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Mainzer Märchenstunde

Verfasst: 24. Februar 2015, 11:09
von Maren
Aufruf des Vorsitzenden und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm / AG DOK, Thomas Frickel, an seine Kolleginnen und Kollegen zur Beteiligung an einer kleinen Umfrage.

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

allen, die es noch nicht wissen oder die es immer noch nicht glauben wollen, sei hiermit kundgetan:

„Das ZDF steht für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Produzenten und war der erste Sender, der bereits seit den siebziger Jahren die Produzenten trotz Vollfinanzierung einer Auftragsproduktion an Erlösen aus kommerziellen Verwertungen hälftig beteiligt hat.“

In der großen Prunkfremdensitzung der Mainzer närrischen Korporationen käme nach einer solchen Lachnummer der obligatorische Tusch, aber das Papier mit dem Titel „Das ZDF ist ein fairer Partner der Produzenten“ ging deutschen Medienpolitikern erst nach Aschermittwoch zu. Der Verfasser, ZDF-Justiziar Peter Weber, ist allerdings ein eingefleischter Karnevalist, und deshalb ist es durchaus möglich, dass es sich dabei möglicherweise um einen verspäteten Fastnachtsscherz handeln könnte – wenn – ja, wenn dieser Text vom ZDF nicht über einen großen Verteiler an alle Medienpolitiker in Deutschland geschickt worden wäre. Und wenn nicht die Gefahr bestünde, dass er dort ernst genommen wird.

Um gebührend darauf reagieren zu können, bitten wir alle Kolleginnen und Kollegen, das folgende Traktat einmal mit ihrer eigenen Erfahrungswirklichkeit abzugleichen und uns anhand einiger konkreter Beispiele aufzuzeigen, wie es in der täglichen Vertragspraxis des ZDF tatsächlich zugeht.

Insbesondere interessiert uns,
- ob denn tatsächlich irgendwann einmal jemand für reine Auftragsproduktionen eine 50-prozentige Erlösbeteiligung angeboten bekommen hat,
- wer die heute angeblich üblichen 16 Prozent Erlösaufteilung (ebenfalls für reine Auftragsproduktionen!) tatsächlich erhält,
- wem auf Anfrage schon einmal die Verwertungsrechte einer Auftragsproduktion rückübertragen wurden – und wenn ja, zu welchen Bedingungen
- wie es mit der Zahlungsmoral des ZDF und mit der behaupteten „Liquiditätsverbesserung des Produzenten“ aussieht

Jörg Langer hat in diesem Zusammenhang sieben konkrete Fragen vorformuliert und sie unter diesem link:

https://de.surveymonkey.com/s/AGDOK_ZDF

zu einer kleinen online-Befragung zusammengefasst, die Teilnahme nimmt maximal 10 Minuten in Anspruch. Aber auch knappe Erfahrungsberichte zu einzelnen der im Weber-Papier schöngeredeten Themen sind uns eine Hilfe. Jede Rückmeldung ist willkommen

Zweck der Übung: wir wollen – nein, wir müssen den Medienpolitikern mit konkreten Fakten vor Augen führen, dass diese Mainzer Märchenstunde mit unserer Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Und zwar, bevor das ZDF in diesen Fragen die Deutungshoheit gewinnt und die Politiker die von uns thematisierten Probleme für gelöst halten.

Danke für Ihre/Eure Mitarbeit sagt

Thomas Frickel
Vorsitzender und Geschäftsführer
Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm / AG DOK