Programmbeschwerde: Tagesschau zu Aleppo

Gesperrt
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7131
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Programmbeschwerde: Tagesschau zu Aleppo

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Tagesschau 8.6.2016 Aleppo, TS.de 20:46

http://www.tagesschau.de/multimedia/vid ... 90293.html
http://www.tagesschau.de/ausland/is-ale ... e-101.html


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit dem neuen Syrienbeitrag setzt ARD-aktuell die einseitige Kriegspropaganda unbeirrt fort:

"Bei Luftangriffen auf einen von Rebellen kontrollierten Teil Aleppos sind nach Angaben von lokalen Gruppen 15 Menschen getötet worden. Zehn Menschen seien in der Nähe eines Krankenhauses im Viertel Schaar umgekommen, berichteten Aktivisten, die auch Videos der Zerstörungen veröffentlichten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete zehn Tote bei einem Luftangriff auf dieses Viertel. Es sei unter anderem eine Werkstatt für Motorräder getroffen worden. Fünf weitere Zivilisten seien bei Bombardements umliegender Viertel getötet worden.Aleppo im Norden Syriens ist seit Jahren zwischen der Armee und verschiedenen Rebellengruppen umkämpft. Seit Anfang der Woche haben die Gefechte wieder an Intensität zugenommen. Die syrische Luftwaffe flog mehrere Angriffe, die Rebellen beschossen die von der Regierungsseite gehaltenen Gebiete."

Diese Meldung enthält keinen einzigen Satz über den tatsächlichen Ereignisverlauf und Zusammenhang.

Falsch ist die Behauptung, es gebe in Aleppo gegeneinander kämpfende „Rebellen". Richtig ist vielmehr, dass es dort ein terroristisches Bündnis gegen die syrische Armee gibt, das gemäß der Definition des Wiener Abkommens von der Waffenruhevereinbarung ausgenommen ist.

Der Hinweis „in der Nähe eines Krankenhauses“ suggeriert stattdessen einen kriegsverbrecherischen Aspekt der Angriffe und verleiht dem Kampf der russischen Luftwaffe sowie der syrischen Armee eine kriminelle Note.

Dem Zuschauer wird wieder einmal das Propaganda-Märchen über "syrische Rebellen" aufgetischt. Es fehlt zwar der gewohnte Zusatz "gemäßigt", aber der ist auch nicht mehr notwendig; dem mittlerweile ausreichend hirngewaschenen Publikum ist der Unterschied zwischen „Rebell“ und „Terrorist“ inzwischen klar, es ist drauf konditioniert, die "Rebellen“ als eigentlich die "Guten“ zu betrachten. Hauptsache, sie heißen nicht alQaida oder gar IS und sind bereit, gegen den syrischen "Machthaber" Assad zu kämpfen (zu morden).

In der offen-manipulierten Meldung werden die zum angemessenen Verständnis der Ereignisse wesentliche Vorgeschichte und wichtige Fakten untererschlagen, die zumindest andeutungsweise in anderen deutschen Mainstream-Medien nachzulesen waren. "Zeit-Online":
"Russland hat die USA darüber informiert, die syrische Armee im Kampf um die Stadt Aleppo zu unterstützen. Außenminister Sergej Lawrow sagte, "dass wir die syrische Armee aktiv aus der Luft unterstützen werden, um Terroristen davon abzuhalten, Gelände zu erobern". Die gemäßigte syrische Opposition habe Zeit genug gehabt, sich zurückzuziehen. Wer sich jetzt noch in von islamistischen Gruppen gehaltenen Gebieten in und um Aleppo aufhalte, sei "selbst schuld".
Zu einer vollständigen und umfassenden Meldung hätte auch die Information gehört, dass die US-Regierung die Russen vorher gebeten hatte, mit Angriffen noch zu warten, um den Abzug von angeblich "Gemäßigten“ zu ermöglichen, die nicht mit den Terroristen der "Al-Nusra" in einen Topf geworfen werden wollen. Russland hatte dieser Bitte für mehrere Tage entsprochen. Die in der Kampfzone trotzdem verbliebenen von den Saudis finanzierten "Rebellen" haben es jedoch offenkundig vorgezogen, bei den Terroristen zu verharren.

In geübter Weise macht die Gniffke-Entourage aus diesem Mix brutaler Mörderbanden quasi bedauernswerte Rebellen, die nun auch noch von der syrischen Armee und ihren Fassbomben angegriffen werden und sogar getötet werden.

Der hier als schwerwiegender Verstoß gegen die Bestimmungen des Staatsvertrags kritisierte Beitrag zeigt erneut, wie ARD-aktuell aus Tätern Opfer macht, Terroristen verharmlost und unter Hinweis auf unseriöse, nur Propagandazwecken dienliche obskure Quellen die Zuschauer an der Nase herumführt.

