreml finanziert werden.
Die Auswertung aller vermeintlichen Beweispunkte fällt für Fakt wieder einmal mit einem mageren Ergebnis aus. Die Behauptung, die russische Regierung führe einen organisierten Schatten-Krieg der Propaganda in Europa konnte einfach nicht bewiesen werden. Anstelle von Beweisen führt Fakt eine unhaltbare Behauptung nach der anderen ins Feld, begnügt sich mit Pauschalurteilen, einem äußerst fragwürdigen Zeugen und einigen Feststellungen, die überhaupt nichts zur Sache tun.
Man hätte schon Befehlsstrukturen und Geldströme nachweisen müssen, um den schweren Vorwurf eines geheimen staatlich organisierten Propaganda-Feldzuges nachzuweisen. Insgesamt führt dieser Film nur einmal mehr vor, dass unsere Nachrichtenmagazine Informationen und Argumente der russischen Seite partout nicht ernst nehmen wollen und stattdessen nach Kräften diffamieren.
Dabei häufen sich journalistische Fehlleistungen, die eigentlich jedem Laien auffallen müssten. Wenn man schon von Putin-Propaganda spricht, warum führt man dann Alexander Dugin vor. Warum nimmt man nicht Putin selbst und zitiert eine seiner zahlreichen Reden, die er in den letzten Jahren gehalten hat. Wiederholt hat Putin die USA, Nato und EU um einen fairen Dialog auf Augenhöhe gebeten, der aus dem jetzigen Gegeneinander und Sanktionsduell heraus führen könnte. Aber einer Bitte um Dialog kann man vermutlich schlecht Propaganda vorwerfen. Es ist wirklich traurig, mit welcher Stimmungsmache unsere Medien auf solche diplomatischen Vorstöße antworten.
Im Übrigen ist es auch eine völlig verzerrte Darstellung, Russland eine "psychologische Kriegsführung" vorzuwerfen, ohne wenigstens einmal zu erwähnen, dass die Gegenseite seit Jahrzehnten mit NGOs, Geheimdiensten und gigantischen Geldströmen ideologisch interveniert, sogenannte Farbrevolutionen unterstützt und so u.a. das friedliche Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine auf lange Sicht gestört hat.
Und was den Vorwurf an Einseitigkeit angeht: Bei der Berichterstattung über Bürgerkriegsländer wäre es Sache eines guten und objektiven Nachrichtenmagazins, sich die Meldungen aller Seiten kritisch anzuschauen und zu einer ausgewogenen Berichterstattung zu finden.
Doch wieder einmal hat Fakt sich selbst der Einseitigkeit überführt: Die Nachrichten auf prowestlicher Seite werden per se als objektiv hingestellt. Darstellungen aus prorussischer Sicht sind samt und sonders Propaganda. Womit der gemachte Vorwurf ein weiteres Mal auf die Sendung selbst zurückfällt.
Gegen die von mir aufgezählten Punkte aus dem Rundfunkstaatsvertrag des MDR, widerspricht dieser Filmbeitrag.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxxxx*
*Der Name des Einsenders ist dem MDR und uns bekannt.
hiermit erhebe ich Prorammbeschwerde gegen den am 4.7.216 gesendeten Film „Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen“.
Dieser verstößt in meinen Augen gegen mehrere Punkte des MDR-Rundfunkstaatsvertrag.
§ 3
(1) ....haben in ihren Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen.
Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu beachten.
Die Angebote sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit,
vor Glauben und Meinungen anderer zu stärken.
§ 10
(1) Berichterstattungen und Informationssendungen haben den anerkannten journalistischen Grundsätzen,
auch beim Einsatz virtueller Elemente, zu entsprechen. Sie müssen unabhängig und sachlich sein.
§ 11
(2) Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität
und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote
zu berücksichtigen.
