Griechenland-Berichterstattung
Verfasst: 24. Oktober 2016, 19:02
Griechenland-Berichterstattung
Sehr geehrter Rundfunkrat, sehr geehrter Intendant,
die Otto Brenner Stiftung, ein wissenschaftliches Institut der IG Metall, hatte kürzlich die Studie "Die Griechen provozieren!" veröffentlicht. Dabei wurden u.a. sämtliche Sendungen der "Tagesschau" im Jahr 2015 zur griechischen Staatsschuldenkrise analysiert.
Das Ergebnis: Die Berichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise war wenig tiefgründig und stark wertend.
https://www.otto-brenner-stiftung.de/ot ... ieren.html
Die Studie bemängelt dabei nicht eine möglicherweise fehlende Vielfalt und Relevanz der Themen, sondern vor allem das Fehlen von Neutralität, Ausgewogenheit und analytischer Qualität der Sendungen.
Die Berichterstattung, so heißt es in der Studie, blieb im Untersuchungszeitraum auf ganz wenige Themen fokussiert, Journalisten/innen ließen oft eigene Bewertungen in Nachrichten und Berichte einfließen, und die Tonalität über alle Beiträge hinweg war deutlich zuungunsten der Position der griechischen Regierung.
Journalisten hätten demnach in nicht zu knappem Ausmaß eigene Bewertungen in die Berichte einfließen lassen. "Insgesamt konnte in jeden zehnten Bericht eine eindeutige Wertung nachgewiesen werden". Dabei bewerteten die Journalisten die griechische Regierung erheblich häufiger negativ als positiv, insbesondere gemessen an den Wertungen bezüglich des Gebarens der deutschen Regierung.
So hörte man aus dem Off regelmäßig tendenziöse Formulierungen wie "die Griechen provozieren" oder schlügen "politische Kapriolen". Allgemein traf Kritik vor allem die griechische Regierung, was die Analysten als "unausgewogen" bezeichneten. Gleichzeitig kam die griechische Regierung auch wesentlich seltener zu Wort als andere Akteure. Hingegen konnte man die Bundesregierung nach dem Dafürhalten der Verfasser der Analyse auffällig häufig im O-Ton hören.
Ein anderer Kritikpunkt der Analysten aus der Otto Brenner Stiftung ist, dass Zuschauer nur oberflächlich über die griechische Reformpolitik informiert wurden. In einem Großteil der Berichterstattung wurde diese nicht einmal thematisiert. Von insgesamt 139 Reformvorschlägen der griechischen Regierung wurden nur 63 in der Berichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise überhaupt aufgegriffen. Das entspricht gerade mal 45,3 Prozent.
Für die Autoren der Analyse bleibt der Eindruck: "Insgesamt kann nur von einer eingeschränkten Hintergrundberichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise gesprochen werden. Damit fehlte es der Berichterstattung zum Teil an analytischer Qualität."
Zu ebenfalls niederschmetternden Ergebnissen kommt eine zweite Studie, die in den alternativen Medien – in der Ständigen Publikumskonferenz - veröffentlicht wurde:
https://publikumskonferenz.de/blog/2016/08/07/1523/
Sicherlich sehen das Dr. Gniffke und seine Medien-Amigos in den Gremien – wie üblich - ganz anders, dennoch wäre es notwendig gewesen, über die Ergebnisse bei ARD-aktuell zumindest in angemessener Form zu berichten, zumal in letzter Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit sehr häufig auf das Problem der Glaubwürdigkeit der Medien gerichtet war. Wir bemängeln, dass entgegen den Grundsätzen der Programm-Richtlinien auch in diesem Fall – allein aus durchsichtigen PR-Gründen - wichtige Informationen unterdrückt wurden.
F. Klinkhammer und V. Bräutigam
Sehr geehrter Rundfunkrat, sehr geehrter Intendant,
die Otto Brenner Stiftung, ein wissenschaftliches Institut der IG Metall, hatte kürzlich die Studie "Die Griechen provozieren!" veröffentlicht. Dabei wurden u.a. sämtliche Sendungen der "Tagesschau" im Jahr 2015 zur griechischen Staatsschuldenkrise analysiert.
Das Ergebnis: Die Berichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise war wenig tiefgründig und stark wertend.
https://www.otto-brenner-stiftung.de/ot ... ieren.html
Die Studie bemängelt dabei nicht eine möglicherweise fehlende Vielfalt und Relevanz der Themen, sondern vor allem das Fehlen von Neutralität, Ausgewogenheit und analytischer Qualität der Sendungen.
Die Berichterstattung, so heißt es in der Studie, blieb im Untersuchungszeitraum auf ganz wenige Themen fokussiert, Journalisten/innen ließen oft eigene Bewertungen in Nachrichten und Berichte einfließen, und die Tonalität über alle Beiträge hinweg war deutlich zuungunsten der Position der griechischen Regierung.
Journalisten hätten demnach in nicht zu knappem Ausmaß eigene Bewertungen in die Berichte einfließen lassen. "Insgesamt konnte in jeden zehnten Bericht eine eindeutige Wertung nachgewiesen werden". Dabei bewerteten die Journalisten die griechische Regierung erheblich häufiger negativ als positiv, insbesondere gemessen an den Wertungen bezüglich des Gebarens der deutschen Regierung.
So hörte man aus dem Off regelmäßig tendenziöse Formulierungen wie "die Griechen provozieren" oder schlügen "politische Kapriolen". Allgemein traf Kritik vor allem die griechische Regierung, was die Analysten als "unausgewogen" bezeichneten. Gleichzeitig kam die griechische Regierung auch wesentlich seltener zu Wort als andere Akteure. Hingegen konnte man die Bundesregierung nach dem Dafürhalten der Verfasser der Analyse auffällig häufig im O-Ton hören.
Ein anderer Kritikpunkt der Analysten aus der Otto Brenner Stiftung ist, dass Zuschauer nur oberflächlich über die griechische Reformpolitik informiert wurden. In einem Großteil der Berichterstattung wurde diese nicht einmal thematisiert. Von insgesamt 139 Reformvorschlägen der griechischen Regierung wurden nur 63 in der Berichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise überhaupt aufgegriffen. Das entspricht gerade mal 45,3 Prozent.
Für die Autoren der Analyse bleibt der Eindruck: "Insgesamt kann nur von einer eingeschränkten Hintergrundberichterstattung zur griechischen Staatsschuldenkrise gesprochen werden. Damit fehlte es der Berichterstattung zum Teil an analytischer Qualität."
Zu ebenfalls niederschmetternden Ergebnissen kommt eine zweite Studie, die in den alternativen Medien – in der Ständigen Publikumskonferenz - veröffentlicht wurde:
https://publikumskonferenz.de/blog/2016/08/07/1523/
Sicherlich sehen das Dr. Gniffke und seine Medien-Amigos in den Gremien – wie üblich - ganz anders, dennoch wäre es notwendig gewesen, über die Ergebnisse bei ARD-aktuell zumindest in angemessener Form zu berichten, zumal in letzter Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit sehr häufig auf das Problem der Glaubwürdigkeit der Medien gerichtet war. Wir bemängeln, dass entgegen den Grundsätzen der Programm-Richtlinien auch in diesem Fall – allein aus durchsichtigen PR-Gründen - wichtige Informationen unterdrückt wurden.
F. Klinkhammer und V. Bräutigam