Skandal um Glyphosat verschwiegen

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Maren
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Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Skandal um Glyphosat verschwiegen

http://www.tagesschau.de/inland/glyphosat-103.html
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bay ... o-111.html
http://www.tagesschau.de/inland/glyphosat-103.html

Sehr geehrte NDR-Rundfunkräte,

das „umstrittene“ Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat des US-Pharma-Riesen Monsanto war zwar Thema in einer ganzen Reihe von Sendungen der ARD-aktuell (s. Betreffzeile). Dass Glyphosat im Verdacht steht, Krebs zu verursachen, wurde ebenfalls erwähnt, sogar im Zusammenhang mit der Übernahme von Monsanto durch die deutsche Bayer AG.

Zwei wesentliche Aspekte allerdings blieben in allen Sendungen außen vor: Dass die deutsche Agrarindustrie jährlich mehr als 6 000 Tonnen Glyphosat zur Herstellung und Bewirtschaftung flächendeckender Monokulturen versprüht und damit eine nationale ökologische Katastrophe anrichtet – und dass das regierungsamtliche Institut für Risikobewertung, BfR, ungeachtet aller Bedenken beträchtliche Anstrengungen unternahm, um den weiteren Gebrauch von Glyphosat aufgrund einer EU-Zulassungsverlängerung zu gewährleisten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EFSA, hatte anno 2015 der EU-Kommission ihren Schlussbericht über die Verträglichkeitsuntersuchungen bezüglich Glyphosat vorgelegt: angeblich ohne Verdacht auf krebserregende Wirkungen. Kürzlich allerdings wurde bekannt, dass rund 100 der insgesamt 4 300 Seiten des EFSA-Berichts Textbausteine enthalten, die von Monsanto-Autoren stammen. Der Chemiekonzern fungierte also zumindest teilweise für die EU als Begutachter seines eigenen Produkts.

Quellen u.a.:

http://www.heute.de/medien-berichten-da ... 58754.html

http://www.lemonde.fr/planete/article/2 ... _3244.html

https://www.merkur.de/wirtschaft/skanda ... 88054.html

Eine Untersuchung der europäischen Bürgerinitiative „Stopp Glyphosat“ hat ergeben, dass Monsanto mit allen Mitteln versuchte, ein Glyphosat-Verbot durch die EU zu verhindern und deshalb den genannten, massiven Einfluss auf den Prüfbericht nahm. Quelle: http://bit.ly/2s2nab8 .

“Die Kapitel im EFSA-Bericht über die bisher veröffentlichten Studien zur Wirkung von Glyphosat auf die menschliche Gesundheit sind quasi Wort für Wort von einem Monsanto-Bericht aus dem Jahre 2012 übernommen“,

stellte die italienische Tageszeitung „La Stampa“ fest.

Die Monsanto-Textbausteine, so berichtet der Österreichische Rundfunk, seien nicht unmittelbar von den EFSA-Gutachtern selbst übernommen worden. Vielmehr seien sie in einem Bericht Deutschlands enthalten, das in der Causa Glyphosat Berichterstatter für alle nationalen Regierungen ist. Quelle: http://orf.at/stories/2407060/2407061/

Die europäischen Medien sind voller Beiträge über diesen Skandal, sogar die ZDF-heute-Redaktion berichtete darüber. Falls die publik gemachten Vorwürfe zutreffen, wäre eine weitere Ungeheuerlichkeit offenbar, nämlich dass sich die Regierungsbehörde BfR die Interessen des Chemiekonzerns Bayer/Monsanto zu eigen machte, um damit eine Entscheidung der EU-Kommission zu präjudizieren (Kanzlerin Merkel, CDU, und Landwirtschaftsminister Schmidt, CSU, sind eh für Glyphosat, Umweltministerin Hendriks, SPD, ist allerdings strikt dagegen).

Das Bekanntwerden des Skandals im unmittelbaren Vorfeld der Bundestagswahl könnte unabsehbare Konsequenzen haben – das sich aufdrängende Motiv dafür, dass ARD-aktuell kein Wort über die Vorgänge verlor und auch das ARD-Hauptstadtstudio der Geschichte nicht weiter nachging.

