Aktivisten im syrischen Kafranbel-Der Kampf für ein Syrien ohne Waffen

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Maren
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Aktivisten im syrischen Kafranbel-Der Kampf für ein Syrien ohne Waffen

Beitrag von Maren »

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"Aktivisten im syrischen Kafranbel-Der Kampf für ein Syrien ohne Waffen"

Tagesschau.de Stand: 26.01.2016 04:03 Uhr

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

Volker Schwenck versucht mit seinem Beitrag ein märchen-ähnliches, verzerrtes Bild von der Situation in Kafranbel zu schaffen. Wir sollen glauben, dass Kafranbel mit seiner "Vereinigung der Revolutionären Büros" der Hort des Neuaufbaus der Demokratie ist. Suggeriert wird die totale Eigenständigkeit einer idealdemokratischen Bewegung, in einer Umgebung des militanten islamistischen Terrors. In Wort und Bild versucht Volker Schwenck dem Publikum weiszumachen, die "Revolutionäre" seien neutral und unabhängig, frei sogar von westlichen Einflüssen ( „Im Jahresrückblick der "Revolutionäre" heisst es : ‚Amerikaner lügen und Russen bombardieren’). Schwenck verstärkt diesen falschen Eindruck mit dem eingeblendeten rotweißen Plakat der vereinigten Revolutionäre auf dem u.a. auch den Spruch "Obama enjoys love with Iran" zu lesen ist.

Wie diese Polit-Idylle in einer von den Kopf-Abschneider-Islamisten der Al-Nusra-Front beherrschten Umgebung - ohne Kollaboration - möglich sein soll, erfährt das Publikum nicht.

Der Gründer und heutige Direktor der "Vereinigung der revolutionären Büros", Raed Fares, kommt mit ARD-mundgerechter Public Relation zu Wort: ".... Revolution heißt ... Veränderung. Wir wollen die Gesellschaft verändern und ich glaube, inzwischen haben wir auch das Vertrauen der Leute....Wer ein Gewehr trägt, kann die Revolution beschützen, aber nur das zivile, das friedliche Engagement verändert die Gesellschaft – und zwar von innen."

Was im Schwenck-Beitrag verschwiegen wird: Fares traf sich kürzlich mit rechts gerichteten Kreisen in den USA, mit dem Republikaner Ed Royce, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, der Tea Party nahestehend (deshalb wohl auch das gegen Obama gerichtete Plakat). Außerdem trat er im Washington Think Tank The Atlantic Council auf und beteuerte, politisch autonom zu agieren und keiner islamistischen Gruppe anzugehören. Mit dem Image des Friedensengels nutzte Fares geschickt eine politische syrische Marktlücke , um die leeren Kassen zu füllen: Zwei Mio US Dollar soll er vor dem Besuch schon erhalten haben, wieviel nach dem Besuch dazu gekommen sind, wissen wir nicht. In der "Washington Post" gab er sich im Gegensatz zu seinen früheren markigen Äußerungen ganz und gar nicht anti-amerikanisch, im Gegenteil, die Russen wurden in der üblichen Manier abgebürstet und den USA Avancen gemacht. Persönliche Glaubwürdigkeit sieht anders aus.

Im Beitrag von Volker Schwenck ist die Rede von 350 Bombenopfern, Fares selbst spricht von 500 Toten. Bei der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte finden sich dagegen überhaupt keine Angaben, Reuters meldet am 10.10.15 Bombenangriffe, aber von Toten ist auch dort nichts zu lesen. Die Wikipeda-Angaben sind ebenfalls vage, Zahlen gibt es dort nicht.

Wir fragen also: Wie kommt Volker Schwenck zu seinen Angaben? Was sind seine Quellen? Geht es wieder einmal allein um die Denunziation russischer Bombenangriffe?

Über die Person Raed Fares erfährt man im Beitrag bemerkenswerter Weise nichts. Er selbst berichtet in der "Washington Post" über Kämpfe mit den Islamisten in der Stadt, die man aber habe abwehren können. Er selbst sei fast einem Bombenattentat zum Opfer gefallen. Ungereimt und unerklärt bleibt, warum die Büros der Hörfunk-Station der Stadt Kafranbel von der Al nusra-Front im vorigen Jahr angegriffen wurden, Fares angeblich festgesetzt, aber problemlos wieder freigelassen wurde und er dann seine Radio-Arbeit unbehindert fortsetzte.

