Programmanregung ARD Aktuell

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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Programmanregung ARD Aktuell

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

der Propagandaforscher Jonas Tögel hat in der Vorbereitung für das Video Wie funktioniert Propaganda im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? die 20-Uhr-Tagesschau vom 18.8.-20.8.2025 beobachtet. Eigentlich wollte er sich eine Woche lang die Tagesschau ansehen; aber nach drei Tagen hatte er genug Material für das Video...

Ich schließe mich seinen Aussagen an. Auch ich sehe eine sehr einseitige Berichterstattung, die sehr stark zu einer Kriegspropaganda tendiert.

Hinzufügen möchte ich die Berichterstattung zu Flugzeug mit von der Leyen an Bord von GPS-Störung betroffen | tagesschau.de.

Hier sieht man auch die sehr einseitige Berichterstattung. Man lässt die höchstwahrscheinlich falsche Anschuldigung Russlands so stehen.
Das ZDF hat zumindest ein paar Tage später eine Klarstellung vermeldet. https://www.zdfheute.de/politik/ausland ... n-100.html
ARD Aktuell scheint es sehr schwer zu fallen, sich zu korrigieren. Das Feindbild muss aufrecht erhalten bleiben. Wie soll man sonst auch die Menschen von "Kriegstüchtigkeit" überzeugen?

Es ist nicht Auftrag öffentlich-rechtlicher Nachrichten, Politikern und NATO-Vertretern 1:1 ungeprüft nach dem Mund zu reden, sondern unter Berücksichtigung von Objektivität, Unparteilichkeit, Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit für Klarheit zu sorgen und so dem interessierten Publikum Orientierung zu geben. Menschen, die nicht umfasssend und wahrheitsgemäß informiert werden, treffen falsche Entscheidungen.
Anstatt sich für Völkerverständigung und Frieden einzusetzen, gehen sie in sozialen Medien, Kommentarspalten und auch auf Straßen und Plätzen als verbissene Feinde aufeinander los und stören so den sozialen Frieden bis hin zu gewaltsamen Ausschreitungen.

ARD Aktuell hat als Vertreter der reichweitenstärksten Nachrichtensendung eine besondere Verantwortung für die Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung, was in den Programmgrundsätzen verankert ist.
Auzug aus NDR-Staatsvertrag §7 (2): "Das Angebot des NDR soll die Zusammengehörigkeit innerhalb Deutschlands und Europas sowie die internationale Verständigung fördern, für die Friedenssicherung [..] eintreten [..]"

Diese E-Mail geht in Blindkopie an einige Mitglieder des Rundfunkrates.

Mit freundlichen Grüßen

Richard Petersen
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Maren
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Re: Programmanregung ARD Aktuell

Beitrag von Maren »

Datum: Wed, 17 Sep 2025 12:24:18
Von: gremienbuero-beschwerden <gremienbuero-beschwerden@ndr.de>
An: Richard Petersen


Sehr geehrter Herr Petersen,

vielen Dank für Ihr Interesse am Programm des NDR und Ihre entsprechende Nachricht vom 11.09.2025.

Wir möchten jede Zuschrift sorgfältig prüfen. Bitte haben Sie deshalb Verständnis dafür, dass die Beantwortung Ihres Schreibens ggf. etwas Zeit in Anspruch nehmen kann.

Bitte geben Sie uns diese Zeit. Wir kommen dann unaufgefordert wieder auf Sie zu.

Mit freundlichen Grüßen

__________________________

Norddeutscher Rundfunk

Gremiengeschäftsstelle
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel: +49 (0) 40 4156 3506
E-Mail:gremienbuero-beschwerden@ndr.de
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Maren
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Re: Programmanregung ARD Aktuell

Beitrag von Maren »

Betreff: AW: Programmanregung
Datum: Thu, 6 Nov 2025 16:00:47 +0000
Von: ard-aktuell <ard-aktuell@tagesschau.de>


Sehr geehrter Herr Petersen,

vielen Dank für Ihre Zuschrift. Der Vorsitzende des NDR-Rundfunkrats, Herr Dr. Nico Fickinger, hat uns als zuständige Redaktion gebeten, Ihnen direkt zu antworten. Entschuldigen Sie bitte, dass Sie erst heute eine Antwort von uns erhalten. Wir verzeichnen ein hohes Aufkommen an Zuschriften und möchten sie sorgfältig bearbeiten.

Tatsächlich haben wir am 1. September auf tagesschau.de über den Flug von Ursula von der Leyen nach Bulgarien berichtet, bei dem es zu einer Störung des GPS-Signals gekommen war. Wie viele andere Nachrichtenanbieter auch hatten auch wir fälschlicherweise zunächst unter Berufung auf einen Bericht der Financial Times angegeben, dass das Flugzeug etwa eine Stunde länger in der Luft geblieben sei und die Landung mit Hilfe analoger Karten habe durchgeführt werden müssen. Kurze Zeit später hat sich herausgestellt, dass sich die Landung nur um wenige Minuten verzögert hatte und mit Hilfe des Instrumentenlandesystems durchgeführt worden war.

Wir bedauern, dass wir dies im Artikel nicht umgehend korrigiert haben. Wir haben dies nun nachgeholt, die Angaben im Artikel korrigiert, einen Transparenzhinweis unter den Artikel gesetzt und auf unserer Korrekturenseite darauf hingewiesen.

