21. September 2020, 20:54
Werter Herr Vogel,
Ihre Nachricht habe ich erhalten. Vielleicht hätten Sie sich zuerst fachlich beraten lassen sollen - dann wäre Ihnen meine Kritik ganz sicher nicht "völlig überzogen und auf beunruhigende Weise wortklauberisch" erschienen. Wobei ich Ihre Beunruhigung durchaus nachvollziehen kann.
Eine Impfung dient nicht dem "Schutz" sondern der Ertüchtigung des vorhandenen Immunsystems, welches diese Ertüchtigung im Falle von SARS-Cov-2 in den allermeisten Fällen (über 90%) allerdings gar nicht braucht. Das können Sie leicht daran erkennen, dass weit über 90% der Infizierten nicht schwer erkranken, bis zu 80% bemerken die Infektion nicht einmal. Bitte vergleichen Sie hierzu die Daten des RKI!
Dem Virus "schutzlos ausgeliefert" zu sein ist also für die überwältigende Mehrheit absolut unzutreffend. Ihr Moderator sprach von "wir" und meinte damit ohne Zweifel uns alle. Das ist "völlig überzogen", nicht die Kritik daran. Wenn Ihr Moderator das gesagt hätte, was er angeblich meinte, nämlich dass "derzeit nicht diagnostizierbar [ist], wer mehr oder weniger gefährdet ist", hätte ich das nicht kritisiert (auch wenn es ebenfalls falsch ist). Bitte vergleichen Sie die zitierte Aussage mit der Behauptung, "wir" seien dem Virus ohne Impfung "schutzlos ausgeliefert" und denken Sie noch einmal darüber nach, ob es "auf beunruhigende Weise wortklauberisch" ist, hier einen kategorischen Unterschied zu sehen. Ganz sicher müssen Sie jetzt selber über Ihren Irrtum lachen!
Unbedarfte Hörer könnten aufgrund solcher Aussagen allerdings glauben, "schutzlos ausgeliefert" in akuter Gefahr zu schweben, was Sie meiner Meinung nach auch erreichen wollten, obwohl das allenfalls für eine kleine Minderheit zutrifft (nämlich für Menschen mit Immunschwächen, denen dann eine Impfung aber auch nicht helfen würde, weil sie eben - anders als impliziert und auch ganz anders als ein Fahrradhelm, den Sie unpassenderweise als Vergleich bemüht haben - keine unabhängige, zusätzliche oder wie auch immer geartete eigene Schutzwirkung entfalten kann). Ihr Fahrradhelm - um das noch abzuschließen - müsste, um mit einer Impfung vergleichbar zu werden, das Wachstum von Schädelknochen, die es davor nur rudimentär gab, unmittelbar auslösen und sich danach (hoffentlich ohne Nebenwirkungen) auflösen.
Ihre Aversion gegenüber mir als kritischem Hörer habe ich unabhängig von den inhaltlichen Aspekten Ihrer Nachricht zur Kenntnis genommen. Ich möchte Ihnen in dieser Hinsicht die einem Dienstleister zukommende Zurückhaltung nahelegen.
Höflich,
Dr. H. Demanowski