Im Tagesschau-Blog gibt sich die Redaktion mit peinlichem Eigenlob der Lächerlichkeit preis, indem sie die Herkunft der Aleppo-Informationen beschreibt. Der Informant ihres Märchens war ein gewisser Hadi Alabdallah. TS schreibt über ihn:
"Bei Hadi Alabdallah handelt es sich demnach um einen Journalisten aus dem syrischen Ort Homs, der nun schon längere Zeit in Aleppo lebt und von dort berichtet. Wie eine kurze Netzrecherche ergab, war er bereits mehrfach Interviewpartner unterschiedlicher Fernsehsender wie France 24 oder Al Jazeera. Er wurde als besonders vertrauenswürdige Quelle eingestuft. Freie Mitarbeiter des ARD-Studio Kairos konnten sogar eine Telefonnummer von Alabdallah bereitstellen. Telefonanrufe seitens des ARD Studio Kairo wurden aber zunächst nicht beantwortet."
Quelle: http://blog.tagesschau.de/2016/06/08/to ... be-videos/

Bereits in unserer Programmbeschwerde vom 3. Februar 2016 hatten wir Einzelheiten über diesen "vertrauenswürdigen“ Informanten genannt.

Fotos belegen: Der vom ARD-Studio in Kairo gepriesene Alabdallah pflegt enge Kontakte zu Al-Nusra-Top-Terroristen. Er wird auch "der Massaker-Marketing-Spezialist aus Homs" genannt und ist verdächtig, in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein.

Programmbeschwerde vom 3.2.16: viewtopic.php?f=44&t=1176

Einen solch obskuren Vogel nutzt Dr. Gniffkes Qualitätsjournalistentruppe als Auskunftgeber zu einer Nachricht für ein Millionenpublikum. Al Jazeera zuzutrauen, vertrauenswürdige Quellen benennen zu können oder zu wollen, ist in diesem Kontext von Naivität und Dummheit kaum noch zu übertreffen, zumal jeder halbwegs Interessierte weiss, auf welcher Seite der Katar-Sender inzwischen steht. Beispiel: Bei einem Bericht über ägyptische Luftangriffe gegen Stellungen des IS in Libyen im Februar 2015 verwendete Al Jazeera Bilder toter Kinder aus einem Krankenhaus in Marokko und gab sie fälschlich als Bilder von Opfern der Luftangriffe aus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Al_Jazeera

Mit diesem Beitrag hat die Tagesschau gegen wesentliche Bestimmungen des Staatsvertrages verstoßen (Verpflichtung auf Wahrhaftigkeit, Vollständigkeit, Objektivität; Pflicht zur umfassenden Prüfung aller Angaben auf deren Richtigkeit, bevor sie gesendet werden). Wir fordern nunmehr den Rundfunkrat auf, die abstoßende Arbeit der ARD-aktuell-Redaktion zu prüfen.


Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7131
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Programmbeschwerde: Tagesschau zu Aleppo

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre E-Mail vom 10. Juni 2016
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 10. Juni 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung von ARD-aktuell über Luftangriffe auf Aleppo.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Dateianhänge
Stellungnahme-Aleppo_geschwärzt.pdf
(1.19 MiB) 920-mal heruntergeladen
Benutzeravatar
Maren
Beiträge: 7131
Registriert: 31. Januar 2014, 21:01
Wohnort: Bonn
Kontaktdaten:

Re: Programmbeschwerde: Tagesschau zu Aleppo

Beitrag von Maren »

Stellungnahme zu Herrn Dr. Gniffkes Einlassungen vom 24.6.2016


Sehr geehrte Damen und Herren,

"Aleppo im Norden Syriens ist seit Jahren zwischen der Armee und verschiedenen Rebellengruppen umkämpft. Seit Anfang der Woche haben die Gefechte wieder an Intensität zugenommen. Die syrische Luftwaffe flog mehrere Angriffe, die Rebellen beschossen die von der Regierungsseite gehaltenen Gebiete."

Unsere Kritik zu dieser Meldung besteht zu Recht. Der Anstaltsvertreter Dr. Gniffke kann in seiner Stellungnahme nicht widerlegen, dass sein Bericht keine Angaben über den tatsächlichen Ereignisverlauf und Zusammenhänge über die Bombardierung in Aleppo enthält. Das wäre auch überraschend, da die Redaktion wiederholt bewiesen hat, dass sie keinen Überblick über das Geschehen in Syrien hat. Als Ersatz für dieses Defizit dient dient ihr die auffällige Fokussierung auf mörderische Events, die sich wiederum auf absolut unseriöse Quellen stützen.

