Steht in Washington ein regime change bevor?

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Maren
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Steht in Washington ein regime change bevor?

Beitrag von Maren »

Präsidiale Altersdemenz statt präsidialer Altersweisheit – wird das eine neue Tradition in der US-Politik? Auf dem Online-Kanal des Zürcher Tagesanzeigers jedenfalls stolperte ich dieser Tage über folgenden Titel und Teaser:

„Trumps zunehmend wirres Gerede wirft Fragen zu seiner geistigen Gesundheit auf – Donald Trump verliert immer öfter den Faden in seinen öffentlichen Auftritten. Sprunghafte Aussagen und Erinnerungslücken wecken Zweifel an der geistigen Fitness des 79-jährigen US-Präsidenten.“

Der Autor, Edgar Schuler, arbeitet laut Autoren-Info „seit 2025 in verschiedenen Rollen beim Tagesanzeiger“, und in Sachen Twint-Gebühren, islamistische Radikalisierung, Wetterumsturz, Schliessung von Bio-Supermarkt-Filialen, Forschung mit privaten Mitteln, CH-Luftwaffen-Debatte, Reisestatistik der UNO, Jane Birkins Vermächtnis, Mafiaprozesse, Käferinvasion aus Asien etc. etc. wurden von ihm allein in den letzten 30 Tagen tatsächlich 17 Artikel online gestellt, wahrlich ein Allrounder – und jetzt spielt er also die Rolle des Warners vor einem altersdementen US-Präsidenten.

Hoppla! denke ich da als erstes: da ist man aber auf einmal super-prompt mit der Diagnose! Die Beharrlichkeit in Rechnung gestellt, mit der noch vor kurzem auf eben diesem Portal alle Demenz-Diagnosen bzgl. Joe Biden entschieden zurückgewiesen wurden, stellt sich die Frage: Hat man beim Tagi dazugelernt? Und tatsächlich scheint die Redaktion aus eben jenem Ringen für den einen gelernt zu haben, wie einfach sich der Spiess gegen den andern umdrehen lässt: man copypaste – leicht verkürzt gesagt – die Kampagne, die man eben noch bekämpft hat, tausche den Namen von Nr. 46 gegen den von Nr. 47, und schon passt exakt jene geriatrie-psychiatrische Expertise, von der man im Falle des geliebten Vorgängers partout nichts wissen wollte, haargenau für den Fall des verabscheuten Nachfolgers.

Dabei beharrt man aber nach wie vor auf der unseligen Praxis, politische Entwicklungen und ihre Zusammenhänge möglichst nach dem Charakter einzelner Hauptdarsteller zu beurteilen; man versteift sich also ein weiteres Mal auf das seit alters her bekannte und beliebte argumentum ad personam und verfährt im übrigen, um zu verdecken, dass man in der Sache keine Argumente zu bieten hat, ganz nach Goethes Maxime: „Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört, es müsse sich dabei doch auch was denken lassen“, wobei man keine Mühe scheut, altbekannte Stereotypen wissenschaftlich zu verbrämen, um möglichst noch mehr Eindruck zu schinden. Und so bleibt natürlich auch die Analyse der realen Machtverhältnisse in den USA und auf der Welt zwangsläufig so verheerend unterkomplex, wie sie schon lange vor Biden war.

„Even the President of the United States sometimes has to stand naked“ lautet ein berühmter Bob-Dylan-Vers aus den 1960er Jahren; er bringt meines Erachtens das grundsätzliche Dilemma auf den Punkt, dem sich jeder US-Präsident stellen musste und muss: Das Amt des angeblich „mächtigsten Mannes der Welt“ ist naturgegeben viel zu gross und die Reichweite seiner Entscheidungsgewalt viel zu ausgreifend, seine Verstrickungen ins Weltgeschehen sind viel zu komplex, als dass ein einzelner Mensch es so ausfüllen könnte, dass Amt und Amtsträger tatsächlich identisch sein und die Entscheidungen von einer einzelnen Person verantwortet werden könnten – es ist eine veritable mission impossible! Desto dringlicher aber muss der Welt, dem Publikum fortwährend eine solche Identität suggeriert werden, und da uns Heutigen der Glaube an göttliche Missionen von Königen und Kaisern abhanden gekommen ist, muss uns die US-amerikanische mission impossible allenthalben als eine Reihe von lauter missions accomplished vermittelt werden, wobei Inszenierung und Darsteller gut beraten sind, wenn sie den Publikumsgeschmack so bedienen, wie er sich im Laufe der medialen Dauer-Bearbeitung herausgebildet hat, damit Anspruch und Wirklichkeit zumindest nach aussen hin nicht auseinanderfallen.

