rbb - Programmbeschwerde zum Sommerinterview mit Alice Weidel

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Maren
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rbb - Programmbeschwerde zum Sommerinterview mit Alice Weidel

Beitrag von Maren »

Rundfunk Berlin-Brandenburg
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Masurenallee 8-14
14057 Berlin

Förmliche Programmbeschwerde zur ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ – Sommerinterview mit Alice Weidel vom 20.07.2025

https://www.ardmediathek.de/video/bericht-aus-berlin/ard-sommerinterview-alice-weidel/ard/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2JlcmljaHQgYXVzIGJlcmxpbi8yMDI1LTA3LTIwXzE4LTAwLU1FU1o

Sehr geehrte Damen und Herren Rundfunkräte,

hiermit erheben wir Programmbeschwerde gegen Form und Inszenierung des Sommerinterviews mit Dr. Alice Weidel vom 20.07.2025 wegen Verstößen gegen Programmauftrag und Angebotsgrundsätze gemäß § 3 des rbb-Staatsvertrages.

https://bravors.brandenburg.de/sixcms/media.php/68/GVBl_I_27_2023-Anlage.pdf

Die ARD bedauerte inzwischen, dass das Interview durch die akustische Protestaktion schwer zu verstehen war und gab an, dass ein ungestörter Ablauf der Interviews in ihrem Interesse und vor allem im Interesse des Publikums sei. Es würden für die Zukunft Schlüsse aus dem Vorfall gezogen und Vorkehrungen getroffen. Wer genau innerhalb der ARD den „Vorfall“ auswerten und Vorschläge für künftig störungsfreie Sommerinterviews vorlegen wird, ist nicht überliefert. Leiter des ARD-Hauptstadtstudios und Verantwortlicher für das aus dem Ruder gelaufene Interview ist Markus Preiß.

https://www.newsroom.de/news/aktuelle-meldungen/vermischtes-3/sommerinterview-mit-aliceweidel-niedergebruellt-rnd-spricht-von-armutszeugnis-fue/

Für den Beschwerdeführer stellten sich bereits vor dem Bedauern der Sendeverantwortlichen Fragen, um deren Beantwortung wir nachsuchen:

1.) Redaktion oder Moderator hätten das durch extreme externe Störgeräusche und technische Probleme beeinträchtigte Interview abbrechen und in den nahegelegenen Innenräumen neu aufsetzen müssen, so wie sie das wahrscheinlich auch bei einem plötzlichen Schlechtwetterereignis gemacht hätten. Zeit bis zur Ausstrahlung des Interviews war reichlich vorhanden.

Warum wurde auf diese naheliegende und komfortable Möglichkeit verzichtet?

Für den Fall, dass Sie argumentieren, Frau Weidel hätte die Fortführung des Interviews unter diesen Umständen gewünscht, verweisen wir auf die ARD-Qualitätsrichtlinie, die dazu dient, das Vertrauen der Öffentlichkeit in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu stärken, Programme auf hohem Qualitätsniveau zu produzieren und dabei ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Es ist für ein öffentlich-rechtliches Format blamabel ein Interview zu organisieren, in dessen Verlauf sich die Gesprächspartner nicht angemessen verständigen können und für das Publikum Zumutung und Informationsverweigerung zugleich.

2.) Wir gehen davon aus, dass im Sendebetrieb der ARD professionelle Tontechniker und Kameraleute beschäftigt werden, denen eine auftragsgemäß einwandfreie Arbeitsweise abverlangt werden kann.

Wie ist es zu erklären, dass die extrem lauten Störgeräusche in der Aufzeichnung des Interviews nicht gedämpft bzw. herausgefiltert wurden, sondern bis zum Zeitpunkt dieser Programmbeschwerde in der ARD-Mediathek ein Zeugnis redaktioneller Blindleistung ablegen?

Wie ist es zu erklären, dass die Kameraführung mehrmals separat die skandierende Menge mittels Zoom fokussierte, während Frau Weidel ihre Ausführungen machte?

Anmerkung: Ein Mitarbeiter der ARD hat sich auf Anfrage eines freien Journalisten auf X bereits zum technischen Fiasko geäußert. https://x.com/BBarucker/status/1947162952131395643

3.) Die durch die Lärmkulisse ohnehin schon gestörte Gesprächssituation wurde von Interviewführer Preiß durch zahlreiche Unterbrechungen noch auf die Spitze getrieben. Wer Fragen stellt, sollte die Antworten aushalten. Wenn die Antworten unbefriedigend oder sachlich falsch sind, kann der Gesprächsführer mit Fakten intervenieren, sofern er über solche verfügt.

Aus welchem Grund hält es Gesprächsführer Preiß für eine gute Idee, in einer sowieso schon angespannten Gesprächsatmosphäre, dem Publikum Frau Weidels Antworten auf seine zuvor gestellten Fragen vorzuenthalten?

Anmerkung: Der „Faktencheck“ zu Weidels angeblichen Falschaussagen findet Tage später an einem anderen Ort statt – nämlich im Tagesschaublog. Halten es die Verantwortlichen für plausibel, dass diese Inhalte dieselben Rezipienten erreichen, die sich Tage zuvor durch das unprofessionell geführte Interview gequält haben?

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/buergergeld-weidel-sommerinterview-100.html

4.) Einer der Organisatoren der Störaktionen in der Bannmeile des Regierungsviertels insinuierte öffentlich eine Zusammenarbeit mit Polizei und ARD. Die Polizei dementierte und ermittelt inzwischen.

Ist es vorstellbar, dass Hinweise zur exakten Zeit der Aufzeichnung des Sommerinterviews organisatorisch von ARD-Mitarbeitern an die NGOs durchgestochen wurden?


Sehr geehrtes Gremium,

die beanstandete Sendung verstößt in dieser Form eklatant gegen Programmgrundsätze der ARD, hier § 3 (Abs. 1,3,4,5) Auftrag und Angebotsgrundsätze des rbb.

(1) Der Rundfunk Berlin-Brandenburg trägt durch die Herstellung und Verbreitung seiner Angebote zur freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung bei. Bei der Erfüllung seines Auftrags ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg der verfassungsmäßigen Ordnung und in besonderem Maße der Einhaltung journalistischer Standards, insbesondere zur Gewährleistung einer unabhängigen, sachlichen, wahrheitsgemäßen und umfassenden Information und Berichterstattung, wie auch zur Achtung von Persönlichkeitsrechten verpflichtet.
Er stellt sicher, dass die Vielfalt der bestehenden Meinungen in der Gesamtheit seiner Angebote ausgewogen und angemessen Ausdruck findet. Seine Angebote haben der Kultur, Bildung, Information und Beratung zu dienen. (…)

(3) Durch seine Angebote trägt der Rundfunk Berlin-Brandenburg zur Zusammengehörigkeit innerhalb Deutschlands und zur Förderung der gesamtgesellschaftlichen nationalen und europäischen Integration in Frieden und Freiheit sowie zu einer Verständigung unter den Völkern, insbesondere mit dem Nachbarland Polen, bei.

(4) Bei der Gestaltung seiner Angebote berücksichtigt der Rundfunk Berlin-Brandenburg alle gesellschaftlichen Gruppierungen und wirkt Diskriminierungen entgegen. (…)

(5) Berichterstattung und Informationssendungen haben, auch beim Einsatz virtueller Elemente und künstlicher Intelligenz, den anerkannten journalistischen Grundsätzen zu entsprechen und insbesondere die Grundsätze der Objektivität und Überparteilichkeit zu achten. Sie müssen unabhängig und sachlich sein.

https://bravors.brandenburg.de/sixcms/media.php/68/GVBl_I_27_2023-Anlage.pdf

Wir bitten Sie hiermit um zeitnahe Befassung.

Aus Gründen der Transparenz werden wir dieses Schreiben sowie weiteren Schriftverkehr zum Thema auf der Webseite des Vereins https://publikumskonferenz.de/forum/ veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

Maren Müller
Vorsitzende
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