Zum Ihrem Verständnis als Rundfunkräte: In Aleppo werden die Kämpfe gegen die Syrische Armee angeführt von Terroristen des Al-Kaida-Ablegers "Al-nusra". Bewaffnete Assad-Oppositionelle (die Tagesschau nennt sie gemäßigte Rebellen) haben sich der Führung der Terroristen untergeordnet. Die Russen hatten einem vorübergehenden Stillhalteabkommen zugestimmt, um diesen "Rebellen" zu ermöglichen, sich von der Al-nusra zu trennen. Diejenigen bewaffneten Oppositionellen, die dieser Aufforderung nicht nachkamen und weiter an der Seite der Terroristen gegen die syrische Armee und die Bevölkerung kämpfen, sind deshalb gemäß Genfer Waffenstillstandsvereinbarung legitimerweise und wie die ISIS-Mörder Ziel russischer Luftangriffe. Sie trotzdem noch nur als "Rebellen" und nicht als "Terroristen" zu bezeichnen, gehört zum Desinformationsprogramm der Tagesschau, die nicht allein damit unter Beweis stellt, mit einigen Terroristen in Syrien entweder zu sympathisieren oder ihnen aber bereitwillig ein Forum zu bieten (s. unsere Programmbeschwerden zu Karfranbel, Krankenhausbomardierungen in Azaz oder der Pelda-Beitrag über Aleppo).

Dass Grundlagen und Bestandteile über das Stillhalteabkommen als nicht relevant behandelt werden, ist ein Beleg, dass die Verhältnisse in Syrien nur oberflächlich bekannt sind oder dass Informationen dem Publikum vorenthalten werden, damit das Märchen von den guten Rebellen gegen Assad weiter geglaubt wird.

Wir hatten betont, dass der Hinweis „in der Nähe eines Krankenhauses“ einen kriegsverbrecherischen Aspekt der Angriffe suggeriert und dem Kampf der russischen Luftwaffe sowie der syrischen Armee eine kriminelle Note verleiht. Auch wenn Dr. Gniffke diesen Vorwurf bestreitet, bleibt er richtig. Nach den ungezählten Berichten über Krankenhausbombardierungen in der Tagesschau, in denen immer wieder russische Jets erwähnt wurden,wird auch hier ein "Kriegsverbrechen“ suggeriert, der uninfomierte Zuschauer assoziiert das zwangsläufig. Dabei spielt es wegen der Propagandaabsicht keine Rolle, ob russische oder syrische Bomber ausdrücklich genannt werden. Die Stichworte Luftangriffe, Fassbomben, "Rebellen", Zivilisten oder Krankenhäuser zielen darauf ab, den Kampf der Syrer und Russen als illegitim zu denunzieren und die Kooperation syrischer Oppositioneller mit islamistischen Terroristen zu verschleiern, sie als Opfer zu präsentieren. Dem Chefredakteur ist das selbstverständlich bewusst, mag er sein ungeschriebenes Drehbuch leugnen, so lange er will.

Dr. Gniffke bestreitet, dass ihr Informant Hadi Alabdallah "ein obskurer Vogel" sei, ohne unsere Kritik mit Tatsachen zu widerlegen. Deshalb wiederholen wir:

"Fotos belegen: Der vom ARD-Studio in Kairo gepriesene Hadi Alabdallah pflegt enge Kontakte zu Al-Nusra-Top-Terroristen. Er wird auch "der Massaker-Marketing-Spezialist aus Homs" genannt und ist verdächtig, in Kriegsverbrechen verwickelt gewesen zu sein."

Die Tagesschau hatte sich bei der Beurteilung der "Vertrauenswürdigkeit" dieses „Aktivisten" auf Al Jazeera berufen, ausgerechnet Al Jazeera. Das Emirat Katar ist eine der mörderischen Kriegsparteien, und seinem Staatsender Al Jazeera zuzutrauen, vertrauenswürdige Quellen benennen zu können oder zu wollen, ist in diesem Kontext von Naivität an Dreistigkeit kaum noch zu übertreffen. Beispiel: Bei einem Bericht über ägyptische Luftangriffe gegen Stellungen des IS in Libyen im Februar 2015 verwendete Al Jazeera Bilder toter Kinder aus einem Krankenhaus in Marokko und gab sie fälschlich als Bilder von Opfern der Luftangriffe aus.

Im übrigen: Wer den Film aus Aleppo aufmerksam und genau betrachtet, wird unschwer zu der Überzeugung kommen, dass die Bilder zum Teil inszeniert sind. Da trägt ein "White-Helmet“-Aktivist einen „Verletzten" durch die Straßen, der wie aus dem Ei gepellt wirkt in der ansonsten vom Bombardement verstaubten Szenerie.

Da die Einlassungen des Anstaltsvertreters Dr. Gniffke für uns unakzetabel sind, ist nunmehr das Einschreiten des Rundfunkrates geboten.

Ein lesenswerter Beitrag: http://www.rationalgalerie.de/schmock/t ... boese.html


F. Klinkhammer und V.Bräutigam
Gesperrt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste