Um Europa immer sicherer und sicherer zu machen, hat sich die Nato in den letzten drei Jahrzehnten rund 1000 km in Richtung Moskau erweitert – und nun verkündet Nato-Generalsekretär Rutte im Brustton der tiefsten Überzeugung und Besorgnis, schon nächstens stehe der Russe „direkt vor unserer Haustüre“, wir alle hätten uns auf einen Krieg einzustellen, „wie ihn unsere Eltern und Grosseltern erdulden mussten“.
Wie passt das zusammen? Wenn wir ausschliessen, dass die Nato-Strategen jedes Mal, wenn sie uns Sicherheit versprachen, gelogen haben, dann bleibt nur der Schluss, dass ihnen das Ganze rein versehentlich zum genauen Gegenteil des Versprochenen geriet, also zumindest eine katastrophale Fehlkalkulation war – und im Endeffekt keinen Deut harmloser als Lügen. Der Herr Generalsekretär aber hat offenbar nicht nur den Logik-, sondern auch den Geschichtsunterricht geschwänzt; denn nicht genug, dass er jede Nato-Verantwortung für das Desaster zurückweist: auch von Hiroshima und Nagasaki scheint er nichts zu wissen, und dass seither der Dritte Weltkrieg nie mehr einer sein wird wie jener „unserer Eltern und Grosseltern“, sondern garantiert ein atomarer, und damit aller Wahrscheinlichkeit nach auch der definitiv Letzte. Doch statt von den Hebeln der Macht entfernt und in Therapie gesteckt zu werden, macht diese Art grössenwahnsinniger Kognitions- und Realitätsverlust und global-genozidale Verantwortungs-Unfähigeit in Europas aktueller Polit-Elite hemmungslos Schule. Kyrie eleison!
Kommentar von Benjamin Kradolfer
Europas Wahn und Führung
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast