Zum widerwärtigen "Experiment" der ARD unter Einbeziehung des "Souverän" Militärschläge zu propagieren, gab es zum Glück nicht nur Jubelrufe von Quotenjägern und Möchtegernrichtern.
Auf Prantl ist wie immer Verlass, wenn Populismus vorsätzlich auf Moral und Rechtsstaatlichkeit losgelassen wird.
Die Zuschauer wurden im Film "Terror" dazu verleitet, die Menschenwürde zu verraten. Wie die ARD sie in die Amtsanmaßung und in ein Fehlurteil getrieben hat. Sie haben dem Zuschauer verschwiegen, dass das Recht einen Täter schuldig sprechen und ihn trotzdem milde oder gar nicht bestrafen kann. Das ist nicht Rechtserziehung, das ist Erziehung zum Rechtsmissbrauch. Das ist Anleitung zu einem Denken, wonach man das Recht gegen den Terror nur mit Unrecht bekämpfen könne.
Unser Mitstreiter Volker Bräutigam kommentiert das suspekte Spektakel so:
"Ich hab mir dieses Schauerstück verbittert angeschaut. Das „Urteil“ des systematisch manipulierten Publikums hat den anständigen Menschen Gerhard Baum (in der Begleitsendung Hart-aber-fair als Diskutant zu sehen) sichtlich aufgewühlt. Fast 87 Prozent der Laien-„Geschworenen“ hatten für “Freispruch“ plädiert - und damit die Konstruktion des „übergesetzlichen Notstands“ akzeptiert. Offenkundig ohne zu merken, dass sie faschistischer Ideologie aufsaßen, von der dieses ARD-Stück Dreck durchwoben war.
Ich gebe gern zu, dass mich nach dieser Sendung der Gedanke peinigte, was wohl bei einer ganz anderen Konstruktion des Falles herausgekommen wäre: Der Major hat die Lufthansa-Passagiermaschine in Übereinstimmung mit dem Grundgesetz und mit seinen Befehlen n i c h t abgeschossen, sie ist ins Stadion gestürzt und hat dort 5000 Menschen das Leben gekostet; Angehörige der Opfer haben den Major wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt. ...
Die Alternative hingegen, vor die sich der Major im ARD-Stück gestellt sah, hieß 164 Leben von Passagieren gegen 70000 (!!!) Leben von Stadionbesuchern, ein hirnrissiges, aber schön publikumswirksames Verhältnis.
Wir leben in Zeiten von staatlich vorangebrachtem Massenmord und Massentotschlag. Liberale, rechtsstaatlich gebildete Geister wie die vormaligen Justizminister Baum und Hirsch gelten als Dinos und Außenseiter. Und werden entsprechend in unseren öffentlich-rechtlichen, konformistischen, zeitgeistigen Massenmedien durch deren Kloake gezogen."
Ein starker Kommentar fand sich auch im Blog Propagandaschau:
Wie ARD-Zuschauer zu Komplizen des Militarismus gemacht werden sollen: „Terror – Ihr Urteil“
Die ARD sendet heute Abend mit „Terror – Ihr Urteil“ die medial aufwändige und im Vorfeld vielfach beworbene Inszenierung eines menschenverachtenden Gedankenspiels. Die Zuschauer sollen entscheiden, ob ein Kampfpilot sich durch den Abschuss eines von Terroristen entführten Passagierjets und dem damit verbundenen Tod Unschuldiger zur vermeintlichen Rettung einer Vielzahl anderer Unschuldiger selbst schuldig gemacht hat.
Hinter der pseudo-aufklärerischen Inszenierung lauert ein perfides psychologisches Kalkül: Die Bürger werden zu Komplizen gewalttätiger Eliten gemacht, die in Wahrheit überhaupt erst die Ursachen für den Terror (Krieg des kleinen Mannes) gelegt haben. Die Ursachen des Terrors aber sollen im inneren Konflikt um den Abschuss des Flugzeugs aus der Wahrnehmung verschwinden und die Bürger für militärische Handlungen emotional geöffnet werden – selbst wenn diese Handlungen eigene, unschuldige Opfer fordern. Die Botschaft: Wir, die Guten, werden vom Bösen bedroht und müssen uns mit allen Mitteln dagegen wehren – wir dürfen selbst zum Bösen gegen Unschuldige greifen, weil wir – die Guten – ja nur noch Schlimmeres verhindern wollen. (...)
Weitere Pressestimmen:Nachdenkseiten: „Terror“ – wie die ARD ihre Zuschauer für dumm verkauft und „nebenbei“ auch noch die Kärrnerarbeit für die Feinde des Rechtsstaats erledigt.
Spiegel:Spielfilm top, der Rest flop.
FR-online:Die Zuschauerbefragung zum TV-Drama „Terror“ zielt ins Leere, das Strafrecht hat die Antwort längst gegeben. Die Welt hat Probleme genug, man sollte sie mit Scheinproblemen tunlichst verschonen. Scheinprobleme sind solche, die kein Mensch hat, die aber gerne fortwährend begackert werden, zum Beispiel in dem von der ARD mit großem Tamtam beworbenen Film „Terror“ nach dem gleichnamigen Theaterstück des Juristen Ferdinand von Schirach.
SZ: Die TV-Zuschauer stimmen gegen das Grundgesetz
taz:Schuldig im Sinne des Unsinns
Evangelisch-Altpapier: Schirach hätte durchaus eine andere Konstellation wählen können: Einen Terroranschlag, wo sich der Pilot geweigert hatte, trotz des ausdrücklichen Befehls das Flugzeug abzuschießen. Die rechtliche Konsequenzen wären keineswegs eindeutig. Aber das veränderte zweifellos die Wahrnehmung der Zuschauer. Deren Bereitschaft, auch dann noch die Befehlsverweigerung eines Piloten aus rechtsstaatlichen Überzeugungen zu akzeptieren, wäre auf eine echte Probe gestellt worden.