Fotos zeigen unseren schillernden Vorzeige-Demokraten Fares in freundschaftlich-vertrauter Pose mit Hadi al-Abdallah (Bild links), dem enge Verbindungen zu islamistischen Terroristenkreisen der Al-nusra-Front nachgesagt werden. Dieser Hadi ist auf verschiedenen Fotos zu sehen, die ihn herzlicher Atmosphäre mit bekannten syrischen islamistischen Top-Terroristen zeigen (Bild rechts)
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Jeder unbefangene Journalist hätte bei diesen Ungereimtheiten Anlass gehabt, stutzig zu werden. Nicht so Volker Schwenck. Der liefert ein märchen-ähnliches Geschichtchen aus der heilen syrischen Terroristenwelt ab, mit Vorzeige-Demokraten, einer zahmen Al-Nusra Front und bösen Russenbombern. Und ARD-aktuell verkauft das als Bild der Wirklichkeit. Wir würden es nach unserem derzeitigen Wissensstand als Falschinformation bzw. verzerrte Information bezeichnen, als ebenso einseitig, terroristen-verharmlosend wie viele andere Nachrichten, die ARD-aktuell offensichtlich oberflächlich recherchiert aus trüben Quellen bringt.

Wir meinen: Ein Verstoß gegen die Programmrichtlinien.

Mit höflichem Gruss

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Aktivisten im syrischen Kafranbel-Der Kampf für ein Syrien ohne Waffen

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre E-Mail vom 03. Februar 2016

Sehr geehrter Herr Bräutigam,
sehr gehrter Herr Klinkhammer,

aus redaktioneller Sicht gibt es keine Veranlassung, den Wahrheitsgehalt des Berichts unseres Korrespondenten anzuzweifeln.

Die ARD-Kontakte mit den Aktivisten in Kafranbel bestehen seit längerem und die Aussagen, die uns von den Kollegen dort erreichen, sind als vertrauenswürdig einzustufen. Dass es auch im 5. Jahr des Bürgerkriegs - nicht nur in Kafranbel, sondern auch an anderen Orten in Syrien - noch oppositionelle Aktivisten gibt, die auf friedliche und demokratische Weise Widerstand leisten, bestätigen unsere syrischen Kontakte.

Es steht Ihnen frei, dies anzuzweifeln, doch der SWR hält diese Informationen für zuverlässig. Reisen von Aktivisten ins Ausland auf der Suche nach Unterstützung oder Fotos im Internet sind unserer Ansicht nach kein stichhaltiger Gegenbeweis.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Hauser
Fernsehdirektor

SWR
Südwestrundfunk
Hans-Bredow-Straße
76530 Baden-Baden
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Maren
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Re: Aktivisten im syrischen Kafranbel-Der Kampf für ein Syrien ohne Waffen

Beitrag von Maren »

Programm-Beschwerde vom 3.2.2016/ Kafranbel

Ihre Antwort vom 3.5.2016

Sehr geehrter Herr Dr. Hauser,

wir sind mit Ihrer Stellungnahme unzufrieden, weil Sie - trotz einer Bearbeitungsdauer von immerhin drei Monaten - auf das von uns genannte Problem nur unzureichend eingehen.

Wir hatten uns die Mühe gemacht, über zugängliche Quellen und über unsere Kontakte, Einzelheiten über Volker Schwencks "Vorzeige-Demokraten" zu erfahren.

Die Ergebnisse waren ernüchternd und zeigen wie oberflächlich und unglaubwürdig die Vorgehensweise Ihres Mitarbeiters ist.

Bei dem "Musterknaben" Fares handelt es sich weder um eine seriöse Quelle, nicht einmal um einen Semidemokraten. Vielmehr ist dieser Typ ein Opportunist mit Kontakten zu rechtsradikalen Teaparty-Kreisen in den USA, ein Vorzeige-Reaktionär und Kollaborateur, der sich auch mal gern in vertrauter Pose mit islamistisch-orientierten Mördern ablichten lässt. Dass Sie als Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die vorgelegten Beweise (Zeitungsberichte+Fotos) als nicht stichhaltig ansehen, zeigt in großer Deutlichkeit Ihr Einvernehmen mit der hier kritisierten propagandistischen Berichterstattung und mit der Verharmlosung des islamistischen Terrors, soweit er sich denn nur gegen die syrische Regierung wendet.

Wir ersuchen Sie, unsere Beschwerde Ihrem Rundfunk/Fernsehrat zur Erörterung vorzulegen.

Aufgrund des bürokratie-geprägten Rechtsverständnisses der ARD ist formal der Beschluss Ihres Fernseh-/Rundfunkrates erforderlich, um unsere Programmbeschwerde beim NDR-Rundfunkrat weiter verfolgen zu können.

Wir bitten Sie, uns die Weiterleitung der Beschwerde kurz zu bestätigen.

Mit höflichen Grüßen

F.Klinkhammer und V. Bräutigam
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