MDR – Mehr Osten wagen
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) versagt teilweise dabei, seine Kernaufgaben zu erfüllen, und die Reformvorhaben der Geschäftsführung gehen in die falsche Richtung. So ließe sich die Wortmeldung von Heiko Hilker zusammenfassen, mit der dieser auf die »Programmstrategie 2025« eingegangen ist, die von der Geschäftsführung des MDR am 16. September auf einer Klausur des Rundfunkrats in Radebeul vorgelegt wurde. Der Vertreter des Deutschen Journalistenverbands (DJV) im Rundfunkrat monierte zunächst, dass das Gesamtbild der vorgestellten Maßnahmen unklar sei. Es werde nicht dargelegt, was sie jeweils kosten würden, wieviel der Sender dabei sparen und welche Summen er wohin umschichten wolle. Dann wurde seine Kritik grundsätzlich.
Der Dresdner Medienexperte analysierte ausführlich die Defizite des Dreiländersenders, etwa bei der Erfüllung seiner Kernaufgabe als öffentlich-rechtliche Medienanstalt: der Regionalität. Der MDR müsse abbilden, was etwa auf Landkreisebene an Relevantem passiere, dieses Abbild werde jedoch nicht geboten. Wie bei der Kulturberichterstattung. Der MDR berichte nicht flächendeckend über die Premieren an Oper und Theater oder über freie Bühnen und Festivals im Sendegebiet.
Die Zielgruppe Kinder werde seiner Ansicht nach »vernachlässigt«. Für Kinder in der Altersgruppe der Drei- bis Siebenjährigen gebe es weiterhin kein umfangreiches Audioangebot, der Onlinestream für die etwas Älteren biete nur wenige Eigenproduktionen. Wer kein Interesse habe, die Kinder an die eigenen Plattformen zu binden, werde die Erwachsenenzielgruppe von morgen kaum gewinnen, konstatierte er.
Der Senderführung warf der DJV-Rundfunkrat des weiteren vor, mit den Programmangeboten nicht medienadäquat umzugehen. Viele Angebote entsprächen nicht den Eigenheiten des jeweiligen Mediums, Beispiel Radio: Verschiedene Interessen unterschiedlicher Zielgruppen müssten bedient werden, auch bei Radionachrichten. Bei MDR Aktuell, MDR Kultur, MDR Klassik und MDR Jump bestehe aber der einzige Unterschied darin, dass die Nachrichten bei Jump mit einem Musikteppich unterlegt seien. Die Senderführung soll entgegnet haben, das Problem sei erkannt, und verwies demnach auf »Anstrengungen beim Qualitätsmanagement«.
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Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/485558.%C3%B6ffentlich-rechtlicher-rundfunk-mehr-osten-wagen.html