In Kalifornien steht Glyphosat seit kurzem auf der Liste verbotener Chemikalien. Schon 2015 hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) erklärt, Glyphosat sei sehr wahrscheinlich verantwortlich für die Entstehung von Krebs. In der deutschen Bevölkerung gibt es schon seit Jahren erhebliche Befürchtungen wegen möglicher Gesundheitsgefahren infolge des flächendeckenden Einsatzes der Chemikalie. Dies hätte die Redaktion ARD-aktuell in Rechnung stellen müssen statt den Skandal schlicht zu übergehen und damit ihre staatsvertragliche Pflicht zu verletzen, nämlich „umfassend über alle wesentlichen Lebensbereiche“ zu informieren.

Sehr geehrte Damen und Herren, in Ihrem Gremium, dem NDR-Rundfunkrat, ist mindestens ein Repräsentant der Verbraucherschutz-Organisationen vertreten. Für Sie alle aber, so sollte man meinen, sollte Verbraucherschutz keine quantité négligeable sein, die von ARD-aktuell ignoriert werden darf.

Die bisherige Erfahrung lehrt uns allerdings, dass Zusammensetzung und Selbstverständnis dieses NDR-Rundfunkrats ihn darin hindern, seinen Auftrag im Sinne der Bevölkerung und gemäß Rundfunkstaatsvertrag wahrzunehmen. Es steht füglich zu erwarten, dass Sie ein weiteres Mal Ihre Unzuständigkeit für nicht gesendete Nachrichten (d.h. Verletzung des Informationsauftrags) vorschützen werden und hinnehmen, dass ARD-aktuell mit seiner Nachrichtenauswahl im Interesse des politischen Machtgefüges und der Konzerne handelt – und sei es um den Preis der Gesundheit der eigenen Bürger.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 / "Glyphosat"

Sehr geehrter Herr Bräutigam, sehr geehrter Herr Klinkhammer,

ich bestätige den Eingang Ihrer o.g. Beschwerde.

Gemäß § 7 der Geschäftsordnung des NDR Rundfunkrates ist zunächst dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks die Möglichkeit einzuräumen, zu Beschwerden Stellung zu nehmen. Ich habe Ihr Anliegen daher an Herrn Lutz Marmor weitergeleitet mit der Bitte, Ihnen innerhalb eines Monats eine Antwort zukommen zu lassen.

Sollte die Antwort des Intendanten Sie nicht zufriedenstellen, können Sie sich erneut an den Rundfunkrat wenden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
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20149 Hamburg
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Maren
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Re: Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 26. September 2017

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 26. September 2017 kritisieren Sie erneut die Berichterstattung von ARD-aktuell.

Ich habe die verantwortliche Redaktion gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Glyphosat_geschwärzt.pdf
(3.04 MiB) 910-mal heruntergeladen
Aus meiner Sicht liegt kein Verstoß gegen die Programmgrundsätze des NDR oder sonstige Vorschriften vor. Durch die Übersendung dieser Stellungnahme bringe ich dies zum Ausdruck.

Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Chefredakteur fährt mal wieder auf dem falschen Gleis, vermutlich nicht völlig absichtsfrei.

Der Großteil seiner Ausführungen bezieht sich auf Unstrittiges in unserer Programmbeschwerde, er lenkt ab und geht auf die wesentlichen Punkte unserer Kritik gar nicht ein.

"Zwei wesentliche Aspekte allerdings blieben in allen Sendungen außen vor: Dass die deutsche Agrarindustrie jährlich mehr als 6 000 Tonnen Glyphosat zur Herstellung und Bewirtschaftung flächendeckender Monokulturen versprüht und damit eine nationale ökologische Katastrophe anrichtet – und dass das regierungsamtliche Institut für Risikobewertung, BfR, ungeachtet aller Bedenken beträchtliche Anstrengungen unternahm, um den weiteren Gebrauch von Glyphosat aufgrund einer EU-Zulassungsverlängerung zu gewährleisten.......usw."

Dazu wird nichts Substantielles gesagt, so dass die Stellungnahme unbrauchbar ist.

