Tagesschau - Überleitung vom Massenmord zum Sport

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Maren
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Tagesschau - Überleitung vom Massenmord zum Sport

Beitrag von Maren »

Norddeutscher Rundfunk (NDR)
Intendanz
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg

Sehr geehrter Herr Knuth,

in der Hauptausgabe der Tagesschau vom 02.08.2023 um 20:00 Uhr erschien ein erschütternder Bericht über die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus mit dem Hinweis, dass der Hass auf diese Menschen und deren Diskriminierung bis heute anhält.

https://www.youtube.com/watch?v=s-Eb85SDT34
Sinti und Roma.JPG
Sinti und Roma.JPG (96.74 KiB) 2036 mal betrachtet
Die Tatsache an sich und die gezeigten Bilder machten mich und hoffentlich viele andere Menschen sehr betroffen. Was mich allerdings auf die Palme bringt, ist die Art und Weise, wie die ARD in diesem Fall mit so einem brisanten Thema umgeht bzw. ihre Nachrichtensendung gestaltet.

Da wird im Anschluss an ein solch trauriges und wichtiges Thema ohne jede Überleitung und ohne jede Empathie mit dem Thema FUSSBALL weiter gemacht! Ich finde das menschenverachtend und frage mich, was die Verantwortlichen sich dabei gedacht haben. Vermutlich wenig bis gar nichts.

Ich erwarte da ein Mindestmaß an Feingefühl und Respekt. Man kann doch die Reihenfolge der Meldungen wohl so gestalten, dass man nicht mit der einen Meldung Menschen für ein so wichtiges Thema zu sensibilisieren versucht, um dann mit einer brachialen Überleitung zum Sport das Ganze wieder sprichwörtlich mit Füßen zu treten. So empfinde ich das jedenfalls. Und leider habe ich das heute nicht zum ersten Mal erlebt. Es geht mir um Empathie und Wertschätzung.

Diese Vorgehensweise spricht für einen sorg- und gedankenlosen Umgang der Redaktion mit Inhalten und zeugt von mangelndem Interesse an einem positiven Gesamteindruck des Angebotes.

Bitte verstehen Sie dieses Schreiben als Anregung für eine angemessene Wichtung von Einzelmeldungen in Ihrem Nachrichtenangebot, welche dazu geeignet ist die Vorgaben der folgenden Programmgrundsätze zu erfüllen.

§ 7 Angebotsgrundsätze

(2) Der NDR hat in seinen Angeboten die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. Er soll dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinung anderer zu stärken und sich für die Erhaltung von Natur und Umwelt sowie die Grundsätze der Nachhaltigkeit einzusetzen. Das Angebot des NDR soll die Zusammengehörigkeit innerhalb Deutschlands und Europas sowie die internationale Verständigung fördern, für die Friedenssicherung und den Minderheitenschutz eintreten, die Gleichstellung von Frau und Mann unterstützen und zur sozialen Gerechtigkeit beitragen. Die sittlichen und religiösen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten.

Aus Gründen der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins https://publikumskonferenz.de veröffentlichen.


Mit freundlichen Grüßen
Michaela Christians

i.A. Maren Müller
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Maren
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Re: Tagesschau - Überleitung vom Massenmord zum Sport

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 8. August 2023 an den Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Herrn Joachim Knuth, der uns bat, Ihnen direkt zu antworten.

Sie kritisieren den Ablauf der tagesschau um 20 Uhr am 2. August und werfen der Redaktion Menschenverachtung und Empathielosigkeit vor. Grund für die Kritik ist der thematische Übergang von der Berichterstattung über das Gedenken an die Verfolgung von Sinti und Roma während des Nationalsozialismus direkt zum Vorbericht zur Frauen-Fußball-WM.

In der Tat ist dies auch in den Augen der Redaktion ein scharfer thematischer Bruch gewesen, bei dem es wünschenswert gewesen wäre, ihn abzufedern. In der Gesamtschau war ein alternativer Bau der Sendung jedoch nicht möglich. Die Redaktion versucht die Abfolge der Sendung nach verschiedenen Kriterien, wie der journalistischen Relevanz, inhaltlicher Nähe und thematischer Nähe zusammenzustellen. Dies vor allem, damit die Zuschauer*innen unserer Berichterstattung bestmöglich folgen können. An dem Tag gab es mit dem Schlussthema Wacken und einem größeren Sportblock durch die Frauen-Fußball-WM und dem Vorbericht zum Spiel der Deutschen viele Themen, die automatisch am Ende der Sendung angesiedelt waren. So blieb davor kein Raum, um zwischen dem sensiblen Thema des Gedenkens an die ermordeten Sinti und Roma und dem Sport einen weniger harten Übergang möglich zu machen, zumal die Sendung bereits eine Länge von 16 Minuten hatte. Auch eine Überleitung wie etwa der Satz „Und nun zum Sport“ war nicht möglich, da am Ende der Sendung noch eine Meldung zum Konzert in Wacken in der Sendung war.

Dennoch möchten wir um Entschuldigung für den Ablauf bitten, es war nicht unsere Absicht unsere Zuschauer*innen zu verstören oder vor den Kopf zu stoßen.

Anmerkungen wie Ihre helfen uns, die eigene Arbeit immer wieder zu überprüfen und noch besser zu werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Nachrichtenangebote weiterhin kritisch begleiten.

Mit freundlichen Grüßen
ARD-aktuell Publikumsservice
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