Stacheldrahtzaun: Manipulatives Verschweigen (I)

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Maren
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Stacheldrahtzaun: Manipulatives Verschweigen (I)

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Stacheldrahtzaun: Manipulatives Verschweigen (I)

Sehr geehrte NDR Rundfunkräte, sehr geehrter Herr Intendant,

wer Sperranlagen, Zäune oder Mauern an seinen Grenzen errichtet, genießt in Deutschland aus bekannten Gründen nicht eben großes Ansehen. ARD-aktuell stimulierte diese kritischen Einstellung, als es ihr galt, den US-Präsidenten Trump während seines Wahlkampfes herunterzumachen. Trump will nach eigenem Bekunden eine Mauer zu Mexiko bauen und damit die illegale Zuwanderung aus dem Süden in die USA blockieren. Ein hochproblematisches Vorhaben, fraglos. Und solange Trump nicht alle Machtfäden in Washington in der Hand hält und die deutsche Bundesregierung deswegen ihre absurd unfreundlich-ablehnende Haltung gegen ihn nicht aufgibt, wird auch die ARD-aktuell ihre Trump-kritische Betrachtung beibehalten und gegen den Mauerplan agitieren.

Dagegen wäre wenig zu sagen, wenn dahinter ein durchgängiges Bemühen stünde, zur Völkerverständigung und zum friedlichen Interessenausgleich einen medialen Beitrag zu leisten. Wäre dem tatsächlich so, dann allerdings gäbe es längst auch kritische Berichte über die Pläne der NATO und der baltischen Vertragsstaaten, Grenzzäune zu Russland zu errichten. Litauen geht dabei voran; es will z.B. um die russische Enklave Kaliningrad einen meterhohen Stacheldrahtverhau legen. Die Arbeiten sollen im Frühjahr beginnen. Und die von Kanzlerin Merkel dominierte Europäische Union wird dieses widerwärtige Vorhaben auch noch mit 25 Millionen Euro finanzieren, den Löwenanteil der Kosten übernehmen. Litauen zahlt dafür lediglich 3,6 Millionen Euro. Es ist also ein deutsch-EU-litauischer Grenzzaun. Quelle:

http://lostineu.eu/nicht-nur-trump-will ... -148645501

Der Zaun werde „Keine Panzer aufhalten, aber Menschen hindern, darüber zu klettern,“ erklärte Litauens Innenminister Misiunas dreist. Das inhumane Sperrwerk soll Migranten aus Russland abhalten und zugleich eine „Bedrohung“ durch den „russischen Bären“ assoziieren. Gegen die (in der litauischen Fantasie) aus Russland anrollenden Panzer versah sich die russophobe Regierung in Vilnius bereits mit konventioneller Aufrüstung – unter Zuhilfenahme von NATO- und EU-Kräften und -Geldern, versteht sich – und holte sich zudem eine Kampfpanzer-Brigade der USA ins Land. Kein Bedrohungsszenario war weit genug hergeholt und absurd genug, es nicht an den Haaren herbeizuziehen und das unglaubwürdige Geschrei nach mehr Waffen zu rechtfertigen.

Demnächst wird dann wohl auch die deutsche Bundeswehr die Grenzzäune zu Russland bewachen dürfen. Unsere Kriegsministerin v.d. Leyen hat durchgesetzt, dass nun die BW durchs Baltikum „rotiert“... Den historischen Bezugsrahmen zu diskutieren wagt die Bundesregierung natürlich nicht, und selbstverständlich fällt es auch der ARD-aktuell-Redaktion nicht ein, daran zu erinnern, dass es zwischen DDR-Grenztruppen und BRD-Grenzwächtern nur noch geringe graduelle Unterschiede gibt, prinzipielle nicht mehr.

Die Absurdität dieser kriegstreiberischen Politik militanter Abschottung im Baltikum wird von ARD-aktuell vielmehr sorgfältig aus dem Blickfeld des deutschen TV-Publikums herausgehalten. Dr. Gniffkes Qualitätsjournalisten dürfen zwar noch ein Weilchen gegen den neuen US-Präsidenten stänkern. Aber dem Dreck vor der eigenen deutschen und europäischen Türe sollen sie keine journalistische Aufmerksamkeit widmen.

Der Staatsvertrag über den NDR verlangt „umfassende und vollständige“ Berichterstattung, er verbietet willkürliche weltanschauliche Gewichtung der Nachrichten. Das Treiben der ARD-aktuell-Truppe ist nicht in Einklang zu bringen mit diesen gesetzesgleichen Bestimmungen.

Aber Dr. Gniffke ist ein ehrenwerter Journalist ...