Im Vergleich zu ihren Vorgängern standen bzw. stehen nun alle beide, Biden und Trump, ganz besonders nackt vor der Weltöffentlichkeit, jedes Kind konnte und kann sehen, dass des Kaisers neue Kleider schlicht keine sind – ihr Kernproblem ist und war also kein psychiatrisches, sondern ein theatralisches. Biden war bei seinen Auftritten vor laufenden Kameras allzu oft als bemitleidenswerter Tattergreis zu sehen, der nicht wusste, wo er sich überhaupt befand, als dass das Bild des Ausnahme-Menschen, der souverän entscheidet und seiner ungeheuren Verantwortung für das Weltgeschehen gewachsen ist, noch in halbwegs ernst zu nehmender Uminszenierung und wegerklärender Expertise zu vermitteln gewesen wäre. Und ebenso klaffen bei Trump egomanische Selbstüberhöhung und Weisheits-Anspruch des Amtes derart offensichtlich auseinander – und zwar nicht erst seit jüngstem, sondern schon seit seinen ersten Auftritten auf der politischen Bühne –, und er scheint sich darin bis in den Tod dermassen verlässlich treu bleiben zu wollen, dass nur fanatische Gefolgschaft die grundsätzliche Diskrepanz zwischen Grösse des Amtes und Mittelmass der Person zu übersehen vermag. Längst ist allgemein bekannt, dass er sich selbst schon immer als the greatest CEO in the World ever gesehen und die ihn umgebende Welt verheerend unterkomplex erfasst hat, und für seine private business plans mochte das ja noch solange gut gehen, als ihm Hochfinanz-Granden wie Wilbur Ross und Josef Ackermann und später in Sachen PR seine Wahlkampfteams den Rücken stärkten und er nicht wirklich in der Verantwortlichkeit des Präsidenten-Amtes handeln musste. Aber nun verschliesst man die Augen davor, dass dem auf die Welt losgelassenen greatest giga-MAGA-gaga-CEO ever das Lenken der grössten Volkswirtschaft & Armee der Welt zwangsläufig irgendwann über den Kopf wachsen und seine intellektuellen Fähigkeiten heillos überfordern musste: Nicht die Frage „Senilität ja oder nein“ sollte uns da interessieren, sondern dass ein politisches Gebilde wie die letzte verbliebene super-kapitalistische Supermacht nun mal keine Aktiengesellschaft und ein Weltenlenker kein CEO ist, und dass ein Volk oder gar die Weltbevölkerung nicht aus Aktionären besteht.

Wenn es nun aber das wäre, was Trumps Verstand zum Schlingern bringt, würde ich es eher als Anzeichen werten, dass sich darin etwas regt, das auf seine persönliche Überforderung im Amt noch reagiert, also als das Gegenteil einer kognitiven Schädigung. Bei vollem Bewusstsein dement ist er allerdings schon immer in dem Sinne gewesen, als der real existierende und herrschende Brutalo-Kapitalismus, den er nun mal so lustvoll verkörpert wie kein anderer (oder höchstens wie Elon Musk), insgesamt ein schwerst dementes Gebilde und nicht einfach nur todkrank, sondern seinem innersten Wesen nach ansteckend aggressiv und selbstmörderisch ist: letztendlich zu nichts anderem fähig, als alle und alles der Profitmaximierung zu opfern. Aber sich das ohne beschönigende Illusionen vor Augen zu halten, davor scheut man zurück, vom Übermass des zerstörerischen Aktivismus geblendet, und macht daraus psychiatrische Einzelfälle – was die beiden zwar sein mögen, aber am systemischen Wahnsinn, der unser Hauptaugenmerk verdient hätte, nicht das Geringste ändert, im Gegenteil. Wenn nun an der vordersten PR-Front dieser mörderischen Logik einem ihrer Hauptakteure der Verstand anfinge zu stottern und zu stolpern, spräche das – ich wiederhole mich aus Überzeugung – eher für das Vorhandensein eines solchen oder zumindest eines Rests davon. Aber hat dergleichen schon mal irgendjemand bei einem Elon Musk z.B oder einem Bill Gates oder irgendeinem andern WEF-Protagonisten bemerkt? Und bei Trump? Ich bisher nicht. Aber der Tagi-Autor Edgar Schuler schon, explizit bei Trump:

Windräder „machen Wale verrückt“

...lautet in seinem Beitrag die erste Abschnitt-Überschrift: „Beim Treffen mit EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen am 27. Juli wechselte Trump abrupt vom Thema Einwanderung zu einem zweiminütigen Monolog über Windräder. Diese würden, so Trump, Wale 'verrückt machen' und 'die Schönheit unserer Landschaft zerstören'.“ Im verlinkten Beweis-Video sitzt Donny tatsächlich neben Madame von der Leyen, die in gewohnt mütterlich-geduldiger Manier ihren selbst-verliebten Kollegen schwadronieren lässt über über Windenergie, die viel zu teuer sei und Scheisse aussieht, bevor er dann zu den kriegerischen Entwicklungen bei den Untermenschen in Fernasien und dem Völkermord in Ruanda vor 30 Jahren schwenkt – aber ich kann darin beim besten Willen kein Stottern seines Verstandes erkennen: vielmehr kennt ihn die ganze Welt seit 2016 so und nicht anders; ausserdem praktiziert er da meiner Meinung nach nichts anderes, als was in der Politik seit eh und je und überall Alltagsgeschäft ist: über das, worüber man nicht reden will, unüberhörbar schweigen, indem man sich grosstuerisch über anderes ausbreitet. Allerdings hat der Cutter des Beweis-Videos offenbar vergessen, vom Thema Auswanderung einen erkennbaren Rest übrigzulassen, so dass vom angeblich geistesgestörten Themenwechsel Trumps sowieso nichts zu sehen ist. Dafür ist umso unüberseh- und -hörbarer, wie perfekt er den Herren des US-Fracking-Gas-, -AKW- und -Erdöl-Geschäfts nach dem Munde redet, wenn er auf die Alternaiv-Energie schimpft und schimpft und kein Wort über die horrenden Umweltschäden verliert, welche alle andern Energie-Sünden verursachen, und selbstredend auch keines über das eigentliche Energie-Hauptproblem: der stetig steigende Energie-Bedarf, der aber auch nur so heisst, damit man nicht von stetig steigender Energie-Verschwendung sprechen muss. Für mich alles im Rahmen des Normalen, Normativen.

Tagi hingegen erläutert: „Der Psychologe Harry Segal von der Cornell University sprach im «Guardian» von einem klaren Fall unregulierter Gedankensprünge – ein häufiges Merkmal kognitiven Abbaus.“ Nein, echt jetzt? Der Psychologe Harry Segal? der von der Cornell University? und sogar im Guardian? wough! ja dann muss ich ja wohl vollkommen falsch liegen! Zumal Tagi nachdoppelt:

„Raumdekor statt Krisenpolitik“

...heisst der nächste Abschnitt: „Bei einer Kabinettssitzung im Weissen Haus Anfang Juli sprach Donald Trump eine Viertelstunde lang nicht über die aktuellen politischen Krisen, sondern über die Ausstattung des Konferenzraums. Er lobte die goldenen Medaillons an der Decke, die Lampen und erklärte: 'Manchmal gefallen mir die Rahmen besser als die Bilder.' Dann fragte er sein Kabinett, ob er die Stuckleisten vergolden solle: 'Vielleicht stimmen wir darüber ab'.“ Ein Foto, auf dem Trump tatsächlich neben einer smarten Dame und einem smarten Herrn an einem Tisch sitzt und mit dem Finger nach oben deutet, und das ja wohl mitten in einer Kabinettssitzung im Weissen Haus geschossen worden sein muss, liefert den Beweis: „Die anwesenden Minister, darunter Aussenminister Marco Rubio [könnte einer der beiden Smarten sein] und Verteidigungsminister Pete Hegseth [wäre dann wohl die andere], warteten regungslos, bis Trump von selbst zum Ende kam. Beobachter werteten den Auftritt laut «Washington Post» als Beispiel für 'gedankliche Entgleisung' – ein möglicher Hinweis auf kognitive Veränderungen.“