Darüber haben wir in diesem Artikel über die Vermutung der Sprecherin der EU Kommission berichtet, wonach die Störung auf eine „unverhohlene Einmischung Russlands“ zurückzuführen sei. Die Sprecherin hatte angegeben, sich dabei auf Vermutungen der bulgarischen Behörden zu beziehen.

Am Folgetag hatte der bulgarische Ministerpräsident Scheljaskow stattdessen gesagt, dass Störungen dieser Art täglich passierten - „von Helsinki über das Schwarze Meer ... bis nach Tripolis“. Er gab zudem an, dass es sich wohl eher nicht um eine gezielte Störung seitens Russlands gehandelt haben könnte. Er bezeichnete den Vorfall als Routinestörung, die mit den breiteren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zusammenhänge, und kündigte an, nicht zu dem Vorfall zu ermitteln.

Über diese veränderte Einschätzung Bulgariens haben wir am 2. September 2025 in unserem Ukraine-Live-Blog berichtet. Wir hatten diese Information folglich auf unserer Seite. Wir sind in der Rückschau jedoch zur Einschätzung gekommen, dass es besser gewesen wäre, diese veränderte Einschätzung auch in den Ursprungsartikel mit aufzunehmen, was wir entsprechend nachgeholt haben.

Wir danken Ihnen für das aufmerksame Begleiten unserer Arbeit und würden uns freuen, wenn Sie unser Nachrichtenangebot auch künftig mit Interesse verfolgen.


Mit freundlichen Grüßen
Ihre ARD-aktuell Redaktion
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Maren
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Re: Programmanregung ARD Aktuell

Beitrag von Maren »

Betreff: Stellungnahme von ARD-aktuell zu meiner Programmanregung
Datum: Thu, 20 Nov 2025 12:58:58
Von: Richard Petersen
An: NDR, Gremienbüro, Beschwerden <gremienbuero-beschwerden@ndr.de>


Sehr geehrte Rundfunkräte,

am 6.11.2025 habe ich von ARD-aktuell eine Stellungnahme zu meiner Programmanregung bekommen.
Diese ist in der angehängten Chronologie enthalten.

Am 1. September stellte tagesschau.de den von mir bemängelten Beitrag online.
„Kurze Zeit später“, so ARD-aktuell in der mir vorliegenden Stellungnahme, wurden die Angaben wesentlich anders dargestellt.
ARD-aktuell hat sich aber bis zum 13.10.2025 Zeit gelassen, dies im Beitrag zu korrigieren und auf der Korrekturenseite richtig zu stellen.

Selbst wenn der Beitrag nachträglich korrigiert wurde, ist es relativ wertlos; denn die überwiegende Mehrheit der Menschen, die das Original gelesen haben, verirren sich nicht wieder zu diesem Beitrag. Die Korrekturenseite wird sicherlich auch nicht so intensiv genutzt wie die Startseite von tagesschau.de. (Da musste aber schon viel korrigiert werden...)
Auch der Bericht am 2. September im Ukraine-Blog wird nur wenige Leser des bemängelten Artikels erreicht haben.

Bezeichnend finde ich, dass ARD-aktuell meinen Hinweis auf Jonas Tögels Video überhaupt nicht erwähnt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Richard Petersen
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Maren
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Re: Programmanregung ARD Aktuell

Beitrag von Maren »

Notiz: Korrigieren, aber richtig

"Medien orientieren sich aneinander, vor allem in Momenten, in denen alles schnell gehen muss und niemand riskieren will, mit einer völlig anderen Perspektive allein dazustehen.
So entsteht aus einer ersten, lückenhaften Darstellung ein scheinbar stabiles Gesamtbild, das weniger mit der Wirklichkeit zu tun hat als mit der Dynamik des Nachrichtengeschäfts.

Und das ist der Knackpunkt. Dieses Geschäft lässt sich nicht verändern. Nachrichtenagenturen werden nicht darauf verzichten, schnelle Meldungen rauszuhauen, wenn die Polizei so eine Meldung veröffentlicht. Und wenn die Situation unübersichtlich ist, wird es immer wieder passieren, dass falsche Informationen sich verbreiten.

Aber Medien können an kritischen Punkten Fragen stellen, Framings erkennen, Zweifel dokumentieren, und wenn sich herausstellt, dass eine Darstellung falsch war, richtig damit umgehen.

Das bedeutet, nicht einfach zur nächsten Geschichte weiterzuziehen, als wäre nichts gewesen, sondern transparent zu machen, wie sich der Kenntnisstand verändert hat: Was zuerst falsch war, was später dazukam, was das Bild korrigiert – und was trotzdem unklar bleibt.

Das wirkt auf den ersten Blick wie eine lästige Pflicht, tatsächlich ist es ein zentraler Baustein journalistischer Glaubwürdigkeit. Denn das Vertrauen in Medien entsteht nicht dadurch, dass sie nie Fehler machen.

Es entsteht, wenn sie auf die richtige Weise mit ihnen umgehen. Wer offenlegt, was man wann wusste und was nicht, der zeigt: Wir nehmen unser Publikum ernst. Wir verstecken nichts. Wir korrigieren uns. Und genau das brauchen Menschen, um Medien – gerade in solchen Fällen – nicht als Teil des Problems zu sehen, sondern als Teil der Lösung."

https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4432.html
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