Volker Bräutigam, Friedhelm KLinkhammer
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Maren
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Re: Stacheldrahtzaun: Manipulatives Verschweigen (I)

Beitrag von Maren »

Gesendet: Dienstag, 07. März 2017 um 17:03 Uhr
Von: publikumsservice@tagesschau.de

Betreff: Ihre Nachricht vom 19.01.2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 19.01.2017 kritisieren Sie, dass ARD-aktuell nicht über einen Grenzzaun berichtet habe, den Litauen an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad errichten will. Sie werfen ARD-aktuell Manipulation durch Verschweigen vor. Gestatten Sie mir dazu erneut folgende Anmerkungen:

Jeden Tag wird bei ARD-aktuell aufs Neue darüber diskutiert und gerungen, über welche Ereignisse in welchem Umfang berichtet wird. Nachrichten zu machen, bedeutet stets, Nachrichten zu gewichten und eine Auswahl zu treffen, denn aus Tausenden von Meldungen muss zwangsläufig eine Auswahl getroffen werden. ARD-aktuell ist sich dieser Tatsache bewusst und wir gehen so verantwortungsvoll wie wir können damit um. Dabei sind wir keiner politischen Instanz, Partei oder sonstigen Interessengruppen verpflichtet. Das öffentlich-rechtliche ARD-Gemeinschaftsprogramm wird aus Rundfunkbeiträgen finanziert und arbeitet frei von staatlicher Einflussnahme. Ob und in welchem Umfang über ein Thema berichtet wird, hängt auch davon ab, was sich an dem jeweiligen Tag noch alles ereignet hat. So kommt es vor, dass bestimmte Begebenheiten an einem Tag Einzug in unser Nachrichtenangebot erhalten, an einem anderen Tag dagegen nicht. Die Relevanz eines Themas ist gewissermaßen relativ und kann nur im Zusammenhang mit anderen tagesaktuellen Themen bewertet werden.

Natürlich kann man geteilter Meinung darüber sein, für wie wichtig man welche Themen hält. Wir versichern Ihnen aber, dass wir uns tagtäglich bemühen, unsere Zuschauer möglichst umfassend über das Weltgeschehen zu informieren. Zugleich bitte ich um Verständnis, dass ich auf Ihre weiteren grundsätzlichen Anschuldigungen, ARD-aktuell unterdrücke Informationen und betreibe eine manipulative Nachrichtenauswahl, wegen offensichtlicher Haltlosigkeit nicht eingehe.

Mit freundlichen Grüßen

Christian Nitsche
Zweiter Chefredakteur ARD-aktuell
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Maren
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Re: Stacheldrahtzaun: Manipulatives Verschweigen (I)

Beitrag von Maren »

PB vom 19.01.2017

Sehr geehrte Rundfunkräte,

wir hatten an Sie die Beschwerde vom19.1.2017 gerichtet und bekommen nun eine Antwort der ARD-aktuell- Redaktion: Das entspricht nicht dem Verfahren des § 13 NDR-Staatsvertrag und der GO des Rundfunkrates.

Dass ARD-aktuell als kritisierte Redaktion die Rechtfertigung für das eigene Versäumnis liefert, ist Pille-Palle, es heisst: Es wird der Bock zum Gärtner gemacht. Die kritisierte Redaktion ist befangen, sie hatte schließlich eine Stellungnahme in eigener Sache abzugeben. Aufgrund des Subordinationsverhältnisses der Hauptabteilung ARD-aktuell zu ihrer Geschäftsleitung bleibt ihr zur Vermeidung von Nachteilen nur die Selbstrechtfertigung. Dass Sie als Rundfunkrat diese Prozedur nicht für unwürdig, sondern für angebracht und vertretbar halten, zeigt, wie naiv Sie in Medienfragen sind und wie wenig Sie darüberhinaus sich selbst ein eigenständiges, unabhängiges Urteil zubilligen.

Dass konkret in diesem Fall ARD-aktuell wieder einmal eine wichtige Meldung unterdrückt hat, gehört zum üblichen Manipulationprocedere der Politit-Aktivisten.

Da Sie mittlerweile nahezu täglich Beschwerden über die fehlerhafte Arbeitsweise der ARD-aktuell erhalten, sind Sie offenbar - im Zusammenspiel mit der Staatskanzlei des niedersächsischen Ministerpräsidenten - bemüht, sich Arbeit damit vom Hals zu halten und die Protestschreiben einfach der Chefredaktion zur Beantwortung weiterzuschieben. Wir bewundern die juristische Spitzfindigkeit, mit der Sie diese Extratour zu rechtfertigen versuchen, halten sie allerdings für untauglich, Ihre Unfähigkeit zu gründlicher eigenständiger Prüfarbeit jeder einzelnen Eingabe zu verschleiern. Auf solche Mätzchen verfällt nur, wer entweder zu bequem oder überfordert ist, seine Kontrollfunktion zu erfüllen. So oder so: Es wirft kein gutes Licht auf Sie als Repräsentanten von Gewerkschaften, Umweltschutzorganisationen, Schriftstellerverband, Parteien, Arbeitgebern, Kirchen etc. pp. Es entbehrt nicht einer inneren Logik, dass Sie Programmbeschwerden auch nur hinter verschlossenen Türen beraten und Ihre Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit auch nicht begründen.

Wir fordern Sie auf, bei Behandlung unserer Programmbeschwerde wenigstens formal das seit mehr als 30 Jahren übliche Verfahren einzuhalten.


F. KLinkhammer, V. Bräutigam
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