Die Washington Post also auch! Uff! Nun: In mir persönlich bewirkt diese Anekdote zum einen die erstaunliche kognitive Veränderung, dass ich mir bisher absolut nicht bewusst war, dass bei Kabinettssitzungen im Weissen Haus offenbar Beobachter der Presse mit im Raum sind, und dass noch dazu deren Beobachtungen ohne Filterung durch den präsidialen Stab ins Volk gelangen können. Zweitens staune ich noch viel mehr darüber, dass vom Ego-Shooter Trump, bekanntlich dem ultimativen und Greatest Trouble-Shooter in the World ever, allen Ernstes erwartet werden kann, dass er sich in seinen Kabinetts-Sitzungen überhaupt mit irgendjemandem ernsthaft über Krisenbewältigung beraten will, wo Trouble-Shooting doch so einfach ist: Let's make a deal und earn a lot of money! wer weiss das besser als er. Handelt es sich also bei diesem Exkurs ins Ästhetische samt vorgeschlagenem Abstimmungs-Finale nicht vielleicht eher um so etwas wie eine besonders launige Art und Weise, seinen Leuten und uns allen zu signalisieren, dass man den US-Staatssäckel und die Welt statt für Krisen-Sitzungen mindestens ebenso sinnvoll für die Vergoldung des Weissen Hauses plündern könnte? Und drittens – und vor allem – hatte ich bis anhin nun wirklich nicht die geringste Ahnung davon, dass es Trump's ureigenste Erfindung und Spezialität ist, als Regent statt über Krisen über irgendwas zu schwatzen, z.B. darüber, wie wunderbar alles ist und wie golden das Zeitalter, in das man die Nation führen wird bzw. geführt hat.

Aber Tagi hat noch mehr Dementes und Kapitelüberschrift-Würdiges auf Lager:

Falsche Angaben zur Gaza-Hilfe

...hat soll er gemacht und Ende Juli behauptet haben, die USA hätten „'vor zwei Wochen 60 Millionen Dollar für Nahrungsmittelhilfe nach Gaza geschickt'“ – und: „'Kein anderes Land hat etwas gegeben. Niemand hat sich bedankt'.“ Das sei nachweislich falsch, denn: „Das US-Aussenministerium hat im Juni eine Hilfe in Höhe von 30 Millionen Dollar angekündigt – die Auszahlung war Ende Juli jedoch noch nicht erfolgt.“ Aha? Da hat eine Regierung Dinge angekündigt, sie dann nicht umgesetzt und hinterher das Gegenteil behauptet – bloss: wenn derlei von Demenz zeugt, besteht dann nicht beim Grossteil aller Regierungen der Welt dringender Psychiatrisierungs-Bedarf? Den Tagi aber ficht das nicht an, im Gegenteil: als Beweis für Trumps Hirnkollaps führt er ausgerechnet die EU ins Feld, denn die „hatte bereits im Mai eine Zusage über 170 Millionen Euro gemacht.“ Punkt. Dass auf solche EU-Zusagen automatisch immer auch EU-Taten folgen, wird ebenso automatisch vorausgesetzt.

Nein, ich glaube nicht, dass Trump halluzinierte, als er sagte: „Kein anderes Land hat etwas gegeben“; vielmehr stelle ich mir vor, dass ihm dabei die Gaza Humanitarian Foundation GHF vorgeschwebt hat, denn auf die ist er vermutlich sehr stolz: Die Gründung dieser Privatfirma in diesem laufenden Jahr ist nämlich tatsächlich ausschliesslich auf seinem Mist und dem seines Freundes Bibi Netanjahu gewachsen und ersetzt in den killing fields des Gazastreifens mit ihren sage und schreibe 4 (vier) Verteiler-Zentren für Food (aber kein Wasser, keine Medikamente und kein Brennstoff etc. etc.) seit Mai die sage und schreibe 400 (vierhundert) Hilfs-Ausgabestellen der UNRWA, welch letztere Netanjahu zuvor aus dem Gebiet verbannt hatte, weil sie angeblich korrupt und ein Werkzeug der Hamas sei. Aber allzu sehr damit brüsten wollte Trump sich in diesem Moment dann wohl doch nicht, wo ja seit Beginn gegen dieses Unternehmen glaubhafte Vorwürfe im Raum stehen, seine Führung sei vollkommen inkompetent und seine „Hilfslieferungen“ reichten nicht nur hinten und vorne nicht aus, den angeordneten Hungertod der Bevölkerung abzuwenden, sondern seien sogar als Fallen konzipiert, um die Zivilisten in offizielle Kampfzonen zu locken, wo sie dann bequem von USraelischen Militärs wie in einem Computer-Spiel abgeknallt werden können (siehe z.B. https://tuckercarlson.com/tucker-show-anthony-agular oder etwas kürzer https://www.nachdenkseiten.de/?p=136836). Deswegen hat er dazu wohl nicht mehr gesagt als „Niemand hat sich bedankt“ und sich ansonsten darüber ausgeschwiegen; genau dies aber tut von Anfang an nicht nur er, sondern ebenso sämtliche Konzern-Medien inkl. Tagi – in diesem Sinne trifft also die Demenz-Diagnose auf den gesamten medialen Mainstream mindestens ebenso zu wie auf Trump. Und diese Demenz halte ich allerdings für höchst bedrohlich für die Menschheit.

