Westdeutscher Rundfunk Köln
Intendantin Frau Dr. Katrin Vernau
Appellhofplatz 1
50667 Köln
Betreff: Programmbeschwerde gemäß § 8 WDR-Gesetz
Quelle: Quarks (ARD / WDR) vom 30.11.2025
https://www.quarks.de/science-cops/e-au ... ebserie-3/
Anlage: Energetische Systembetrachtung
Sehr geehrte Frau Dr. Vernau,
hiermit erhebe ich gemäß § 8 des WDR-Gesetzes Programmbeschwerde gegen eine Darstellung in der Wissenschaftssendung Quarks, in der sinngemäß ausgeführt wird, dass Elektromotoren gegenüber Verbrennungsmotoren einen deutlich höheren Wirkungsgrad aufweisen.
Die Aussage bezieht sich erkennbar auf den Antriebswirkungsgrad im Fahrzeug und ist in diesem engen Sinne technisch korrekt. Sie bleibt jedoch unvollständig, da die vorgelagerte Energieerzeugung, bzw. -umwandlung und -bereitstellung nicht berücksichtigt wird. Dadurch entsteht beim Publikum der Eindruck einer grundsätzlich höheren energetischen Effizienz elektrischer Antriebe, ohne dass deutlich gemacht wird, dass es sich lediglich um einen Teilaspekt der gesamten Energiekette handelt.
Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist ein Vergleich von Antriebssystemen nur unter Einbeziehung der vollständigen „Well-to-Wheel-Betrachtung“ sachgerecht. Die Höhe des Gesamtwirkungsgrades elektrischer Mobilität hängt dabei maßgeblich vom jeweiligen Strommix ab. Am Beispiel Sachsens zeigt sich dies deutlich: Der dortige Strommix weist eine spezifische Emission von etwa 498 g CO₂ pro kWh auf, was erhebliche Umwandlungsverluste in der Stromerzeugung widerspiegelt.
Die Sendung trennt nicht hinreichend zwischen Antriebswirkungsgrad und Systemwirkungsgrad und stellt damit implizit einen Teilwirkungsgrad einem Gesamtwirkungsgrad gegenüber. Dies widerspricht den Grundsätzen wissenschaftlicher Genauigkeit und begrifflicher Trennschärfe, denen ein öffentlich-rechtliches Wissenschaftsformat in besonderem Maße verpflichtet ist.
Als Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unterliegt Quarks besonderen Anforderungen an:
• wissenschaftliche Genauigkeit
• begriffliche Trennschärfe
• Vollständigkeit wesentlicher Zusammenhänge
• sachliche Ausgewogenheit
Diese Beschwerde richtet sich ausdrücklich nicht gegen Elektromobilität als solche, sondern gegen eine aus wissenschaftlicher Sicht verkürzte und potenziell missverständliche Darstellung, die dem Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht vollumfänglich gerecht wird. Gerade bei gesellschaftlich hoch relevanten Themen wie Energie, Klimaschutz und Mobilität darf didaktische Vereinfachung nicht dazu führen, dass entscheidende systemische Zusammenhänge unberücksichtigt bleiben.
Ich bitte den Rundfunkrat daher um Prüfung des Sachverhalts, eine redaktionelle Stellungnahme sowie um eine künftig klarere und vollständigere Darstellung der genannten Zusammenhänge.
Ich bitte um:
1. eine redaktionelle Stellungnahme zur beanstandeten Darstellung,
2. eine Klarstellung der in der Sendung verwendeten Wirkungsgraddefinition,
3. sowie künftig um eine deutlichere Trennung zwischen Antriebswirkungsgrad und System- bzw. Gesamtwirkungsgrad, insbesondere unter Berücksichtigung regional unterschiedlicher Strommixe.
Gestatten Sie mir noch eine persönliche Bemerkung: Ich fahre bereits seit 2017 einen elektrischen PKW und kenne daher die zweifellos vorhandenen Vorzüge aber auch die Nachteile dieser Antriebsart. Ich stelle immer wieder fest, dass es eine erhebliche Abwehrhaltung gegenüber der Elektromobilität gepaart mit Unkenntnis gibt. Wissenschaftlich unsaubere Berichterstattung in Verbindung mit einer ideologisch determinierten Intension verstärken diese mangelnde Akzeptanz. Das kann doch aber nicht unser Ziel sein, oder?
Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus Gründen der Transparenz diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite unseres Vereins https://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen
Torsten Küllig
Stellvertretender Vorsitzender
Anlage zur Programmbeschwerde – Energetische Systembetrachtung
WRD - Programmbeschwerde Quarks vom 30.11.2025
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