Dr. Gniffkes Überlegungen zu den Grundsätzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind zwar löblich, tun hier aber nichts zur Sache und spielen in seiner beruflichen Praxis häufig auch keine Rolle.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam
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Maren
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Re: Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Sehr geehrte Rundfunkräte,

wir wissen zwar, dass korrekte Informationen nicht Ihr Ding sind. Dennoch: Dr. Webers Äußerungen belegen, wie berechtigt unser Vorwurf war, ARD-aktuell habe am Kern der Problematik im Schreiben vom 18.10.17 vorbei informiert.

F. Klinkhammer, V. Bräutigam


via Fefe: Gute Nachrichten! Es ist ein Fall bekannt geworden, bei dem eine Behörde Steuergelder gespart hat!

Und zwar handelt es sich um das Bundesinstitut für Risikobewertung, die sollten sich zu Glyphosat äußern. Das Ergebnis-Papier hat einige Aktivisten dermaßen an die Argumentation von Monsanto erinnert, dass sie ein Plagiatsgutachten in Auftrag gaben. Ergebnis:

Es sei „offensichtlich, dass das BfR keine eigenständige Bewertung der zitierten Studien vorgenommen hat“, sagt Dr. Stefan Weber, der im Auftrag von GLOBAL 2000 ein Plagiatsgutachten erstellt hat. Über „zahlreiche Seiten hinweg“ seien Textpassagen „praktisch wörtlich übernommen“ worden.

Ach naja, denkt ihr euch jetzt vielleicht, das werden unwichtige Randnotizen gewesen sein, nicht der Kernteil.

Das Kapitel zur Gentoxizität, also zur erbgutschädigenden Wirkung von Glyphosat, wurde sogar fast vollständig und fast wortwörtlich übernommen.

Endlich geht mal eine Behörde sorgsam mit unseren Steuergeldern um!1!!

Aber hey, wichtig ist ja nicht das Bundesinstitut sondern die EU an der Stelle. Nicht wahr? Und die machen ja sicher ordentliche Gutachten. Nicht wahr?

Der Bewertungsbericht des BfR und damit die wissenschaftliche Grundlage für die von der EU-Kommission vorgeschlagene Zulassungsverlängerung von Glyphosat erfülle in wesentlichen Teilen die „Kriterien eines Textplagiats“.

Oh. Äh.
Hmm. Na was sagt denn die EU dazu?

But Efsa's Url also said that some of the criticism that members of the European Parliament have made of his agency are "hypocritical."

He referred to when MEPs tell Efsa they should publish more studies, even though many of them are protected by intellectual property rights, because they are owned by private companies.

Oh ACH SO ist das! Die mit unseren Steuergeldern bezahlten "Studien" dürfen gar nicht veröffentlicht werden, weil ihr euch die Rechte dazu nicht vertraglich habt zusichern lassen?

Ja das ist dann wohl Schicksal, da kann man nichts machen!1!! *augenroll*

ZDF Heute dazu.

Die Behörde wies den Zeitungsbericht am Freitag umgehend zurück. Die Behauptungen seien ein "weiterer Versuch", den von EU-Experten verfassten Bericht in Zweifel zu ziehen, erklärte die Efsa.

Well yeah. Das ist die Aufgabe der Presse. Dafür haben wir die Presse. Manche Leute haben echt ein Demokratieverständnis, da kann man sich nur noch an den Kopf fassen.
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Re: Skandal um Glyphosat verschwiegen

Beitrag von Maren »

Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 / Ihre Schreiben vom 18. & 19.10.2017

Ihre Programmbeschwerde vom 26.09.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über das Pflanzenschutzmittel Glyphosat

Sehr geehrter Herr Klinkhammer, sehr geehrter Herr Bräutigam,

die o.g. Beschwerde habe ich an den Rechts- und Eingabenausschuss des Rundfunkrates mit der Bitte um Beratung überwiesen.

Der Rechts- und Eingabenausschuss wird sich in einer seiner Sitzungen mit Ihrem Anliegen befassen.
Die abschließende Beratung erfolgt voraussichtlich in der darauffolgenden Sitzung des Rundfunkrates.

Über das Ergebnis der Beratungen werde ich Sie unterrichten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
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