Dem widerspricht:
- Der Autor und Politaktivist Elsässer verbreitet stockkonservative Ansichten und ist prinzipiell gegen die Kampfeinsätze der Nato. Das ist seit Anfang des Jahrtausends so, nämlich seit er sich von linken Kreisen abgewandt und eine neue Zielgruppe auserkoren hat, den eher konservativen oder rechten Wutbürger Als Gegner aller Nato-Kriege stellt sich Elsässer nun auch eher auf die Seite Putins.
Fakt verliert kein Wörtchen zum Werdegang Elsässers, sondern zeigt ihn einfach nur im Bild und erklärt: Dieser Mann ist ein Putin-Propagandist. Die Tatsache, dass man Elsässer als Rechtspopulisten einstufen kann, ist aber kein Beweis dafür, dass er vom Kreml bezahlt wird.
- Ein minderjähriges russisches Mädchen behauptet, es sei von Flüchtlingen vergewaltigt worden. Während die deutschen Medien daran zweifeln, schenken die russischen ihr Glauben. Kampf um die Wahrheit gibt es auf beiden Seiten.
Doch für Fakt ist das nicht alles Für Fakt ist der Streit um das Mädchen Lisa Teil der hybriden russischen Kriegsführung. Warum? Man erfährt es nicht.
- 2014 bricht der Krieg in der Ukraine aus, und es wird deutlich, dass die westlichen Nachrichten sehr wenig und sehr selektiv von den Interessen der Menschen in der Ost-Ukraine berichten. Friedensaktivisten, die z.T. aus osteuropäischen Ländern stammen oder erlebt haben, was nach dem Nato-Einmarsch aus Jugoslawien wurde, gründen Nachrichtenportale im Internet, um Informationen aus den umkämpften Gebieten zu sammeln und zu verbreiten.
Fakt jedoch verzichtet darauf, auf die Entstehungsgeschichte von News Front oder Anna News einzugehen. Fakt begnügt sich damit, diese Internetmagazine zu zeigen und zu erklären: Diese Portale sind ausschließlich angetreten, um Putins Propaganda zu verbreiten.
- Journalisten der genannten unabhängigen Portale nennen sich Informationskrieger. Yes. So ist es. Der Begriff Info-War hat sich seit 2001 zum festen Sprachgebrauch in der Friedensbewegung entwickelt. Er entstand im Zuge der offiziellen Erklärung zu 9/11, die von zahlreichen Experten angezweifelt wurde.
Da der offizielle 9/11-Report aber die scheinbar "moralische" Grundlage für die Angriffe auf Afghanistan, den Irak und weitere Länder geliefert hat, sehen Kriegsgegner eine wirksame Strategie, um Kriege zu beenden, darin, um die Wahrheit zu kämpfen und kriegsbedingte Lügen aufzudecken. Deshalb nennen sich manche Friedensaktivisten seit 2001 auch Info-Krieger. Ich erwähne das nur, weil Fakt-Journalisten davon offenbar noch nie etwas gehört haben. Für Fakt scheint Info-Krieger ein Kampfbegriff des Kreml zu sein, der seine Info-Soldaten dann auch gleich direkt kontrolliert.
- MDR-Journalisten reisen angeblich in die Ost-Ukraine, wo man seit 2014 nur noch sehr selten deutsche Journalisten sieht, um die Existenz von Putin-Propagandisten zu beweisen, die doch eher hier in Deutschland aktiv sein sollen. Das Team interviewt den Mann Alexej, der seinen wahren Namen nicht nennen darf, an einem Ort, den sie nicht verraten dürfen. Die Filmbilder liefern keinen Anhaltspunkt dafür, dass sie wirklich in der Ost-Ukraine sind.
Wir können nicht überprüfen, was Alexej sagt. Der O-Ton wird nicht übertragen, die Übersetzung ist nicht nachprüfbar. Man zeigt Alexej nur kurz zwei Mal, ansonsten sehen wir eine Autofahrt entlang von Feldern, die auch in Brandenburg liegen könnten. Alexejs vermeintliche Behauptungen widersprechen zumindest meinen Erfahrungen, die ich mit sogenannten "Putin-freundlichen" Plattformen wie News Front gemacht habe. Regelmäßige Themenlisten aus der Propaganda-Zentrale Moskau an alle Putin-freundlichen Info-Portale halte ich für eine ausgemachte Räuberpistole.
