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Kriegsverbrechen in der Ukraine? |
Sendung vom 10.11.2015
Wer sich, wie wir, über das Netz, über Originalquellen und Erzählungen von Freunden, Bekannten und Verwandten vor Ort sowie über die glücklicherweise vorhandenen neuen Medien über die Geschehnisse im Ukrainekonflikt informiert und dann den direkten Vergleich zu den Leitmedien anstellt, kommt schnell dahinter, dass da etwas nicht stimmen kann. Die öffentlich-rechtlichen Nachrichten, die sich seit knapp zwei Jahren in straff bündnistreuem Stil über die Rezipienten ergießen, sind einseitig, subjektiv gefärbt, parteiisch und
alles andere als glaubwürdig. In mehreren
Programmbeobachtungen wurde dieser Trend, auch von
internen Kontrollgremien der Sender, nachgewiesen. Aber es hört nicht auf.
In den Separatistengebieten der Ost-Ukraine wurden Kinder und Jugendliche zu Kampfeinsätzen an die Front geschickt. Das belegen Recherchen von Frontal21. (...)
Das Problem an diesem Klappentext ist - es handelt sich nicht um Recherchen im klassischen Sinne. Bei aller berechtigter Kritik am Einsatz Minderjähriger in kriegerischen Konflikten: Die Reporter von Frontal21 haben sich auf hinterhältige Weise das Vertrauen der Menschen vor Ort und der traumatisierten Jugendlichen im geschundenen Donbass erschlichen, sie belogen, ihre Gefühle verletzt und deren Erzählungen über die bitteren Kriegserfahrungen verfälscht wiedergegeben. Diese unmoralische Art der Konstruktion von Ereignissen taugt bestenfalls für die miefige Boulevardkiste von BILD und CO., aber nicht für ein politisches Magazin einer öffentlich-rechtlichen Medienanstalt welches der demokratischen Gesellschaft einen dienenden Auftrag schuldet.
Das ZDF-Magazin Frontal21 berichtete in der Sendung vom 10. November 2015 über Kindersoldaten an der ostukrainischen Front. Der ZDF-Korrespondent Joachim Bartz und der Journalist Arndt Ginzel fuhren in den Donbass, um mit den Jugendlichen vor Ort zu sprechen. Ausgestattet mit Sankt-Georgs-Bändern gaben sie sich als Unterstützer der Donbasser und Lugansker Republiken aus, um das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen. Zwei Kadettenschüler - Jewgeniy Schakunow und Semyon Spektor - vertrauten sich den beiden ZDF-Reportern gutgläubig an. Umso größer war die Enttäuschung der beiden, als sie erfuhren was Frontal21 aus ihren Aussagen gemacht hatte. In einem exklusiven Interview mit RT Deutsch erzählen die beiden Jugendlichen über ihre Erfahrungen mit den deutschen ZDF-Journalisten.
Hier kann man sich den entsprechenden
Bericht von RTdeutsch und die Aussagen der Jugendlichen über die vorgetäuschten Freunde anschauen. Ausschnitte aus der "Dokumentation" zeigen darüber hinaus, wohin die thematische Reise einmal mehr gehen sollte. Das Schlimmste an der ganzen Geschichte ist, dass die Enttäuschung der Menschen greifbar und berührend ist und dass es wieder mal deutsche Journalisten waren, die Vertrauen missbrauchten und das glatte Gegenteil von dem taten was vorher vereinbart wurde. Es fällt auf uns alle zurück, weil wir diese Art des Umganges mit Menschen anderer Nationen und die permanenten Verstöße gegen die Völkerverständigung fortwährend dulden. Das muss ein Ende haben.
Das Ministerkomitee des Europarats hat einst in einer Empfehlung auf die besondere Rolle der Rundfunkmedien und insbesondere des öffentlichen Rundfunks in modernen demokratischen Gesellschaften hingewiesen, die darin bestünde, die den politischen, rechtlichen und sozialen Strukturen der demokratischen Gesellschaften zugrunde liegenden Werte, insbesondere die Wahrung der Menschenrechte, der Kulturen und des politischen Pluralismus, zu fördern.
Ein schöner Traum angesichts des stetig anhaltenden Informationsdesasters seitens der von der Gesellschaft mit üppigen Mitteln ausgestatteten Anstalten. Es ist eine Tragödie, dass von den Verantwortlichen sehenden Auges der Niedergang eines politischen Magazins hingenommen wird, das eigentlich in der Vergangenheit einen sehr guten Ruf hatte.
Den Mächtigen unbequem sein - Studie der OBS zu Anspruch und Wirklichkeit der deutschen TV-Maganzine