Anstelle so unappetitlicher Sachen wie Völkermord nimmt sich Tagis Edgar Schuler in weiteren Kapiteln lieber Boulevard-Tauglicheres vor, wie „Haarpflege, Duschköpfe – und eine alte Obsession“ oder einen uralten US-Real-Krimi und macht unter der Überschrift „Der Unabomber und Trumps Onkel“ aus dem allgemein verbreiteten „Phänomen, bei dem sich falsche Erinnerungen mit wahren mischen“, eine spezisch Trump'sche Hirnschädigung namens Confabulation – dabei passiert dergleichen meines Wissens Milliarden anderen Erdenbewohnern ebenso, ihr Leben lang, und nicht zuletzt den Medien; dass Trump mit solcherlei vom hohen präsidialen Ross herunter prahlt, geht wohl eher aufs Konto seiner unausrottbaren Selbstüberhöhung, die aus einem Onkel, der eine exklusive Medien-Berühmtheit gekannt haben soll, einen Ritterschlag und Erhebung in den Adelsstand macht, einen Beweis für seine hohe Geburt. Aus „seiner jährlichen Ansprache vor dem Kongress am 4. März“ von sage und schreibe „1 Stunde und 39 Minuten“ Dauer macht Tagi im Kapitel „Marathonrede im US-Kongress“ die „längste Rede dieser Art seit Jahrzehnten“ und unterschlägt, um wie viele Minuten Trump die zweitlängste übertroffen hat und so weiter... Muss „Trump verwechselt seine eigene Ex-Frau“ wirklich auch noch sein? und der „Sozialpsychologen James Pennebaker“, der „in einer Langzeitanalyse (...) sprachliche Vereinfachung und zunehmende Wiederholungen“ festgestellt hat, „ein Muster“, das für Politiker offenbar vollkommen unüblich ist und „laut Pennebaker“ ausschliesslich bei Trump „auf eine nachlassende geistige Leistungsfähigkeit hinweisen könne“...?

Nein, genug der Vereinfachungen und Wiederholungen des immer Gleichen, die uns verschärftes journalistisches Aufmerken suggerieren, ja gar – mittels US-Experten-Votum – „eine Pflicht zu warnen“ erfüllen sollen: „Wenn jemand in einer Machtposition eine Gefahr für andere darstellen könnte, dürfen wir nicht schweigen.“ Ach, wirklich? Super Idee! wär ich nie drauf gekommen.

Nein, wir haben's kapiert: Der Zürcher Tagesanzeiger propagiert unter Berufung auf US-amerikanische Expertise den regime change in Washington, und offenbar ist er damit nicht allein, sondern agitiert an der Seite bedeutender US-Medien, die Spin-Doctors haben entsprechende Massnahmen eingeleitet, Edgar Schuler ist ein gelehriger Schüler. Und tatsächlich wäre Trump ja nicht der erste demokratisch gewählte Präsident, der von erklärten Demokraten unter US amerikanischer Führung aus dem Amt gejagt wird, sei's stillschweigend oder mit Schimpf und Schande. Warten wir's ab! Auch, ob es, falls Trump tatsächlich vor der Zeit gehen muss wie sein Vorgänger, auf einen echten regime change hinausläuft, und nicht bloss auf die nächste Umbesetzung im immer gleichen Kasperle-Theater. Lustig aber ist es schon, wie man uns Schweizer Leser schon mal vorausschauend fit macht für so eine schwerwiegende Entscheidung, oder? Als seien genau wir es, die sie selbst herbeiführen und verantworten müssten.

Und wer's nicht glaubt, kann sich unter https://www.tagesanzeiger.ch/demenz-don ... 4819920901 selbst kundig machen.

Beitrag von Benjamin Kradolfer
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