- Fakt zeigt eine Liste mit ukrainischen Radio-Sendern oder Zeitungen, die offenbar ziemlichen Mist über den Donbass schreiben. Dass die ukrainischen Medien auch mit ideologischen Mitteln gegen die Ost-Ukraine kämpfen, dürfte kaum bezweifelt werden. Und dass auf solche ideologischen Angriffe von den Rebellen im Osten mit Hacker-Angriffen geantwortet wird, kann auch möglich sein.
Nur, was hat das mit Putin zu tun? Ein Beweis dafür, dass der Kreml einen Info-Krieg in ganz Europa führt, ist diese innerukrainische Angelegenheit sicher nicht.
- Die Auslandskorrespondentin der ARD für die Ukraine tritt als Kronzeugin auf, um die Einseitigkeit der Informationsplattform "Anna News" zu bestätigen. Golineh Atai berichtet seit 2014 vornehmlich aus dem Presse-Zentrum Kiew und ist inzwischen schon dafür berühmt, dass sie große Nachsicht mit rechtsradikalen Freiwilligen-Bataillonen übt, die gegen russisch-sprachige Zivilisten im Osten vorgehen, bei Freiwilligen-Milizen aus dem Donbass jedoch kein Pardon kennt, wenn es um Gewalt geht.
Im Info-Krieg, der ja keine Erfindung Putins ist, sondern in der Ukraine auch von westlicher Seite heftig geführt wird, stehen sich Golineh Atai und Anna News quasi an gegnerischen Fronten gegenüber. Etwas anderes als Vorwürfe an die Gegenseite wird man wohl kaum erwarten können.
Interessant wäre gewesen, wenn Atai an einem konkreten Beispiel hätte nachweisen können, dass Anna News Tatsachen verdreht oder gelogen hat. Das fehlt aber. Stattdessen begnügt sich Frau Atai mit pauschaler Abwertung.
- Alternative Nachrichtenmagazine versorgen sich gegenseitig mit Hinweisen und Links, kurz sie vernetzen sich. So ist das nun mal im Inter-Netz.
Für Fakt-Journalisten aber ein weiterer Beweis dafür, dass Putin persönlich ganz Deutschland mit seinem Propaganda-Netz überzieht. KenFM, Hinter der Fichte, Bürgerstimme - alles Putins Info-Krieger.
- Eigentlich wollte Fakt beweisen, dass der Kreml einen Propaganda-Schattenkrieg betreibt. Von diesem Vorhaben kommt die Sendung aber im weiteren Verlauf ab. Anstelle einer Beweisführung, dass es die organisierte Kreml-Propaganda überhaupt gibt, geht man dazu über, dem Propaganda-Feldzug, der noch gar nicht bewiesen ist, rechtsextreme Tendenzen nachzuweisen.
Dies tut man z.B. mit der Beweislast "Kontaktschuld": Das geht so: Wer in seinem News-Verteiler einen Mann hat, der auf den Kanaren lebt und Informationen verbreitet, die Fakt-Journalisten als rechtsextrem einschätzen, der ist ganz klar dem rechtsextremen Lager zuzuordnen.
Ich bin gespannt, was Wladimir Putin antwortet, wenn Hubert Seipel ihn demnächst darum bittet, zu seinen rechtsextremen Äußerungen in deutschen Internetforen Stellung zu nehmen.
- Das Portal Bürgerstimme versucht, sich u.a. über den Verkauf von Putin-T-Shirts zu finanzieren. In Russland sind diese Shirts Massenware, von daher wohl sehr billig zu haben, während sie hier in manchen Kreisen vielleicht ein bisschen Protestkult haben und mit Gewinn verkauft werden könnten.
Was Fakt uns damit beweisen will, sagt es nicht, aber die unterschwellige Botschaft scheint klar. Die T-Shirts könnten direkt aus dem Kreml kommen, der damit seine Propaganda-Schergen finanziert. Selbst ausgesprochene Putinophobe könnten sich jetzt entspannt zurück lehnen und denken: Wenn’s weiter nichts ist.
- Der russische Intellektuelle Alexander Dugin, der sich in seltsamen konservativen Ideologien von der eurasischen Weltordnung versteigt, spielt auf den vielen Internetseiten, die sich um eine politische Wiederannäherung zu Russland bemühen, so gut wie keine Rolle.
Fakt allerdings stellt den Mann in den Mittelpunkt, als vertrete er die Kernbotschaft der sogenannten Kreml-Propaganda. Und dass auch die AfD für eine Wiederannäherung zu Russland plädiert, mag ja ein Fakt sein. Allein, die Tatsache, dass die Rechtskonservativen für den Abbau der Russland-Sanktionen eintreten, beweist jedoch noch lange nicht, dass sie dafür auch vom Kreml finanziert werden.
Die Auswertung aller vermeintlichen Beweispunkte fällt für Fakt wieder einmal mit einem mageren Ergebnis aus. Die Behauptung, die russische Regierung führe einen organisierten Schatten-Krieg der Propaganda in Europa konnte einfach nicht bewiesen werden. Anstelle von Beweisen führt Fakt eine unhaltbare Behauptung nach der anderen ins Feld, begnügt sich mit Pauschalurteilen, einem äußerst fragwürdigen Zeugen und einigen Feststellungen, die überhaupt nichts zur Sache tun.
Man hätte schon Befehlsstrukturen und Geldströme nachweisen müssen, um den schweren Vorwurf eines geheimen staatlich organisierten Propaganda-Feldzuges nachzuweisen. Insgesamt führt dieser Film nur einmal mehr vor, dass unsere Nachrichtenmagazine Informationen und Argumente der russischen Seite partout nicht ernst nehmen wollen und stattdessen nach Kräften diffamieren.
Dabei häufen sich journalistische Fehlleistungen, die eigentlich jedem Laien auffallen müssten. Wenn man schon von Putin-Propaganda spricht, warum führt man dann Alexander Dugin vor. Warum nimmt man nicht Putin selbst und zitiert eine seiner zahlreichen Reden, die er in den letzten Jahren gehalten hat. Wiederholt hat Putin die USA, Nato und EU um einen fairen Dialog auf Augenhöhe gebeten, der aus dem jetzigen Gegeneinander und Sanktionsduell heraus führen könnte. Aber einer Bitte um Dialog kann man vermutlich schlecht Propaganda vorwerfen. Es ist wirklich traurig, mit welcher Stimmungsmache unsere Medien auf solche diplomatischen Vorstöße antworten.
Im Übrigen ist es auch eine völlig verzerrte Darstellung, Russland eine "psychologische Kriegsführung" vorzuwerfen, ohne wenigstens einmal zu erwähnen, dass die Gegenseite seit Jahrzehnten mit NGOs, Geheimdiensten und gigantischen Geldströmen ideologisch interveniert, sogenannte Farbrevolutionen unterstützt und so u.a. das friedliche Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine auf lange Sicht gestört hat.
Und was den Vorwurf an Einseitigkeit angeht: Bei der Berichterstattung über Bürgerkriegsländer wäre es Sache eines guten und objektiven Nachrichtenmagazins, sich die Meldungen aller Seiten kritisch anzuschauen und zu einer ausgewogenen Berichterstattung zu finden.
Doch wieder einmal hat Fakt sich selbst der Einseitigkeit überführt: Die Nachrichten auf prowestlicher Seite werden per se als objektiv hingestellt. Darstellungen aus prorussischer Sicht sind samt und sonders Propaganda. Womit der gemachte Vorwurf ein weiteres Mal auf die Sendung selbst zurückfällt.
Gegen die von mir aufgezählten Punkte aus dem Rundfunkstaatsvertrag des MDR, widerspricht dieser Filmbeitrag.
Mit freundlichen Grüßen
xxxxxxxx*
*Der Name des Einsenders ist dem MDR und uns bekannt.